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Veröffentlicht am 05.07.2024

Blinder Hass - eine traurige Autobiografie

Sonjas Rapport
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"Sonjas Rapport" von Ruth Werner ist eine Autobiografie, die das bewegte Leben von Ursula Kuczynski, besser bekannt als die Spionin Sonja, erzählt. Geboren 1907, fand Kuczynski bereits 1926 zur Kommunistischen ...

"Sonjas Rapport" von Ruth Werner ist eine Autobiografie, die das bewegte Leben von Ursula Kuczynski, besser bekannt als die Spionin Sonja, erzählt. Geboren 1907, fand Kuczynski bereits 1926 zur Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) und begann ihre politische Karriere während ihrer Ausbildung zur Bibliothekarin. Ihre Geschichte nimmt jedoch erst richtig Fahrt auf, als sie 1930 mit ihrem Ehemann nach Shanghai zieht, wo sie den legendären kommunistischen Spion Richard Sorge kennenlernt. Durch ihn wird sie zur Agentin der sowjetischen Militärgeheimdienstes GRU und beginnt eine zwanzigjährige Laufbahn als Spionin, die sie an zahlreiche gefährliche Schauplätze führt.

Die Erzählung beginnt in Shanghai, wo Kuczynski unter Sorges Anleitung Informationen für die Sowjetunion sammelt. Werner beschreibt diese Phase ihres Lebens eindrucksvoll und lässt den Leser das ständige Risiko spüren, dem sie ausgesetzt war. Ihre Tätigkeit als Spionin führte sie durch viele Länder und machte aus ihr eine Marionette des kommunistischen Dogmas. 1949 kehrte sie schließlich nach Ostdeutschland zurück, um einer möglichen Enttarnung in London zu entgehen.

Unter dem Pseudonym Ruth Werner veröffentlichte sie Ende der 1960er Jahre ihre Memoiren, die 1977 erstmals erschienen. Die aktuelle Auflage aus dem Jahr 2006 wurde um ein wichtiges Kapitel ergänzt, das in den 1990er Jahren von Werner selbst bearbeitet wurde. Es enthält ein Gespräch des Journalisten Rudolf Hempel mit Werners drei Kindern, das Einblicke in die Auswirkungen von Werners Leben als Spionin auf ihre Familie gibt.

Ein besonders eindrucksvoller Aspekt des Buches ist der Einblick, wie verblendet ein Mensch werden kann, dass dieser bereit ist, unschuldige Menschen ohne jegliche Gewissensbisse in Gefahr zu bringen oder gar zu töten. Ihr Leben war geprägt von Lügen und einem ständigen Versteckspiel, was nicht nur sie selbst, sondern auch ihre Familie stark belastete. Die Kinder wurden von Land zu Land geschleppt, immer wieder in Internate gesteckt und ständig belogen.

Insgesamt ist "Sonjas Rapport" ein interessantes historisches Dokument, das zeigt, wie grausam und unmenschlich man sich entwickeln kann, wenn man naiv und blind einem Dogma - sei es politischer oder religiöser Natur - folgt.

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Veröffentlicht am 25.06.2024

Lebenshilfe und Ermutigung für Frauen

Der Schatz der Frauen
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Das Cover in knalligen Rot lässt sofort einen gewissen Alarmmodus angehen. Das ist auch gerechtfertigt, denn die Autorin packt da an, wo es weh tut: die eigenen Schwächen, die alten Konditionierungen, ...

Das Cover in knalligen Rot lässt sofort einen gewissen Alarmmodus angehen. Das ist auch gerechtfertigt, denn die Autorin packt da an, wo es weh tut: die eigenen Schwächen, die alten Konditionierungen, und die weiblichen Absonderlichkeiten. Dabei spricht sie von den neun "Saboteuren", die uns das Leben schwer machen und die wir selbst mit unserem Denken und Verhalten am Leben erhalten. Zu jedem "Saboteur" bietet sie entsprechende Übungen an, mit denen wir Frauen wieder zum "Glück" finden können. Das Buch enthält einige sehr hilfreiche Impulse, und ist daher meiner Meinung absolut lesenswert.

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Veröffentlicht am 24.06.2024

Possierliche Geschichten über Schweine & Co.

