Platzhalter für Profilbild

Maimouna19

Lesejury-Mitglied
offline

Maimouna19 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Maimouna19 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.04.2024

Big Brother is everywhere....

Going Zero
0

Zehn Kandidaten (Zero 1 bis Zero 10) wurden ausgewählt, um am Betatest von FUSION, einem Projekt der US-Geheimdienste und dem Social Media Konzern WorldShare von Cy Baxter, teilzunehmen. FUSION ist ein ...

Zehn Kandidaten (Zero 1 bis Zero 10) wurden ausgewählt, um am Betatest von FUSION, einem Projekt der US-Geheimdienste und dem Social Media Konzern WorldShare von Cy Baxter, teilzunehmen. FUSION ist ein Hightech-Überwachungsprojekt, das verspricht, jeden überall aufspüren zu können und soll der Regierung helfen, Terroristen und Verbrecher festzusetzen, bevor sie ihre Taten begehen können.

Die Kandidaten werden über den Start des Tests informiert und haben dann zwei Stunden Zeit, abzutauchen. Wer es schafft, 30 Tage unauffindbar zu bleiben, erhält ein Preisgeld von 3 Millionen US-Dollar. Auch für Cy Baxter steht einiges auf dem Spiel. Gelingt es, alle Testteilnehmer vor Ablauf der Frist aufzuspüren, winkt eine milliardenschwere Partnerschaft mit den US-Geheimdiensten.

Kaitlyn Day, eine Bibliothekarin aus Boston, die aus ganz eigenen Motiven an diesem Test teilnimmt, wird anfangs gründlich unterschätzt, erweist sich aber schnell als ernstzunehmende Herausforderung.

Anthony McCarten erzählt eine absolute spannende und temporeiche Geschichte, die mich so gefesselt hat, dass ich das Buch mehr oder weniger in einem Rutsch verschlungen habe. Ich habe mit Kaithlyn mitgefiebert und –gelitten und war jedes Mal erleichtert, wenn es ihr doch wieder gelungen war, ihren Verfolgern ein Schnippchen zu schlagen und zu entkommen.

Auch wenn man es eigentlich weiß, ist es trotzdem gruselig zu lesen, inwieweit jeder schon zum gläsernen Mensch geworden ist, selbst wenn er in den sozialen Medien keine privaten Informationen von sich gibt. Öffentlich aufgestellte Kameras, Handyortung, Fitness-Tracker, Kreditkartenzahlungen, Internet-Nutzungsverhalten, Autos mit ihrer Elektronik, etc. – jeder hat einen digitalen Fußabdruck. Und wenn das nicht reicht, gibt es ja auch noch Gesichtserkennungssoftware, Drohnen und Wärmebildkameras, etc. Chatverläufe und Email-Verkehr können ausgewertet, entsprechende Algorithmen genutzt und Profile erstellt werden – kann man da noch spurlos verschwinden?
Wenn dann noch dubiose Geschäftsinteressen und die niederen Züge des menschlichen Charakters zum Tragen kommen, wird es brandgefährlich. Datenschutz und Privatsphäre zählen nichts mehr, denn alles dient natürlich nur der Früherkennung und Gefahrenabwehr!

Was in Huxleys „Schöne neue Welt“ und Orwells „1984“ noch als Utopie belächelt wurde, ist inzwischen erschreckende Realität.

Klare Leseempfehlung meinerseits. Alles in allem ein echter Pageturner, flüssig geschrieben, spannend bis zur letzten Seite, besonders auch durch den Plot-Twist in der 2. Hälfte des Buches, der Kaithlyns wahre Motive enthüllt. Und am Ende bleibt ein beklemmendes Gefühl!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.03.2024

der alltägliche Wahnsinn und gleichzeitig der größte Spaß

Der größte Spaß, den wir je hatten
0

Claire Lombardo ist eine US-amerikanische Schriftstellerin, 1989 geboren in Oak Park, Illinois. Sie arbeitete als Sozialarbeiterin und PR-Agentin, bevor sie am renommierten Iowa Writers' Workshop studierte. ...

