Profilbild von wordfflow

wordfflow

aktives Lesejury-Mitglied
offline

wordfflow ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit wordfflow über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.04.2024

Intensiv, düster und romantisch

Spinne und Glühwürmchen: Romantische und zerreißende Dystopie
0

“Spinne und Glühwürmchen - Gefangen” ist der erste Teil einer düsteren, romantisch - tragischen Dystopie von Jana Stehr. Juriana ist ein Forschungsexperiment und die Simulation, in der sie lebt, bricht ...

“Spinne und Glühwürmchen - Gefangen” ist der erste Teil einer düsteren, romantisch - tragischen Dystopie von Jana Stehr. Juriana ist ein Forschungsexperiment und die Simulation, in der sie lebt, bricht eines Tages zusammen. Auf der zerstörten und unbewohnbaren Erde wird sie von einem anderen Forschungsteam gefunden wieder gefangen genommen. Sie trifft auf den Professor, die Spinne, und ihre frühere Liebe Aleksej und verwickelt sich immer stärker in ein Netz aus Lügen und Misstrauen, verbotenen Gefühlen und Begehren, das ich selbst als Leserin nicht zu entwirren vermochte.

Das Erste, was auffällt, ist der außergewöhnliche und einzigartige Schreibstil, zumindest habe ich zuvor nichts Vergleichbares gelesen. Wir erleben die Gedankenwelt der Protagonistin Juriana, wodurch die Sätze zum Teil kurz oder verworren sind. Und es gibt Gedanken, die Juriana nicht denken darf, welche durchgestrichen sind. Als Leserin hat mir dies ein stärkeres Gefühl von Tiefe gegeben, da somit noch mehr Ehrlichkeit, innere Zerrissenheit und Schmerz der Protagonistin rübergebracht wurden.

Juriana, Aleksej und die Spinne sind interessante Charaktere, die mich immer wieder überraschen konnten, die sich mal nah und fern angefühlt haben und die sich nicht in Schubladen wie Held*in oder Bösewicht einordnen lassen. Außerdem bleiben sie bis zum Ende undurchschaubar, was für mich den besonderen Reiz und die Spannung der Geschichte ausmacht. Ich habe mit jeder Seite, Stück für Stück, mehr Vertrauen verloren. Trotzdem hat Jana Stehr es geschafft, dass ich die Freundschaft und Anziehung zwischen den Charakteren nachempfinden konnte. Mein Verständnis von Gut und Böse hat sich immer wieder verschoben und ich habe die Fähigkeit verloren, Lüge von Wahrheit zu unterscheiden. Auch nach Ende von Band 1 bleibe ich mit mehr Fragen als Antworten zurück, sodass ich mich sehr auf den zweiten Teil freue.

Ein sehr gelungener Auftakt, den ich jedem empfehlen kann, der Lust auf eine besondere Geschichte und ein intensives Leseerlebnis hat und starke Nerven besitzt. Der sich blind in das Netz einer Spinne fallen lassen und seine eigenen Überzeugungen in Frage stellen möchte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.03.2024

Inspirierend und stark

30 Moments
0

In “30 Moments” teilt Lina Mallon 30 Begegnungen, Entscheidungen und Momente ihres Lebens, die sie besonders geprägt haben. Dabei beschreibt sie sowohl schmerzhafte Erkenntnisse als auch die schönen Momente ...

In “30 Moments” teilt Lina Mallon 30 Begegnungen, Entscheidungen und Momente ihres Lebens, die sie besonders geprägt haben. Dabei beschreibt sie sowohl schmerzhafte Erkenntnisse als auch die schönen Momente des Lebens und Erinnerungen, von denen sie bis heute zehrt und die sie nicht missen möchte. Ich konnte mich vom ersten Moment an in Lina hineinfühlen und mich mit ihr identifizieren.

Der Schreibstil ist einfach und geprägt von vielen starken Sätzen und Gedanken, die mich immer wieder inspirieren konnten. Da ich im Laufe der Erzählungen immer mehr grundsätzliche Unterschiede zwischen der Autorin und mir festgestellt habe, konnte ich das Leben aus einem anderen Blickwinkel betrachten und wiederum einige Erkenntnisse für mich mitnehmen. Somit haben mich die verschiedenen Kapitel immer wieder zum Nachdenken angeregt und berührt.

Ich finde, dass uns Lina Mallon sehr mutig und ehrlich durch ihr Leben mitnimmt, sich Fehler eingesteht, schöne Momente wertschätzt und uns immer eine Botschaft mit auf den Weg gibt. Konfliktsituationen in Freundschaften löst sie einfühlsam, lernt dabei aber auch Grenzen zu setzen und ihren Weg zu finden.
Wichtige Botschaften setzen sich mit Misogynie und Feminismus auseinander, was ich sehr wichtig finde und wodurch ich dankbar für diese kurzen Einblicke bin. So geht sie beispielsweise als Vorbild für den Zusammenhalt zwischen Frauen voran.

