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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.06.2024

Teilweise zu ausufernd, meistens spannend und voller Ideen

Ferryman
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Tatsächlich hat mich das Buch ein wenig überrascht. Im positiven Sinne. Ich hatte einen leichten Krimi erwartet, mir wurde jedoch eine neue phantastische Welt im Science-Fiction-Stil eröffnet, in die ich ...

Tatsächlich hat mich das Buch ein wenig überrascht. Im positiven Sinne. Ich hatte einen leichten Krimi erwartet, mir wurde jedoch eine neue phantastische Welt im Science-Fiction-Stil eröffnet, in die ich mich erst hineinfinden musste. Der Einstieg war holprig, trocken, zu viel Neues prasselte auf mich ein. Doch als ich mich mit den Figuren und Gegebenheiten vertraut gemacht hatte, war ich schier gefangen in der sagenumwobenen Story.

Proctor Bennett ist der Hauptprotagonist der Geschichte. Ein wenig gewöhnungsbedürftig als Charakter, aber nach und nach habe ich ihn zu verstehen gelernt. Er liebt Prospera, stellt nichts in Frage, lebt sein Leben. Sowohl beruflich als auch privat. Jedoch hat so alles schöne Leben ein plötzliches Ende, weshalb sich unser Charakter die Frage stellt: „Was mache ich hier eigentlich?“ Das hat mir gut gefallen, denn dadurch hat sich Proctor weiterentwickelt und seine Figur ist durch diese Erfahrungen gewachsen. Auch die Nebenfiguren haben zur Story beigetragen und konnten daher gut mit Proctor harmonieren. Den ein oder anderen hätte ich gern näher kennengelernt, zum Beispiel seine Frau Elise, Künstlernatur, wild und eigensinnig.

Zu Beginn wirkt das Buch und auch die Geschichte düster, unnatürlich, sodass ich (wie eingangs erwähnt) Probleme hatte, mich zurechtzufinden. Der Autor wechselt zwischen auktorialer Erzählweise und der Ich-Perspektive hin und her, was einfach nicht mein Ding ist. Ich muss mich dadurch andauernd kopftechnisch umstellen, weshalb ich eine einzelne Perspektive bevorzuge.

Ungefähr zur Hälfte des Buches zieht die Geschichte merklich an und es kommt zu Wendungen, mit denen ich nicht gerechnet habe. Auch der Schreibstil des Autors hat sich nach und nach verbessert. Man konnte seine Begeisterung für die Geschichte förmlich spüren und sich dem Sog deswegen nicht mehr entziehen. Durch seine detailreichen Beschreibungen des Lebens in Prospera und der umliegenden Welt, konnte ich mir das Leben dort wunderbar vorstellen und habe die Geschichte sehr genossen. Insbesondere das Ende hat mir sehr gut gefallen, auch wenn es vorhersehbar war. Aber die ganze Aufdröselung der Geschehnisse war rundum gelungen, spannend und hinterließ keine offenen Fragen.

Fazit: Das Buch rutscht hin und wieder in einen Bereich, in dem man sich selbst die Frage stellt, wieso, weshalb, warum passiert dieses und jenes. Mir selbst ist das ein wenig zu sehr Philosophie und Eintönigkeit gewesen. Der Autor hätte diesen Teil besser ausarbeiten oder eben komplett rauslassen können. Der Hauptstrang an sich jedoch war interessant und gut umgesetzt, facettenreich und voller kreativer Plotideen. Ich empfehle das Buch gern weiter, denn dem ein oder anderen Science-Fiction-Fan wird es bestimmt gefallen.

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Veröffentlicht am 24.06.2024

Spannende und atmosphärische Story

RAUCH
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Fünf frühere Studentenfreunde wollen ihrer ehemaligen Kommilitonin die letzte Ehre erweisen und reisen dafür auf die Westmännerinsel, die bekannt ist für ihre Wetterextreme. Doch die Vergangenheit holt ...

Fünf frühere Studentenfreunde wollen ihrer ehemaligen Kommilitonin die letzte Ehre erweisen und reisen dafür auf die Westmännerinsel, die bekannt ist für ihre Wetterextreme. Doch die Vergangenheit holt sie schnell ein, als sie begreifen, dass das größte Geheimnis der Verstorbenen auch mit ihnen zu tun hat. Eine Abreise ist wettertechnisch nicht möglich und so müssen sie überlegen, wie sie am besten aus dieser heiklen Situation entfliehen können. Am Ende findet man ein Feuer und mehrere Leichen. Doch was ist passiert?

