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Nilchen

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.06.2024

Auf der Suche in der Mitte des Lebens

Mit den Jahren
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Dies war der erste Roman, den ich von Janna Steenfatt gelesen habe und es hat mich umgehauen! Was ein gutes Buch! Wer keine 20 Jahre alt mehr ist, weiß mit der Zeit, dass das Leben nicht Schwarzweiß ist, ...

Dies war der erste Roman, den ich von Janna Steenfatt gelesen habe und es hat mich umgehauen! Was ein gutes Buch! Wer keine 20 Jahre alt mehr ist, weiß mit der Zeit, dass das Leben nicht Schwarzweiß ist, viele Schattierungen haben kann und die Suche nach dem eigenen Platz nie so recht endet, ist man doch auch Veränderung ausgesetzt wie das Jahr den Jahreszeiten.
In diesem guten Roman ‚Mit den Jahren‘ lernen wir drei Personen besonders intensiv kennen und jeder erzählt aus einer ureigenen Perspektive. Dreh- und Angelpunkt ist Lukas. Ein Künstler, Vater und mit Eva verheiratet. Hat aber eben auch eine Affäre mit Jette. Die ist Schriftstellerin und Single, was mit den Jahren immer mehr zum Bequemlichkeitsfaktor wurde. Und nun ergibt sich hier eine besondere Dynamik zwischen den Dreien, den auch Eva und Jette treffen aufeinander.
Schauplatz ist Leipzig und das spürte ich beim Lesen besonders. Die Stadt ist auch eine Protagonistin, ein elementarer Bestandteil des Romans.
Obwohl die Geschichte sehr offensichtlich ist, nahm sie mich mit durch den tollen Schreibstil von Janna Steenfatt und hatte auch einen guten Spannungsbogen. Hinterfragend, gut geschrieben. Vielleicht hat mich das Buch auch so abgeholt, weil ich genau in dem Alter der drei Protagonisten bin.
Fazit: Was ist die eigene Lebensform und wenn man die Mitte seines Lebens erreicht hat: Ist es die Form die es beibehalten soll?

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Veröffentlicht am 16.06.2024

Verklebt im eigenen Lebenstraum

Das leise Platzen unserer Träume
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„Vorwürfe sind schlecht formulierte Wünsche.“ (S. 56)

Das Themenfeld Städter ziehen aufs Land, fühlen sich dort als Eindringlinge, als Außenseiter oder ebne irgendwie fehlplaziert, haben wir nun schon ...

„Vorwürfe sind schlecht formulierte Wünsche.“ (S. 56)

Das Themenfeld Städter ziehen aufs Land, fühlen sich dort als Eindringlinge, als Außenseiter oder ebne irgendwie fehlplaziert, haben wir nun schon so einige Male erlesen.
Hier nun das Ehepaar aus Hamburg, dass in „Das Platzen unserer Träume“ aufs Land zieht. Vorher gleichberechtig voll im Stadtleben aufgehend. Jule mit einer eigenen Eisdiele, die voll im Trend lag und ihr Mann David mit Bürojob. Dann das Traumhaus im Dorf außerhalb gefunden, mit Jules Gewinn aus dem Verkauf der Eisdiele finanziert. Nun hockt sie da auf dem Land, der Nachwuchs stellte sich nicht ein und das Platzen der Träume hat schon lange begonnen. Traurige Wahrheit ist, dass David schon seit einer Weile eine Affäre mit Hellen hat in der Stadt. Hellen, alleinerziehend nach einer Scheidung, nun Influencerin und immer knapp bei Kasse, aber unabhängig und im reinen mit sich. Trotz Affäre mit einem verheirateten Mann!
Eva Lohmann hat auch diesem doch recht schlichten Szenario eine mächtig starke Geschichte geschaffen, denn sie hat die Erzählperspektiven raffiniert gewählt! Die schreibt abwechselnd aus der Perspektive von Jule und Hellen! Das macht den Roman einzigartig, mächtig lesenswert und spannend in der Herangehensweise. Die Betrogene und die Betrügerin stehen im Mittelpunkt und der Ehemann bleibt zu Recht eine blase Randfigur. Es geht nicht um ihn. Es geht um das Lebensmodell der Frauen, mit Kindern, ohne Kinder im eigen gewählten Umfeld.
Nicht nur die Demontage vom Landidyll ist hier hinreißend beschrieben, auch wird diese Affäre schattiert skizziert. Nichts ist Schwarzweiß und alles hat seinen Grund.

Ich hoffe nun stark, dass Eva Lohmann weiter schreibt. Eine begnadete Schriftstellerin. Bitte mehr aus ihrer Feder!

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Veröffentlicht am 09.06.2024

Ein soziologisches Stimmungsbarometer

Sorry not sorry
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Bei einem feministischen Buch sollte man nicht zuerst die Gestaltung loben, den der Inhalt überwiegt die Verpackung. Aber ich muss es einfach gleich loswerden, denn: stabil, praktisch, gut gemacht – I ...

Bei einem feministischen Buch sollte man nicht zuerst die Gestaltung loben, den der Inhalt überwiegt die Verpackung. Aber ich muss es einfach gleich loswerden, denn: stabil, praktisch, gut gemacht – I like.
Anika Landsteiner, die mit ihren Romanen `So wie du mich kennst`und `Nachts erzähl ich dir alles` viele Leseherzen erobert hat, publiziert nun ein Sachbuch über weibliche Scham. So der Deckel und der Klappentext. Es ist zwar ein Sachbuch, aber sehr kontextualisiert mit eigenem Erleben der Autorin und im Grunde ein großes (zu Recht!) Fragezeichen warum Frauen vieles im Leben mit Scham begegnen. Keine tiefgreifende Analyse, eher ein soziologisches Stimmungsbarometer, dass uns etwas transparent macht und in Worte fasst, was die meisten Frauen auf die ein und andere Weise schon selbst erlebt haben.
Fazit: Ein knapp 240 Seiten langer Denkanstoß

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Veröffentlicht am 09.06.2024

Die Rache ist mein…

Mayfair House
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Ich war erst nicht sonderlich interessiert an diesem Roman, aber als ich dann lass eine Mischung aus Downton Abbey, Ocean`s 8 und Bridgerton (das letzte kenn ich nicht…), war ich doch interessiert.
Wer, ...

Ich war erst nicht sonderlich interessiert an diesem Roman, aber als ich dann lass eine Mischung aus Downton Abbey, Ocean`s 8 und Bridgerton (das letzte kenn ich nicht…), war ich doch interessiert.
Wer, wie der Brite Alex Hay, über weibliche Macht an den königlichen Höfen seine Dissertation in Geschichte schrieb, ist prädestiniert für solch ein gutes Buch, denn er weiß wie es lief. Und keine Sorge, mit Mayfair House, hat er bewiesen, dass er auch Prosa äußerst gut schreiben kann. Für uns ins Deutsche übersetzt von Regina Rawlinson.
Dieses Buch ist schwer in eine Schublade zu stecken, ist es doch nicht so recht Nur ein historischer Roman, genauso wenig wie es kein Krimi ist und doch mit viel Spannung….Daher alles dabei und dabei so herrlich british!
Im Mittelpunkt steht Mrs King, die stolz den Haushalt einer angesehenen Familie in Mayfair führt in einem prachtvollen Anwesen. Als der Hausherr ins Jenseits verschwindet, entledigt man sich auch von Mrs. King, die das nicht sonderlich gut aufnimmt. Sie schmiedet Rachepläne vom Feinsten. Schlau durchdacht, will sie der Familie von ihrem materiellen Besitz alles nehmen was sie haben und das von langer Hand geplant. Der Coup soll während eines Kostümballs steigen.
Herrlich unterhaltsam, bissig british im Humor und immer gut durchdacht. Ich habe es gerne gelesen!

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Veröffentlicht am 22.05.2024

Ein beeindruckender Mann mit Vision

Alfred Nobel
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Nachdem wir im vergangenen Sommer im Nobel Museum in Stockholm waren und dort auch das Leben des Alfred Nobel Ansatzweise nachverfolgten, wollte ich mehr Wissen und so kam es mir sehr gelegen, dass die ...

Nachdem wir im vergangenen Sommer im Nobel Museum in Stockholm waren und dort auch das Leben des Alfred Nobel Ansatzweise nachverfolgten, wollte ich mehr Wissen und so kam es mir sehr gelegen, dass die in Schweden viel beachtete Alfred Nobel Biografie von Ingrid Carlberg nun von Susanne Dahmann aus dem Schwedischen ins Deutsche übertragen wurde.
Das Leben des Alfred Nobel war ambivalent und in Teilen fast ironisch zu lesen. Ein Mann, der das Dynamit erfand und zu einem der Reichsten Schweden wurde. Er wollte Frieden stiften, aber sein Geld mit Rüstung verdiente. Geboren 1833 in Stockholm und verstorben 1896 mit 63 Jahren in San Remo, Italien war er Chemiker und Unternehmer mit Vision. Den Nobelpreis verdanken wir im Grunde seiner Kinderlosigkeit und dem daraus resultierendem Stiftungsvermögen.
Aufgeschrieben von der in Schweden sehr geschätzten und ausgezeichneten Journalistin Ingrid Carlsberg macht diese doch sehr dicke und fundierte Biographie mit über 600 Seiten (und dann noch vielen Endnoten und Referenzen gespicktem Anhang) Spaß zu lesen! Gut geschrieben, gut übersetzt.
Fazit: Wer sich für den Mann interessiert, der hinter dem weltberühmten Preis steckt, sollte dies hier lesen!

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