Profilbild von Goch9

Goch9

Lesejury Star
offline

Goch9 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Goch9 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.07.2017

Irrer Rächer

Du sollst nicht leben (Ein Marina-Esposito-Thriller 6)
0

Er lässt ihnen immer eine grausame Wahl. Der Rechtsprecher bestraft unbeugsam diejenigen, die für ihre Verbrechen nie bestraft wurden. Der im Drogenrausch mit seinem Fahrzeug eine Mutter mit ihrem Kind ...

Er lässt ihnen immer eine grausame Wahl. Der Rechtsprecher bestraft unbeugsam diejenigen, die für ihre Verbrechen nie bestraft wurden. Der im Drogenrausch mit seinem Fahrzeug eine Mutter mit ihrem Kind tötete, kann jetzt entscheiden, ob seine Frau und das gemeinsame Kind getötet werden oder ob er sterben soll. Der reiche Banker kann entscheiden, ob er sein Vermögen verliert oder seine Finger.
Im Glauben einen Gleichgesinnten gefunden zu haben wendet der Rechtsprecher sich an Detective Phil Brennan, rechtfertigt seine Taten und kündigt neue an.
Brennan und seine Mannschaft liefern sich einen Wettlauf mit der Zeit um weitere Strafaktionen zu verhindern. Auf Unterstützung seiner Frau der Profilerin Marina Esposito muss Brennan diesmal verzichten. Sie ist in einen anderen Fall involviert, der sich stark auf ihr Privatleben auswirkt.

Ich wusste nicht, dass es sich bei diesem Thriller bereits um den 6. Fall eines Ermittler/Profiler-Ehepaares handelt. Zahlreiche Andeutungen und Erklärungen machten deutlich, dass das Paar schon einige schwierige und gefährliche Fälle gemeinsam gelöst hatten. Irritierend und verwunderlich erschien mir, dass Marina sich schnell von einer gestörten Täterin verunsichern ließ und die Verunsicherung mit ins Privatleben nahm. Unglaubwürdig war auch, dass der Gefangenentransport dieser Irren nur von einer Person durchgeführt wurde. Die Folgen waren absehbar, aber dazu hätte es gar nicht kommen dürfen.
Der ganze Fall, den Marina in ihrer alten Heimat bewerten und analysieren sollte, ist in meinen Augen diffus. Ich hatte den Eindruck, dass mir da doch Wissen aus den vorherigen Bänden fehlte. Es wurde auch nicht geklärt, wer diese Frau war und was sie wirklich vorhatte. Ihre Rolle lief förmlich durch diesen Thriller und wird in den nächsten Bänden vielleicht weitergesponnen, für mich jetzt etwas unbefriedigend.
Der Fall des Rechtsprechers war da schon interessanter. Die Charaktere wurden sehr genau gezeichnet. Die Ermittlungsarbeit war logisch und nachvollziehbar. Die brutalen Szenen so genau und plastisch beschrieben, dass ich manchmal nicht weiterlesen wollte weil ich das Gefühl hatte zu nah dabei zu sein.
Alles in allem ist es ein spannender Thriller mit Gänsehauteffekt, aber auch einigen Macken.

Veröffentlicht am 18.06.2024

Krimi? Eher Milieustudie

Mittsommerlügen
0

Mittsommer 1983
Die lebenslustige alleinerziehende Marie feiert ausgelassen mit ihren Freunden das Mittsommerfest. Am nächsten Morgen ist sie verschwunden. Es wird davon ausgegangen, dass die junge Mutter ...

Mittsommer 1983
Die lebenslustige alleinerziehende Marie feiert ausgelassen mit ihren Freunden das Mittsommerfest. Am nächsten Morgen ist sie verschwunden. Es wird davon ausgegangen, dass die junge Mutter ihr Leben im kleinen Dorf sowie ihre Tochter Teresa freiwillig verlassen hat. Ihren Mantel und ihre Geldbörse sind mit ihr verschwunden und eine kurze Abschiedsnotiz wurde in ihrer Küche gefunden. Marias Mutter Greta glaubt als Einzige nicht an diese Theorie, lehnt es aber trotzdem ab, sich um ihre Enkelin zu kümmern.
Nach zahlreichen Pflegefamilienaufenthalten kehrt Teresa fünfzehn Jahre später wieder zu ihren Großeltern zurück.


