Cover-Bild Die Zeit im Sommerlicht
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26,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Hoffmann und Campe
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 480
  • Ersterscheinung: 04.04.2024
  • ISBN: 9783455017083
Ann-Helén Laestadius

Die Zeit im Sommerlicht

Roman
Maike Barth (Übersetzer), Dagmar Mißfeldt (Übersetzer)

»Ein einzigartiger Roman – Gerüche, Geschmäcker, Gedanken galoppieren über die Seiten wie eine gewaltige Rentierherde.« Alingsås Tidning

Im Land der Rentiere wird eine Gruppe von Kindern ihrer Welt entrissen und in ein entlegenes Internat verbracht, wo sie sich großen Herausforderungen stellen müssen. Eine unvergessliche Geschichte über dunkle Geheimnisse, Hoffnung und Zusammenhalt und die Rückkehr ins Licht.

Schweden in den 1950er Jahren. Else-Maj ist sieben Jahre alt, als sie das vertraute Leben im Sámi-Dorf und die wärmende Gegenwart ihrer geliebten Rentiere hinter sich lassen und in ein sogenanntes Nomadeninternat gehen muss. Hier trifft sie auf Jon-Ante, Marge und andere Sámi-Kinder, die wie Else-Maj von nun an all das verleugnen sollen, was sie von der Welt kennen. Allein die gutmütige Erzieherin Anna, eine Sámi wie sie, hält eine schützende Hand über die Kinder. Doch eines Tages verschwindet sie ohne jede Spur. Erst viele Jahre später erfahren die einstigen Schüler die Antwort und mit ihr endlich eine Chance auf Genugtuung – und Heilung.

» Die Auseinandersetzung mit dem Unrecht einer in Schweden lange marginalisierten Volksgruppe - auf einer sehr persönlichen Ebene, die einen schnell in die Handlung zieht. « Agnes Bührig, NDR Kultur

» Eine ebenso bedrückende wie berührende Geschichte. « Stefan Opitz, Frankfurter Allgemeine Zeitung

»Aufrüttelnd und bewegend.« Thomas Schürmann, HÖRZU/Gong

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.06.2024

Die Samen

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Die Zeit im Sommerlicht - Ann-Helen Laestadius
Ein berührender Roman über ein dunkles Kapitel der schwedischen Geschichte: die Nomadenschulen und deren (Um-)Erziehungsmethoden. Eine Maßnahme, die zum weitreichenden ...

Die Zeit im Sommerlicht - Ann-Helen Laestadius
Ein berührender Roman über ein dunkles Kapitel der schwedischen Geschichte: die Nomadenschulen und deren (Um-)Erziehungsmethoden. Eine Maßnahme, die zum weitreichenden Trauma über Generationen führte.
Fünf samische Kinder, die aus ihren Familien gerissen und in ein solches Nomaden-Internat gesteckt wurden, werden in diesem Roman vorgestellt. Doch nicht nur die schwere Schulzeit dieser Kinder ist ein Thema – viele weitere Handlungsstränge spielen in der Zukunft, zeigen diese Kinder als Jugendliche, Erwachsene, Eltern, Partner. Und hier wird bedrückend klar, welch große Schäden diese Menschen davongetragen haben. Diverse Traumata, der Verlust der eigenen Kultur und Sprache, ein Gefühl der Wurzellosigkeit. Fünf Figuren, die allesamt unterschiedlich mit ihren seelischen Verletzungen umgehen, ihren Schmerz teilweise auch an die nächste Generation weitergeben.
Dass diese Zeit in der Nomadenschule für die Kinder hart war, wird schnell klar. Dieses Thema alleine hätte aber keinen Roman gefüllt. Extrem spannend fand ich daher die Frage, wie sich derartige Erziehungsmethoden auf die betroffenen Personen auswirken, auf ihre Familien und Nachkommen.
Nebenher erfährt man noch so einiges über die Kultur der Samen, ihre Schwierigkeiten in der Gesellschaft und die Rentierzucht.
Der Einstieg in die Geschichte fiel mir nicht ganz leicht. So viele verschiedene Namen, in verschiedenen Zeiten. Die Handlung springt munter vor und zurück und es dauert ein wenig, bis man sich zurechtfindet.
Dass es derartige „Umerziehungsanstalten“ auch in Europa gegeben hat, war mir bislang unbekannt. Eine beeindruckende und erschreckende Lektüre. Toll geschrieben, hat mich sehr berührt.
5 Sterne

