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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.12.2017

Frank Lehmann in Berlin

Wiener Straße
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Wir treffen auf Herrn Lehmann - inzwischen eher als Frank unterwegs und die bereits bekannten Berliner Konsorten im Jahr 1980. So richtig chronologisch geht sein Autor Sven Regener nicht mit ihm und den ...

Wir treffen auf Herrn Lehmann - inzwischen eher als Frank unterwegs und die bereits bekannten Berliner Konsorten im Jahr 1980. So richtig chronologisch geht sein Autor Sven Regener nicht mit ihm und den anderen Gesellen um - muss ja auch nicht.

Was mich vielmehr stört: die Luft ist momentan so ziemlich raus bei den Jungs und Mädels in Berlin, die diesmal in eine neue WG ziehen - rausgeschmissen bei Erwin Kächele, um Freundin und Kind (in naher Zukunft zu erwarten) Platz zu machen, hat dieser immerhin genug Verantwortungsbewusstsein, um ein neues Heim parat zu stellen für die 4er-WG bestehend aus Herrn Frank Lehmann, den Extemkünstlern Karl Schmidt und H.R. Ledigt (ich liebe diesen Namen) sowie der nervigen Chrissie, die ich wirklich nicht brauchen kann in diesen Büchern, auch wenn sie quasi meine Altersgenossin ist. Aber hätte ich sie in echt gekannt, ich hätte sie gehasst, so viel ist klar!

Wobei mich das beim Lesen überhaupt nicht stört, ich muss nicht jeden in den Büchern mögen. Aber während ich "Herr Lehmann" überaus unterhaltsam und "Neue Vahr Süd" sogar genial fand, dümpelt es hier gemächlich vor sich hin, vor allem aufgrund der ganzen Wiederholungen in Bezug auf Jobsuche und -verteilung in Erwins Kneipe. Ich weiß selbst noch allzugut, wie realistisch das damals war - Jobs waren wie auch "richtige" Stellen äußerst dünn gesät, aber dennoch: diese ständige Thematisierung nervt ziemlich.

Auch wenn ich Herrn Lehmann und Konsorten mag und sie niemals richtig schlecht beurteilen werde, muss ich diesmal ein paar Abstriche machen. Aber soweit, die Lektüre nicht zu empfehlen, gehe ich nicht - niemals! Herr Lehmann ist immer einen Blick (oder auch mehrere) wert.

Veröffentlicht am 20.12.2017

Alte Geschichten...

Erleuchtung (Ein Karen-Stark-und-Paul-Bremer-Krimi 8)
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...beziehungsweise eine Geschichte, deren Fäden in Peru und in Deutschland, in der Vergangenheit - den "wilden" 60ern, den "ökomäßigen" 80ern - und der Gegenwart zusammenlaufen, steht im Mittelpunkt von ...

...beziehungsweise eine Geschichte, deren Fäden in Peru und in Deutschland, in der Vergangenheit - den "wilden" 60ern, den "ökomäßigen" 80ern - und der Gegenwart zusammenlaufen, steht im Mittelpunkt von Anne Chaplets neuem Kriminalroman.

Kommissar Giorgio DeLange trifft bei einer Dienstreise in Peru auf eine alte Geschichte, in der der ihm bekannte Karl-Heinz Neumann auftaucht... diese Geschichte hat mit viel Blut und Gewalt und mit großen Verlusten und nicht zuletzt mit der Terrororganisation "Leuchtender Pfad" zu tun. Karl-Heinz Neumann, einer der Player, begegnet ihm schließlich Monate später in der mondänen Umgebung des Maskenballs in der Alten Frankfurter Oper - von Seiten Neumanns ist diese Begegnung mehr als ungewollt, doch was steckt dahinter? Woher kennen sich die beiden, was sind die Hintergründe?

Wild geht es zu in der "Erleuchtung", wild und wirr - einerseits ist durchaus eine gewisse Spannung vorhanden, die sich durch die gesamte Geschichte zieht, doch zu wirr werden die Entwicklungen teilweise für meinen Geschmack, zu sehr springt die Handlung zwischen Hessen und Peru und verschiedenen Figuren hin und her.

Anne Chaplet schreibt fesselnd, literarisch anspruchsvoll und mit großer Kenntnis der internationalen Zeitgeschichte, daher ist auch ihr neues Werk auf sprachlicher Ebene ein Genuss und setzt sich wohltuend von der Masse deutscher Krimis ab. Doch leider vermag der Plot diesmal nicht Schritt zu halten mit den schriftstellerischen Fähigkeiten der Autorin, gerade zum Ende hin, wo doch eigentlich aufgelöst werden sollte, im letzten Drittel gibt es leider von allem - abgesehen von einer klaren Struktur und Auflösung - ein bisschen zu viel.

Veröffentlicht am 20.12.2017

Thank you for the days

Unsere Tage am Ende des Sees
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hose endless days, those sacred days you gave me
I'm thinking of the days, I won't forget a single day, believe me!