Augen auf beim Hamsterkauf!
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Das kleine Büchlein "Augen auf beim Hamsterkauf" verspricht "Echt tierische Geschichten", die die Beziehung zwischen Mensch und Haustier schildern. Die unterschiedlichen Autoren der kleinen Fantasiegeschichten ...

Das kleine Büchlein "Augen auf beim Hamsterkauf" verspricht "Echt tierische Geschichten", die die Beziehung zwischen Mensch und Haustier schildern. Die unterschiedlichen Autoren der kleinen Fantasiegeschichten beleuchten dabei ihre eigenen Erfahrungen oder bringen witzige Ideen zu dem Thema ein. Von skurril bis gruselig oder witzig-albern ist hier alles dabei. Ein Muss für alle Haustierhalter mit Humor.

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Veröffentlicht am 15.06.2024

Über Liebe, Lust und Langeweile

Lucy hat Lust
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Kurzweilige Geschichten über Hormonschübe, die auch bei Frauen in gehobenen Alter für abenteuerliches Verhalten führt. Manchmal ist es die Einsamkeit, die Langeweile oder auch ein undefinierbares Gefühl ...

Kurzweilige Geschichten über Hormonschübe, die auch bei Frauen in gehobenen Alter für abenteuerliches Verhalten führt. Manchmal ist es die Einsamkeit, die Langeweile oder auch ein undefinierbares Gefühl der Unzufriedenheit die die Frauen dazu bringt, auch mal den ersten Schritt zu wagen. Im letzten Kapitel beschreibt die Autorin dann auch etwas von ihrer Absicht: Frauen sollen beim Thema Sex selbstbewusster werden und sich nicht ständig als "Opfer" von Annäherungsversuchen der Männer sehen.

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Veröffentlicht am 09.06.2024

Multiperspektivisch und facettenreich

Die Perserinnen
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Sanam Mahloudji debütiert mit ihrem Roman "Die Perserinnen" und zeichnet darin das vielschichtige Porträt einer iranischen Familie, die vor der Islamischen Revolution 1979 zur Oberschicht des Iran gehörte. ...

Sanam Mahloudji debütiert mit ihrem Roman "Die Perserinnen" und zeichnet darin das vielschichtige Porträt einer iranischen Familie, die vor der Islamischen Revolution 1979 zur Oberschicht des Iran gehörte. Der Roman beleuchtet über einen Zeitraum von fast 80 Jahren hinweg die weiblichen Mitglieder der Familie Valiat und bietet dabei eine faszinierende Perspektive auf deren Leben und Schicksale.

Der Roman beginnt im Weihnachtsurlaub 2004/2005 in Aspen, USA, wo sich die wohlhabende Familie Valiat versammelt hat. Im Mittelpunkt steht Shirin, eine lautstarke und selbstbewusste Frau, die seit über zwanzig Jahren in Amerika lebt. Shirin, die ursprünglich mit ihrer Familie aus dem Iran floh, um der Revolution zu entkommen, hat sich in den USA ein erfolgreiches Unternehmen aufgebaut. Dennoch wird ihr ungestümes Verhalten ihr zum Verhängnis, als sie in einer Bar wegen angeblicher Anbahnung von Prostitution verhaftet wird.

Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, wobei jedes Kapitel von einer anderen Frau der Familie Valiat berichtet wird. Diese multiperspektivische Herangehensweise verleiht dem Roman eine erfrischende Dynamik und ermöglicht es den Lesenden, tief in die individuellen Lebensläufe der Frauen einzutauchen. Besonders gelungen ist dabei die Darstellung der historischen und politischen Hintergründe, die das Leben der Familie prägen.

Shirin ist zweifellos eine polarisierende Figur. Ihre theatralische Art macht sie zu einer anstrengenden, aber zugleich faszinierenden Protagonistin. Trotz ihrer Unzulänglichkeiten gelingt es der Autorin, Shirin als vielschichtige Persönlichkeit darzustellen, deren Verhalten tief in ihrer Vergangenheit verwurzelt ist.

"Die Perserinnen" ist leicht und flüssig zu lesen, was die Lektüre angenehm und unterhaltsam macht. Allerdings könnte dies für einige Leserinnen und Leser zu einfach erscheinen, da die sprachliche Leichtigkeit manchmal auf Kosten der Tiefe geht.

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