Profilbild von Buchgespenst

Buchgespenst

Lesejury Star
offline

Buchgespenst ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Buchgespenst über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.10.2017

Phantastischer Karl May

Im Banne des Mächtigen
0

Kara Ben Nemsi und Hadschi Halef Omar sind in Basra mit Sir David Lindsay zusammengetroffen, der seine Jagd nach den „Fowling Bulls“ aufgegeben und stattdessen „echte“ archäologische Schätze des Orients ...

Kara Ben Nemsi und Hadschi Halef Omar sind in Basra mit Sir David Lindsay zusammengetroffen, der seine Jagd nach den „Fowling Bulls“ aufgegeben und stattdessen „echte“ archäologische Schätze des Orients für das britische Museum entdecken will. Dabei geraten die Freunde auf die Spur des geheimnisvollen Al-Kadir, des Mächtigen, der ein ausgedehntes Netz von Banditen und Informanten unterhält. Magie wird ihm nachgesagt, für Kara Ben Nemsi ein Anlass den Aberglauben des Orients zu entzaubern, doch die Ereignisse um das goldene Fowling Steed treiben ihn bald in Erklärungsnöte und verwickeln die drei Freunde in neue, aufregende Abenteuer.

Skeptisch, doch voller Erwartungen musste ich als großer Karl May-Fan zu der neuen Reihe greifen. Was hat Alexander Röder aus Karl Mays Orient wohl gesponnen? Wie würde er die Charaktere behandeln, die seit Jahren Teil meines Lesens sind? Nun, ich bin hin und weg! Alexander Röder hat die Welt Karl Mays mit Respekt, mit Liebe, mit phantastischer Detailkenntnis und einem liebevollen Augenzwinkern zu einem neuen Glanz verholfen! Ohne in altmodische Erzählweise zu geraten bleibt er im Ton Karl Mays, von dem er den Staub wischt. Klar und deutlich steigt die bekannte Welt um einen auf, erweitert um zeitgenössische Anspielungen und natürlich die phantastische Dimension, die sich leise in die so vertraut anmutende Geschichte schmiegt als sei sie immer da gewesen und gehöre von Anbeginn dazu. Erst nach und nach beginnt sich der träumerische Schimmer zu verfestigen, Konturen anzunehmen bis schließlich sogar Kara Ben Nemsi, der stets alles wegargumentiert, einzelne, phantastische Elemente akzeptieren muss. Für den Leser manifestieren sich die Fantasy-Elemente früher, doch hat er seinen Spaß an den Erklärungsversuchen und der anschließenden Ohnmacht.

Kenner Karl Mays entdecken zahlreiche Anspielungen, Nicht-Kenner finden einen Abenteuerroman mit phantastischen Elementen, der Lust auf mehr macht. Man muss Mays Werk nicht kennen, um dieses Buch zu genießen; auch so liegt ein spannender Auftakt vor, der verspricht, dass der Orient noch viel magischer wird als Kara Ben Nemsi fürchtet.

Ich vergebe 4 ½ Sterne! Einen halben Stern Abzug gibt es für die ausschweifenden Nebensächlichkeiten, die immer wieder den Lesefluss aufhalten. Auch als Reminiszenz an Mays Schreibweise sind sie für meinen Geschmack zu umfangreich und oft auch inhaltlich unpassend. Einen Bonuspunkt gibt es dafür, dass die Glaubensabhandlungen, die Mays Werk streckenweise fast unlesbar machen, nicht aufgenommen wurden.

Ich lege dieses Buch jedem ans Herz, der Abenteuerromane zu schätzen weiß und phantastische Elemente nicht scheut; außerdem natürlich jedem Karl May-Fan!

Veröffentlicht am 28.10.2017

Schlittenfahrt im Schnee, Herzklopfen inbegriffen

Zitrönchen
0

Ein turbulenter Winter beginnt als sich Seba das Bein bricht. Wie soll der Hof versorgt werden? Wer kümmert sich um die Pferde? Die Reitstunden? Dann setzt auch noch ein Schneegestöber ein, das erst die ...

Ein turbulenter Winter beginnt als sich Seba das Bein bricht. Wie soll der Hof versorgt werden? Wer kümmert sich um die Pferde? Die Reitstunden? Dann setzt auch noch ein Schneegestöber ein, das erst die Schule und schließlich die Straßen lahmlegt. Jo und ihre Freunde lassen sich nicht entmutigen und packen zu. Doch sie denken nicht nur an Seba und die Pferde: auch die Nachbarn sind in der einsamen Gegend von jeder Versorgung abgeschnitten.