Ich habe aber auch einige kleinere Kritikpunkte. So sind die Momente und Botschaften im Laufe des Buches etwas repetitiv, sodass ich nicht mehr ganz so viel Neues aus den Kapiteln herausziehen konnte. Außerdem wird die Autorin einige Male leider von ihrer eigenen Wahrnehmung und ihren persönlichen Bedürfnissen zu verallgemeinernd und dadurch erweckt sie manchmal den Anschein einer positiven Selbstdarstellung. Dies möchte ich ihr zugute allerdings auf die Formulierung und nicht auf ihre tatsächliche Meinung zurückführen. Zuletzt kamen zwischendurch auch ein paar Unstimmigkeiten auf, in denen sie sich selber widersprochen hat. Auch hier liegt das wahrscheinlich an der Zusammenstellung der Momente, sodass sie Erkenntnisse erst später erlangt, vorher aber schon in die Beschreibung eines Moments mit einfließen lässt.

Insgesamt ist “30 Moments” ein schönes Buch, das mich gut durch den Alltag begleitet hat. Die angesprochenen Themen finde ich sehr wichtig und so eignet sich das Buch besonders für Leser*innen, die anfangen möchten, sich mit Feminismus auseinanderzusetzen oder vielleicht gerade ein wenig Inspiration für ihr Leben gebrauchen könnten. Ansonsten natürlich ein Must Read für alle Fans der Autorin.
Die Botschaft zum Ende des Buches darf sich gerne jeder zu Herzen nehmen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.03.2024

Spannende Fortsetzung

Matching Souls
0

Matching Souls ist der zweite und abschließende Teil der Aconite Institute-Dilogie von Ria Radtke und schließt an den vorherigen Band an. Deswegen könnte diese Rezension auch für Band 1 spoilern!

Runa ...

Matching Souls ist der zweite und abschließende Teil der Aconite Institute-Dilogie von Ria Radtke und schließt an den vorherigen Band an. Deswegen könnte diese Rezension auch für Band 1 spoilern!

Runa wurde des Instituts verwiesen und weiß plötzlich nicht mehr, wie sie noch in ihre alte Welt passen soll. Kyril geht auf einer Exkursion verloren und taucht später ohne Erinnerungen wieder auf. Und Kyrils Bruder Aurel kehrt plötzlich unerwartet wieder zurück und erzählt etwas von einem Mythos über ausgestoßene Schattenspringer. Bei der Suche nach Erklärungen stoßen sie auf Geheimnisse, die mich überraschen und schockieren konnten.

Der Schreibstil hat mir wie im ersten Band sehr gut gefallen und ist einfach zu verstehen. Auch die Handlung war wieder sehr spannend und einige Twists habe ich nicht vorhersehen können und somit konnte mich das Buch in seinen Bann ziehen.
Runa und Kyril sind interessante Charaktere und die Bindung der beiden hat mich trotz Kyrils Gedächtnisverlust sehr berührt. Aurel mochte ich ebenfalls sehr gerne und ich konnte seinen Schmerz gut nachfühlen. Insgesamt haben wir gut ausgearbeitete und tiefgründige Charaktere kennenlernen dürfen.

Das Ende des Buches ging mir dann leider etwas schnell, weshalb ich mir gerne noch ein paar Seiten mehr gewünscht hätte und dem Buch insgesamt gute 4 Sterne gebe.

Da ich das Hörbuch gehört habe auch hierzu meine Meinung:
Die beiden Sprecher*innen passen sehr gut zur Geschichte und den Charakteren und haben einen wirklich guten Job geleistet. Leider gibt es zwei sehr ähnlich klingende Namen in der Geschichte, sodass dies immer wieder für Verwirrung bei mir gesorgt hat und ich einzelne Passagen doppelt hören musste. Deswegen leider einen halben Stern Abzug für das Hörbuch, womit ich bei 3,5 Sternen lande.

Die Reihe bekommt definitiv eine große Empfehlung mit mir, wobei ich, wenn dies möglich ist, aus oben genannten Gründen trotzdem eher zum Print oder eBook raten würde.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.06.2024

Verschenktes Potential

Anna O.
0


“Anna O.” von Matthew Blake ist ein psychologischer Thriller, der sich mit dem Schlafwandeln, insbesondere von verübten Morden währenddessen, und dem Resignationssyndrom auseinandersetzt.

Anna O. soll ...


“Anna O.” von Matthew Blake ist ein psychologischer Thriller, der sich mit dem Schlafwandeln, insbesondere von verübten Morden währenddessen, und dem Resignationssyndrom auseinandersetzt.

Anna O. soll vor vier Jahren im Schlaf einen Doppelmord an ihren beiden besten Freund*innen verübt haben. Seitdem schläft sie ohne Unterbrechung. Ihr Fall und ihre (Un-) Schuld werden seitdem medial diskutiert und spalten die Gesellschaft. Um jetzt ein juristisches Verfahren anstreben zu können, wird Anna in die Obhut des Schlafwissenschaftlers und forensischen Psychologen Dr. Benedict Prince gegeben, der einen neuen Ansatz zur Behandlung von Patienten mit Resignationssyndrom entwickelt hat. Ob es ihm gelingen wird, Anna wieder aufzuwecken und ist sie tatsächlich schuldig?