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Veröffentlicht am 22.05.2024

schweres Thema toll umgesetzt

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Die Autorin erzählt aus dem Leben von fünf samischen Kindern, die von den schwedischen Behörden zwangsweise von ihren Familien getrennt und in sogenannte Nomadenschulden gesteckt worden. Anfang des 20. ...

Die Autorin erzählt aus dem Leben von fünf samischen Kindern, die von den schwedischen Behörden zwangsweise von ihren Familien getrennt und in sogenannte Nomadenschulden gesteckt worden. Anfang des 20. Jahrhunderts war das in Schweden noch gängige Praxis. Man versuchte unter dem Deckmantel der nötigen Schulbildung die Samen so zur Anpassung zu zwingen. Wie oft in solchen Kinderheim-ähnlichen Schulen gab es Erwachsene, die die Kinder schikanierten und unnötig hart, ja sogar grausam, mit ihnen umgingen. Die Mutter der Autorin hat wohl eigene Erfahrungen einfließen lassen, das merkt man dem Buch wohltuend an. Es liest sich ergreifend und glaubwürdig. Ich bin wieder mal schockiert, dass die Urvölker überall auf der Welt von den scheinbar so gebildeten Großnationen unterdrückt und ihrer Kultur beraubt wurden. Inuit, Indianer, Samen und viele andere mehr. Es funktioniert überall ähnlich und es ist ein Wunder, dass die Naturvölker teilweise doch überlebt haben und jetzt versuchen, ihre Riten und Gebräuche, ihre Schätze der Vergangenheit zu finden, wiederzuerlernen und in ihrer Kultur zu verankern.

"Die Zeit im Sommerlicht" beleuchtet sowohl die harte Vergangenheit in der Schule als auch das, was aus den Kindern geworden ist. Ihre Erfahrungen und Schicksale haben sie geformt und als Erwachsene haben sie teilweise große seelische Nöte, die es zu verarbeiten gilt.

Trotz des traurigen harten Themas ein tolles Buch.

Veröffentlicht am 19.04.2024

Der Türspalt in die Vergangenheit

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2022 erschien der erste Band einer Trilogie der 1971 geborenen Samin Ann-Helén Laestadius über die samische Bevölkerung Schwedens auf Deutsch, "Das Leuchten der Rentiere". Der schwedische Originaltitel ...

2022 erschien der erste Band einer Trilogie der 1971 geborenen Samin Ann-Helén Laestadius über die samische Bevölkerung Schwedens auf Deutsch, "Das Leuchten der Rentiere". Der schwedische Originaltitel "Stöld" (Diebstahl) verrät mehr über den Inhalt: Rentierwilderei im heutigen Lappland und die unterlassenen Ermittlungen durch die schwedische Polizei als Teil von strukturellem Rassismus gegen die samische Bevölkerung.

Auch beim nun erschienenen zweiten Band "Die Zeit im Sommerlicht" sagt der Originaltitel mehr: In "Straff" (Bestrafung) geht es um das System der Nomadenschulen, in die Rentierzüchterfamilien ihre Kinder ab sieben Jahren schicken mussten. Wochenlang von zuhause getrennt, durften sie ihre Muttersprache nicht sprechen, schreiben oder lesen, nicht joiken, erlebten die Verunglimpfung ihrer Kultur und waren physischer wie psychischer Gewalt durch das Personal und ältere Kinder schutzlos ausgeliefert. Ähnlich wie es der kanadische Indigene Richard Wagamese in seinem Roman "Der gefrorene Himmel" über die kanadischen Residential Schools beschreibt, sollte den Kindern mit Gewalt ihre Kultur und Tradition ausgetrieben werden – ein Trauma mit lebenslangen Folgen.