Claire Lombardo ist eine US-amerikanische Schriftstellerin, 1989 geboren in Oak Park, Illinois. Sie arbeitete als Sozialarbeiterin und PR-Agentin, bevor sie am renommierten Iowa Writers' Workshop studierte.
„Der größte Spaß, den wir je hatten“ ist ihr Debütroman und dreht sich um die Familie Sorenson, eine intakte Familie, standfest und ungebrochen, auch wenn hin und wieder das Chaos durchbricht.
Marilyn und David Sorenson leben in einem bürgerlichen Vorort von Chicago (Oak Park) und sind seit 40 Jahren glücklich verheiratet. Sie sind ein sehr inniges, leidenschaftliches Paar und auch nach so vielen Jahren immer noch verrückt nacheinander. Für ihre vier erwachsenen Töchter sind sie ein nahezu unerreichbares Vorbild - und das ist es auch, was die vier sehr ungleichen Schwestern eint: sie versuchen, Ihren Eltern nachzueifern, leben aber in der beständigen Angst, niemals so glücklich zu werden wie sie.
Die älteste Tochter, Wendy, ist früh verwitwet und tröstet sich mit Alkohol und jungen Männern. Violet, früher eine erfolgreiche Prozessanwältin, verwendet jetzt ihre ganze Energie darauf, die perfekte Ehefrau und Vollzeitmutter zu sein. Liza, eine der jüngsten Professorinnen des Landes, muss mit den depressiven Schüben ihres Freundes fertig werden und wird dann auch noch schwanger. Und das Nesthäkchen, Grace, weiß noch nicht, wie es in ihrem Leben weitergehen soll und lebt eine Lüge, die niemand ahnt.
Und dann platzt Jonah in ihre Mitte, vor fünfzehn Jahren von Violet zur Adoption freigegeben. Und Glück ist auf einmal das geringste Problem.
Diese grandiose Familiengeschichte wird aus sieben Perspektiven erzählt (Marilyn, David, die vier Töchter, Jonah). Die Handlung spielt in der Gegenwart, gleichzeitig gibt es immer wieder Rückblicke in die Vergangenheit. Diese Sprünge durch Biographien und Zeiten lassen keine Langeweile aufkommen, sondern machen die Lektüre sehr kurzweilig.
Es wird recht schnell klar, dass auch die Ehe von Marilyn und David nur scheinbar perfekt ist. Sie haben jung geheiratet, schnell kam die erste Tochter auf die Welt, die zweite folgte schon ein Jahr später, so dass Marilyn ihr Studium nicht beenden konnte. Noch zwei weitere Kinder und der normale Alltagswahnsinn, den eine große Familie mit sich bringt, lassen auch Marilyn und David hin und wieder an ihre Grenzen kommen. Doch es gelingt ihnen, alle Widrigkeiten, die das Leben so mit sich bringt, zu umschiffen und sich nie ganz zu verlieren. Eine glückliche, lange Ehe bedeutet eben auch harte Beziehungsarbeit. Gibt es etwas Schöneres, als über eine Ehe sagen zu können, dass sie „der größte Spaß (ist), den wir je hatten“?
Alles in allem eine wunderbare Familiengeschichte und am Ende des Buches bleiben beim Leser positive Gefühle, also klare Leseempfehlung meinerseits.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.02.2024

Absolut fesselnd!!

Yellowface
0

June Hayward und Athena Liu sind zwei junge Schriftstellerinnen, die sich zu Beginn ihres Studiums kennengelernt haben und seitdem in einer Art „Zweckfreundschaft“ miteinander verbunden sind. Die chinesisch-amerikanische ...

June Hayward und Athena Liu sind zwei junge Schriftstellerinnen, die sich zu Beginn ihres Studiums kennengelernt haben und seitdem in einer Art „Zweckfreundschaft“ miteinander verbunden sind. Die chinesisch-amerikanische Athena steigt direkt mit ihren ersten Romanen zum gefeierten Star der Literaturszene auf, was ihr ein luxuriöses Leben frei von finanziellen Sorgen erlaubt. Für June läuft es weniger gut, ihr Debütroman bleibt weitestgehend unbeachtet und sie muss sich mit Jobs als Aushilfslehrerin mehr recht als schlecht über Wasser halten.

Als Athena in ihrer Wohnung im Beisein von June bei einem absurden Unfall ums Leben kommt, entwendet June das gerade fertiggestellte Manuskript von Athenas neuestem Roman, der die Geschichte des chinesischen Arbeiterkorps während des Ersten Weltkriegs behandelt. Sie hat das Potential des Stoffes erkannt, überarbeitet das Werk und veröffentlicht es unter ihrem neuen Pseudonym Juniper Song (wer denkt bei dem Thema dieses Romans nicht an eine Autorin chinesischer Herkunft!). Erwartungsgemäß entwickelt sich das Buch zu einem Bestseller und die Leserschaft darf nun gespannt sein, ob es June gelingt, ihr Geheimnis zu bewahren oder ob die Täuschung doch auffliegt.

