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Veröffentlicht am 27.08.2024

Auftakt einer vielschichtigen Familien-Saga, aber kein Thriller in der Tradition Stieg Larssons

Meeresfriedhof
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Lange vor seinem Erscheinen im April 2024 entdeckte ich im Internet immer wieder Werbung für dieses Buch. Vor allem, weil es als Thriller für Leser von Stieg Larsson beworben wurde (Joël Dickers sagte ...

Lange vor seinem Erscheinen im April 2024 entdeckte ich im Internet immer wieder Werbung für dieses Buch. Vor allem, weil es als Thriller für Leser von Stieg Larsson beworben wurde (Joël Dickers sagte mir nichts), fragte ich bereits Ende letzten Jahres ein Rezensionsexemplar an und konnte das Ebook schon im Dezember auf meinen Kindle laden und mit dem Lesen beginnen. Allerdings benötigte ich dann sehr lange, um es fertigzulesen. Ich fand monatelang keinen wirklichen Zugang, pausierte immer wieder und versuchte es einige Zeit später erneut. Nun, nach der fünften oder sechsten längeren Pause, habe ich es doch noch geschafft, das Buch zu Ende zu lesen.

1940 sinkt das Hurtigrutenschiff DS „Prinsesse Ragnhild“ nach einer Explosion und es kommen sehr viele Menschen ums Leben. Unter anderem der norwegische Reeder Thor „der Große“ Falck. Seine Frau Vera und ihr neugeborener Sohn Olav werden jedoch wie durch ein Wunder gerettet. Die öffentlich gemachte Ursache des Schiffsunglücks lautet, dass es von einer englischen Mine getroffen wurde und Thor wurde nach Ende des zweiten Weltkriegs posthum ein Verdienstkreuz für die Organisation des Widerstandes entlang der Küste verliehen.

1970 arbeitet die Schriftstellerin Vera Lind an einem Buch namens Meeresfriedhof, in dem es um den Untergang der DS „Prinsesse Ragnhild“ geht. Als das Manuskript fertiggestellt ist, wird es im Verlag vom norwegischen Staatsschutz beschlagnahmt.

1982 rettet der Arzt Hans Falck einen Säugling vor dem Massaker in einem Flüchtlingslager im Libanon. Hans Falck ist der Neffe von Olav Falck, dem Leiter Norwegens mächtiger SAGA-Gruppe mit Hauptsitz auf Rederhaugen. Hans lebt in Norwegen mit seinen Kindern zwar auf dem Anwesen Bergensen. Dieses gehört jedoch dem anderen Zweig der Familie.

In der Gegenwart laufen die Vorbereitungen der SAGA-Stiftung zu einem Großevent, bei dem Thor und den Opfern des Schiffsunglücks vor 75 Jahren gedacht werden soll. Plötzlich wird Vera tot im Meer gefunden. Selbstmord? Kurze Zeit später wird bekannt, dass sie ihr Testament am Tag vor ihrem Tod vom Nachlassgericht geholt hat. Ihr Sohn Olav macht sich große Sorgen deswegen und seine Tochter Alexandra, genannt Sasha, die seine Nachfolgerin werden soll, entdeckt im Archiv der SAGA-Gruppe etwas im Zusammenhang mit ihrer geliebten Großmutter Vera, was ihr vom Vater bislang verschwiegen wurde und dem sie auf den Grund gehen möchte …

Wie bereits oben erwähnt, hatte ich so meine Schwierigkeiten in die Geschichte zu finden. Der Prolog mit dem Artikel des Journalisten Johnny Berg über Hans Falck im Libanon gefiel mir sehr gut. Doch, obwohl ich den bildhaften Schreibstil nicht als schlecht bezeichnen möchte, fehlte mir danach lange Zeit, trotz verschiedener Handlungsstränge und Zeitebenen, vor allem die Spannung. Das Geschriebene enthielt zwar durchaus viele interessante Informationen, die sich viel später auch noch als wichtig erweisen sollten. Ich empfand jedoch in den ersten zwei Dritteln des Buches sehr viele Längen, die dafür sorgten, dass ich das Buch immer wieder aus der Hand legen musste und mich zwischenrein anderem Lesestoff widmete, der mich deutlich mehr fesselte.