Dieser spannende und interessante Plot konnte mich, von Malin Hedin niedergeschrieben, leider nicht überzeugen.
Die Hälfte des Buches nahm die Vergangenheit ein. Was passierte am Mittsommerabend 1983 und wie haben die einzelnen Nachbarn und Freunde auf Marias Verschwinden reagiert? Insbesondere die Reaktion oder auch das sonderbare Verhalten der Mutter nahmen einen großen Teil der Beschreibungen ein. Als Leser konnte man schnell feststellen, dass niemand in diesem Dorf die Wahrheit sagt, jeder hat ein Geheimnis und jeder verdächtigt jeden. In der zweiten Hälfte lernen wir endlich die kleine Tochter Teresa kennen, auch ihr Martyrium durch zu viele Pflegefamilien und keinen Platz, wo sie geliebt und geborgen wäre.
Auffallend ist, dass sehr ausführlich die Eindrücke und Gedanken der Protagonisten gegenseitig beschrieben werden. Wobei auch die Zerrissenheit der beteiligten Personen verdeutlicht wird, mal liebt, begehrt man sein Gegenüber und hasst ihn/sie Minuten später.
Erst im letzten Viertel baut sich so etwas wie Spannung auf. Ich habe es dankend angenommen und den letzten Rutsch in einem durchgelesen.
Das Ende war stimmig, wenn auch nicht überraschend, aber ok. Mit ihrem Epilog hat die Autorin bei mir einige Punkte gut gemacht.
Trotzdem komme ich nur zu einer mittelmäßigen Wertung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.03.2024

Dramatik im Hamburger Hafen

Tatort Hafen - Tod an den Landungsbrücken
0

Dies ist eine Rezension zum Hörbuch

An den St. Pauli-Landungsbrücken wird der Barkassen-Kapitän Dominic Lutteroth erschlagen in seiner Barkasse aufgefunden.
Nach den großen finanziellen Einbußen während ...

Dies ist eine Rezension zum Hörbuch

An den St. Pauli-Landungsbrücken wird der Barkassen-Kapitän Dominic Lutteroth erschlagen in seiner Barkasse aufgefunden.
Nach den großen finanziellen Einbußen während der Pandemie befürchtet die Polizei, dass Lutteroth Opfer eines Barkassen-Kriegs wurde. Konkurrenzkampf und verbotene Werbung um Kunden haben im Vorfeld schon zu Unruhe und Auseinandersetzungen geführt.
Die erfahrene Kriminalhauptkommissarin Jana Jacobi ermittelt in Zusammenarbeit mit dem Wasserschutzpolizisten Tom Bendixen.


Zu diesem Hörbuch habe ich ein ambivalentes Verhältnis.
Einerseits ist die Story gut konstruiert und spannend aufgebaut mit interessanten Wendungen. Die Ermittlungsarbeit erfolgt auf verschiedenen Ebenen, zu Wasser und zu Land. Der Mikrokosmos Hamburger Hafen mit seinen eigenen Regeln und Traditionen wird gut dargestellt.
Aber schon die parallellaufenden privaten Geschichten erscheinen mir zu dramatisch erzählt. Die gesamte Sprache und Erzählstruktur kommt mit viel zu dramatisch daher. Anfänglich fühlte sich jeder Satz des Erzählers an, als erwarte uns eine äußerst dramatische Wendung oder auch ein neues hinterhältiges Verbrechen.
Die Sprechweise und Satzmelodie von Mario Wolf hat die Dramatik unterstützt und teilweise noch verstärkt.
Je öfter diese heraufbeschwörende Dramatik eingesetzt wurde, um so mehr hat sie mich genervt. Der eigentliche Kriminalfall trat dabei in den Hintergrund.
Schade

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.02.2024

Hat mich leider nicht fesseln können

Yoga Town
0

Lucy, Yogalehrerin, fühlte sich eigentlich zufrieden und im Leben angekommen. Aber ihr völliger Zusammenbruch während eines hektischen Großeinkaufs katapultiert sie aus ihrer Komfortzone.
Als Corinna, ...

Lucy, Yogalehrerin, fühlte sich eigentlich zufrieden und im Leben angekommen. Aber ihr völliger Zusammenbruch während eines hektischen Großeinkaufs katapultiert sie aus ihrer Komfortzone.
Als Corinna, Lucys Mutter, plötzlich verschwindet und Lou, ihr Vater, seine Ex-Frau in Indien vermutet, da wo sie sich kennengelernt haben und Lucy gezeugt wurde, nutzt sie die Gelegenheit ihr Zuhause zu verlassen, um mit ihrem Vater nach Indien zu reisen.
Eine Reise zu dem damaligen Rückzugort der Beatles und in Corinnas und Lous Vergangenheit beginnt.



