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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.10.2017

Gefühlvoll, echt, bittersüß, bezaubernd!

Berühre mich. Nicht.
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Mit ihrem allerersten New Adult Roman hat Laura Kneidl bei mir absolut ins Schwarze getroffen.
Davon abgesehen, dass jegliche Klischees auf den Kopf gestellt werden und die handelnden Charaktere mich mit ...

Mit ihrem allerersten New Adult Roman hat Laura Kneidl bei mir absolut ins Schwarze getroffen.
Davon abgesehen, dass jegliche Klischees auf den Kopf gestellt werden und die handelnden Charaktere mich mit ihrer Echtheit und Nahbarkeit total verzaubert haben, entwickelt sich die Handlung mit viel Sanftheit, in Ruhe - denn die Autorin muss nicht mit Sexszenen catchen, um eine besondere Liebesgeschichte zu erzählen!

Wir steigen in das Leben der Protagonistin Sage ein, als sie einen Neustart weit weg von ihrer Familie beginnt, um zu studieren. Dabei wagt sie einen mutigen Schritt, indem sie ganz auf sich alleine gestellt und mit nur wenig Hab und Gut an der Uni ankommt. Schon direkt auf den ersten Seiten wird klar, dass Sage nicht umsonst die Reißleine aus ihrem alten Leben gezogen hat; eine Angst, deren Ursprung wir im Laufe der Geschichte noch gut kennenlernen werden, ist ihr stetiger Begleiter und bringt sie immer wieder dazu, an ihre Grenzen zu stoßen. Obwohl es ihr schwer fällt, knüpft sie nach und nach Kontakte, und lernt so auch Luca kennen. Luca - über ihn will ich nicht zu viel verraten, auch wenn ich es gerne würde, denn er ist einer der besten männlichen love interests, die ich je "belesen" durfte. Eins nur zu ihm: Wer hier einen Bad Boy erwartet, ist garantiert falsch

Dass sich zwischen Sage und Luca bald eine Beziehung entwickelt, scheint unausweichlich, und doch schafft es Laura Kneidl, dass ich anfangs total gespannt darauf war, wie die beiden nun zusammenpassen mögen. Auch hier ein kleiner Hinweis: Vor allem hinter Luca steckt so viel mehr, als es auf den ersten Blick scheint!
Das wahnsinnig tolle an der Entwicklung der beiden, und das ist meiner Meinung nach auch bislang relativ einzigartig in diesem Genre, ist die Sensibilität, die dahintersteckt. Sage und Luca fallen nicht bereits in Kapitel drei übereinander her, und Sage bekommt auch nicht jedes Mal einen roten Kopf oder ein brennendes Verlangen tief in ihrem Bauch - ganz im Gegenteil. Und so können wir als Leser mit Sage mitwachsen, nicht nur im Umgang mit Luca, sondern auch mit sich selbst, mit ihren Ängsten, mit den Hürden, die sie immer wieder überwindet, und dabei ist man am Ende sehr stolz auf sie.
Naja - zumindest bis kurz vor dem Ende. Die eigentlichen letzten Seiten stellen nämlich alles noch einmal gehörig auf den Kopf und brechen vielleicht auch einen klitzekleinen Teil im Herzen. Die einzige Hoffnung hierbei: Band zwei, der im Januar erscheinen wird.

Mein Fazit: Diese New Adult Geschichte ist etwas ganz besonderes! Hier liegt viel Gefühl in der Handlung und viel Liebe in den tollen Charakteren. Trotzdem schafft Laura Kneidl mit dem sehr sensiblen Thema einer Angststörung Tiefgang und lässt den Leser damit sehr lebhaft mit der Protagonistin Sage mitleiden - und mitlieben. Eine definitive Empfehlung!