Wäre das Buch kein Rezensionsexemplar gewesen, hätte ich es bereits im ersten Viertel abgebrochen. So bemühte ich mich deutlich länger weiter, als ich es bei jedem von mir gekauften Buch tun würde und irgendwann fand ich tatsächlich noch in einen mir angenehmen Lesefluss. Allerdings ist dieses Buch für mich persönlich im Nachgang betrachtet kein Thriller. Von einem Solchen erwarte ich spannungstechnisch wesentlich mehr, als mir in Meeresfriedhof geboten wurde. Leichte Ähnlichkeiten zu den Büchern von Stieg Larsson, die für mich tatsächlich spannende Thriller waren, sehe ich zwar auf politischer Ebene. Ich konnte jedoch zu keinem der Charaktere hier solche Sympathien aufbauen, wie ich sie zu den Hauptfiguren von Stieg Larsson fast von Anfang an hatte.

Im letzten Drittel baute sich dann zwar doch noch etwas Spannung auf und es gab auch ein paar Enthüllungen, die für mich überraschend kamen und mich durchaus ein bisschen neugierig auf die Weiterentwicklung der Geschichte machten. Wäre die Fortsetzung bereits verfügbar, würde ich sofort weiterlesen. Ob ich das nächstes Jahr Ende März noch möchte, wenn „Felsengrund“ erscheinen soll, weiß ich momentan noch nicht. Da wird es sehr drauf ankommen, was mir von „Meeresfriedhof“ bis dahin noch im Gedächtnis ist.

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Veröffentlicht am 08.08.2024

Mir zu wenig Handlung, aber deutlich zu viel ausführlich beschriebener Intimverkehr

Kings of Ruin - The Auction
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Als Teenager waren Lincoln, der Sohn aus reichem Hause und Violet, die Tochter der Haushälterin, ein Liebespaar. Dann verschwand Lotti, nachdem Linc sie verletzend versetzte, ohne ein Wort aus seinem Leben. ...

Als Teenager waren Lincoln, der Sohn aus reichem Hause und Violet, die Tochter der Haushälterin, ein Liebespaar. Dann verschwand Lotti, nachdem Linc sie verletzend versetzte, ohne ein Wort aus seinem Leben. Seitdem – inzwischen sind 10 Jahre vergangen - hat er sich zu einem als arrogant und eiskalt geltenden Geschäftsmann entwickelt, der nichts anbrennen lässt. Vor ein paar Jahren gründete er zusammen mit ein paar Freunden den gutgehenden elitären Nachtclub Ruin.

Violet kümmert sich aufopfernd um ihren kleinen Bruder. Ihre Mutter ist vor 3 Jahren an Krebs gestorben und der 9-jährige Eric leidet an Diabetes. Um den Lebensunterhalt zu bestreiten, arbeitet sie in einem Diner. Doch weil das Geld aufgrund der horrenden Arztrechnungen – selbst von der Mutter sind noch nicht alle beglichen - hinten und vorne nicht reicht, nimmt sie zusätzlich noch eine gut bezahlte Stelle als Barkeeperin im Ruin an. Dass Lincoln dort Mitinhaber ist, weiß sie zu diesem Zeitpunkt nicht.

