Vom Ende der Serenissima
Venedig - für mich ein Sehnsuchtsort, an den ich immer wieder gern zurückkehre. Der Untergang dieser verletzlichen und wundervollen Stadt voller Geschichte und Geschichten ist ein Albtraum. In „Acqua Alta“ ...
Venedig - für mich ein Sehnsuchtsort, an den ich immer wieder gern zurückkehre. Der Untergang dieser verletzlichen und wundervollen Stadt voller Geschichte und Geschichten ist ein Albtraum. In „Acqua Alta“ wird er zur Realität. Die Stadt bricht unter dem Druck einer Flutwelle zusammen. Es bleiben Trümmer, Staub und die Erinnerung an das, was einmal die schönste und auch mächtigste Stadt der Welt war. Auf jeder Seite weht dem Leser die Liebe zur Stadt, die Verzweiflung ob des drohenden Untergangs und die Wut darüber, sehenden Auges ins Unglück zu rennen, entgegen. Erzählt wird die Geschichte aus der Perspektive von Guido, Maria Alba und Léa. Eine Familie, die der Kampf um das Überleben Venedigs auseinander reißt. Guido, der aus einfachen Verhältnissen stammt und es bis ins Wirtschaftsministerium der Stadt gebracht hat, geht es um Geld, Macht und Wählerstimmen - vor allem vom Festland. Die Stadt muss immer weiter ausgepresst, „die Ströme“ maximiert werden. Seine Frau Maria Alba, Nachfahrin einiger Dogen, verliert sich in dem Traumgebilde vergangener Zeiten. Léa schließt sich Aktivisten an, um die Stadt zu retten. Klar und in toller Sprache entsteht das Bild einer zerrissenen Familie vor der Kulisse einer Stadt am Abgrund. Alles spitzt sich auf eine Katastrophe zu. Als Guido durch die Trümmer der zerstörten Stadt irrt, sehe ich mich im Geiste mit ihm verschütteten Plätzen und Palazzi nachspüren. Die Trauer und Wut überträgt sich auf den Leser. Doch Guidos Verzweiflung hält nicht lange an, schnell kommt ihm der Gedanke wie selbst aus dem Resten der Lagunenstadt noch Profit zu schlagen ist. Das macht mich wütend und entsetzt mich. Ein sehr gut recherchierter und geschriebener Roman über Venedig, der zum Nachdenken über den Ausverkauf dieses so besonderen Ortes anregt.