Ein schonungsloser Bericht
Als in Berlin im Jahr 1945 der Krieg vorbei ist, sieht Alice Hardtleben das Elend der Vertriebenen und Kriegsheimkehrer. Spontan beschließt sie deshalb, die Bahnhofsmission am Schlesischen Bahnhof wieder ...
Als in Berlin im Jahr 1945 der Krieg vorbei ist, sieht Alice Hardtleben das Elend der Vertriebenen und Kriegsheimkehrer. Spontan beschließt sie deshalb, die Bahnhofsmission am Schlesischen Bahnhof wieder aufzubauen. Da der Bezirk von den Russen besetzt ist, muß sie sich mit dem Kommandeur Oberst Alexej Wolkow einigen. Der Oberst ist sehr hilfsbereit und gegen ihren Willen fühlt Alice sich zu ihm hingezogen. Sie bemüht sich zunächst gemeinsam mit ein paar Frauen, die Not der Menschen zu lindern. Doch nach und nach kommen immer mehr Helferinnen dazu. Auch ein Arzt ist dabei. Alice bemerkt aber bald, daß dieser ein Geheimnis hat und alles dafür tut, daß dieses nicht ans Licht kommt. Doch die Frauen halten fest zusammen und so ist die Bahnhofsmission bald ein fester Anlaufpunkt für alle, die in Not sind.
Die Reihe "Die Bahnhofsmission" von Veronika Rusch geht mit dem Roman "Eines Menschen Leben" weiter. Diese Geschichte ist sehr bewegend. Sie beschreibt schonungslos das Leid und Elend in der Nachkriegszeit. Daß in diesen wirren Zeiten die schwarzen Schafe leicht untertauchen konnten, ist logisch. Veronika Rusch gibt den Charakteren in ihrem Roman eine besondere Persönlichkeit. Ihre Schicksale lassen einen nicht kalt, denn man leidet unwillkürlich mit ihnen. Besonders eindrucksvoll fand ich, daß die russischen Soldaten nicht nur als Monster dargestellt wurden. Entgegen allen Horrorberichten gab es wahrscheinlich auch anständige Menschen unter ihnen. Es ist allerdings mutig, dies so in einer Geschichte zu verarbeiten. Dieses Buch ist ein bewegender Bericht über das Leben und Überleben in den ersten Monaten der Nachkriegszeit. Ich habe es mit Bewunderung für die Menschen von damals gelesen.