Fünf Schicksale in zwei Zeitebenen
Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen. Mitte der 1950er-Jahre sind Else-Maj, Anne-Risten, Marge, Jon-Ante und Nilsa im Internat in Láttevárri, das unter der Leitung der brutalen Hausmutter Rita Olsson steht. Einzig die junge Betreuerin Anna, eine sanfte und zugewandte Samin, schenkt den Kindern Zuneigung und gibt ihnen Halt. Ihre Entlassung ist ein Schock.

Mitte der 1980er-Jahre sind Else-Maj, Anne-Risten, Marge, Jon-Ante und Nilsa knapp 40. Alle leiden unter den Internatserfahrungen, wenn auch auf unterschiedliche Weise. Else-Majs Mann, mit dem sie in ihrem Dorf eine traditionelle Rentierzüchterfamilie gegründet hat, war ebenfalls Internatsschüler, doch ist das schmerzhafte Thema tabu. Anne-Risten lebt in Kiruna, hat einen Schweden geheiratet und spricht mit ihren Kindern nur Schwedisch. Sie leidet unter multiplen körperlichen Beschwerden, unter der Verachtung ihrer Tochter und der Angst, als Samin „enttarnt“ zu werden. Ebenfalls in Kiruna leben Marge und Jon-Ante, der im Internat von Nilsa und seiner Bande misshandelt wurde. Beiden fehlt es an Selbstbewusstsein und Mut zu einer Bindung. Als Marge ein kolumbianisches Mädchen adoptiert, erkennt sie Teile ihrer eigenen Geschichte wieder. Der allseits verhasste Nilsa, der als Rentierzüchter ins Dorf zurückgekehrt ist, leidet unter seiner Mitschuld am Tod seines jüngeren Bruders Aslak.

Was alle vereint, ist das kollektive Schweigen. Erst als Rita Olsson wieder auftaucht, gerät etwas in Bewegung. Der klugen Anna ist es schließlich zu verdanken, dass die Mauer des Schweigens erste Risse bekommt:

"Tastend wurden Erinnerungen formuliert, für die Anna einen Türspalt geöffnet hatte." (S. 473)

Fiktiv und doch wahr
Die einzelnen Kapitel springen zeitlich und zwischen den Hauptfiguren hin und her, trotzdem behält man leicht den Überblick. Wer "Das Leuchten der Rentiere" gelesen hat, wird einige der Personen wiedererkennen, doch sind die Bücher auch völlig unabhängig zu lesen. Ann-Helén Laestadius setzt sich in beiden fiktiv, jedoch auf wahren Begebenheit beruhend, mit dem Rassismus gegen die samische Bevölkerungsminderheit in Schweden auseinander und zeigt die Weitergabe des samischen Traumas über Generationen. Ich habe auch "Die Zeit im Sommerlicht" als schonungs-, jedoch nicht hoffnungslosen Roman mit großem Interesse und ausgesprochen gern gelesen und warte nun sehr gespannt auf den noch ausstehenden dritten Band.

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Veröffentlicht am 22.07.2024

erschreckend

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“Was haben Sie nur für wohlerzogene Kinder! Das hätte man wirklich nicht für möglich gehalten, wenn man bedenkt, dass sie fast wie ungezähmte Tiere in freier Wildbahn gelebt haben”. - aus "Die Zeit im ...

“Was haben Sie nur für wohlerzogene Kinder! Das hätte man wirklich nicht für möglich gehalten, wenn man bedenkt, dass sie fast wie ungezähmte Tiere in freier Wildbahn gelebt haben”. - aus "Die Zeit im Sommerlicht-

Im Schweden der 50er Jahre wurden Kinder samischer Familien ihren Liebsten entrissen und in sogenannte “Nomadeninternate” gesteckt um sie zu vermeintlich “richtigen” Schweden umzuerziehen. Dieser Internatsalltag lief alles andere als harmonisch ab, auch Gewalt seitens der “Hausmutter” und unter den Schülern gehörte zur Tagesordnung. Ihre samische Muttersprache durfte nicht gesprochen werden und Erzieherinnen die den Kindern gut gestimmt waren, wurden “herausgemoppt”, wie wir heute zu sagen pflegen.