Dort kommt es unweigerlich zu Konfrontationen, aber Lotti benötigt den Job zu dringend. Als sie sich jedoch selbst im Club für eine ordentliche Summe versteigern lassen will, verhindert Linc dies. Im Gegenzug bietet er ihr das für die Arztrechnungen benötigte Geld im Austausch für ein Jahr Ehe an. Lotti willigt mangels Ausweg zwar ein, ist jedoch fest entschlossen, Linc nicht wieder in ihr Herz zu lassen. Außerdem will sie verhindern, dass er erfährt, was vor 10 Jahren noch geschehen ist…

Als dieses Buch bei NetGalley als Rezensionsexemplar angeboten wurde, reizte mich der Klappentext. Und da es als Auftakt einer Reihe deklariert war, fragte ich es an und freute mich, es kurze Zeit später auf meinem Kindle lesen zu können. Obwohl der Schreibstil durchaus flüssig ist und mir der Anfang auch noch sehr gut gefiel, bin ich insgesamt nur mäßig von der Geschichte begeistert. Das liegt vor allem daran, dass gefühlt eine Intimszene die nächste ablöste, aber um die Gründe, warum Lotti damals so plötzlich verschwand und die beiden Hauptfiguren bei ihrem Wiedersehen nach 10 Jahren einander nicht vertrauen können, so lange herumgeeiert wurde, dass es begann mich zu nerven.

Ich bin weiß Gott nicht prüde und mag es durchaus, wenn es in Liebesromanen auch mal erotisch zur Sache geht. Aber hier gab so viele ausführlich beschriebene Verkehrsszenen, dass sie irgendwann begannen, mich zu langweilen. Stellenweise hatte ich nicht das Gefühl einen Liebesroman zu lesen, sondern einen Porno. Ich mochte an Lotti zwar, dass sie sich so sehr um ihren Bruder sorgte, konnte mich jedoch in ihre immer bereite sabbernde Haltung zum egoistisch wirkenden Lincoln nicht wirklich einfühlen. Das liegt sicher an meiner ganz persönlichen Einstellung. Ich könnte nie jemanden körperlich an mich ranlassen, von dem ich mich seelisch verletzt fühle und dem ich deshalb nicht vertraue.

Mir hätte es auf jeden Fall bedeutend besser gefallen, wenn die Handlung außerhalb der Verkehrsszenen in der Geschichte mehr Gewicht gehabt hätte. Diese wirkte dann gegen Ende hin auf mich etwas überhastet und schnell zurechtkonstruiert. Allerdings fand ich einige Nebencharaktere sehr interessant. Gerade über Lincolns Cousine hätte ich gern noch etwas mehr erfahren, auch warum sie mit Lottis Anwalt so im Clinch liegt. Der Grund, warum sich der Anwalt und Lincoln nicht mögen wurde ebenfalls nur angerissen, aber nicht wirklich erklärt. Von daher ist bei mir schon noch etwas Neugier vorhanden, wegen der ich einem zweiten Teil der Reihe auch noch eine Chance geben würde.

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Veröffentlicht am 14.07.2024

Ich empfand etliche Längen und über weite Strecken kaum Spannung

Ruthless Vows
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Nachdem mir der erste Teil „Divine Rivals“ ganz gut gefallen hatte und mit einem Cliffhanger endete, wollte ich wissen, wie es mit der Geschichte weitergeht. Dieser Nachfolger stand also bereits auf meiner ...

Nachdem mir der erste Teil „Divine Rivals“ ganz gut gefallen hatte und mit einem Cliffhanger endete, wollte ich wissen, wie es mit der Geschichte weitergeht. Dieser Nachfolger stand also bereits auf meiner Wunschliste, als er bei NetGalley als Rezensionsexemplar angeboten wurde. Meine Anfrage dort war erfolgreich und ich freute mich, dass ich es kurze Zeit später als E-Book auf meinem Kindle lesen konnte.

Iris ist zurück in Oath und arbeitet weiter bei der Inkridden Tribune, für die sie zuletzt gemeinsam mit Attie und Roman als Kriegsberichterstatterin tätig war. Einerseits ist sie sehr froh, ihren Bruder wieder bei sich zu haben. Andererseits wartet sie verzweifelt auf ein Lebenszeichen ihrer großen Liebe Roman, der inzwischen auch ihr Ehemann ist und den sie, genau wie ihre Schreibmaschine, nach dem Angriff von Dacres Schergen in Avalon Bluff zurücklassen musste.

Als sie durch einen von ihm geschriebenen Artikel in der Oath Gazette erfährt, dass Roman noch lebt, ist sie darüber zwar erst einmal froh. Sie fürchtet jedoch auch, dass er, wie einst ihr Bruder, unter Dacres Einfluss steht und sich nicht mehr an sie erinnern kann. Aus der Verzweiflung heraus stiehlt sie die andere magische Schreibmaschine und versucht über diese wieder mit Roman in Kontakt zu treten. Als endlich eine Antwort von ihm eintrifft, bestätigt das ihre Befürchtung zwar, aber der geheime Austausch von Briefen geht weiter. Wird es Roman helfen, seine Erinnerungen zurückbekommen?

Für das Lesen dieser Fortsetzung brauchte ich deutlich mehr Zeit, als für den ersten Teil. Das lag vor allem daran, dass ich diesmal sehr viele Längen empfand, über weite Strecken kaum Spannung verspürte und mich nach dem ersten Viertel lange Zeit ziemlich durch das Buch quälte. Im Vorgänger empfand ich die fantastischen Elemente und die eine göttliche Seite zwar deutlich unterrepräsentiert, empfand jedoch wegen der ständigen Weiterentwicklung der Charaktere und der ziemlich realistisch dargestellten Bedrohung durch den Krieg eine permanent vorhandene Grundspannung, die mich nahezu am Buch kleben ließ.

Auch diesmal war Dacre deutlich präsenter als Enva. Mit Beschreibungen des Unterreiches und der Erwähnung von Leylinien kamen zwar weitere düstere fantastische Aspekte hinzu und es gab auch eine Erklärung dafür, warum Enva nie selbst bei ihren eigenen Truppen war. Ich hatte jedoch lange Zeit das Gefühl, dass jeglicher Anflug von Spannung – egal, ob es um den Krieg der Götter oder auch um eigentlich romantische Aspekte ging - sofort wieder zerredet wurde und sich auch die Charaktere längere Zeit nicht mehr wirklich weiterentwickelten.

Erst ab ungefähr des letzten Viertels empfand ich endlich wieder etwas Spannung und keine Längen mehr. Allerdings wirkte da auf mich auch wieder alles deutlich realistischer – die grauenvollen Bilder, die mir da beim Lesen kamen, sieht man ja leider momentan auch permanent in den Nachrichten – auf mich. Nicht wirklich gefiel mir jedoch, dass Iris töten musste und richtig verstanden habe ich auch nicht, dass sich die Widerstandsgruppe, die Oath in Atem hielt, bevor es zum finalen Schlag Dacres kam und die eigentlich gar keine Götter mehr wollte, dann sofort auf der Seite von Envas übrig gebliebenen Truppen war.

Das Ende der Geschichte von Iris und Roman war dann allerdings irgendwie versöhnlich. Insgesamt empfinde ich die Geschichte auch durchaus als abgeschlossen. Beim Epilog hatte ich jedoch das Gefühl, dass sich die Autorin den Weg für eine weitere Fortsetzung trotzdem offenlässt. Sollte diese kommen, weiß ich momentan allerdings nicht, ob ich sie überhaupt noch lesen möchte.

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Veröffentlicht am 01.07.2024

Deutlich schwächer als der Vorgänger, aber immer noch interessant

Armistice – Schweigen der Waffen
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Nachdem ich von „Amberlough – Stadt der Sünde“ zwar nicht ganz das bekam, was ich vom Klappentext erwartet hatte, aber dennoch äußerst positiv überrascht wurde, wollte ich die Fortsetzung - „Armistice ...

Nachdem ich von „Amberlough – Stadt der Sünde“ zwar nicht ganz das bekam, was ich vom Klappentext erwartet hatte, aber dennoch äußerst positiv überrascht wurde, wollte ich die Fortsetzung - „Armistice – Das Schweigen der Waffen“ - auf jeden Fall ebenfalls lesen. Da auch hier das E-Book bei NetGalley als Rezensionsexemplar angeboten wurde, fragte ich es an und freute mich riesig, dass ich es schon kurze Zeit später auf meinem Kindle lesen konnte.

