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Veröffentlicht am 21.06.2024

Das besondere Buch

Der Untergang der "Wager"
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Im Januar 1742 strandet ein Segelboot mit 30 Mann Besatzung an der Küste Brasiliens. Die Seeleute sind die einzig Überlebenden des Eroberungsschiffes "The Wager", das in einem Sturm zerschellt ist Drei ...

Im Januar 1742 strandet ein Segelboot mit 30 Mann Besatzung an der Küste Brasiliens. Die Seeleute sind die einzig Überlebenden des Eroberungsschiffes "The Wager", das in einem Sturm zerschellt ist Drei Schiffbrüchige werden sechs Monate später in Chile an Land gespült und sagen aus, daß die 30 Seeleute Meuterer wären, die skrupellos gemordet hätten. Ein britisches Kriegsgericht soll die Wahrheit ans Licht bringen.

David Grann hat mit "Der Untergang der Wager - Eine wahre Geschichte um Schiffbruch, Mord und Meuterei" ein ganz besonderes Buch geschaffen. Aus Archivmaterial dieses historischen Kriminalfalles hat er einen spannenden Roman geschrieben. Wobei man dieses Buch zwar als Roman lesen kann, man aber in Wirklichkeit ein Sachbuch vor sich hat. Atmosphärisch dicht wird hier der Frage nachgegangen, wer die Schuld am Untergang der Wager trägt. Doch heute wie damals wird dies nicht geklärt. Selbst die Zuhilfenahme der Aussagen von Zeitzeugen bringt hier kein Licht ins Dunkel. Denn man kann hier nicht einfach in schwarz und weiß, gut oder böse einteilen. Die Situationen waren für die Beteiligten hart und extrem, jeder kämpfte um sein Überleben und sie mußten dafür alles geben und auch ihre Prinzipien aufgeben. Man erlebt hier das Leben an Bord jenseits der romantischen Verfilmungen in all seiner Härte. Stürme, Gefechte und Krankheiten bedrohen die Besatzung und fordern viele Todesopfer. David Grann beschreibt dies alles so eindringlich, daß man mit jedem Opfer leidet. Der Autor arbeitet hier auch Geschichte auf. Politisches Geplänkel zwischen England und Spanien wird hier verständlich gemacht und man lernt, wie brutal der Kampf um die Seeherrschaft war. Dieses Buch ist extrem spannend und trotz der speziellen Thematik leicht verständlich zu lesen. Im Mittelteil befindet sich ein Bildteil voller wunderbarer Farbbilder, die das Buch zusätzlich aufwerten. Ich kann dieses Buch jedem sehr ans Herz legen!

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Veröffentlicht am 17.06.2024

Regionalität plus Spannung

Merano fatale
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Ispettore Emmenegger bekommt es diesmal mit einem kuriosen Fall zu tun. Im Café Unterweger sitzt ein Mann tot auf der Terrasse. Emmenegger und seine Kollegin und Verlobte Eva Marthaler stehen vor der Frage, ...

Ispettore Emmenegger bekommt es diesmal mit einem kuriosen Fall zu tun. Im Café Unterweger sitzt ein Mann tot auf der Terrasse. Emmenegger und seine Kollegin und Verlobte Eva Marthaler stehen vor der Frage, ob es sich um Selbstmord oder Mord handelt. Ausgerechnet Evas Mutter erscheint im Kommissariat und behauptet, den Mann vergiftet zu haben. Nun ist Emmenegger gefragt!

"Merano Fatale" ist der zweite Fall für Emmenegger. Dieser ist wirklich kompliziert, immer wieder stößt er auf neue Personen, die einen Bezug zum Mordopfer haben. Dazu noch das Geständnis von Evas Mutter - da möchte man nicht mit ihm tauschen, steht man doch selbst vor dem Fall und findet einfach keinen eindeutig Verdächtigen. Emmenegger hat auch hier nichts von seiner "speziellen" Art verloren. Er geht halt auch mal Wege, die von der Norm abweichen. Und genau das mag ich so an ihm. Er hat seinen eigenen Kopf und duckt sich nicht. Er hat bei mir alle Sympthiepunkte, während ich Eva mit ihrer Art etwas zwiespältig sehe. Privat müßte sie sich für mein Empfinden etwas ändern. Elisabeth Florin hat einen äußerst angenehmen Schreibstil. Man liest hier sehr flüssig, kann über einige humorvolle Szenen lachen und fühlt sich schon durch die Kapitel, die eine angenehme Länge aufweisen, sehr wohl. Dazu beschreibt sie die Landschaft so intensiv, daß man sich vor Ort fühlt und richtig in Urlaubsstimmung kommt. Dabei schafft sie es, daß Humor, Regionalität und Kriminalfall in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander stehen und nichts überhand nimmt und anderes in den Schatten stellt. Dieser Krimi ist wieder sehr gelungen und ich würde mich über weitere Emmenegger- Fälle sehr freuen!

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Veröffentlicht am 16.06.2024

Absolut lesenswert

Die Sehenden und die Toten
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Im Wendland wird der 18jährige Justus tot aufgefunden, seine Augen wurden durch Spiegelscherben ersetzt. Kriminalkommissarin Carla Seidel, die sich gerade von Hamburg ins Wendland hat versetzen lassen, ...

Im Wendland wird der 18jährige Justus tot aufgefunden, seine Augen wurden durch Spiegelscherben ersetzt. Kriminalkommissarin Carla Seidel, die sich gerade von Hamburg ins Wendland hat versetzen lassen, übernimmt den Fall. Ihr wird klar, daß niemand Justus wirklich kannte. Als Carlas Tochter Lana bei einer Mitschülerin ein Tattoo entdeckt, welches Justus als Narbe auf seinem Oberschenkel trug, überschlagen sich die Ereignisse.