"RAUCH" wird vom Verlag nicht als Reihenfortsetzung betitelt, man trifft jedoch auf bereits bekannte Figuren aus den letzten Titeln "SCHNEE" und "NACHT", indem Polizist Tyr und die Rechtsmedizinerin Idunn bereits zusammen im Ermittlungsteam arbeiteten. Auch in diesem Fall werden beide mit dem Fall beauftragt, als man in einem Feuer eine nicht identifizierte Leiche findet. Man erfährt ein wenig mehr über das Privatleben von Idunn und Tyr. Auch wenn diese Informationen nur ein kleiner Teil der Story sind, waren sie mir zu langweilig und beeinträchtigten damit den Spannungsbogen, der für den "Fall" an sich durchaus vorhanden war. Die Autorin fokussiert sich jedoch zum Großteil auf die fünf Studentenfreunde und ihr Geheimnis, das sie jahrelang verschwiegen haben, sie nun allerdings vor ein großes Problem stellt.

Zitat Pos. 3986:
"Konnte Drogenkonsum so etwas entschuldigen? Konnten Drogen Eigenschaften in einem wecken, die man normalerweise nicht besaß? Führten sie dazu, dass Begierden, die man in nüchternem Zustand im Griff hatte, unkontrolliert hervorbrachen?"

Als Leser verfolgt man gespannt, wie die Protagonisten anfangen, sich gegenseitig zu misstrauen und zu beschuldigen und sich immer weiter in prekäre Situationen verstricken. Auch die winterlich düstere Atmosphäre Islands passt wunderbar zu dieser Geschichte, die erst Stück für Stück aufgeklärt wird. Parallel zueinander erzählt die Autorin aus Sicht der Freunde und in einem weiteren Erzählstrang aus Idunns Sicht in der Gegenwart.
Das Ende ist wendungsreich und hat mich überrascht.

Fazit: Eine spannende und atmosphärische Story, die mir ohne die Nebengeschichte der bekannten Protagonisten noch besser gefallen hätte.

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Veröffentlicht am 12.06.2024

Nichts für schwache Nerven!

Dunkelkaltes Schweigen
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Wie schön war doch die Zeit, als wir Kinder waren. Da waren erst mal keine Handys in Sicht. Eine unbeschwerte Zeit! Als wir als Jugendliche die ersten Handys in der Hand hielten, gab es kein Internet auf ...

Wie schön war doch die Zeit, als wir Kinder waren. Da waren erst mal keine Handys in Sicht. Eine unbeschwerte Zeit! Als wir als Jugendliche die ersten Handys in der Hand hielten, gab es kein Internet auf diesen Dingern. Heute eigentlich unvorstellbar…

Amanda wächst in einer ganz anderen Welt auf. In unserer heutigen. Eine Welt, in der junge Menschen genauso leichtgläubig vertrauen wie wir damals. In der es aber viel einfacher ist, diese Naivität auszunutzen. Amandas Leben scheint zerstört, als sie auf schmerzliche Weise lernen muss, dass sich eine Jugendsünde wie ein Flächenbrand über die Sozialen Medien ausbreiten kann und nie vergessen wird. Doch das ist nur der Anfang einer jugendlichen Tragödie, die gleich mehrere Familien zerstören wird.

Mattias Edvardsson ist ein phantastischer Erzähler. Mit seiner klaren, objektiven Sprache schildert er eindrücklich die Geschehnisse eine Jahres, die letztendlich einem jungen Menschen das Leben kosten werden. Diese Sachlichkeit, die er seiner Erzählung zu Grunde legt, hebt die Brutalität und die schonungslosen Lügen, die sich durch die Story ziehen, intensiv hervor. Das erlaubt es Edvardsson, auf detailreiche Schilderungen und große Twists verzichten und Gewalttaten nur andeuten zu können. Dennoch gelingt es ihm, Gänsehautmomente zu erzeugen.

Evardsson erzählt die Geschichte dreier Familien aus verschiedenen zeitlichen Perspektiven. Immer wieder springt er zwischen „Nach dem Mord“ und „Vor dem Mord“ hin und her. Innerhalb dieser zeitlichen Sprünge inszeniert er immer wieder unterschiedliche Szenen, in denen die verschiedenen Blickwinkel der Hauptfiguren gezeichnet werden. Auch dabei ist er konsequent sachlich und zwingt seine Leser so, sich ein eigenes Bild zu schaffen. Nur langsam setzen sich nach und nach alle einzelnen Bilder zu einem großen Ganzen zusammen. Edvardsson gelingt es beinahe mühelos, bis zu den den letzten Seiten die Spannung hochzuhalten, und überrascht mit einem erschütternden, tragischen Finale, das mich sehr berührt zurückgelassen hat.

„Dunkelkaltes Schweigen“ ist kein Roman, den man einfach so weglegen kann. In doppelter Hinsicht: Zunächst fesselt Edvardsson seine Leser von der ersten bis zur letzten Seite, nur um sie dann sprachlos und nachdenklich zu entlassen.

Fazit: Mattias Edvardsson hat mit „Dunkelkaltes Schweigen“ einen erstklassigen Roman abgeliefert, der nichts für schwache Nerven ist. Und dennoch, oder gerade deswegen, gibt es von mir ein Däumchen hoch!

