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Veröffentlicht am 22.06.2024

Bibliotherapeut

Ich töte wen ich will
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Das will man nicht erleben. Beim nach Hause kommen entdeckt Vince Corso, dass sein kleines Apartment aufgebrochen wurde, seine Bücher aus den Regalen gerissen, seine Platten zerstört. Und sein kleiner ...

Das will man nicht erleben. Beim nach Hause kommen entdeckt Vince Corso, dass sein kleines Apartment aufgebrochen wurde, seine Bücher aus den Regalen gerissen, seine Platten zerstört. Und sein kleiner Hund Django liegt schwer gezeichnet in der Wohnung. Vergiftet? Vince ist entsetzt. Wer sollte einen Grund haben, ihm so etwas anzutun. Alles wäre erträglich, aber sein unschuldiger kleiner Django, das ist zu viel. Seine Tätigkeit, die er selbst als Blibliotherapeut bezeichnet, kann er so kaum ausüben. Lieber ist er in der Tierklinik, um sich nach seinem Hund zu erkundigen. Gleichzeitig geschehen in Vince Corsos Quartier seltsame Morde und Vince ist immer in der Nähe.

Durch die Morde, die Vince vor ein Rätsel stellen, wird Vince auch zum Ermittler. Als Bibliotherapeut möchte er eigentlich nichts mit Verbrechen zu tun haben. Oder wenn jedenfalls nur, im Roman. Lieber empfiehlt er seinen Klienten oder Klientinnen Bücher, die ihm am besten zu einer Situation zu passen scheinen. Meist sind es Frauen, die ihn aufsuchen. Und Vince bemüht sich, ihnen mit seinen Ratschlägen und einem Buch zu helfen. Mord ist nicht sein Geschäft. Doch in der momentanen Situation fragt er sich, ob er überhaupt noch ein Geschäft hat.

Für einen passionierten Leser kann es doch kaum eine bessere Leseempfehlung geben, als einen Roman, in dem es sich jemand zur Aufgabe gemacht hat, Bücher zu empfehlen. Wenn das Ganze noch in einen Krimi mündet, kann eigentlich nichts besseres passieren. Doch ganz so einfach ist es nicht mit Vince Corso. Die Hinweise erschließen sich nicht durch eine klassische Ermittlung, sondern eher durch sein literarisches Wissen. Wenn man da, wie man möglicherweise zugeben muss, nicht mithalten kann, geht Einiges beim Lesen an einem vorbei. Dadurch wirken die Gedanken von Vince sehr nach innen gerichtet und einige Begegnungen ohne Zusammenhang. Erst zum Schluss wird alles offenbart und auch das ist schon recht weit hergeholt. Immerhin wird alles geklärt und wegen der tollen Idee bleibt man gerne am Ball.

Im italienischen Original handelt es sich um eine bisher dreiteilige Reihe, wobei dieses wohl der dritte Band ist. Natürlich ist die Entscheidung für einen Verlag nicht leicht, ob eine Serie in der richtigen Reihenfolge veröffentlicht wird oder ob man mit dem ersten Band anfängt. Inwieweit die Bände um Vince Corso aufeinander aufbauen, ist nicht bekannt. Hervorzuheben ist aber die herausragende Aufmachung des Buches, die schöne Farbgestaltung, das glatte schwere Papier und nicht zu vergessen ein Lesebändchen.

Veröffentlicht am 22.06.2024

Beste Freunde

Man sieht sich
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Als Robert Haase Ende der 1980er an eine neue Schule wechselt, ist Friederike eine der ersten, denen er begegnet. Sie haben einige Kurse gemeinsam und verstehen sich blendend. Robert könnte sich noch etliches ...

Als Robert Haase Ende der 1980er an eine neue Schule wechselt, ist Friederike eine der ersten, denen er begegnet. Sie haben einige Kurse gemeinsam und verstehen sich blendend. Robert könnte sich noch etliches mehr vorstellen, doch wenn es nicht anders geht, ist er auch mit Freundschaft zufrieden. Jahre später ist aus Friederike Frie geworden und aus Robert ein Berufsmusiker geworden. Ihre Leben haben sich getrennt entwickelt und wenig spricht dafür, dass sie sich wieder einmal treffen. Als Frie die Einladung zu einem Klassentreffen erhält, ist sie gerade wieder solo und ihre Tochter Emma ist inzwischen erwachsen. Irgendwie kommt ihr sofort der Gedanke, ob Robert wohl auch da sein wird.

Kann das gehen, wahre Freundschaft zwischen Männern und Frauen? Will man das überhaupt? Frie scheint sich darüber keine Gedanken zu machen. Sie ist unbefangen und erzählt Robert auch von ihrem Liebeserlebnissen. Erst als Robert eine Freundin hat, merkt Frie, dass sie diese nicht besonders leiden kann. Und so geht es zwischen Frie und Robert immer ein wenig hin und her. Und irgendwie passt es nie und immer kommt etwas dazwischen. Und das Leben und überhaupt. Und wenn sie sich mal treffen, dann verabschieden sie sich mit einem lockeren und unverbindlichen, man sieht sich.

Kann es noch eine Chance geben, auch wenn man eigentlich alle Chancen verpasst hat? Diese Frage beleuchtet die Autorin, in dem sie Frie und Robert über fast ihr ganzes Erwachsenenleben begleitet. Man kennt es vielleicht aus dem eigenen Leben. Es hätte alles so einfach sein können, wenn man im richtigen Moment am richtigen Ort und in der richtigen Stimmung gewesen wäre. Doch man haut immer leicht daneben, ist zu spät oder sagt etwas blödes. So laufen Leben aneinander vorbei, die eigentlich gut zueinander passen könnten. Ja, man kann Robert und Frie gut verstehen. Und mit jeder Wendung, die ihr Leben nimmt, hofft man, es möge sie zueinander führen. Ob sich die Hoffnung erfüllt, behält die Autorin lange für sich. Selten hält sie sich zu nah ans echte Leben, dann vermisst man den Traum. Doch meist und insbesondere, wenn es um die jungen Jahre geht, die auch für einen selbst die schönste Zeit darstellen, ist dieser Roman einfach klasse. Er weckt Erinnerungen und gibt ein gutes Gefühl.

Das Hörbuch wird sehr einfühlsam vorgetragen von Katrin Daliot. Ihre Frie und ihr Robert sind sympathisch und authentisch und so wird durch die Lesung die Handlung unterstrichen.

Veröffentlicht am 13.06.2024

Endlich Hochzeit

Stolz und Vorurteil
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Das ist der erste Gedanke von Elizabeth Bennets Mutter, wenn eine ihrer vier Töchter in die Nähe eines Mannes im richtigen Alter kommt. Elisabeth möchte jedoch nicht irgendeinen Mann, sondern lieber den ...

Das ist der erste Gedanke von Elizabeth Bennets Mutter, wenn eine ihrer vier Töchter in die Nähe eines Mannes im richtigen Alter kommt. Elisabeth möchte jedoch nicht irgendeinen Mann, sondern lieber den richtigen. Und Elizabeth hat ihren eigenen Kopf, sie will nicht nur versorgt sein. Als ihre Schwester Jane den freundlichen Mr. Bingley kennenlernt, bekommen die Schwestern die Möglichkeit einen Ball zu besuchen. Dort ist auch der arrogant wirkende Mr. Darcy zugegen. Elizabeth, die zufällig mithört, was er von ihr und vom Ballvergnügen hält, beschließt diesen Hagestolz für immer zu hassen.

Ein Klassiker, den wohl ziemlich viele Leser von der Autorin Jane Austen oder aus einer Verfilmung kennen, wird hier als Graphic Novel dargeboten. In schönen Bildern, die am Tablett oder auch als Printausgabe mit ihren schönen sanften Farben sehr gut wirken, wird die bekannte Geschichte dargestellt. Man könnte auf die Idee kommen, die Zeichnerinnen sind mit den Verfilmungen sehr vertraut. Die Häuser, die Gärten, die Kleidung - die Regency Zeit ist sehr gut eingefangen. Man kann wieder eintauchen in die Welt von Elizabeth und ihren Schwestern. Man fühlt die Sorgen der Eltern, die ihre Töchter versorgt sehen wollen. Es gibt keinen männlichen Erben, deshalb wird das Haus an einen entfernten Verwandten fallen. Von Almosen sollen die Mädchen nicht abhängig werden.

Wenn man Roman oder Film kennt, bietet dieses Graphic Novel eine wunderbare Ergänzung. Die Stimmungen des Romans sind schön eingefangen. Erinnerungen an leibgewonnene Szenen werden geweckt. Manchmal hat das Gefühl, einiges ist sehr zusammengefasst. Hin und wieder fehlen ein paar Worte. Doch häufig funktionieren die wunderbaren Bilder und die Worte, die Erinnerungen wecken, sehr gut. Man fühlt sich einfach wohl mit dem Buch. Es ist ein Schmuckstück in jedem Regal, sogar in dem eines Readers. Für diejenigen, die weitere Versionen der Handlung kennen, ist es eine große Wiedersehens- oder Wiederlesensfreude. Für andere kann es sicher auch ein Einstieg sein, sich eingehender mit diesem Klassiker zu befassen.

Schon das Cover lässt einen in Erinnerungen schwelgen. Und diese reizende Adaption bricht eine Lanze für die Graphic Novels, denen man sich bisher nicht unbedingt zugewandt hat.

Veröffentlicht am 12.06.2024

Der Unsichtbare

Der Totenarzt (Ein Hunter-und-Garcia-Thriller 13)
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In Los Angeles wird bei einem vermeintlichen Unfallopfer festgestellt, dass dieses nicht an den Folgen des Unfalls verstorben ist. Wenig später beobachten zwei Arbeiter wie eine Person von der Brücke stürzt. ...

In Los Angeles wird bei einem vermeintlichen Unfallopfer festgestellt, dass dieses nicht an den Folgen des Unfalls verstorben ist. Wenig später beobachten zwei Arbeiter wie eine Person von der Brücke stürzt. Die Sache wird als Selbstmord eingestuft. Doch eine Autopsie, die von Medizinstudenten durchgeführt wird, bringt zutage, dass auch dieses Opfer Verletzungen aufwies, die nicht zum Hergang des Geschehens passten. Es entsteht der Verdacht, dass hier Morde als Unfälle oder ähnliches getarnt werden. Die Aufgabe, diese mysteriösen Todesfälle aufzuklären, fällt Robert Hunter und Carlos Garcia vom LAPD zu. Die beiden stehen vor einem Rätsel. Wie sollen sie einen Täter finden, von dem sie eigentlich nur vermuten, dass es ihn gibt.

In ihrem dreizehnten Fall bekommen es Hunter und Garcia vom LAPD mit einem ganz kniffligen Fall zu tun. Sie bekommen Meldungen von Todesfällen, bei denen die Umstände, unter denen die Leichen gefunden werden, nicht zu den Verletzungen passen, die zum Tod geführt haben. Nicht viel, was die Ermittler an Hinweisen haben. Wie sollen sie einen Täter finden, der allem Anschein nach keine Spuren hinterlassen hat. Die einzige verbleibende Möglichkeit: sie müssen sich mit dem Hintergrund der Toten beschäftigen. Bei zwei Toten steht zu befürchten, dass der Täter weitere Male zuschlägt.