Rebecca F. Kuang ist eine amerikanische Autorin chinesischer Herkunft und bekannt durch ihre Fantasy-Romane (die Trilogie Im Zeichen der Mohnblume sowie den Roman Babel). Da mich das Fantasy-Genre überhaupt nicht anspricht, war sie mir bis dato kein Begriff. Ich bin nur zufällig auf Yellowface aufmerksam geworden, da es in der Gegenwart spielt und ich eine spannende Geschichte, die in der Literaturszene spielt, erwartet habe. Um es gleich vorwegzunehmen: Yellowface hat mich nicht enttäuscht, sondern meine Erwartungen mehr als erfüllt.

Mit June, der Erzählerin der Geschichte, hat RF Kuang einen sehr widersprüchlichen Charakter geschaffen. Einerseits ist sie eine skrupellose Diebin, andererseits kämpft sie mit Verzweiflung und Selbsttäuschung, ihre Ängste, ihr Neid, ihre Eifersucht wirken real. Bei mir hat die Figur der June die unterschiedlichsten Emotionen ausgelöst, angefangen von Entrüstung, über Frustration bis zu Mitleid (am Ende hat das Mitleid überwogen).

Alle anderen Protagonisten (Athena, Athenas Ex-Freund Geoff, Candice, etc.) in diesem Buch sind ebenfalls sehr komplex, niemand ist durchgängig sympathisch (auch wenn wir sie natürlich nur durch Junes Augen sehen können). Selbst für Nebenfiguren wie Athenas Mutter, Junes Mutter und Schwester, Lektoren, Agenten, sogenannte „Freunde“ aus den sozialen Medien habe ich gewisse Antipathien entwickelt; niemand ist nur Opfer, jeder ist irgendwann auch Täter.

RF Kuang ist ein packender, spannender und kurzweiliger Roman gelungen, rasant und flüssig geschrieben, den ich bis zum Schluss kaum aus den Händen legen konnte. Gleichzeitig befasst sich das Buch mit vielen top-aktuellen Themen, sei es die Verlogenheit der Literaturbranche, „Diversity“ als Marketingtool für hohe Verkaufszahlen zu nutzen, statt Literatur tatsächlich zu diversifizieren, sei es die Debatte über kulturelle Aneignung (wer „darf“ über bestimmte Themen schreiben), Rassismus, oder den Einfluss der sozialen Medien auf Erfolg/Misserfolg eines Buches. Gerade was die sozialen Medien betrifft, ist hier alles dabei: Bashing, Ghosting, Hate Speech, etc. Auch die Vereinsamung des/der Einzelnen durch soziale Medien wird sehr deutlich, weder Athena noch June scheinen wirklich gute Freunde oder eine liebevolle Beziehung zur Familie in der realen Welt zu haben. Kontakte, Austausch findet überwiegend über Twitter, IG, etc. statt.

Auch wenn das Buch nicht mit dem vielleicht gewünschten furiosen Knall endet, ist das Finale durchaus folgerichtig und schmälert meine Begeisterung für Yellowface keineswegs.

Klare Leseempfehlung meinerseits, bei Yellowface handelt es sich um grandiose Unterhaltung, die viel Stoff zum Nachdenken liefert.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Themen
Veröffentlicht am 26.06.2024

Positiv bleiben!

Wenn du schon hundert wirst, kannst du genauso gut auch glücklich sein
0

In einer immer älter werdenden Gesellschaft ist das Alter ein Thema, das irgendwann jeden einholt.
Das wunderschön gestaltete Cover und – mehr noch – der Titel „Wenn Du schon hundert wirst, kannst du ...