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Veröffentlicht am 03.06.2024

Fast durchweg spannend

Anna O.
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Ben ist Experte für Verbrechen, die im Schlaf begangen werden. Der Fall Anna O. begleitet ihn schon seit mehreren Jahren. Eine Frau, die während des Schlafwandelns ihre zwei Freunde erstochen haben soll. ...

Ben ist Experte für Verbrechen, die im Schlaf begangen werden. Der Fall Anna O. begleitet ihn schon seit mehreren Jahren. Eine Frau, die während des Schlafwandelns ihre zwei Freunde erstochen haben soll. Seit diesem Tag vor vier Jahren ist das Gehirn von Anna im Schlafmodus. Ben soll sie nun aufwecken. Mit verschiedenen Methoden gelingt es ihm tatsächlich. Doch hätte Ben geahnt, dass ihm der wahre Albtraum damit unmittelbar bevorsteht, hätte er Anna wohl lieber auf ewig schlafen lassen...

Ben ist ein cooler Typ, ein unglaublich talentierter Arzt und ein liebevoller Vater. Die Trennung von seiner Frau Carla hat er offensichtlich immer noch nicht verarbeitet, muss jedoch im Fall Anna O. intensiv mit ihr zusammenarbeiten, da Carla damals als Ermittlerin tätig war. Ich mochte Bens Erzählungen, da mich die Themen Schlafapnoe und Schlafwandeln total faszinieren. Der Leser bekommt hier auch richtig viele Informationen geboten, was mir sehr gut gefallen hat.

Das Buch lebt von der Spannung, die Blake ihm einhaucht. Direkt zu Beginn hat der Autor es geschafft, mich an die Handlung zu fesseln, da mich die Ereignisse um Anna absolut fasziniert haben und ich unbedingt erfahren wollte, ob Ben sie zum Aufwachen bringen kann. Zum Ende hin nimmt die Story so richtig an Fahrt auf, und nicht mehr Anna O., sondern Ben steht im Mittelpunkt der Handlung. Grandios!

Einzig, dass manche Stellen ziemlich in die Länge gezogen wurden, verpasst der Lobhudelei einen kleinen Dämpfer.

Fazit: Ein genialer Spannungsroman, der mit Fachwissen daherkommt und einen richtig coolen Plot darum geschaffen hat. Fast durchweg spannend und daher an Thriller-Fans zu empfehlen!

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Veröffentlicht am 21.05.2024

Wendungsreicher Thriller, der sensible Themen behandelt

Ihr raffiniertes Spiel
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Tate ist schockiert. Eine Frau hat sich von der Dachterrasse ihres Bürokomplexes gestürzt. Da Tate am Vorabend bereits versucht hat, die Frau aufzuhalten, fällt der Verdacht auf sie selbst. Sie wird verhaftet ...

Tate ist schockiert. Eine Frau hat sich von der Dachterrasse ihres Bürokomplexes gestürzt. Da Tate am Vorabend bereits versucht hat, die Frau aufzuhalten, fällt der Verdacht auf sie selbst. Sie wird verhaftet und versucht mit aller Gewalt, die Polizei von ihrer Unschuld zu überzeugen. Einzig allein ihre Anwältin Sarah glaubt ihr – zunächst. Denn im Laufe der Ermittlungen kommen immer mehr Details ans Licht, die Tates Geschichte unglaubwürdig machen. Was hat sie zu verbergen, und noch interessanter - wieso?

Die Geschichte wird zunächst aus der Sicht von Tate erzählt, die uns über die Geschehnisse rund um ihre Verhaftung berichtet. Tate wirkt verzweifelt und kann sich nicht erklären, wie sie ins Visier der Ermittlungen geraten konnte. Doch der Schein trügt, wie Tates Anwältin Sarah schon bald feststellen muss. Die Ungereimtheiten lassen sie aufhorchen und offenbaren plötzlich ganz andere Abläufe der Mordnacht. Ab diesem Zeitpunkt wechseln sich dann auch die Erzählperspektiven zwischen Tate und Maddy ab, was das Ganze unheimlich sogartig gemacht hat.

Der Schreibstil ist flüssig und packend. Als die Story so richtig Fahrt aufnimmt, jagt ein Ereignis das nächste und mir stand einfach nur noch der Mund offen. Wie bitte konnte diese anfänglich normale Story sich in eine so krasse Richtung drehen? Fasziniert habe ich die Handlung verfolgt und mich von den Wendungen durch die Seiten peitschen lassen. Ich habe es geliebt und gefeiert, wie der ausgeklügelte Racheplan immer mehr Formen annahm. Frei nach dem Motto: Wenn die Justiz versagt, muss man selbst handeln. Einfach grandios!

Fazit: Ein wendungsreicher Thriller, der sensible Themen behandelt und eine dazu passende Racheaktion beinhaltet. Fassungslosigkeit und Faszination geben sich hier die Klinke in die Hand und sorgen für das ultimative Leseerlebnis.

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