Dieses packende Hörbuch wird hervorragend vorgetragen von Uve Teschner, der es ausgesprochen gut versteht, die immer rasanter werdende Handlung zu transportieren. Wenn man einige der Thriller um Hunter und Garcia kennt, wird man hier nicht enttäuscht. Gewieft versuchen Hunter und Garcia sich in den möglichen Täter hineinzuversetzen. Aus einem Nichts an Spuren versuchen sie gerade das winzige Quäntchen an Informationen herauszufiltern, dass sie dem Killer näher bringt. Mal wieder wird die Einheit für besonders gewaltsame Mode aufs Äußerste gefordert. Im Vergleich zu früheren Bänden gibt es kaum Bezüge zum Privatleben der Ermittler. Ob das der gekürzten Lesung geschuldet ist, kann nicht gesagt werden. Der Fall und wie die Ermittler den Pfad zu Lösung finden ist jedoch ausgesprochen fesselnd.

Das Cover passt gut zum Stil der anderen Titelbilder der Reihe.

Veröffentlicht am 08.06.2024

Sommertraum

Tod auf der Unterbühne
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Die junge Polizistin Antonia Ranik hat sich aus Wien an eine Kleinstadt versetzen lassen. Ihr Chef Hufnagl und sie werden zu einer Wirtshausschlägerei gerufen. Da kommt die Nachricht herein, dass es bei ...

Die junge Polizistin Antonia Ranik hat sich aus Wien an eine Kleinstadt versetzen lassen. Ihr Chef Hufnagl und sie werden zu einer Wirtshausschlägerei gerufen. Da kommt die Nachricht herein, dass es bei der Generalprobe des Sommertheaters einen Todesfall gegeben hat. Ranik wird zum Theater geschickt, um zu ermitteln, wieso dieser Sommernachtstraum so plötzlich zerplatzt ist. Der Regisseur Mateo Ander ist in der Unterbühnenkonstruktion gestürzt und so unglücklich gefallen, dass er förmlich aufgespiesst wurde. Unfall oder Mord? Antonia Ranik hat sofort ein komisches Gefühl. Und da ihr Chef nicht da ist, ist sie die Chefin und sie beginnt zu ermitteln.

Dies ist der erste Band einer Reihe um Bezirksinspektorin Antonia Ranik, ihren Chef Hufnagl und ihren Partner, den Streifenpolizisten Berger. Antonia muss sich zwar erstmal in ihrem neuen Umfeld zurechtfinden, doch sie ist zum ersten Mal frei. Sie ist geschieden, ihre Tochter ist im Internat und sie kann sich richtig um ihre Karriere kümmern. Mit ihrer Energie kommt sie nicht überall gut an, aber sie kann auch Pluspunkte sammeln. Nur mit den Nachforschungen bei den Theaterleuten geht es nicht so richtig voran. Es ist schließlich nicht klar, ob es nicht einfach ein Unfall war. Die Schauspieler und Mitarbeiter des Theaters machen nicht viele Angaben. Klar ist allerdings, der Regisseur war nicht beliebt.

Ein Fall im Theatermilieu kommt nicht allzu häufig vor. Hier kann man mal hinter die Kulissen lesen. Neben dem zunächst undurchdringlichen Fall, gibt es etliches über die Arbeit bei der Inszenierung zu erfahren. Vielleicht am Beginn etwas zu viel Information und zu wenig Fall, das wird aber schnell ausbalanciert. Außerdem ist es fesselnd zu erfahren, wie sich die junge Polizistin langsam in ihre neue Aufgabe einarbeitet und auch ihren Kollegen Berger für die Ermittlung begeistert. Der Chef Hufnagl ist dagegen manchmal eine richtige Spaßbremse, wie Chefs mitunter so sind, es darf halt nichts kosten. Überraschend ist dagegen die Entwicklung der Nachforschungen. Wird sich Antonia Raniks Baugefühl als richtig erweisen? Jeder, der sich diesen Reihenstart mit der sympathischen Inspektorin zu Gemüte führt, wird es erfahren.