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Veröffentlicht am 22.06.2024

Ein guter Steampunk-Einstieg.

Der Lotuskrieg 1
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"Zu sterben ist nicht schwer, Jeder kann erhobenen Hauptes auf den Scheiterhaufen steigen und zum seligen Märtyrer werden. Das Leiden zu ertragen, das auf ein Opfer folgt - das ist die wahre Prüfung."

Bei ...

"Zu sterben ist nicht schwer, Jeder kann erhobenen Hauptes auf den Scheiterhaufen steigen und zum seligen Märtyrer werden. Das Leiden zu ertragen, das auf ein Opfer folgt - das ist die wahre Prüfung."

Bei "Stormdancer" hatte ich erst an Highfantasy/Dystopie gedacht, aber das Buch lässt sich eher im japanischen Steampunk-Genre verordnen. Dadurch, dass ich in dem Genre noch recht neu bin, fiel es mir zu Beginn sehr schwer, das Worldbuilding mit den vielen Namen und Strukturen im japanischen Stil zu durchschauen. Kristoff widmet sich aber immer wieder den Charakteren, wodurch sie sich ziemlich gut einprägen.

Die Idee rund um ein zusammengebrochenes Ökosystem, Naturkatastrophen und den Menschen, die mitten drin schuld daran sind, scheint inzwischen leider gar nicht mehr so weit hergeholt zu sein. Die Fabelwesen, die dadurch ausgelöscht wurden, werden wir wohl so nicht erleben, waren aber eine tolle Verknüpfung von Alt und Neu, von einer Welt an der Grenze zum Abgrund.

Wie bereits erwähnt, hat die Menge an Charakteren ziemlich zu Verwirrung geführt. Ich konnte mich dadurch auch nicht richtig in sie hineinversetzen und gewisse Schicksale mitfühlen, obwohl diese emotional sehr gut erzählt wurden. Generell hat Kristoff einen sehr packenden Schreibstil, der mit kurzen Einschüben aus anderen Perspektiven für zusätzliche Spannung sorgt. Mit der Kombination aus Mystik, Fantasy, Mythologie, Dystopie und dem Zusatz an Rebellion gelingt es wunderbar, den Spannungsbogen fast konstant hoch zu halten. Der Anfang hat sich ziemlich gezogen, als noch nicht ersichtlich war, in welche Richtung sich die Geschichte entwickelt, aber danach ging es kontinuierlich weiter mit neuen Ideen und tollen Zusätzen.

Mit dem halboffenen Ende bin ich schon gespannt, wie sich das Inselreich nun entwickelt, und freue mich auf Band 2. "Stormdancer" erhält von mir 4/5 Sterne.

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Veröffentlicht am 17.06.2024

Verschwörungstheorie außer Kontrolle.

Shelter
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"Verschwörungstheorien, die funktionieren sollen, müssen drei Merkmale haben. Ernstens: Was geschieht, geschieht im Geheimen. Nichts ist Zufall, alles geplant. Zweitens: Nichts ist so, wie es scheint. ...

"Verschwörungstheorien, die funktionieren sollen, müssen drei Merkmale haben. Ernstens: Was geschieht, geschieht im Geheimen. Nichts ist Zufall, alles geplant. Zweitens: Nichts ist so, wie es scheint. Die Wirklichkeit hat gewissermaßen einen doppelten Boden. Was zur Theorie passt, wird als Beweis gewertet, was ihr wierspricht, wird ignoriert. Drittens: Alles ist miteinander verbunden. Die Verschwörer erkennen einander an geheimen Zeichen, aber im Grunde könnte jeder dazugehören. Jeder ist verdächtig."

"Shelter" experimentiert mit der Verschwörungstheorie, dass Aliens sich in Menschen einnisten und diese steuern. Es gibt zwei Gruppen: Die Shelter, die der Erde nur Gutes wollen und sie beschützen, und die Captors, die u.a. für den Klimawandel verantwortlich sind und die Erde vernichten wollen. Zweifelst du die Story an, bist du automatisch ein Captor und damit ein Feind.

Poznanski greift hier wieder ein spannendes soziales Konstrukt auf, wie schnell Verschwörungstheoritiker an abtruse Ideen glauben und wie weit sie dafür auch gehen würden. Einer meiner Onkel ist selber Verschwörungstheoretiker und auch völlig immun gegen Fakten und Beweise, so dass ich persönlichen Frust beim Lesen des Buches verspürt habe.

Die Charaktere wurden mir zu Beginn alle zu schnell und gemeinsam eingeführt, wodurch ich bis zum Ende nicht ganz durchgeblickt habe, wer jetzt wer ist. Dafür hat leider auch gesorgt, dass die Personen recht blass geblieben sind und ich mit ihren Verschwinden und Problemen nicht wirklich mitfühlen konnte. Auch die Logik hat sich teils wieder endgültig verabschiedet, dass ich nur mit dem Kopf schütteln konnte. Das scheint eine kleine Schwäche von Poznanski zu sein, dass sie sich trotz der sehr gut durchdachten Bücher die Sachen gern so legt, wie sie ihr gerade passen.

Spannungstechnisch war das Buch sehr gut. Man verfolgt sehr gut und detailliert, wie die erfundene Verschwörungstheorie mehr und mehr außer Kontrolle gerät, vor allem, als plötzlich ein selbsternannter Anführer auftaucht, der die Kontrolle und somit die Macht der Idee an sich reißt. Plötzlich werden die Protas selbst zu Captors, und es war doch sehr befremdlich zu lesen, wie schnell sich Hass im Internet verbreitet und einen im realen Leben konfrontieren und gefährden kann.

Das Ende des Buches war auf jeden Fall überraschend, aber doch etwas lasch. Das ist mir bereits in den letzten Büchern von Poznanski aufgefallen, dass ihr Auflösungen von der Intensität her sehr nachgelassen haben. Nichtsdestotrotz war es sehr kreativ und hat auch zum geschichtlichen Rahmen gepasst.

"Shelter" bekommt von mir gute 4/5 Sterne und darf in meiner Bibliothek daheim bleiben.

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Veröffentlicht am 20.04.2024

Die Hexe von Aiaia.

Ich bin Circe
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"Aber in einem einsamen Leben gibt es jene seltenen Momente, in denen eine Seele die andere berührt, so wie Sterne einmal im Jahr die Erde streifen. Die Begegnung mit ihm war ein solcher Moment für mich."

Von ...

"Aber in einem einsamen Leben gibt es jene seltenen Momente, in denen eine Seele die andere berührt, so wie Sterne einmal im Jahr die Erde streifen. Die Begegnung mit ihm war ein solcher Moment für mich."

Von Madeline Miller habe ich bereits " Das Lied des Achill" gelesen, und da das ein absolutes Jahreshighlight für mich war, war klar, dass dieses Buch auch gelesen werden muss. Zwar konnte es mich nicht ganz so überzeugen, war jedoch trotzdem sehr angenehm zu lesen.

Griechische Mythologie war für mich bisher immer sehr verwirrend - zu viele Namen, alle haben Beziehungen zueinander und ständig passiert etwas Neues. So interessant ich das Ganze also fand, es fiel mir schwer, tiefer in die Materie einzusteigen. Doch Madeline Miller lässt das geradezu einfach aussehen. Ihr Schreibstil ist super flüssig und warm, er liest sich schnell und sanft weg, ohne die Anziehungskraft zum Buch zu lösen. Trotz der vielen Götter, Titaten und Sterblichen habe ich den Überblick behalten können und konnte auch endlich verstehen, warum dieses und jenes so geschah. Für Notfälle gibt es im Anhang aber auch eine Namensübersicht mit Erklärungen, die bestimmt sehr hilfreich ist.

Circes Geschichte ist recht unbekannt, ich hatte, im Gegensatz zu Achilles, noch nie etwas von ihr gehört. Doch wenn man das Buch liest, ist ihr Leben gar nicht so unscheinbar wie es scheint. Ihre Charakterentwicklung ist so deutlich und zeichnet sich auch stark in Millers Schreibstil ab; es ist fantastisch! Circes Gedanken und Motive waren stets nachvollziehbar. Sie ist eine starke Frau, die weiß, was sie will, was sie braucht, und wie sie es bekommt. Über tausende von Jahren sieht sie dem Treiben um sich herum zu, beobachtet, wartet, und greift teilweise doch stark in die Geschichte ein. Sie macht Fehler, behebt diese, macht es beim nächsten Mal besser. Circe hat mir als Charakter sehr gefallen.

Einen Stern Abzug gibt es für die Länge der Geschichte und die verhältnismäßig doch kaum vorhandene Spannung. Das Buch IST spannend, ich habe es fast in einem Rutsch durchgelesen, doch es passiert nichts Nervenaufreibendes. Es gibt viel passives Erzählen aus der Ich-Perspektive (90%) und wenig wörtliche Rede - das macht es teilweise etwas langatmig. Auch habe ich nicht so sehr mitgefühlt wie bei The song of Achilles.

"Ich bin Circe" bekommt von mir verdiente 4/5 Sterne.

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Veröffentlicht am 15.04.2024

Sommercamp mit Friends to Lovers

Wildfire
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"You are brave. We live in a society that tells us our parents are the greatest thing we will ever have and will ever lose, and you just- I don't even know. You're putting yourself first anyway. Thats's ...

"You are brave. We live in a society that tells us our parents are the greatest thing we will ever have and will ever lose, and you just- I don't even know. You're putting yourself first anyway. Thats's brave."

Nachdem mich Icebreaker als Band 1 nicht so wirklich begeistern konnte, war Wildfire dafür um einiges besser. Wir treffen hier auf Russ aus dem Hockeyteam von Nate, und Aurora wird neu eingeführt. Beides sind unglaublich sympathische Charaktere, tierlieb, hilfsbereit, aber typisch für Hannah Grace haben beide einige Traumata durch ihre Eltern (speziell den Vater) erlitten. Diese Problematik war in Band 1 schon der rote Faden, wird hier in Band 2 aber wesentlich tiefgründiger und ausschweifender behandelt. Das fand ich richtig gut. Elternproblematik ist gar nicht so oft Bestandteil von NA, zumindest nicht in dem Ausmaße, dabei sich Spielsucht, psychische Gewalt und Vernachlässigung wichtige und leider auch alltägliche Themen. Diese wurden sensibel aufgearbeitet und haben Mut gegeben, waren aber dennoch nicht zu verblümt. Russ und Aurora haben hier wundervolle Charakterentwicklungen vollzogen.

Hauptsetting des Buches ist in einem Sommercamp, in dem beide Protagonisten als Betreuer arbeiten. Das hat mir sooo gefallen, denn auch in der Form habe ich noch nie davon gelesen! Ich mochte die Aktivitäten, die Beschreibung des Camps, die entspannte Atmossphäre mit den Wäldern und den Hunden, der Talentschow und den Lagerfeuern. Das Setting war wirklich absolut fürs Herz, und mit Russ und Aurora dabei war das Ganze traumhaft!

Positiv möchte ich auch erwähnen, dass sich die beiden Protas hier nicht sinnlos das Hirn rausgev**** haben. Das hatte mir bei Icebreaker gar nicht gefallen. Ich lese gerne Smut, aber es sollte irgendwie in die Handlung passen. Russ und Aurora waren selbstbewusst bei dem Thema, wussten, was sie wollten (großer Pluspunkt!), aber durch die "No Fraternization"-Regel wurde diesem Übermaß an Sx-Szenen ein Riegel vorgeschoben. Die Szenen, die es gab, waren super beschrieben, man hat es gefühlt, und es hat zur Szene gepasst. So wie es sein sollte.

Den einen Stern Abzug gibt es für die doch recht spannungslose Handlung, es gibt keine wirklichen Höhepunkte, sondern läuft eher über die emotionale Bahn, die mehr Hochs und Tiefs aufweist. Außerdem fand ich es etwas einfallslos, dass die Probleme der Charaktere genau wie in Band 1 aufgrund der Eltern vorhanden waren, und dann haben auch beide Protas daddy-issues? Hier hätte ich mir meh Abwechslung gewünscht.

Ansonsten ist Wildfire eine gute und bessere Fortsetzung und bekommt verdiente 4/5 Sterne.

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Veröffentlicht am 10.03.2024

Düsteres Katz-und-Maus-Spiel.

Too Late
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"Die falsche Liebe zieht einen runter wie ein schwerer Anker. Die richtige schenkt einem Flügel."

Dass Colleen Hoover auch düstere Liebesromane schreiben kann, war mir ja schon bei "Verity" und "Layla" ...

"Die falsche Liebe zieht einen runter wie ein schwerer Anker. Die richtige schenkt einem Flügel."

Dass Colleen Hoover auch düstere Liebesromane schreiben kann, war mir ja schon bei "Verity" und "Layla" klar. "Too Late" tut der Sache hier keinen Abbruch, ist düster, geheimnisvoll, spannend und mit einer dicken Triggerwarnung zu lesen!

Die finanzielle und anfangs auch emotionale Abhängigkeit von Sloan zu Asa war richtig gut beschrieben. Ich selber habe mich bei jeder Seite ausgespäht und kontrolliert gefühlt, konnte mich aber auch nicht loseisen. Als dann Carter mit ins Spiel kommt, wird es erst richtig schwierig! Mit Carter und Sloan weiß ich übrigens auch nicht so richtig, ob der Anfang der Beziehung (oder die Beziehung an sich) so gesund ist. Es war ja quasi Liebe auf den ersten Blick und es ist fraglich, inwiefern da der Saviour-Komplex von Carter und die Victim-Mentalität von Sloan reingespielt hat. Nichtsdestotrotz war die Liebesgeschichte zwischen beiden sehr romantisch zu lesen, besonders im Bezug, wie Asa mit Sloan umgegangen ist.

Die Perspektivwechsel zwischen allen drei Personen fand ich unglaublich spannend. Besonders Asas Sicht der Dinge zeigt auf, dass er wirklich psychisch krank und dabei trotzdem perfide intelligend ist. Dass er wirklich durch und durch davon überzeugt ist, dass Sloan ihn liebt und beide für immer zusammengehören.

Dadurch hat das Ende den Nervenkitzel auch echt hochgehalten. In mehreren Epilogen wurde die Messlatte immer höher gesetzt, man dachte, nun ist es aber wirklich vorbei, und dann kam noch ne Schippe drauf. Diese Wiederholungen und Länge fand ich dann aber doch etwas too much, es hat sich zu weit herausgezogen und den Anschein erweckt, als habe CoHo sich nicht für ein Ende entscheiden können. Das, was es letztendlich geworden ist, hat mich nicht wirklich zufrieden stellen können und auch der eine bestimmte Trope, der am Ende noch aufgepoppt ist, hätte nicht sein müssen, nur um die Dramatik zu verdeutlichen.

"Too Late" ist ein spannender, düsterer Liebesroman mit kleineren Mankos und bekommt von mir 4/5 Sterne.

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