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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.03.2019

Temporeicher Thriller mit leider wenig überzeugendem Showdown

Siam Affairs
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Siam Affairs ist der dritte Band der Thriller-Reihe um den Ex-FBI-Ermittler William LaRouche. William ist in Bangkok zur Hochzeit seiner guten Freundin Penelope eingeladen und landet mitten im Geschehen: ...

Siam Affairs ist der dritte Band der Thriller-Reihe um den Ex-FBI-Ermittler William LaRouche. William ist in Bangkok zur Hochzeit seiner guten Freundin Penelope eingeladen und landet mitten im Geschehen: ein bekannter Chirurg wird entführt, ein Geschäftsmann verschwindet und ein Sack mit einem abgetrennten Arm wird gefunden. Dazu bedroht ein Taifun die Stadt.

Erzählt wird die Geschichte aus mehreren Perspektiven, was dazu beiträgt, dass die Story schnell Fahrt aufnimmt. Die einzelnen Erzählstränge werden nach und nach verknüpft und so mancher Plottwist sorgt für Überraschung. Kurze Kapitel und regelmäßige Cliffhanger am Kapitelende tragen zur Spannung bei.

Ich hätte mir allerdings einen größeren Fokus auf William LaRouche gewünscht. Als Hauptdarsteller bleibt er sehr hinter den Nebendarstellern zurück und geht bei den häufigen Perspektivwechseln insgesamt unter. Seinen großen Auftritt hat er dann zwar beim westernartigen Showdown am Ende, wirkt dabei aber überzeichnet. Es ist auch das Ende, das mir an dem Buch am wenigsten gefallen hat. Ich saß beim Finale etwas verwirrt vor dem Buch, denn dafür, dass hier so viel passiert kam es mir das Geschehen sehr nebensächlich und schnell abgehandelt vor. Auch das Verhalten der Charaktere konnte mich nicht immer überzeugen, manch abgeklärte Reaktion hat mich sehr überrascht.

Obwohl mir das schnelle Erzähltempo und die gut dargestellte Atmosphäre gefallen haben bin ich insgesamt kein Fan des Buches geworden. Dafür haben mich das Ende und manche Ungereimtheit im Verhalten zu sehr gestört.

Veröffentlicht am 02.11.2024

Absurd intelligente, überzeichnete Charaktere

Eine Frage der Chemie
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Das Buch erzählt eine nette Geschichte mit einer wichtigen Botschaft und auch der Inhalt wäre interessant gewesen: eine Frau, die wissenschaftlich hochbegabt ist und in den 1950ern gegen den Status quo ...

Das Buch erzählt eine nette Geschichte mit einer wichtigen Botschaft und auch der Inhalt wäre interessant gewesen: eine Frau, die wissenschaftlich hochbegabt ist und in den 1950ern gegen den Status quo ihrer Zeit ankämpfen muss. Als feministisches Meisterwerk gelobt, habe ich nun also eine Geschichte über eine toughe Wissenschaftlerin erwartet, die beeindruckt, inspiriert und Mut macht. Stattdessen ist da Elizabeth Zott. Sie ist überragend in allem was sie tut: eine intelligente Chemikerin, strahlend schön und eine phantastische Köchin. Wenn andere Eltern Spinat kochen hassen die Kids es, wenn Elizabeth Spinat kocht ist es das Beste was das Kind jemals gegessen hat. Mhm, ja…

Überhaupt habe ich das mit der Kochshow nicht verstanden. Den Job bekommt sie, weil sie den Produzenten mit ihrer „besonderen Art“ begeistert und das ganze Land interessiert sich plötzlich für Chemie. Elizabeth ist ruppig, schon fast dämlich naiv, sozial komplett unbeholfen und kaum in der Lage zwischenmenschliche Beziehungen zu knüpfen. Sie trägt einen meist unbegründeten Hass und eine Verachtung gegen so ziemlich alles in sich. Wie also kann sie die Zuschauer für sich einnehmen und mit einer Kochshow, bei der sie Salz als Natriumcarbonat bezeichnet und zum Kochvorgang die chemischen Prozesse beschreibt, die Massen begeistern? Nur weil sie Elizabeth Zott ist? Das ist mir zu wenig - und Sätze wie “Furchtlosigkeit in der Küche wird zu Furchtlosigkeit im Leben” sind mir zu plump.