"Die Sehenden und die Toten" ist der erste Krimi rund um Carla Seidel. Dieser ist Sia Piontek absolut gelungen! Schon die Charaktere Carla und ihre Tochter Lana haben mich überzeugt. Carla schleppt Probleme mit sich herum und Lana ist hochsensibel - und trotzdem sind die beiden ein absolutes Powerduo, das sich nicht unterkriegen läßt. Diese Probleme überlagern den Krimi jedoch nicht, sondern bilden die dazugehörige Randhandlung. Gerade Carla war mir von Beginn an sympathisch und ich hatte das Gefühl, sie schon ewig zu kennen. Sia Piontek verfügt über einen sehr angenehmen Schreibstil. Sie schreibt keine ellenlangen Kapitel, so daß man es immer schafft, eines zu beenden. Den Spannungsbogen hält sie auf ruhige Art hoch, sie baut auf Atmosphäre statt Action und Spuren, die in die Irre leiten. Das Ende fügt sich gut zusammen - und läßt auf eine Fortsetzung hoffen, auf die ich schon jetzt sehr neugierig bin!

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Veröffentlicht am 14.06.2024

Wohlfühlkrimi

Mordsschnitzel
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Valerie Thaller darf in ihrem Grand Hotel den siebzigsten Geburtstag des "Schnitzelkönig" ausrichten. Familie und Freunde feiern, als sich unerwünschte Gäste unter die Gesellschaft mischen. Am nächsten ...

Valerie Thaller darf in ihrem Grand Hotel den siebzigsten Geburtstag des "Schnitzelkönig" ausrichten. Familie und Freunde feiern, als sich unerwünschte Gäste unter die Gesellschaft mischen. Am nächsten Morgen liegt der "Schnitzelkönig" tot in seinem Wohnzimmer. Valerie und ihre Freundin Nora versuchen herauszufinden, was geschah.

"Mordsschnitzel" ist der zweite Fall für Valerie Thaller. Ulrike Moshammer hat auch hier wieder einen spannenden Krimi geschaffen. Immer wieder verlieren sich die Spuren im Nichts und die Handlung nimmt erneut eine unvorhersehbare Wendung, so daß man umdenken und seine eigenen Ermittlungen neu ansetzen muß. Dadurch wird man richtig in die Handlung mitgenommen. Valerie und Nora sind ein tolles Gespann, das sich gegenseitig aufeinander verlassen kann. Hier ist einer für den anderen da. Die Autorin schafft es gekonnt, daß der Krimi nicht durch das Privatleben von Valerie gestört wird. Im Gegenteil. Das Zusammenspiel fühlt sich richtig gut an und ist absolut ausgewogen. Aufgelockert wird dieser Krimi durch leichten Humor und wunderbare Beschreibungen der Landschaft rund um Bad Gastein. Hier fühlt man sich direkt vor Ort. Wenn man dieses Gefühl noch verstärken möchte, kann man die guten Rezepte am Ende des Buches super nachkochen!

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Veröffentlicht am 13.06.2024

Eindrucksvolle Auswanderer- Saga

Weiße Nächte, weites Land
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Im 18. Jahrhundert folgen viele Deutsche dem Ruf der russischen Zarin Katharina und wandern nach Russland aus. Auch die Schwestern Christina, Eleonora und Klara Weber schließen sich nach dem Tod der Mutter ...

Im 18. Jahrhundert folgen viele Deutsche dem Ruf der russischen Zarin Katharina und wandern nach Russland aus. Auch die Schwestern Christina, Eleonora und Klara Weber schließen sich nach dem Tod der Mutter dem Zug der Aussiedler an. Während für die leichtlebige Christina alles nur ein großes Abenteuer ist, fällt es Eleonora schwer, ihre Heimat zu verlassen. Sie ist, obwohl noch so jung, schon verwitwet und trägt die Verantwortung für ihre kleine Tochter Sophia. Die jüngste Schwester Klara ist fast noch ein Kind und weigert sich zunächst, mit nach Russland zu kommen. Doch schließlich machen die drei Schwestern sich zusammen mit anderen Dorfbewohnern auf den Weg ins Ungewisse. Nach einem langen Fußmarsch erreichen sie Lübeck, wo sie auf noch mehr Auswanderer treffen und mit einem Schiff nach Sankt Petersburg fahren. Sie ahnen nicht, daß sie statt dem versprochenen Wohlstand ein Leben in Kälte und voller Entbehrungen erwartet. Die meisten nehmen diese Herausforderung an, doch nicht alle sind bereit, für ihre Träume hart zu arbeiten.

Der erste Teil der Auswanderer-Saga "Weiße Nächte, weites Land" hat mich total begeistert. Martina Sahler hat mit diesem Buch ein fast vergessenes Thema aufgegriffen und spannend in Szene gesetzt. Die Geschichte hat mich sofort gefesselt und gar nicht wieder losgelassen. Diese Menschen müssen ungeheuerliches geleistet haben, um ein ganz neues Dorf zu schaffen. Ihr Leben wird von Martina Sahler so eindringlich beschrieben, daß sie dem Leser schnell vertraut werden. Wie schwierig es ist, wenn so viele unterschiedliche Charaktere zu einer Gemeinschaft zusammenfinden müssen, zeigt die Geschichte sehr eindrucksvoll. Der Autorin ist es gelungen, viele historische Personen, bekannte wie nicht so bekannte, in ihren Roman mit einzugliedern. Das macht die ganze Geschichte umso glaubwürdiger. Ich bin sehr gespannt auf die weiteren Teile dieses Saga!

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