Meine Erwartungen an die Geschichte waren für mich aufgrund der Thematik schon sehr groß. Ich finde es super interessant, psychologischen und moralischen Fragestellungen nachzugehen und dahingehend war der Fall von Anna O. vielversprechend.
Leider hat sich die Geschichte für meinen Geschmack etwas zu langsam aufgebaut, sodass ich erst die ungefähr letzten 150 Seiten mit Spannung verfolgt habe. Die Moral des Falls und des Verbrechens im Schlaf, die mich von Anfang an neugierig gemacht hat, wurden in meinen Augen zu oberflächlich behandelt und die juristischen Fragen sind mir ebenfalls zu kurz gekommen und wurden zu einfach, wenn auch nachvollziehbar, gelöst.
Gedankengänge und Rückschlüsse auf den Tathergang waren mir häufig zu einfach und kurz gedacht, sodass diese nicht nachvollziehbar waren. Es wirkte, als würde der Autor Argumente suchen, die seine Figuren in die richtige Richtung lenken und dabei zum Teil absurde Erklärungen geben.

Der Schreibstil hat mir grundsätzlich gut gefallen, allerdings gibt es verschiedene Darstellungen, wie psychologische Berichte und Tagebucheinträge, die sich darin nicht unterschieden und somit auf mich nicht authentisch gewirkt haben.

Das Ende konnte mich dann abholen. Es wurden bis zum Schluss Geheimnisse bewahrt und eine unterschwellige, immer größer werdende Bedrohung hat mich die Geschichte dann bis in die Nacht zu Ende lesen lassen. Es wurden durchaus verschiedene Finten gelegt, die mich zwischendurch alle möglichen Personen verdächtigen lassen haben, aber ich muss auch sagen, dass ich den Plottwist schon erahnt habe und mir so der Schock- und Überraschungsmoment zum Schluss fehlte.

Insgesamt hat mir der Thriller gut gefallen, auch wenn er in meinen Augen einiges an Potential verschenkt hat. Wer sich grundsätzlich für die Thematik Verbrechen im Schlaf interessiert, sollte sich das Buch auf jeden Fall genauer anschauen. Lediglich meine Interessenschwerpunkte wurden nicht gänzlich getroffen, sodass ich “Anna O.” persönlich mit 3,5 Sternen bewerte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.05.2024

Anders als erwartet

Das Gegenteil von Erfolg
0

“Das Gegenteil von Erfolg” von Eleanor Elliott Thomas erzählt die Geschichte von Lorrie und wie ihr Leben innerhalb eines Tages komplett aus dem Ruder zu geraten droht. Lorrie ist glücklich verheiratet, ...

“Das Gegenteil von Erfolg” von Eleanor Elliott Thomas erzählt die Geschichte von Lorrie und wie ihr Leben innerhalb eines Tages komplett aus dem Ruder zu geraten droht. Lorrie ist glücklich verheiratet, zweifache Mutter, arbeitet bei der Stadtverwaltung und soll nun das Projekt vorstellen, an dem sie monatelang gearbeitet hat. Nachdem sie eine Beförderung nicht erhält, erleidet sie einen Nervenzusammenbruch, der im Laufe der Geschichte und in Kombination mit Alkohol in einer Katastrophe endet, die ich nicht kommen gesehen habe.

Der Schreibstil der Autorin hat mir grundsätzlich gut gefallen, auch wenn die Erzählweise recht langsam und beschreibend ist. Dies muss man definitiv mögen. Außerdem lesen wir abwechselnd aus Lorries und Alex’ Perspektive, Lorries bester Freundin. Dadurch habe ich beim Lesen sehr lange auf den eigentlichen Hauptteil der Geschichte warten müssen.

Was mir sehr gut gefallen hat, sind Themen wie Feminismus, Klimakrise und Umwelt- und Naturschutz, Aktivismus, Freundschaft und die Frage, wie viel ein Mensch, insbesondere eine Frau, in unserer Gesellschaft leisten muss, um wertgeschätzt und anerkannt zu werden.

Das Buch hatte für mich durch die Grundthematik ein großes Highlight-Potenzial, welches es für meinen Geschmack durch die Umsetzung leider nicht voll ausschöpfen konnte. Zum Ende hin steigert sich die Geschichte in eine Folge absurdester Ereignisse, die ich leider weder unterhaltsam noch glaubwürdig fand. Auch die Handlungen der Protagonistin waren für mich zunehmend unauthentisch und unangenehm zu lesen, auch wenn ich Teile ihrer Gedanken sehr gut nachvollziehen konnte. Für mich ist das Buch letzten Endes wohl am meisten Bestätigung dafür, dass Alkohol, besonders in Krisensituationen, kein Mittel der Wahl sein sollte.

Trotzdem kann ich “Das Gegenteil von Erfolg” grundsätzlich empfehlen, da ich mir auch einige schöne Zitate und Gedanken markiert habe und gut unterhalten wurde.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere