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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.10.2022

Frauen, die Geschichte sind

Elektra, die hell Leuchtende
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In "Elektra" von Jennifer Saint verfolgen wir nicht nur das Schicksal der Namensgebenden Elektra im trojanischen Krieg, sondern auch die miteinander verwobenen Geschichten ihrer Mutter Klytämnästra und ...

In "Elektra" von Jennifer Saint verfolgen wir nicht nur das Schicksal der Namensgebenden Elektra im trojanischen Krieg, sondern auch die miteinander verwobenen Geschichten ihrer Mutter Klytämnästra und der trojanischen Prinzessin Kassandra. Wer schon mehrere griechische Re-Tellings gelesen hat wird das ganze sehr befriedigend finden. Jetzt fügen sich viele verschiedene Geschichten zusammen, man sieht noch mehr Blickwinkel und es setzt sich immer ein neues Puzzleteil in das große Ganze Mythologie.

Ich mochte den Erzählstil sehr gerne, auch dass wir Einblicke in alle drei Perspektiven von starken Frauen erhalten, die maßgeblich beteiligt waren oder eine wichtige persönliche Verbindung zu den Ereignissen in Troja haben. Die Sichtweisen sind schon alleine deshalb sehr unterschiedlich, weil sich ihr Alter so voneinander unterscheidet. Dadurch bekommt man vor allem bei Elektra einen besonderen Einblick in ihre heranwachsende Psyche im Ausnahmezustand Krieg. Man kann in ihren Kopf schauen, spürt wie verklärt sie ist, zerrissen und durch die Ereignisse teilweise steckengeblieben. Gerade weil manche Figuren wie z.B. Agamemnon Berührpunkte zu allen drei Frauen haben, ist es umso spannender, jede einzelne Sichtweise zu lesen und sich seine eigene zu bilden. Es ist für jede Frau für sich manchmal sehr beklemmend, in ihrem Kopf "mitzuleben" und dennoch versteht man jede irgendwie. Das ist wirklich dem tollen Schreibstil geschuldet.

Das Buch ist auf jeden Fall etwas für alle, die griechische Mythologie aus einer feministischen Sicht betrachten wollen und tief in das generationale Trauma der Figuren eintauchen wollen. Klare Empfehlung!

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Veröffentlicht am 07.02.2022

Sommerlektüre

Der Papierpalast
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"Der Papierpalast" erzählt von Elle, die jedes Jahr in ihr Refugium am See fährt, das ihr ganzes Leben geprägt hat. Unter anderem weil sie dort Jonas kennenlernt, den sie ihr ganzes Leben lang liebt. Aber ...

"Der Papierpalast" erzählt von Elle, die jedes Jahr in ihr Refugium am See fährt, das ihr ganzes Leben geprägt hat. Unter anderem weil sie dort Jonas kennenlernt, den sie ihr ganzes Leben lang liebt. Aber mittlerweile ist sie verheiratet und diese Liebe scheint keine Chance zu haben. Miranda Cowley Heller erzählt in ihrem Roman von 24 Stunden, in denen Elle sich entscheidet ob sie ihre Jugendliebe nachgeben soll oder ob sie in ihrer soliden, liebevollen Ehe bleibt.

Das Konzept, 24 Stunden in der Gegenwart zu erzählen und die Geschichte mit der Vergangenheit zu spicken finde ich toll. Wie bei einer Zwiebel packt man immer mehr über die einzlnen Charaktere aus, lernt sie kennen und verstehen. Ich finde alle Charaktere (von den Kindern mal abgesehen) dadurch unglaublich gut ausgearbeitet und man fühlt sich, als kenne man sie, ihre Fehler und ihre Stärken. Ein großer Pluspunkt meiner Meinung nach, vor allem wenn man die Thematik des Buches betrachtet. Den es geht natürlich auch um Liebe aber auch um disfunktionale Familien, Trauma und Freundschaft. An sich sollte man (wenn man sensibel auf sowas reagiert) vorher ein paar Trigger-Warnungen durchlesen, das würde ich empfehlen.

Das Buch war für mich eine sehr schnelle Lektüre, gerade im Mittelteil konnte ich sie nicht mehr aus der Hand legen und wollte unbedingt wissen, wie es weitergeht. Das macht es für mich auch zu einem perfekten Spätsommerbuch. Es behandelt schwere Themen und eignet aber aufgrund der schnell laufenden Handlung / Leseweise super für diese noch warmen Sommerabende, an denen man auf den Herbst wartet.

Einen winzigen Punkt Abzug gibt es für mich weil ich mir gewünscht hätte die Teile, die in der Gegenwart spielen wären etwas besser über das Buch verteilt gewesen, sie haben sich sehr am Anfang und Ende geballt. Außerdem fehlt mir an einer Stelle eine kleine Erklärung / Charakterentwicklung bei zwei Figuren. Das hat aber alles dem rundum schönen Leseerlebnis keinen Abbruch getan.

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Veröffentlicht am 07.08.2024

Fluffy Romance

Meet me in Autumn. Eine Pumpkin spiced Romance
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Für die Transparenz: ich habe das Buch auf englisch gelesen und kann deshalb nichts zur deutschen Übersetzung sagen.



Aber wow, war das wholesome. Wenn auf dem Klappentext geschrieben wird, das Fans ...

Für die Transparenz: ich habe das Buch auf englisch gelesen und kann deshalb nichts zur deutschen Übersetzung sagen.



Aber wow, war das wholesome. Wenn auf dem Klappentext geschrieben wird, das Fans von Gilmore Girls dieses Buch lieben werden, wird nicht übertrieben. Die Geschichte und der Schreibstil haben den gleichen unaufgeregten Vibe, den man von dieser Serie und den süßen, quirligen Dorfbewohner:innen erwartet. Es fühlt sich ein bisschen an, als wäre man in einen zuckersüßen Hallmark-Film gestolpert und es macht total Spaß, die herbstlichen Welten vor dem inneren Auge entstehen zu lassen.



Wer hier eine super tiefgründige Geschichte erwartet, wird enttäuscht werden. Es ist natürlich ein bisschen shallow und klar weiß man von Anfang an wie es ausgehen wird aber das trägt meiner Meinung nach nur zur Coziness bei.



Ich persönlich finde dazu das deutsche Cover noch wunderschön und viel schöner als das Original, das ja ein Amazon Publishing ist. Eine absolute Herbst-Wohlfühl-Empfehlung!

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Veröffentlicht am 19.06.2024

Ehemann wechsel dich!

Ehemänner
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Tinder ist jetzt ein Dachboden? Als ich den Klappentext gelesen habe fand ich das Konzept des Buches gleich toll. Lauren findet auf ihrem Dachboden wechselnde Ehemänner, die sie austauschen kann indem ...

Tinder ist jetzt ein Dachboden? Als ich den Klappentext gelesen habe fand ich das Konzept des Buches gleich toll. Lauren findet auf ihrem Dachboden wechselnde Ehemänner, die sie austauschen kann indem sie sie wieder auf den Dachboden schickt.

Der leichte magische Realismus und die authentische Protagonistin haben dieses Buch zu einem wahren Pageturner gemacht. Man wollte unbedingt wissen, welcher Ehemann jetzt vom Dachboden kommt und wie er zu Lauren passt. Noch besser hätte ich es gefunden, wenn das Buch aus der Ich-Perspektive geschrieben wäre, das hätte meiner Meinung nach besser gepasst um Laurens Sicht der Dinge zu beleuchten. Der Schreibstil tut trotzdem sein übriges zum Sog des Buches. Wir können uns in Lauren hineinversetzen, erleben mit ihr den aufregenden Kick eines neuen Ehemannes und ermüden im Laufe der über 400 Seiten mit ihr. Man hat zwar das Gefühl, dass sich das Buch in der Mitte etwas zieht aber ich denke das ist Absicht und soll die Analogie zum ewigen Online-Dating nochmal bekräftigen, deshalb davon bloß nicht abschrecken lassen.

An sich ist das ein Buch, über das ich nicht super viel sagen kann, dass mich aber sehr gut unterhalten hat. Das Ende hatte für mich noch etwas Luft nach oben und wer gerne komplette Aufklärung haben möchte wird hier enttäuscht. Dennoch ein Buch, dass ich extrem empfehlen kann, die perfekte leichte / spannende Sommerlektüre.

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Veröffentlicht am 02.04.2024

Gib dem Mann eine Stimme

James
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Ein Buch wie James habe ich glaube ich so noch nie gelesen. Dieses Buch strotzt vor Intelligenz, ohne dabei belehrend oder von oben herab zu wirken. Percival Everett hat mit seiner Sprache eine Geschichte ...

Ein Buch wie James habe ich glaube ich so noch nie gelesen. Dieses Buch strotzt vor Intelligenz, ohne dabei belehrend oder von oben herab zu wirken. Percival Everett hat mit seiner Sprache eine Geschichte geschaffen, die sich alleine durch die Wortwahl abgrenzt und hängenbleibt. Sprache ist hier nicht nur der Träger der Geschichte, sondern wichtiger Teil von ihr und Jims Identität, das fand ich unfassbar schlau gelöst. Auch durch die Bilder, die er zeichnet, sagt er manchmal in einem einzigen Satz so unglaublich viel, das schaffen manche nicht in einem ganzen Buch. Damit zeigt er uns durch seine Figuren, wie wichtig Sprache, Wissen und Macht eigentlich sind und das fand ich sehr schön.

Ein ganzer Cast von Figuren nimmt uns mit durch den Süden der USA, durch Flucht und Unterdrückung und durch den puren Überlebenswillen unseres Protagonisten Jim. Ich denke wer Huckleberry Finn gelesen hat wird ganz viel Spaß mit diesem Buch haben aber auch für mich, die es nicht gelesen hat war es ein Erlebnis. Die Figuren passen so gut zusammen. Mit James haben wir einen sehr intelligenten und reflektierten Mann, der uns in seinen Kopf lässt und ein Freund und Lehrer ist. Seine Gefühle kommen nie ganz durch, er darf es sich nicht erlauben. Anfangs hat mich das gestört aber im Laufe des Buches schafft es Everett, dass wir an Jims Stelle fühlen und das wirklich tiefgreifend. Und quasi als "comedic relief" daneben Huck, der uns mit seiner kindlichen Unbedarftheit immer wieder vorführt, wie lächerlich die Rassenfrage ist, der einen zum Umdenken und Hinterfragen bewegt.

Der Roman ist unfassbar schnell und in kleinen Abenteuern erzählt. Manchmal passiert vieles sehr schnell, wie Jim bekommen auch die Leser:innen wenig Verschnaufpause. Das muss man wollen. Für mich war es gegen Ende sehr schwer, Dinge einzuschätzen: Wie lange ist er schon unterwegs? Wo genau befindet er sich? Wie sind die Entfernungen? Das hat mich vor allem am Ende etwas gestört. Auch fand ich das Ende etwas übereilt, da hätte ich mir gerne mehr Tiefe gewünscht.

Aber dennoch wird das eine Geschichte sein, über die ich noch lange nachdenken werde, die ich gerne filmisch adaptiert sehen würde und vn der ich ganz viele Denkanstöße und Rechercheaufgaben mitgenommen habe.

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