Ein neues Abenteuer um Jo, Zitrönchen und all ihre Freunde, die mir so ans Herz gewachsen sind. Für mich bisher das beste Buch der Reihe, das auch noch das bisher schönste Cover trägt! Von der ersten bis zur letzten Seite ein tolles Leseerlebnis. Teenagerprobleme, Freundschaft, Familie und natürlich Pferde verpackt in eine wundervolle Geschichte, die bei aller Leseromantik nie den Boden der Tatsachen verlässt. Eine tolle Fortsetzung! Ich freue mich bereits auf das nächste Buch, doch diese Wintergeschichte nimmt einen besonderen Platz bei mir ein. 4 ½ Sterne und eine warme Leseempfehlung für alle kleinen und großen Pferdefans!

Veröffentlicht am 22.10.2017

Ein Weihnachtswunsch

Kleines Hundeherz sucht großes Glück
0

Alles begann mit einem Weihnachtswunsch. Santa schiebt ihn jedes Jahr wieder auf, doch zu diesem Weihnachtsfest bietet sich eine erstaunliche Möglichkeit ihn zu erfüllen. Aus dem kleinen Noah, der sich ...

Alles begann mit einem Weihnachtswunsch. Santa schiebt ihn jedes Jahr wieder auf, doch zu diesem Weihnachtsfest bietet sich eine erstaunliche Möglichkeit ihn zu erfüllen. Aus dem kleinen Noah, der sich etwas wünscht, ist aber mittlerweile ein erwachsener Mann geworden, der nicht mehr an Träume und Wunder glaubt. Die warmherzige, etwas schüchterne Lidia bringt ihn mit dem Weihnachtszauber, den sie verbreitet, völlig durcheinander. Und dann ist da noch Amor, ein süßer Welpe auf der Suche nach einem Zuhause. In einer Sozialstation treffen die Drei aufeinander und Santas Weihnachtswunder beginnt.

Eine zauberhafte Weihnachtsgeschichte, der die gelegentlichen Abstecher in Santas Weihnachtswerkstatt eine besondere Note geben. Schon das Cover versetzt einen in Weihnachtstimmung. Der niedliche Hund ist dabei nur der zweite Blickfang. Der Titel ist in wundervollem Silberglitzer geschrieben, auch auf dem Buchrücken.

Die Charaktere sind sympathisch gezeichnet, die Geschichte flüssig und fesselnd geschrieben. Ich konnte sie nicht aus der Hand legen. Die erotischen Szenen sind für mein Gefühl zwar unnötig, aber das ist nur meine persönliche Einstellung. Sie sind logisch eingebaut und ruinieren nicht den Stil, deswegen konnte ich dafür auch keine Punkte abziehen.

Ich liebe dieses Weihnachtsbuch! Glitzer, Hunde, Weihnachten, ein wundervoller Erzählstil und Charaktere, die ich sofort liebte. Eine klare Leseempfehlung für alle die Weihnachten, Liebesromane und süße Hunde lieben!

Veröffentlicht am 03.09.2017

Eine Geschichte der Menschheit

Berge Meere und Giganten
0

Nach dem Weltkrieg entwickelt die Menschheit zwei große Machtblöcke, die unaufhaltsam einem neuen Krieg entgegentreiben, der alles andere in den Schatten stellen wird: der Uralische Krieg. Megacities entstehen, ...

