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Maimouna19

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Veröffentlicht am 04.10.2024

Einfach nur zäh

Identitti
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Saraswati, renommierte Professorin für Post Colonial Studies an der Düsseldorfer Universität, anerkannte Expertin auf ihrem Gebiet und gern gesehener Gast in Talk Shows und Debatten, die sich als Person ...

Saraswati, renommierte Professorin für Post Colonial Studies an der Düsseldorfer Universität, anerkannte Expertin auf ihrem Gebiet und gern gesehener Gast in Talk Shows und Debatten, die sich als Person of Colour ausgibt, wird als weiße Deutsche enttarnt. Das löst natürlich einen Shitstorm erster Güte aus.
Auch Nivedita, Tochter einer deutsch-polnischen Mutter und eines bengalischen Vaters und Studentin für Post Colonial Studies fühlt sich zutiefst enttäuscht und verraten. Sie steckt seit ihrer Kindheit in einer Identitätskrise, fühlt sich nicht wirklich als weiße Deutsche, aber auch nicht als Inderin. Selbst von ihrer indischen Verwandtschaft wird sie als „Coconut“ (außen braun, innen weiß) verspottet. Die von ihr bewunderte Saraswati ist ihr großes Vorbild und ihre Mentorin, Nivedita will Antworten und holt sich diese direkt bei ihrer ehemaligen Professorin.
„Identitti“ wurde extrem gehypt und hochgelobt, was für mich im Allgemeinen kein Grund ist, ein Buch zu lesen. Hier waren es mehr die Themen (Rassismus, Identität, Zugehörigkeit, Kultur, Gender, Race, etc.), die mich angesprochen haben. Um es kurz zu machen, mich hat das Buch nicht begeistert, ich war sogar versucht, es abzubrechen und habe nur mit großer Mühe bis zum Schluss durchgehalten.
Normalerweise unterstützt der Wechsel von verschiedenen Stilen (Erzählung, Dialog, Chats) den Spannungsbogen und schafft eine gewisse Lebendigkeit. Hier war das leider überhaupt nicht der Fall. Ich war genervt von Blogs, Tweeds, Selbstgesprächen zwischen Nivedita und der fiktiven Göttin Kali, zu vielen Hashtags, Abkürzungen, Hin- und Hergespringe zwischen Deutsch und Englisch, etc. (Learn English before you read this book!) und empfand die Lektüre als überaus zäh und mühselig. Den allseits hochgelobten Humor und Witz konnte ich leider auch nirgends entdecken (ist vielleicht eine Generationenfrage?).
Auch die Protagonisten bleiben ziemlich blass und konturlos, wirken, wenn überhaupt, unsympathisch. Saraswati ist einfach nur selbstherrlich und arrogant, der weinerlichen Nabelschau Niveditas konnte ich auch nichts abgewinnen. Auch die Nebenfiguren, Niveditas Cousine, ihr Freund, ihre WG-Mitbewohnerinnen, etc. haben keinen positiven Eindruck hinterlassen, alle nur nervig.
Das Buch ist mit Sicherheit kein unverzichtbarer Beitrag zur Debatte über Rassismus, Identität, Gender, etc., aber regt immerhin zum Nachdenken, auch über die eigene Position, an. Somit hat es sich dann doch irgendwie gelohnt, „Identitti“ zu lesen. Sehr eingeschränkte Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 13.06.2024

Wirr und abstrus

Die gordische Schleife
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Der Anwalt Georg Polger hat seine Kanzlei in Karlsruhe aufgegeben und schlägt sich mehr recht als schlecht als freier Übersetzer in Südfrankreich durch. Infolge merkwürdiger Umstände wird er Inhaber eines ...

Der Anwalt Georg Polger hat seine Kanzlei in Karlsruhe aufgegeben und schlägt sich mehr recht als schlecht als freier Übersetzer in Südfrankreich durch. Infolge merkwürdiger Umstände wird er Inhaber eines Übersetzungsbüros und seine Lebensumstände sehen wieder rosiger aus. Er übersetzt hauptsächlich Konstruktionspläne für Kampfhubschrauber und verliebt sich in Françoise, die Sekretärin seines Hauptauftraggebers. Eines Tages ertappt er Françoise dabei, wie sie heimlich die übersetzten Pläne fotografiert. Er muss feststellen, dass er von dubiosen Geheimdienstkreisen benutzt wurde, um an die Pläne zu kommen. Da er dieses Spiel nicht mitmachen will, wird sein Leben komplett auf den Kopf gestellt. Françoise und sein Auftraggeber sind spurlos verschwunden, das Leben im südfranzösischen Dörfchen Cucugnan wird ihm unmöglich gemacht.
Auf der Suche nach Françoise und den Drahtziehern dieser Geschichte verschlägt es ihn nach Amerika, erst New York, dann San Francisco.
Der erste Teil des Buches, der in der französischen Provinz spielt, las sich noch recht spannend und war einigermaßen fesselnd, im zweiten Teil des Buches, in Amerika, wird es allerdings immer hanebüchener und entwickelt sich zu einer absolut wirren, langatmigen und konstruierten Story. Und zu allem Überfluss wird es am Ende auch noch richtig kitschig.
Eigentlich mag ich die Bücher von Bernhard Schlink und seinen Schreibstil, mit diesem Buch konnte ich allerdings sehr wenig anfangen. Ich halte ihm zugute, dass „Die Gordische Schleife“ erst sein zweites Buch am Anfang seiner schriftstellerischen Karriere war und er sich weiterentwickelt hat.
Wäre es das erste Buch von Bernhard Schlink gewesen, dass ich gelesen hätte, hätte ich mit Sicherheit kein weiteres Buch von ihm angerührt. Daher leider keine Leseempfehlung meinerseits.

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