An diesen alten und aus meiner Sicht wunderschönen Kinks-Song musste ich ganz oft denken, ...

hose endless days, those sacred days you gave me
I'm thinking of the days, I won't forget a single day, believe me!

An diesen alten und aus meiner Sicht wunderschönen Kinks-Song musste ich ganz oft denken, während ich die Liebesgeschichte von Hanna und Alex las - dass es eine bittersüße wird, das war schon bald klar, ebenso, dass dies nicht das einzige große Thema des Buches ist.

Denn Hanna hatte ihre bayerische Heimat und damit ihre Mutter früh verlassen und war nach Hamburg übergesiedelt, was es damit auf sich hatte, das dröselt Autorin Linda Winterberg peu á peu in ihrem neuen Roman auf. Also sind es gleich mehrere Beziehungsgeschichten um Hanna, deren Entwicklung hier aufgedeckt wird.

Sie hat nämlich gerade ihren Mann bei einem Unfall verloren und begibt sich nun auf die Spuren ihrer Jugend - wahrlich kein unkompliziertes Unterfangen, gibt es darin doch so einige dunkle Stellen!

Linda Winterberg schreibt warmherzig und ergreifend, doch leider auch ziemlich voraussehbar - am Ende fügte sich alles ganz genau so zusammen, wie ich es bereits vor der Mitte des Romans zu erahnen begann. Dennoch habe ich das Buch - das vor allem in der Mitte auch die ein oder andere Länge aufweist - wirklich gern gelesen, auch wenn ich gestehen muss, dass es stellenweise ein kleines bisschen langweilig wurde.

Ein Buch für einen Ferientag oder gar für den Strand, einfach aufgrund der Wärme, die es trotz der Problematik, die stellenweise transportiert wird, ausstrahlt.

Veröffentlicht am 26.06.2024

Bildende Kunst im Fokus

Das Gewicht eines Vogels beim Fliegen
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Ein Buch, auf das ich sehr gespannt war: ein Roman im Roman und dann auch noch zum Thema Kunst! Ich habe mich sehr auf diese Lektüre gefreut. Leider jedoch verpuffte mein Interesse recht bald, da die Zusammenhänge ...

Ein Buch, auf das ich sehr gespannt war: ein Roman im Roman und dann auch noch zum Thema Kunst! Ich habe mich sehr auf diese Lektüre gefreut. Leider jedoch verpuffte mein Interesse recht bald, da die Zusammenhänge zwischen den beiden Erzählsträngen nicht so gestaltet waren, dass ich als Leserin ungeduldig dem weiteren Handlungsverlauf entgegen blickte.

Ganz im Gegenteil: Mit dem Eintritt in diese spezielle Welt der Kunst habe ich mich leider sehr schwer getan. Das kann natürlich mit überhöhten Erwartungen zusammenhängen. Mir gingen gewisse stilistische Feinheiten, vor allem die wiederholten Parallelen in beiden Erzählsträngen (weiße Hütchen, um nur ein Beispiel zu nennen) gehörig auf den Keks.

Was als geschickter Kniff gedacht war, um die Spannung zu erhöhen, kam bei mir leider nicht an.

Veröffentlicht am 12.06.2024

Mord mit Duft

Tödlicher Duft
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Beziehungsweise im Umfeld der tollsten Düfte. Denn Parfumeur Eric Sentir, einer der besten, nein: begnadetsten Duft-Kompositeure ist ermordet worden und noch hat niemand eine Idee, wer der Schuldige sein ...

Beziehungsweise im Umfeld der tollsten Düfte. Denn Parfumeur Eric Sentir, einer der besten, nein: begnadetsten Duft-Kompositeure ist ermordet worden und noch hat niemand eine Idee, wer der Schuldige sein könnte und aus welchem Grund. Dass der Mord im Umfeld der Düfte stattfand, erstaunt hingegen niemanden, denn wir befinden uns in Grasse in der Provence, DER Hauptstadt der Düfte schlechthin. Commissaire Campanard, ein eigenwilliger, dabei sehr erfahrener Ermittler, stellt flugs ein kleines Team zusammen - neben ihm sein junger Kollege Olivier und die berühmte Polizeipsychologin Linda Delacours aus Paris, die sich gerade in einem Tal ihres Schaffens befindet und daher siist. Mit ihr hat Campanard etwas besonderes vor: sie soll undercover an der Parfumeursschule, an der der Mord stattfand, an einem Lehrgang, der gerade beginnt, teilnehmen.

Ein interessantes Szenario, das sich aus meiner Sicht leider etwas schwerfällig entwickelte, so dass die Spannung zu kurz kam. Wenn die komplizierten Ausführungen der Aktivitäten des Teams weniger umständlich dargestellt worden wären, hätte mich der Krimi sicher begeistern können.

Das Show Down allerdings macht einiges wett, ebenso wie der originelle Humor des Autors, der ab und zu hervorblitzt. Daher werde ich mich vor dem nächsten Band sicher nicht drücken!