Auch beim Rest der Familie geizt die Autorin nicht mit Superlativen. Tochter Madeline liest mit vier Jahren bereits Romane und wissenschaftliche Artikel, begreift komplexe Zusammenhänge und schreibt im Sandkasten lieber E=mc² anstatt dort zu spielen. Der Familienhund ist ebenfalls absurd intelligent, holt das Kind selbstständig von der Schule ab, versteht hunderte Worte und begreift die Welt um sich herum als wäre er ein Mensch. Wenn er aus eigenem Antrieb Blumen aufs Grab legt oder über Philosophen nachdenkt ist mir das zu fantastisch und für mich fehlplatziert im Roman.

So missglückt ich die extrem überzeichneten Charaktere fand, so gut ist der Schreibstil. Die Story ist spannend und temporeich erzählt und liest sich richtig gut. Schade ist dann aber wieder, dass viele sehr ernste Themen inhaltlich aufgegriffen werden und einfach dadurch gelöst werden, dass die Charaktere sie ignorieren. Gerade bei der vorkommenden psychischen und physischen Gewalt ist mir das zu wenig.

Ich wollte das Buch wirklich mögen, aber am Ende hat es mich nur enttäuscht.

Veröffentlicht am 15.06.2024

Zu gewollt mysteriös

Anna O.
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Zu gewollt mysteriös

“Resignationssyndrom” - so bezeichnet man es, wenn ein Mensch in einen komaähnlichen Schlaf fällt, dabei ziehen sich Körper und Verstand zurück, um sich zu schützen. In Matthew Blakes ...

Zu gewollt mysteriös

“Resignationssyndrom” - so bezeichnet man es, wenn ein Mensch in einen komaähnlichen Schlaf fällt, dabei ziehen sich Körper und Verstand zurück, um sich zu schützen. In Matthew Blakes Roman ist davon Anna O. betroffen. Man wirft ihr vor, dass sie vor vier Jahren zwei Menschen brutal ermordet hat und danach in einen tiefen Schlaf fiel. Der forensische Psychologe Ben soll sie nun aufwecken, damit man Anna endlich vor Gericht stellen kann.

Von diesem spannenden Hintergrund habe ich mich verleiten lassen das Buch zu lesen. Los geht’s dann auch noch sehr vielversprechend: nach wenigen Seiten ist man mitten in der Story und schnell stellt man sich jede Menge Fragen: Warum schläft Anna? Gibt es das tatsächlich, dass ein Mensch in einen komaähnlichen Schlaf fällt? (Ja, tut es). Wie kam es zu den Morden? Wer ist hier ehrlich, wer spielt eine Rolle?

Eine Zeit lang ist das alles ausreichend, um das Interesse an der Geschichte hoch zu halten. Aber schon kurz vor der Hälfte des Buches kommt die Handlung nicht mehr wirklich voran und es kommen so viele neue Themen und Vorkommnisse dazu, dass man bald mehr rätselt als dass man noch gefesselt ist. Auf mich wirkte die Geschichte ab hier zu überladen und das, definitiv vorhanden gewesene, Potential empfand ich als erzählerisch nicht zu 100% ausgeschöpft. Ein wirklicher Lesefluss wollte sich nicht einstellen.

Dass der Autor sehr gründlich zu im Schlaf begangenen Verbrechen recherchiert hat, merkt man definitiv, nur empfand ich das Wissen dazu viel zu theoretisch, und dadurch mit der Zeit ermüdend, vermittelt. Vom Thema Schlafwandeln hätte ich mir mehr erwartet. Zwar wird es immer wieder in Annas Erinnerungen aufgegriffen, ist aber letztendlich der selbe Ablauf: sie hat Angst davor zu schlafen, sie verbarrikadiert die Tür. Ende.

Zu Ben fand ich keinen wirklichen Zugang, viele seiner Handlungen oder Gedanken konnte ich nicht nachvollziehen. Er denkt z.B. ernsthaft, dass es seine kleine Tochter, ein Grundschulkind, beeindrucken würde wenn er bei seiner Forschung erfolgreich ist. Hm… ja..