Cordelia Lehane, die nach ihrer Folter zu einer führenden Persönlichkeit der Widerstandsgruppe „Laufsteg“ in Gedda wurde, ist auf der Flucht vor des Ospies und gerade in Porachis angekommen. Dort landete sie erst einmal bei zwei ihr bekannten Frauen, denen sie selbst schon einmal behilflich war, die sie jedoch nicht erkennen und die auch nicht bereit sind, sie länger als eine Nacht zu beherbergen. In einer Zeitung entdeckt sie ein Foto von Aristide Makricosta, der nach seiner dramatischen Flucht aus Amberlough inzwischen als Filmregisseur in Porachis in den Studios seiner alten Freundin und ehemaligen Geschäftspartnerin Pulan Satri tätig ist. Ihn direkt zu kontaktieren und um Hilfe zu bitten, hält sie für zu gefährlich. Die Information bringt sie jedoch auf die Idee, sich ebenfalls nach einem Job in der Filmbranche umzusehen. Ihr Vortanzen endet zwar in einem Desaster, aber Ari wird dadurch auf sie aufmerksam und hilft ihr, allen Gefahren zum Trotz.

Ari ist allerdings nicht mehr der Mann von einst. Er ist nicht glücklich, trinkt zu viel, kümmert sich nicht um Nachrichten und macht auch, um sein Exil in Porachis nicht zu gefährden, keinerlei illegalen Geschäfte mehr. Bereits die Arbeit am letzten Film über den Gewürzkrieg und Margaretta DePaul hat ihm sehr zugesetzt. Als er bei der Premiere dann aber Lillian DePaul begegnet, die ihrem vermeintlich toten Bruder Cyril extrem ähnlichsieht, geht es ihm noch schlechter. Lillian ist so ziemlich die einzige Diplomatin der geddischen Botschaft in Porachis, die nach der Machtübernahme der Ospies in Gedda nicht ausgetauscht wurden. Allerdings liegt das nicht an der wirklich guten Arbeit, die sie leistet, sondern an der Tatsache, dass sie mit dem Leben ihres Sohnes, der in Gedda eine Internatsschule besucht, erpressbar ist und damit definitiv auf Kurs bleiben wird. Doch irgendwann reicht es und als es endlich eine Möglichkeit gibt, ihren Sohn aus der Gefahrenlage zu befreien, tut sie alles dafür, dass es gelingt…

Für das Lesen dieses Buches habe ich deutlich länger gebraucht, als es vor einigen Monaten bei „Amberlough“ der Fall war. Leider ist es der Autorin diesmal nämlich nicht gelungen, die permanent bedrohliche Grundspannung, die sie im ersten Teil so geschickt erzeugte, auch in dieser Fortsetzung aufrecht zu erhalten. Sie bringt zwar durchaus einige interessante Charaktere wieder oder neu mit ins Spiel, verwurstelt sich diesmal meiner Meinung nach aber viel zu sehr in langatmigen politischen Ausführungen. Auch sich ständig wiederholende Flüche von den Protagonisten oder nervige Übersetzungserklärungen missfielen mir. Dass es manchmal nicht leicht ist, bestimmte Wortbedeutungen in einer fremden Sprache richtig rüberzubringen, ist mir durchaus bekannt. Hier wurde in Dialogen das Wechseln für einzelne Worte zurück in die Muttersprache aber so übertrieben, dass es richtig störend auf mich wirkte.

Dem Buch ist wieder eine Karte vorangestellt, auf der ich aber z. B. das Land Porachis überhaupt nicht fand. Fantastisch waren für mich auch diesmal lediglich die geografischen Namen und vielleicht noch das Gesetz, dass es in Porachis Witwern nicht erlaubt ist, sich nochmals zu binden. Alles andere wirkte durchaus wieder realistisch. In „Armistice“ kam für mich jedoch, wahrscheinlich durch den tropischen Ort, aber auch das 1930er Jahre Feeling nicht so vorstellbar rüber, wie in „Amberlough“. Von der glamourösen Filmindustrie wurde gab es lediglich die Filmpremiere am Anfang, die allerdings so beschrieben war, dass sie genauso gut auch im hier und jetzt hätte stattfinden können. Dann gab es noch das Vortanzen sowie einmal die kurze Sequenz einer Tanzprobe und das war es dann aber auch schon. Auch die Beschreibungen des Anwesens von Pulan oder die der Hotelzimmer versetzten mich nicht wirklich zurück in diese Zeit.

Bei den Charakteren überzeugte mich Ari diesmal nicht wirklich. Es kommt zwar gut rüber, dass er Cyril schmerzlich vermisst, aber sein Ausrasten, als er entdeckt, dass Pulan ihre nicht legalen Geschäfte weiterbetreibt, noch bevor er erfährt, dass es Memmediv war, der Cyrill verriet, verstand ich ehrlich gesagt überhaupt nicht. Letztendlich hat er sie ja auf Basis solcher Geschäfte einst kennengelernt und nachgefragt, ob sie noch immer in diesen Bereichen arbeitet, hat er vorher nie. Cordelia, Lillian und andere Charaktere empfand ich homogener.

Doch obwohl ich mich in diesem Buch durch etliche Längen quälte und auch ein paar Mal mehr pausieren musste, als es beim Vorgänger der Fall war, hat sich die Geschichte durchaus interessant weiterentwickelt und ich möchte auch das für den August angekündigte Finale der Trilogie „Amnesty – Ruf nach Gerechtigkeit“ gern noch lesen. Ein Lesen von „Armistice“ ohne Kenntnis von „Amberlough“ empfehle ich nicht.

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Veröffentlicht am 19.06.2024

Nicht wirklich schlecht, aber eben auch nicht rund

Refugium
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Auf dieses Auftaktbuch zur Mittsommer-Trilogie wurde ich erst kürzlich aufmerksam, weil ich gefühlt überall im Internet Werbung für den bald erscheinenden zweiten Teil gesehen habe. Empfohlen wurde er ...

Auf dieses Auftaktbuch zur Mittsommer-Trilogie wurde ich erst kürzlich aufmerksam, weil ich gefühlt überall im Internet Werbung für den bald erscheinenden zweiten Teil gesehen habe. Empfohlen wurde er für alle Fans der Millenium Reihe und skandinavischer Spannung. Ich mag skandinavische Krimis und Thriller, hatte mit Solchen schon sehr viele spannende Lesestunden und die noch vom leider viel zu früh verstorbenen Stieg Larsson geschriebenen ersten drei Bücher der Millenium Reihe habe ich vor etlichen Jahren nahezu verschlungen.

Auch die Fortsetzungen von David Lagercrantz hatte ich mir während der Pandemie gekauft. Zu „Verschwörung“ fand ich damals jedoch keinen Zugang, brach ab und habe mich der Reihe seitdem nicht mehr gewidmet. Dennoch war es vor allem der Millenium-Vergleich, der mein Interesse an der Mittsommer-Reihe geweckt hatte und ich begann „Refugium“ mit großen Erwartungen zu lesen.

Julia Malmros ist eine ziemlich bekannte schwedische Krimiautorin, die inzwischen vom Schreiben leben kann und deshalb vor 5 Jahren ihre langjährige Arbeit als Polizistin aufgab. Im Zuge der Recherchen für ihr neues Buch lernt sie den wesentlich jüngeren Kim Ribbing kennen und beginnt mit ihm eine Affäre. Kim ist ein reicher Erbe und ein begabter Cracker, der im Darknet massiv gegen Kinderschänder vorgeht, im Umgang mit anderen Menschen aber sehr ungeübt.

Als Julia und Kim am Mittsommerabend auf der Terrasse von Julias Ferienhaus auf der Schäreninsel Tärnö sitzen, hören sie aus Richtung des Grundstücks des erfolgreichen Unternehmers Olof Helander, ein Freund aus Julias Kindheit, Maschinengewehrsalven. Als sie mit Julias Boot dort ankommen bietet sich ein Bild des Grauens. Der Unternehmer, die Ehefrau und ihre Gäste wurden regelrecht niedergemäht. Lediglich der 14-jährigen Astrid können sie helfen. Das Mädchen überlebte den Anschlag wie durch ein Wunder.

Die Ermittlungen zur Aufklärung des Massakers leitet Julias Ex-Ehemann Jonny Munther. Allerdings lassen die Geschehnisse auch Julia und Kim aus verschiedenen Gründen keine Ruhe und so versuchen sie den Fall ebenfalls zu lösen. Noch vor der Polizei finden sie Spuren die nach Shanghai und Kuba führen…

Aufgrund des flüssigen und bildhaften Schreibstils des Autors konnte ich diese in der dritten Person, aus verschiedenen Perspektiven unter Nutzung verschiedener Zeitebenen verfasste Geschichte zwar in einer relativ kurzen Zeit lesen. Allerdings bin ich wohl mit deutlich zu hohen Erwartungen rangegangen, denn die erhoffte permanente Hochspannung, in die ich nach der Einführungsphase versetzt wurde, als ich damals die ersten drei Teile der Millenium Reihe las, kam bei mir hier so nicht auf.

Der Anfang gefiel mir richtig gut. Wahrscheinlich weil der Autor da mit der Figur von Julia etwas erzählte, was er selbst erlebt hatte (ich fand auf Youtube ein Interview mit dem Autor, welches mir das bestätigte), das im Buch wirklich sehr authentisch rüberkam und mit Kim eine weitere sehr interessante Figur anlegte, die der Lisbeth Salander aus Millenium zwar irgendwie ähnelte, aber trotzdem ganz anders war. Ich begann beide sehr zu mögen, auch mit der beginnenden Affäre der beiden konnte ich sehr gut umgehen. Das beschriebene Massaker und das was ich zu Kims Hintergrund erfuhr erschütterten mich.

Leider war es danach jedoch so, dass gerade die Figur der Julia für mich lange Zeit ihren Biss verlor und sogar begann, mich zu nerven. Sie fing zwar selbst an, in dem Fall zu ermitteln und erkannte auch einen guten Teil der wirtschaftlichen und politischen Verstrickungen, fragte sich für meine Begriffe aber deutlich zu oft, warum sie das überhaupt tat, verlor wegen eines übergriffigen Verhaltens einen großen Teil meiner Achtung und ging mir mit ihrem häufigen Gejammer über verschiedene Dinge danach ziemlich auf den Keks. Ehrlich gesagt wunderte es mich, dass Kim überhaupt noch mit ihr kommunizierte.

Abwechslung brachten hier zwar die Wechsel zwischen Szenen mit Julia und Szenen mit den Ermittlern. Doch obwohl sich das Geschriebene weiterhin durchaus flüssig lesen ließ, empfand ich etliche Längen, weil mir Eifersüchteleien, verbale Grabenkämpfe, das aufs Korn nehmen eines Namens oder immer wieder betonte Eigenheiten von bestimmten Figuren als Spannungsfaktoren einfach nicht ausreichten. Spannung empfand ich über eine lange Zeit hinweg eigentlich nur noch, wenn Kim irgendwie agierte und Gefallen, wenn Julia mit der älteren Autorenkollegin kommunizierte. Und beides war streckenweise ziemlich selten.

Gegen Ende nahm die Geschichte dann zwar noch mal einiges an Fahrt auf und ein Cliffhanger sorgte dafür, dass ich mich demnächst nicht widerwillig das Lesen des zweiten Teils setzen werde, sondern wirklich wissen möchte, wie es weitergeht. Als wirklich rund empfand ich dieses Auftaktbuch jedoch nicht und zumindest hinter den ersten drei Büchern der Millenium Reihe bleibt es für mich deutlich zurück.

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