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Veröffentlicht am 25.06.2024

Süße queere New-Adult-Romance in Paris

You found me in Paris
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Ich war sehr gespannt auf Lin Rinas ersten New Adult Roman, zumal er in seiner Queerness widerspiegelt, was die Autorin in den letzten Jahren selbst durchlebt hat.
Autorin Romina startet eine Hals-über-Kopf-Reihe ...

Ich war sehr gespannt auf Lin Rinas ersten New Adult Roman, zumal er in seiner Queerness widerspiegelt, was die Autorin in den letzten Jahren selbst durchlebt hat.
Autorin Romina startet eine Hals-über-Kopf-Reihe nach Paris, um ihre Schreibblockade zu überwinden; neben ihrer Arbeit am letzten Band ihrer dort spielenden Reihe soll sie außerdem an Entscheidungen zur Buchverfilmung dieser mitwirken - was sie anfangs komplett überfordert. Dann lernt sie die Designerin Fio kennen, und ihre Gefühle für sie werfen auch Fragen auf, die Rominas gesamtes Leben und ihre Arbeit betreffen...
Meiner Meinung nach hat man deutlich gemerkt, wie viel Herzblut Lin Rina in dieses Buch gesteckt hat, wie sehr sie uns in ihre Gefühlswelt ziehen wollte und dass sie im Vergleich zu ihren Fantasywerken auch irgendwie gelöster und freier schreiben konnte. Dabei kam eine wirklich süße Geschichte raus, die sicher viele Lesende - gerade auch jüngere, die sich gerade ähnliche identitätsfindende Fragen stellen - sehr bereichern wird. Für mich waren manche Passagen stilistisch etwas unrund und das Pacing ein wenig unausgewogen, so ging beispielsweise am Ende alles recht schnell, während anfangs ein paar repetitive Passagen dabei waren. Die vielen Einblicke in die Schreib- und Modewelt und Paris als Schauplatz fand ich dagegen echt schön!

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Veröffentlicht am 18.06.2024

Humorvolle Aufklärung - wichtig!

Es kann nur eine geben
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Von Carolin Kebekus' Buch habe ich bisher nur Gutes gehört, und vor allem ihre neueren Auftritte finde ich auch sehr witzig, da hat es perfekt in meinen Feminismusbücher-Streak dieses Jahr gepasst. Der ...

Von Carolin Kebekus' Buch habe ich bisher nur Gutes gehört, und vor allem ihre neueren Auftritte finde ich auch sehr witzig, da hat es perfekt in meinen Feminismusbücher-Streak dieses Jahr gepasst. Der Fokus von "Es kann nur eine geben" liegt, wie der Titel schon andeutet, auf der durch das Patriarchat erschaffenen Konkurrenz unter Frauen - dem Drang, aber teilw. auch dem Zwang, herausstechen zu müssen, um im Job zu bestehen, in der Freundesgruppe anerkannt zu sein oder, wie im Fall der Autorin, um "die lustige Frau" zu repräsentieren. Das Buch beleuchtet diese Situation aus unterschiedlichen Blickwinkeln, die zwar eng an der Lebensrealität und den Erfahrungen Kebekus' orientiert sind, meiner Meinung nach aber dennoch gut die grundsätzliche Systematik hinter Frauenkonkurrenz widerspiegeln.
Auch, wenn mir mittlerweile viele dieser Hebel und Konzepte der Diskriminierung von Frauen bekannt sind, gibt jedes neue Buch dazu noch mal andere Gedankenanstöße - so auch dieses. "Eine wie keine" behandelt das ganze humorvoll verpackt, aber gleichzeitig so formuliert und erläutert, dass ich das Buch auch meiner Mutter geben könnte. Empfehlung!

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Veröffentlicht am 09.06.2024

Ali Hazelwood at her best

Love, theoretically
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Ich liebe Ali Hazelwoods Bücher - und auch "Love, Theoretically" hat mich wieder komplett abgeholt. Das Grundmotiv ist hier wie immer bei der Autorin eine Protagonistin, die sich in akademischen Naturwissenschaften ...