Fazit
Ein wahnsinnig spannendes Thema mit viel Potential, aber die Umsetzung fand ich wenig gelungen. Auch der Plottwist am Ende konnte die wenig sympathischen Protagonisten und die überladene Erzählung nicht mehr retten.

Veröffentlicht am 20.12.2023

Eine gute Idee, die an der Umsetzung scheitert

Zwei Fremde
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Der Klappentext verrät es bereits: Remie York ist zusammen mit zwei Gästen, einem Polizisten und einem Mörder in einem abgelegenen Hotel eingeschneit.

Und ihr drängendstes Problem in der ganzen Misere ...

Der Klappentext verrät es bereits: Remie York ist zusammen mit zwei Gästen, einem Polizisten und einem Mörder in einem abgelegenen Hotel eingeschneit.

Und ihr drängendstes Problem in der ganzen Misere lautet: wo ist eigentlich mein Reisepass?
Ja, ihr habt richtig gelesen. Wen kümmert schon der Mörder. Sie will am nächsten Tag nach Südamerika fliegen und braucht diesen verdammten Reisepass!

Dabei beginnt die Geschichte vielversprechend und auch das Setting ist super interessant. Recht schnell tauchen dann aber die ersten Logiklücken und unsinnige Verhaltensmuster auf und bis zum Ende gesellen sich immer mehr dazu. Die gute Remi hält beispielsweise ganz ungezwungen mit den beiden Fremden ein Pläuschchen, anstatt einfach auf Abstand zu bleiben. Und als sie vermutet, dass ein Gast im Schneesturm unterwegs ist kümmert sie das wenig: die Dame sah ja fit aus, wird also im Unwetter schon zurechtkommen.

Spannung und eine bedrohliche Atmosphäre gab es viel zu wenig, begeistern konnte mich am Ende nur ein einziger Plottwist.

Auch die Übersetzung ist manchmal etwas holprig, wobei es natürlich auch gut sein kann, dass die Sätze bereits im Original so seltsam waren. Mit Sätzen wie „𝘐𝘯𝘯𝘦𝘳𝘭𝘪𝘤𝘩 𝘸𝘢𝘳 𝘪𝘤𝘩 𝘬𝘳𝘢𝘵𝘻𝘣𝘶̈𝘳𝘴𝘵𝘪𝘨 𝘶𝘯𝘥 𝘴𝘱𝘳𝘰̈𝘥𝘦, 𝘮𝘦𝘪𝘯 𝘏𝘦𝘳𝘻𝘴𝘤𝘩𝘭𝘢𝘨 𝘭𝘢𝘶𝘯𝘪𝘴𝘤𝘩“ sollen Remies Empfindungen beschrieben werden. Ich kann damit nichts anfangen.

Veröffentlicht am 29.07.2023

Schimpfwörter, Sex und Beziehungsprobleme sind für einen Plot zu wenig

Wilder Winter
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Das Buch ist mein zweiter Lansdale, aber so ganz hat es diesmal nicht gefunkt. Bei Charakteren und Story haben mir die Tiefe gefehlt, der Plot entwickelt sich zu zäh und die Handlung wird im Laufe der ...

Das Buch ist mein zweiter Lansdale, aber so ganz hat es diesmal nicht gefunkt. Bei Charakteren und Story haben mir die Tiefe gefehlt, der Plot entwickelt sich zu zäh und die Handlung wird im Laufe der Geschichte immer weniger. Das ist sehr schade, denn Lansdale kann super schreiben und mit seinen Worten eine packende Atmosphäre erzeugen. Aber wenn dann einfach zu wenig passiert, bringt das am Ende halt auch nichts. Schimpfwörter, Sex und Beziehungsprobleme sind für einen überzeugenden Plot zu wenig.

Ganz verloren hat er mich dann mit seinem absolut abgehobenen Schluss. Ich mag Action-Szenen auch in Büchern, aber hier habe ich gar nicht mehr mitzählen können von wie vielen Kugeln die Protagonisten niedergestreckt wurden, nur um sich dann wieder aufzurappeln und das Geballere fortzusetzen.

Fazit
Ich hätte das Buch so gerne gemocht, musste mich aber ziemlich durch die Seiten quälen - so lang kam mir noch kein Buch mit gerade mal 200 Seiten vor!