Ann-Helen Laestadius erzählt die Geschichte auf zwei Zeitebenen, während die Kinder in das Internat gingen und 30 Jahre später. Es war eindrücklich zu lesen, welche Traumata die Kinder aus dem Internat mir ins Erwachsenenalter mitnahmen und mit dieser negativ prägenden Zeit nie vollständig abschließen konnten. Trotzdem ist das Ende des Buches versöhnlich, was mir gut gefallen hat.

Wie schon “Das leuchten der Rentiere” war auch dieser Roman erschreckend und machte mich zweitweise echt traurig und fassungslos, daher finde ich auch den Titel des Buches nicht ganz passend. Dieser kommt viel leichter und positiver daher als der Inhalt des Buches tatsächlich ist. Dass solche Geschichten geschrieben werden, finde ich unglaublich wichtig, ein Mahnmal, dass kein Kind dieser Erde ihren Familien entrissen werden sollte und dass jegliche Lebens- und Glaubensrichtungen gut sind, wie sie sind.

Vor allem am Anfang hatte ich etwas Mühe auf den verschiedenen Zeitebenen den Charakteren zu folgen, dies legte sich aber je weiter ich las.

Es ist kein einfaches Buch, jedoch auf alle Fälle lesenswert.

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Veröffentlicht am 16.05.2024

Starker Tobak!

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Mir war nach dem Klappentext klar, dass dies hier keine Wohlfühllektüre wird, aber ich muss sagen Holla die Waldfee, hier ist viel Schmerz und Brutalität enthalten. Das Cover und der Titel lassen auf eine ...

Mir war nach dem Klappentext klar, dass dies hier keine Wohlfühllektüre wird, aber ich muss sagen Holla die Waldfee, hier ist viel Schmerz und Brutalität enthalten. Das Cover und der Titel lassen auf eine leichtere Lektüre schließen, besonders mit diesem Bild was nach so viel Hoffnung schreit. Auch der Titel ist aus meiner Sicht nicht so gut gewählt, heißt es auf Schwedisch im Original „Straff“ übersetzt Strafe. Das passt um Längen besser.
Denn dies hier ist ein Roman über die Unterdrückung der samischen Minderheit in Schweden und wie mit dem nomadisch lebenden Volk, das Renntiere züchtet, umgegangen wurde. Das Buch hat zwei zeitliche Ebenen. Zum einen spielt es in den 50er Jahren und wir lernen in Summe fünf Kinder kennen, die in eine Nomadenschule kommen, ein Internat. Klein sind sie alle, grade mal 7 Jahre alt. Dort sind sie physischer und psychischer Gewalt ausgesetzt und ertragen viel. Zu viel. Brutal geht es zu. Es ist keine Schule, es ist im Grunde ein Umerziehungslager, sie dürfen nur noch Schwedisch sprechen und wenn die tyrannische Leiterin ungehorsam wittert gibt es Schläge.
Der Sprung in die 80er Jahre macht deutlich mit was für Traumata die nun Erwachsenen sich plagen, Suchtverhalten entwickeln, Emotionen nicht zulassen und vieles mehr. Wirklich beklemmend ist das Gefühl bei der Lektüre.
Auch wenn die Lage etwas anders ist, musste ich an die Kanadischen Indigenen Völker denken, deren Kinder auch viel Unrecht angetan wurde. Und hier erinnere ich mich auch plastisch an: Richard Wagamese mit „Der gefrorene Himmel“.
Ein Roman, der in Schweden eine Diskussion entfacht hat und lange auf deren Bestsellerliste stand. Ein Roman der einen blinden Fleck der Geschichte in den Fokus nimmt. Ungeschönt erzählt von Ann-Helén Laestadius, eine Halb-Samin, die durch das tiefe Schweigen der eigenen Familie hier Aufarbeitung betrieben hat und dem Thema Raum gibt.

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