Ich liebe Ali Hazelwoods Bücher - und auch "Love, Theoretically" hat mich wieder komplett abgeholt. Das Grundmotiv ist hier wie immer bei der Autorin eine Protagonistin, die sich in akademischen Naturwissenschaften vor allem mit alten weißen Männern rumschlagen muss - so auch Elsie, theoretische Physikerin, die neben der schlechten Bezahlung ihrer Lehrstelle, dem allgemeinen Herabwürdigen ihrer Disziplin durch Experimentalphysiker und einer sehr fordernden Mutter gelernt hat, sich anzupassen und ihrem Gegenüber immer die Elsie zu präsentieren, die er oder sie gerne hätte. Als eine neue (bessere) Stelle in greifbare Nähe rückt, trifft sie dort nicht nur auf ihren Physik-Erzrivalen, sondern auch den Bruder ihres Fake-Boyfriends...
Ali Hazelwood versteht es einfach unvergleichlich, klug und humorvoll zu schreiben und Charaktere zu erschaffen, die mich als Leserin gleichzeitig zur Weißglut treiben und trotzdem eine Identifikationsfigur sein können. Klischees und altbekannte Tropes werden dabei irgendwie liebenswürdig mit eingewoben, und wenn der spice losgeht, dann geht er auch wirklich richtig los. Konflikte sind meiner Meinung nach realistisch und die Rekflexion der Charaktere wirkt irgendwie nahbar und nachhaltig. Einzig, dass der love interest manchmal ein bisschen zu aufopferungsvoll und die Protagonistin auf ein Podest hebend handelt, hat mich in manchen Passagen etwas gestört. Das hat dem Lesespaß aber keinen Abbruch getan!

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Veröffentlicht am 04.06.2024

So wichtig, so spannend, so aktuell!

Stumme Stimmen
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Dieses Buch ist dank eines Uni-Seminars zu Gebärdensprachen auf meinem SuB gelandet - ein Thema, das ich sowohl aus sprachwissenschaftlicher als auch logopädischer Perspektive super spannend finde. Der ...

Dieses Buch ist dank eines Uni-Seminars zu Gebärdensprachen auf meinem SuB gelandet - ein Thema, das ich sowohl aus sprachwissenschaftlicher als auch logopädischer Perspektive super spannend finde. Der Oliver Sacks ist Neuropsychologe und hat einige Texte zu unterschiedlichen Phänomenen veröffentlicht, beispielsweise zu Demenz oder Migräne. Nach "Seeing Voices" sind ein paar davon auf jeden Fall auf meiner Wunschliste gelandet!
Das Buch fasst drei Essays zusammen, die Gebärdensprachen (vornehmlich ASL, also American Sign Language) aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchten: die Entwicklung und Geschichte der Sprache(n) an sich, neurolinguistische Hintergründe (beispielsweise, inwiefern Gebärdensprachen im Gehirn repräsentiert und verarbeitet werden) und die sozio-kulturelle Situation der Hörgeschädigten-Community. Auch, wenn das Buch schon mehrere Jahrzehnte alt ist, fand ich es dabei durchweg spannend und vieles ist (leider - bspw. Inklusion) immer noch sehr aktuell.
Wie wichtig es ist, auch bei diesem Thema zu lernen, zeigt meiner Meinung nach der deutsche Titel des Buches: In "Stumme Stimmen" ist das Wort "stumm" integriert, eine Beschreibung, die impliziert, dass Menschen mit Hörschädigungen keine Stimme haben (auch im übertragenen Sinne) und deshalb diskriminierend ist.
Als Einsteigerlektüre ganz ohne (linguistisches/ neurologisches) Hintergrundwissen würde ich das Buch zwar nicht wählen, sich generell mit Gebärdensprachen auseinanderzusetzen, ist meiner Meinung nach eine Riesenempfehlung!

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