In einer immer älter werdenden Gesellschaft ist das Alter ein Thema, das irgendwann jeden einholt.
Das wunderschön gestaltete Cover und – mehr noch – der Titel „Wenn Du schon hundert wirst, kannst du genauso gut auch glücklich sein“ hat mich sofort angesprochen, denn wer möchte nicht glücklich, zufrieden und mit sich im Reinen altern. Und wer kann sich besser zu diesem Thema äußern als ein hochbetagter Mensch mit dem großen Erfahrungsschatz eines langen, nicht immer einfachen Lebens.
Und so teilt Rhee Kun Hoo, ein fast 90jähriger koreanischer Psychiater, seine Erkenntnisse mit der Leserschaft.
Neue Erkenntnisse bietet das Buch nicht, wer den ultimativen Plan für ein glückliches Altern erwartet hat, wird enttäuscht. Die Erfahrungen, Erlebnisse, Gedanken und Schlussfolgerungen des Autors bestätigen, was man eigentlich schon weiß: Glück und Zufriedenheit im Alter sind keine Selbstläufer, es liegt an jedem selbst! Dem Alter kann niemand entgehen, also nützt es auch nichts, in Selbstmitleid zu versinken und miesepetrig zu lamentieren. Stattdessen sollte man die Realitäten akzeptieren und das Beste daraus machen: soziale Kontakte pflegen, neue Kontakte knüpfen, sich über die kleinen Dinge des Lebens freuen, im Rahmen seiner Möglichkeiten aktiv sein, auch den nachfolgenden Generationen etwas zutrauen und nicht ständig kritisieren, etc. Viele dieser Tipps gelten nicht nur für das Alter, sondern sind in jeder Lebensphase wichtig.
Der Schreibstil ist flüssig und humorvoll, das Buch hat mich zum Schmunzeln, aber auch zum Nachdenken gebracht.
Auch wenn das Buch nichts wirklich Neues liefert, werde ich sicher hin und wieder darin blättern, ganz besonders dann, wenn ich mal wieder mit mir selbst hadere. Der eine oder andere Gedanke ist es wert, mehrmals gelesen zu werden!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.06.2024

Mehr "Wohlfühl" als "Krimi

Mieses Spiel um schwarze Muscheln
0

Inspecteur Piet van Houvenkamp will nur gemütlich angeln und ein paar Hornhechte fangen. Leider zieht sein Angelnachbar eine Leiche aus dem Wasser, den ordentlich in einen Sack verpackten Muschelfischer ...

Inspecteur Piet van Houvenkamp will nur gemütlich angeln und ein paar Hornhechte fangen. Leider zieht sein Angelnachbar eine Leiche aus dem Wasser, den ordentlich in einen Sack verpackten Muschelfischer Jacobus Schouten. Da Piet bereits vor Ort ist übernimmt er mit seiner Assistentin Annemieke Breukirk erst mal die Ermittlungen. Das kommt dem eigentlich zuständigen Beamte, Pim Wouters, sehr gelegen, da er vollauf mit der bevorstehenden Geburt seines ersten Kindes beschäftigt ist und überhaupt keinen Kopf für Mordermittlungen hat.
Auch die nordrhein-westfälischen Camper, die pünktlich zu Ostern auf dem Campingplatz „De Grevelinge“ eingefallen sind, haben von dem Leichenfund erfahren und starten ihre eigenen Ermittlungen.
„Mieses Spiel um schwarze Muscheln“ ist der dritte Fall von Inspecteur Piet van Houvenkamp und die deutschen „Privatermittler“. Die beiden Vorgängerbände habe ich nicht gelesen, trotzdem konnte ich der Geschichte gut folgen.
Bernd Stelters Schreibstil hat mir gut gefallen – unterhaltsam und lustig. Als Hörbuch, gelesen von Bernd Stelter wäre es wahrscheinlich noch witziger gewesen. Alle Klischees, die man von deutschen Campern hat, werden bedient, man erfährt so einiges über Miesmuscheln, das Muschelgewerbe, gute Muschelrestaurants und die leckersten holländischen Biersorten. Sollte ich also mal Campingurlaub im holländischen Zeeland machen wollen, kenne ich mich jetzt bestens aus. Das Buch kann jeden Reiseführer ersetzen. Ein Krimi ist es leider nicht. Die Mordermittlungen sind eher zweitrangig, von Spannung keine Spur. Man kommt überhaupt nicht auf die Idee, mitzurätseln bzw. Vermutungen über den Täter anzustellen. Da hilft auch eine zweite Leiche und die überraschende Lösung nichts mehr.
Alles in allem locker-flockige Unterhaltung für ein paar vergnügliche Lesestunden. Ein humoriger Wohlfühlkrimi für Holland- und Campingliebhaber. Da die Betonung auf „Wohlfühl“, aber nicht auf „Krimi“ liegt, wohl eher nichts für echte Krimifans.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere