Es kommt darauf an, einem Buch im richtigen Augenblick zu begegnen (Hans Derendinger)
Während über London die Bomben fallen und der Zweite Weltkrieg seine böse Fratze zeigt, ist die U-Bahn-Station Bethnal Green für viele zu einem zweiten Zuhause geworden. Das Leben muss ja irgendwie weiter ...
Während über London die Bomben fallen und der Zweite Weltkrieg seine böse Fratze zeigt, ist die U-Bahn-Station Bethnal Green für viele zu einem zweiten Zuhause geworden. Das Leben muss ja irgendwie weiter gehen und das funktioniert nur, wenn man dem Irrsinn einfach die Stirn bietet. Und das geht am besten mit einem guten Buch, denn Bibliothekarin Clara Button führt tief unter der Erde ihre Arbeit mit Herz und Seele weiter. Jede/r, der/die ihre Bibliothek betritt, bekommt das passende Buch empfohlen, denn Clara weiß, welches Buch zu wem passt. So wird ihre Bibliothek zu einem Treffpunkt und einem Ort der Hoffnung und Zuversicht....
Kathe Thompson erzählt mit einer unglaublichen Strahlkraft von Clara Button, die schon nach wenigen Zeilen zu einer guten Freundin für die Leser;innen wird. Ihr Art, in Menschen zu lesen und ihre Bedürfnisse zu erkennen, macht sie so unglaublich sympathisch und es fällt mir leicht, mich in sie hineinzuversetzen und mir ihr zu fühlen, zu leiden und zu hoffen.
Das Leben in der stillgelegten U-Bahn-Station steigt in realen Bildern aus den Seiten und wird auch für mich zu einem sicheren Ort, an dem ich die Schrecken des Krieges für einen kurzen Moment hinter mir lassen kann. Clara und Ruby werden für die vielen obdachlosen Menschen zu guten Engeln, die ihnen immer wieder Kraft und Zuversicht schenken.
Während oben die Welt im Chaos versinkt, hat sich unter der Erde eine kleine Gemeinschaft gebildet, die zusammenhält und das Beste aus der Situation macht. Die Gedanken und Gefühle, Sorgen und Ängste werden greifbar und doch ist das Buch voller positiver Energie, denn Ruby und Clara sind wie Glühwürmchen, die immer wieder kleine Lichtpunkte setzen.
Das Buch lebt von den vielen unterschiedlichen Charakteren, die ich mich mal zum Lachen, mal zum Weinen bringen. Sie zeigen mir ihre Welt und machen für mich das Unmögliche möglich - ihr werde ein Teil ihrer kleinen Gemeinschaft und kann mit Mister Pepper in der Ecke am Tisch sitzen, bekomme rote Ohren, wenn Dot ihre pikanten Erlebnisse zum Besten gibt und werde wieder zum staunenden Kind, das aufmerksam Claras Stimme lauscht, wenn sie Abend für Abend eine Geschichte vorliest.
Kate Thompson verwebt mit Bravour die Wahrheit mit Geschehnissen und Personen, die ihrer Fantasie entsprungen sind und erschafft daraus eine neue Realität, die voller emotionaler Lesemomente ist.
"Die Bibliothek der Hoffnung" schleicht sich leise in mein Herz und nistet sich dort ein, denn ein bisschen Mut und Hoffnung können wir alle gebrauchen und dieses Buch erscheint genau zum richtigen Zeitpunkt.