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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.06.2024

Spannend

Promise Boys - Drei Schüler. Drei Motive. Ein Mord.
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„Promise Boys“ ist ein packender Jugendkriminalroman, der die Geschichte von drei Schülern erzählt. Sie gehen auf die Urban Promise Prep School, die sich nach außen hin als vorbildliche Institution, die ...

„Promise Boys“ ist ein packender Jugendkriminalroman, der die Geschichte von drei Schülern erzählt. Sie gehen auf die Urban Promise Prep School, die sich nach außen hin als vorbildliche Institution, die gefährdeten Jugendlichen eine Chance bietet, zu anständigen Erwachsenen heranzuwachsen, präsentiert. Doch hinter dieser Fassade liegt eine Welt voller drakonischer Regeln und Erwartungen. Die Protagonisten J.B., Ramón und Trey leben nach diesen Regeln, bis der Schuldirektor ermordet wird und sie plötzlich die Hauptverdächtigen sind. Jeder von ihnen hatte ein Motiv und möglicherweise auch Zugang zur Mordwaffe. Verzweifelt beginnen sie, selbst zu ermitteln.

Der Vergleich mit „One of Us is Lying“ und „The Hate U Give“ aus der Werbung für den Roman ist tatsächlich treffend und weckte sofort mein Interesse. „Promise Boys“ kombiniert für mich wirklich das Beste aus beiden Welten: Die Spannung eines klassischen Whodunit-Krimis und die Auseinandersetzung mit gesellschaftlich relevanten Themen wie Rassismus und Demokratieerziehung. Dabei ist der Roman flüssig und auch für jugendliche Leser:innen relativ einfach geschrieben.

Das Ende des Romans fühlte sich allerdings etwas abrupt an. Nach all der aufgebauten Spannung und den komplizierten Verstrickungen hätte ich mir eine ausführlichere und befriedigendere Entfaltung der Schlusssequenz gewünscht. Der Roman ist dennoch ein Muss für alle, die Jugendromane lieben und sich für soziale Gerechtigkeit und das Erwachsenwerden in schwierigen Verhältnissen interessieren.

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Veröffentlicht am 12.06.2024

Komplex

Die Postkarte
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„Die Postkarte" von Anne Berest, im Hörbuch gelesen von Simone Kabst, ist ein tief bewegendes und literarisch anspruchsvolles Hörbuch, das sich durch seine narrative Vielschichtigkeit und emotionale Tiefe ...

„Die Postkarte" von Anne Berest, im Hörbuch gelesen von Simone Kabst, ist ein tief bewegendes und literarisch anspruchsvolles Hörbuch, das sich durch seine narrative Vielschichtigkeit und emotionale Tiefe auszeichnet.

Die Geschichte beginnt mit einer mysteriösen Postkarte, die im Jahr 2003 in den Briefkasten von Anne Berests Mutter landet. Auf der Postkarte sind vier Namen vermerkt. Diese Namen gehören zu Verwandten von Anne Berest, die während des Zweiten Weltkriegs im Holocaust umgekommen sind. Getrieben von Neugier und dem Wunsch, ihre Familiengeschichte zu verstehen, begibt sich Anne auf eine Reise in die Vergangenheit. Dabei rekonstruiert sie das Leben ihrer Vorfahren, deckt Familiengeheimnisse auf und setzt sich mit der jüdischen Identität und Geschichte auseinander.

Anne Berests Schreibstil ist gleichzeitig poetisch und präzise. Die detaillierten Beschreibungen und lebhaften Charakterzeichnungen lassen die Vergangenheit lebendig werden und machen die Schicksale der Familienmitglieder greifbar. Die Sprecherin des Hörbuchs Simone Kabst liest warm und klar vor, sodass man eigentlich gut folgen können müsste. Allerdings haben mich die komplexen Wege der Familie und verschiedenen Charaktere irgendwann beim Hören verwirrt und überfordert. Ich würde daher eher die Lektüre des Romans empfehlen als das knapp 15 Stunden lange Hörbuch.

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Veröffentlicht am 01.06.2024

Unerwartet und besonders

Handbuch für den vorsichtigen Reisenden durch das Ödland
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„Handbuch für den vorsichtigen Reisenden durch das Ödland“ ist ein Roman, der Elemente des Abenteuerromans, der Fantasy und des Entwicklungsromans verbindet, was ich vor dem Lesen so nicht erwartet hätte. ...

„Handbuch für den vorsichtigen Reisenden durch das Ödland“ ist ein Roman, der Elemente des Abenteuerromans, der Fantasy und des Entwicklungsromans verbindet, was ich vor dem Lesen so nicht erwartet hätte. Eingebettet in die Kulisse des späten 19. Jahrhunderts, nimmt der Roman seine Leser mit auf eine Reise durch das geheimnisvolle und gefährliche Ödland, das zwischen China und Russland liegt. Diese riesige, verlassene Wildnis wird nur vom Transsibirien-Express durchquert, einem Symbol für Fortschritt und Zivilisation, der jedoch in jüngster Zeit durch düstere Gerüchte überschattet wird.

Der Roman folgt drei Hauptfiguren, die alle aus verschiedenen Gründen den riskanten Weg durch das Ödland antreten und die man schnell näher kennenlernt. Aufgrund der Fantasyelemente, ein für mich ungewohntes Genre, ist es mir dennoch erst schwergefallen, in den Text zu finden. Im Laufe des Romans wurde die Atmosphäre dann jedoch dichter und packender. Das Ödland, eine fast mythologische Landschaft, wird durch lebendige Beschreibungen zum Leben erweckt. Auch die Fahrt des Zuges, war so beschrieben, dass ich sie während des Lesens fast selbst spüren konnte. Insgesamt ist der Roman ruhig erzählt, man muss sich Zeit nehmen, um sich auf die Welt des Zuges und des Ödlands einzulassen.

