Alte Figuren in neuem Gewand
Baskerville Hall - Das geheimnisvolle Internat der besonderen TalenteKurzmeinung: Der spannende Auftakt einer Kinderbuchreihe, in welcher sich Detektivgeschichte mit Fantasy-Elementen vermischt und die Figuren ganz besonderer Klassiker eine neue Schreibstimme finden
Rezension:
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Kurzmeinung: Der spannende Auftakt einer Kinderbuchreihe, in welcher sich Detektivgeschichte mit Fantasy-Elementen vermischt und die Figuren ganz besonderer Klassiker eine neue Schreibstimme finden
Rezension:
In einer wundersamen Welt aus Büchern, deren Cover die Augen zum Leuchten bringen, ließ mich eines ganz besonders aufblicken:
„Baskerville Hall - Das geheimnisvolle Internat der besonderen Talente“,
aus der Feder von Ali Standish,
erschienen im Hanser Literaturverlag.
Für mich hätte das Cover auch gut ohne die Kinderfiguren funktioniert, doch wirkt es auf mich dennoch oder vielleicht gerade deswegen, einladend und interessant. Ein erster Eindruck auf jene phantastische Geschichte, die zwischen den Buchdeckeln auf eine geneigte Leserschaft wartet.
Und sie sollte mich nicht enttäuschen.
Die Autorin hat das Rad nicht neu erfunden. Es gibt die gewohnten Elemente: Ein geheimnisvolles Internat, die Einteilung in Häusern oder – wie hier – Zirkel, Geheimbunde, mehr oder weniger skurile Lehrer und Unterrichtsfächer… dennoch ist die Umsetzung hier auf ganz wunderbar seltsame Weise erfrischend anders. Schon die Reise an die neue Schule, zu welcher Arthur ganz plötzlich eingeladen wird, ist etwas besonderes. Sie erfolgt nämlich in einem Luftschiff und damit werden wir gleich in ein Setting geworfen, mit welchem man mich immer kriegen kann. Das alte England, Luftschiffe, der Beginn von Elektrizität, Geisterglaube und Geheimnisse. Ein gebührender Beginn für das Abenteuer, in welches Arthur hier hineinstolpert. Und welches jede Menge Spannung für ihn bereit hält. Denn das Erzähltempo ist ein zügiger Schritt. Die Kapitel sind recht kurz gehalten und manchmal hatte ich das Gefühl gemeinsam mit Arthur und seinen Freunden von einem spannenden Ereignis ins nächste zu wirbeln, doch funktionierte dieses Tempo für mich recht gut. Und wenn man sich stets in Erinnerung behält, dass es sich hier um ein phantastisches Werk handelt, in dem nicht alles so wirklichkeitsgetreu und ernst zu nehmen ist, kann man in dem Buch so manche Lebensweisheit entdecken, die neugierige Forscher vielleicht auf das ein oder andere Thema lenkt, welches sich nachzuschlagen lohnt. Denn nicht nur die Figuren rund um Arthur, wie beispielsweise der Schulleiter Challenger, dürften dem ein oder anderen bekannt vorkommen, auch werden innerhalb der Unterrichtsfächer Namen und Ereignisse benannt, die auf wahren Begebenheiten beruhen. Hier empfehle ich das gemeinsame Erforschen, um Wissenslücken zu füllen und gerade im Bezug auf Elektrizität die nötige Sorgfalt walten zu lassen.
Und so ist die Geschichte vor allem das, eine Geschichte und sie ist angefüllt von vielen wertvollen Inhalten, allen voran einer Freundschaft zwischen Menschen, die auf den ersten Blick nicht verschiedener hätten wirken mögen.
So haben wir den jungen Arthur Doyle, der nicht nur zufällig heißt wie der Schöpfer der Sherlock Holmes Geschichten und seine analytische Denkweise dafür einsetzt Menschen in Not zu helfen und die kleinen und großen Rätsel von Baskerville Hall zu lösen. Unterstützt wird er hierbei von dem etwas seltsamen Grover, der sich sehr für den Tod und das Leben danach interessiert und von Pocket, die sogar ihre Schuluniform umgenäht hat, um in den Taschen allerlei Nützliches zu verstauen, von Irene Eagle, die dem ein oder anderen vielleicht eher als Irene Adler bekannt sein dürfte und natürlich… James „Jimmie“ Moriarty.
Jedem einzelnen von ihnen wurde eine bestimmte Fähigkeit und Charaktereigenschaft zugedacht, die sie liebenswert und interessant macht. Ein jeder von ihnen hat seinen ganz besonderen Blick auf die Welt und trägt dazu bei den Lauf der Geschichte voran zu bringen.
Doch auch die Lehrerschaft wirkt auf mich sehr spannend. So hat jeder seinem Fachbereich nach ein paar kleine Marotten und doch so manche Weisheit, die sie Arthur und seinen Freunden, aber auch der Leserschaft mit auf den Weg geben.
Unterstrichen wird all das durch einen ausgesprochen lockeren Schreibstil, der, leicht und humorvoll, sehr angenehm zu lesen war und meiner Meinung nach gut zur jungen Zielgruppe passt, ohne dabei albern oder simpel zu sein.
Für mich ist Baskerville Hall - Das geheimnisvolle Internat der besonderen Talente ein wunderbar gelungener Reihenauftakt, spannend gehalten, fesselnd und anregend und ich kann das Buch einem jeden empfehlen, der gern auf fantasievollen Pfaden wandelt und dabei noch das ein oder andere selbst erforschend dazu lernen möchte.