Nach dem Weltkrieg entwickelt die Menschheit zwei große Machtblöcke, die unaufhaltsam einem neuen Krieg entgegentreiben, der alles andere in den Schatten stellen wird: der Uralische Krieg. Megacities entstehen, landwirtschaftliche Gegenentwürfe zur künstlichen Großstadt führen zu Konflikten und immer wieder prallt die Menschheit in ihrem Streben nach Macht und Reichtum aufeinander. Apokalyptische Ausmaße nehmen die Entwicklungen an als die Gletscher abgeschmolzen werden.
Döblin hat mit seinem Zukunftsroman aus dem Jahr 1924 fast prophetisch Themen vorweggenommen, die heute Realität sind. Gentechnik und Fastfood, Klimaerwärmung und Zivilisationskrankheiten und das ewige Auf und Ab von Krieg und Frieden. In diesem Roman gibt es keinen Helden. Protagonist ist niemand anders als die Menschheit selbst. Bis ins 27. Jahrhundert zeichnet Döblin ein bildgewaltiges, apokalyptisches Epos! Von erschütterndem Realismus und ganz sicher nicht politisch korrekt wird in 9 enzyklopädischen Blöcken ein Schicksal der Menschheit gezeichnet, das den Leser bis ins Mark trifft. Das Buch ist sehr anspruchsvoll geschrieben. Da die einzelnen Charaktere nie als Hauptfigur zu verstehen sind, folgt man den Szenen, deren Sinn man erst viel später versteht. Dass Döblin selbst die Arbeit an diesem Buch ausgelaugt und an den Rand des Zusammenbruchs getrieben hat, wundert nicht. Der Leser wird hier an seine Grenzen gebracht, Döblin ging darüber hinaus. Ein eindrucksvolles, erschütterndes Werk, das den Aufwand lohnt. Man muss sich darauf einlassen, doch dann wird man von einer Geschichte gefesselt, die ihresgleichen sucht! Für jeden, der anspruchsvolle Literatur und Zukunftsszenarien mag eine klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 03.09.2017

Literatur verduckt

Entenhausener Weltbibliothek 01
0

So hat man die bekannten deutschen Klassiker noch nicht gesehen: Donald hat so skurrile Begegnungen mit einem Baron von M…, dass Tick, Trick und Track sich genötigt fühlen, die gefährliche Münchhausen-Lektüre ...

So hat man die bekannten deutschen Klassiker noch nicht gesehen: Donald hat so skurrile Begegnungen mit einem Baron von M…, dass Tick, Trick und Track sich genötigt fühlen, die gefährliche Münchhausen-Lektüre zu entsorgen. Ein Opernabend beschert Donald sein ganz eigenes Mozart-Erlebnis. Als Befreier des Kantons Uri hat Donald Tell dann eine eher ungewöhnliche Rolle wie es bei seiner typischen Tollpatschigkeit nicht anders zu erwarten ist. Auch vor Kafka machten die Zeichner nicht halte und Donald, Dagobert und Klaas Klever erleben ihre eigene Verwandlung. Auch im Epos Tristald und Daisolde läuft nicht alles wie man es erwartet. Der Höhepunkt dieses Sammelbandes ist aber die Geschichte „Der magische Ring“. Diese außergewöhnlich gelungene Nibelungeninterpretation mit Entenhausener-Besetzung gehört für mich zum Besten, was je für die Disney-Helden konzipiert wurde!
Für mich liegt hier ein rundum gelungener Hardcover-Sammelband vor, der exquisit mit einem umfassenden allgemeinen Vorwort ausgestattet wurde sowie jeder Geschichte noch mal ein spezielles Vorwort voranstellt. Diese geben einen faszinierenden Einblick in die Hintergründe der Geschichten. Sowohl die Vorlagen als auch die Geschichte der Zeichner und des Comics werden hier kurz vorgestellt. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass nur drei der Geschichten aus Lustigen Taschenbüchern stammen. Eine weitere ist aus „Die Panzerknacker & Co“, eine andere aus „Onkel Dagobert“ und „Tristald und Daisolde“ ist sogar eine Erstveröffentlichung in deutscher Sprache!
Ich liebe gerade die Entenhausener-Literaturadaptionen, so war dieses Buch für mich eine besondere Entdeckung. Schade bleibt, dass die Landkarte in „Die Verwandlung des Gregor Ducksa“ die Landkarte den heutigen Gegebenheiten angepasst wurde. Ich verstehe, warum, doch wie im Vorwort hervorgehoben wurde, beruhte ein Reiz der Geschichte darauf, dass drei Tage nach der Entstehung der Geschichte die Tschecheslowakei aufgelöst wurde, die Grenzeinzeichnung also nicht mehr aktuell war. Ein interessantes Detail, das durch die angepasste Zeichnung nur noch im Vorwort zu finden ist.
Jedem Literaturliebhaber und natürlich jedem Fan von Entenhausen sei dieses Buch ans Herz gelegt! Gerade die umfangreiche Geschichte „Der magische Ring“ ist ein einzigartiges Erlebnis!