Aus meiner Sicht beleuchtet der Roman die Auswirkungen des Reisens auf die menschliche Psyche und den veränderten Blick auf die Welt. Die Charaktere entwickeln sich durch ihre Reise, werden mit ihren Ängsten und Hoffnungen konfrontiert. Darüber hinaus wird der Umgang des Menschen mit seiner Umwelt dargestellt und die Hybris, zu glauben, man könne sich die Welt Untertan machen und sei nicht mit ihr verbunden, ziehen sich als roter Faden durch die Erzählung. Das hat mich tatsächlich auch sehr berührt, weshalb ich den Roman allen empfehlen kann, die offen sind für ein ungewöhnliches, besonderes Leseerlebnis.

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Veröffentlicht am 20.05.2024

Scharfer Blick auf GenZ

Das glückliche Paar
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Das glückliche Paar“ dreht sich um Celine, eine Konzertpianistin, und Luke, der irgendetwas mit IT und Marketing macht und dabei viel Geld verdient. Beide wollen sich in einem Jahr das Ja-Wort geben. Beide ...

Das glückliche Paar“ dreht sich um Celine, eine Konzertpianistin, und Luke, der irgendetwas mit IT und Marketing macht und dabei viel Geld verdient. Beide wollen sich in einem Jahr das Ja-Wort geben. Beide sind sich aber während dieses Jahres überhaupt nicht so sicher, ob sie das wirklich wollen.

Der Roman erinnert stark an Sally Rooneys Romane, sowohl in der Art und Weise, wie moderne Beziehungen und menschliche Schwächen dargestellt werden, als auch in der melancholisch-sarkastischen Erzählweise. Doch während Rooney mich mit einer distanzierten Kühle in ihren Charakteren oft doch nicht so richtig überzeugen kann, ist es Dolan gelungen, mich richtig gut zu unterhalten. Die Sprache ist prägnant mit einem bissigen Witz, der die melancholischen Untertöne ausgleicht.

Celine und Luke stehen im Mittelpunkt, doch die Erzählung ist durchsetzt von den Perspektiven anderer zentraler Figuren wie Celines Schwester Phoebe und Lukes (Ex-)Freunde Archie und Vivian. Diese multiperspektivische Struktur verleiht dem Roman Dynamik, da jeder Charakter eigene Wünsche, Zweifel und Vergangenheiten mitbringt, die die Handlung vorantreiben und die Beziehungen komplexer gestalten. Deutlich wird dabei auch, dass Celine und Luke, beide bisexuell, eventuell mit der Partnerschaft doch alte heteronormative Vorstellungen von Beziehungen und Sicherheit umsetzen möchten, um nicht allein zu sein. Dafür sind sie beide bereit, einige - zu viele? - Kompromisse einzugehen.

Insgesamt ist „Das glückliche Paar“ ein brillanter Roman, der die komplizierten Facetten moderner Beziehungen mit einem scharfen Blick und viel Empathie darstellt. Ich werde definitiv mehr von der Autorin lesen und kann dieses Buch allen empfehlen, die sich für tiefgründige und gleichzeitig unterhaltsame Geschichten über Liebe, Zweifel und menschliche Beziehungen interessieren.

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Veröffentlicht am 19.05.2024

Ligurienliebe

One last shot - Macht es am Ende doch noch Klick?
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„One Last Shot“ ist ein Roman, der sich zunächst als bezaubernde Liebesgeschichte in der malerischen Kulisse Liguriens präsentiert. Die Handlung verspricht, wie auch das wunderschöne Cover mit dem geschmackvollen ...

„One Last Shot“ ist ein Roman, der sich zunächst als bezaubernde Liebesgeschichte in der malerischen Kulisse Liguriens präsentiert. Die Handlung verspricht, wie auch das wunderschöne Cover mit dem geschmackvollen Farbschnitt (gefällt mir sonst eigentlich nie!), eine romantische und dennoch erfrischend unkitschige Erzählung.

Im Zentrum der Geschichte stehen Emerson, gefragtes Supermodel, und Theo, Fotograph, die sich nach zehn Jahren auf einem Fotoshooting für ein großes Unternehmen wiederbegegnen. Die Wiederentdeckung ihrer Jugendliebe bildet das Herzstück des Romans. Die ersten drei Viertel des Buches haben mich dabei ausgesprochen gut unterhalten. Emersons starker und eigenwilliger Charakter sowie die spannende Darstellung der Modewelt und großer Fotoshootings bieten eine interessante Lektüre.

Leider verliert die Geschichte auf den letzten 100 Seiten, als die Handlung wieder in die USA verlagert wird, etwas von ihrem Charme und ihrer Faszination. Die Rückkehr in die USA und die dortigen Entwicklungen konnten das vorherige Niveau und die besondere Atmosphäre der italienischen Szenen nicht halten, auch wenn die Story eigentlich auf diesen Seiten an Tiefe gewinnt. Ich hätte mir einfach gewünscht, dass die Autorin die Geschichte weiterhin in Ligurien belässt und uns mehr von der schönen Region und dem Leben dort zeigt.

Insgesamt bleibt „One Last Shot“ jedoch eine lesenswerte und unterhaltsame Lektüre, die besonders durch ihre ersten drei Viertel besticht. Für Fans von romantischen Geschichten mit starken Charakteren und einem Hauch von italienischer Lebensart ist dieses Buch definitiv zu empfehlen.

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