„Bella Germania“ und „Piccola Sicilia“ haben mich fasziniert und träumen lassen. „Jaffa Road“ hat mich den Nahost Konflikt besser verstehen lassen, mir überhaupt erst einmal eine objektivere Sichtweise gezeigt. Mit „Yoga Town“ konnte ich leider nichts anfangen.
Ich höre jetzt zum wiederholten Male die Playlist zum Buch, aber geholfen hat es mir nicht.
Ich mag die Beatles, habe sie auch als Teenager viel gehört. Ich gehörte aber nie zu den kreischenden Mädchen bei Auftritten der Beatles. Ich konnte mir auch nie vorstellen nach Indien zu trampen, um zu meditieren, Yoga zu praktizieren oder Drogen zu nehmen.
Somit kam ich nicht in die Geschichte rein.
Ich habe aber auch den Eindruck, dass es Daniel Speck dieses Mal nicht gelungen ist, Lou und seinen jüngeren Bruder Marc als begnadete Musiker ins Licht zu setzen. Ich habe die Stellen vermisst, wo die Beiden mit den Beatles gemeinsam gearbeitet oder auch gejamt haben.
Die jungen, offenen, sich selbst suchenden Menschen haben kaum miteinander gesprochen, ohne zu streiten. Auch Lucy hat nie richtig nachgehakt, wenn ihr Vater ihren Fragen ausgewichen ist. Warum?
Insofern ließen mich die einzelnen Rückblenden in Lous und Marcs Vergangenheit frustriert zurück.
Wenn das Leben in Rishikesh in der damaligen Zeit wirklich so war, bin ich froh, dass ich nicht auf die Idee gekommen bin, mich da mitreißen zu lassen.
Dieses Buch von Daniel Speck war im Gegensatz zu seinen anderen Büchern keine Bereicherung für mich. Schade.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.01.2024

Zu emotional

Book Lovers - Die Liebe steckt zwischen den Zeilen
0

Die taffe Literaturagentin Nora Stephens verbringt ihrer Schwester Libby zuliebe den Sommer in dem idyllischen Kleinstädtchen Sunshine Falls. Nora, eine überzeugte New Yorkerin, bezieht zähneknirschend ...

Die taffe Literaturagentin Nora Stephens verbringt ihrer Schwester Libby zuliebe den Sommer in dem idyllischen Kleinstädtchen Sunshine Falls. Nora, eine überzeugte New Yorkerin, bezieht zähneknirschend ein unwirtliches Cottage nahe dem Schauplatz von Libbys Lieblingsromanen.
Ausgerechnet in dieser von Blumenwiesen umgebenen Traumkulisse trifft Nora auf den arroganten und unnahbaren New Yorker Lektor Charlie Lastra.


In der Leseprobe fiel mich gleich auf, dass es sich hier nicht um einen Liebesroman folgendes Inhalts handelt, taffe Literaturagentin wird in die Province verschlagen, fühlt sich fehl am Platz, trifft überraschenderweise unangenehmen Lektor, fechtet diverse Kämpfe mit ihm aus, um sich am Ende doch in ihn zu verlieben und zu ergeben.
So profan macht es uns die Autorin nicht. Vielmehr zeichnet sie das Bild einer schon als Kind überforderten Frau, die voller Schuldkomplexe und Verantwortungsgefühle gegenüber ihrer Schwester ist. Eine karrierebewusste Frau, die hart arbeitet, sich viel abverlangt und in ihrer Branche als „Hai“ tituliert wird. Sie verbringt den Sommer in einer für sie unmöglichen Umgebung, um ihrer Schwester wieder näher zu kommen.
So weit, so gut, die ersten 2/3 des Buches habe ich genossen. Die Rückblenden zu Kindheitserlebnissen, Noras ständige Reflexion und die ängstliche Beobachtung ihrer Schwester bauten eine gewisse Spannung auf, die durch die launigen Dispute mit Charlie aufgelockert wurde. Im letzten Drittel des Buches wurde es mir zu emotional. Ich konnte Noras Gedankengänge und Bedenken nicht mehr nachvollziehen. Auch das Hin-und Her der Beziehung zu Charlie verlor mehr und mehr an Atraktivität.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere