Platzhalter für Profilbild

LindaRabbit

Lesejury Star
offline

LindaRabbit ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit LindaRabbit über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.07.2024

Eine Mörderin

Totenrausch
0

Bernhard Aichners Bücher sind im gleichen Stil aufgemacht - blutrote Schrift für Kapitelüberschriften... in Schreibschrift, als hätte jemand das von Hand geschrieben...

Eine Mörderin versucht mit ihren ...

Bernhard Aichners Bücher sind im gleichen Stil aufgemacht - blutrote Schrift für Kapitelüberschriften... in Schreibschrift, als hätte jemand das von Hand geschrieben...

Eine Mörderin versucht mit ihren beiden Kindern in Hamburg ein neues Leben zu beginnen. Jemand will ihr helfen. Das könnte für den Helfenden ebenfalls Gefängnis bedeuten... Brünnhilde Blum. Ihre Kinder schmuggelt sie per Sarg aus dem Land.
Eine liebevolle Mutter. Bestatterin. Mehrfache Mörderin. Fünf Männer habe sie einfach eiskalt ermordet. Ihr Mann wurde durch einen Unfall mit Fahrerflucht getötet. Die fünf Männer waren nicht unschuldig daran...Doch die Realität war eine andere: Fünf angesehene Männer und der Kripomann Blum fand heraus, was sie verbargen. Also war es vorsätzlicher Mord...
Getarnt als Unfall

Ein wunderbarer Krimi über die Doppelmoral der Gesellschaft. Zum einen geben sich die honorablen Bürger als Ehrenmänner, zum anderen sind es brutale Vergewaltiger und Mörder. Mir wurde Angst und Bange beim Lesen, weil ... ja klar, das könnten die Biedermänner 'next door' sein... die auch meine Nachbarschaft unsicher machen.

Der Stil von Aichner ist einfach so präzise, messerscharf und nicht blumig. Bei ihm bekommt man die Worte serviert so wie sie sind. Kurze prägnante Sätze, keine langschweifigen Erklärungen.
Auf jeden Fall wieder einmal eine gelungene Unterhaltung. Doch nicht nur Nachtzeit, sonst könnte die Nachtruhe etwas gestört sein.

Wiederum eine klare Empfehlung für dieses Bernhard Aichner - Buch








  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.07.2024

Wie böse ist das denn?

Bösland
0

Bernhard Aichner - Autor einiger Krimis, deren lakonische und einfache Erzählweise fesselnd ist, hat mit 'Bösland' wieder einen Krimi (oder Thriller, weil er schlimm ist) auf den Markt gebracht, der es ...

Bernhard Aichner - Autor einiger Krimis, deren lakonische und einfache Erzählweise fesselnd ist, hat mit 'Bösland' wieder einen Krimi (oder Thriller, weil er schlimm ist) auf den Markt gebracht, der es in sich hat:

Allein der Einstieg - blutrot geschrieben 'Ich kann mich wieder an alles erinnern'.
Der alte Mann hatte ihn immer geschlagen. Mit dem Gürtel und sagte dabei 'komm mit mir in das Bösland'. Doch eines Tages ist er tot und wird von dem geschundenen Bub gefunden. Die Mutter ist weggeflüchtet. Eine kaputte dystopische Familie. Ben, das Kind, litt.
Und was wurde aus diesem gequälten Kind?

Ein großartiger Text, der sich so gar nicht nach einem Krimi, einem Thriller anhört. Eher ein Psychogramm einer gequälten Seele. Ein zehnjähriger Junge und sein bester Freund, der Felix Kux, Sohn des örtlichen Arztes. Sie machten ein Fest aus dem Selbstmord des schlimmes Vaters. Der hing in Bösland, dort wo er immer seinen verletzlichen kleinen Sohn prügelte, an ihm sein Unvermögen, seine Aggressionen austobte. Ben und Felix luden die Dorfkinder ein, die hängende Leiche zu beschauen. Gegen ein Entgelt. Damit kauften sie eine Torte, denn es war Bens Geburtstag. Und Wein, und sie besoffen sich im Wald, schliefen dort den Rausch aus. Keiner vermisste sie.

Therese ist seine Therapeutin, von dem erwachsenen Ben. Warum hat er getan, was er getan hat. Ja, warum, Gesellschaft?

So tiefgehend geschrieben. 'Inside a murderer', ja warum wurde er denn so wie er geworden war?

Aichner versteht einfach aus den einfachen Worten so viel heraus zu holen. Immer wieder gut zu lesen.

Große Empfehlung.
Auch das Umschlagsbild dazu passend, mysteriös, anders.






  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.06.2024

Abenteuergeschichte - per Faltboot auf Weltreise!

Der Flussregenpfeifer
0

Das Vorwort - unglaublich, reißt einem gleich mit. Wer oder was ist das Monster?

Und dann beginnt die Reise: Die in Ulm an der Donau begann und in Australien aufhörte... Mai 1932. Nur wenig Geld in der ...

Das Vorwort - unglaublich, reißt einem gleich mit. Wer oder was ist das Monster?

Und dann beginnt die Reise: Die in Ulm an der Donau begann und in Australien aufhörte... Mai 1932. Nur wenig Geld in der Tasche und ein paar Lebensmittel in seinem Boot.
Bereits die Reise von Hamburg nach Ulm wird vom Autor Tobias Friedrich so lebendig erzählt, als wäre er damals dabei gewesen. Wie seine Umwelt auf den zukünftigen Weltreisenden reagiert, mit Häme, mit Mitleid. Großartig der Einstieg, mitreißend die Erzählung.
Mit zehn Reichsmark paddeltelt er hinaus in die Große Welt.

Ständig beim Lesen habe ich das Gefühl ich schaue Oskar über die Schulter, leide mit bei jedem Schritt, den er unternimmt. Und doch fühle ich auch die Begeisterung und die Aufbruchstimmung des Weltreisenden.
Allein schon die Vorbereitungen zur langen Reise, der Aufbau des Kajaks (da hat jemand Ahnung, das kann doch nicht nur angelesenes Wissen sein?) bis dann endlich, nach zwanzig Minuten sein 'Sonnenschein' (schwesterlich so getauft) vor ihm lag. Bereit!
Dann die Lutschergeschichte... herrlich! Ehrlich?

Nachvollziehbar die Stationen, von Övelgönne (mir bekannt) nach Ulm (mir bekannt) die Donau entlang (nur stellenweise bekannt) an der Küste entlang im Mittelmeer bis Zypern (mir bekannt). Und dann hinüber nach Arabien (stellenweise mir bekannt) nach Indien (auch bekannt) und so weiter...

Für Abenteuerlustige ein Muss, für Weltinteressierte ein Sollte, für Literaturbegeisterte ein Genuss.

Das Umschlagsbild, das eher Retro wirkt, zeigt einen Kajakfahrer in wildem Wasser, einsam paddelnd, umgeben von exotischen Pflanzenblätter.

Nach einer wahren Geschichte, so der Untertitel:
Oskar Speck lieferte die Vorlage für dieses Buch: Noch in der Weimarer Republik scheiterte der junge Oskar, wie so viele, in der Wirtschaftsrezession. Doch er, der begeisterte Kajakfahrer aus Hamburg, beschliesst nicht klein beizugeben, sondern er bricht auf. Er hörte davon, dass auf Zypern in den Kupferminen Geld zu verdienen sei. Und wie komme man denn nach Zypern - klar doch, mit dem Faltboot. Die Donau ab Ulm lässt es sich noch leicht schippern. Doch auf der Vardar wird es hart. Das erste Mal, dass sein Boot zerstört wird. Insgesamt vier Mal braucht er ein neues Boot auf seiner über sieben Jahre dauernden Reise.
Zypern und die Kupferminen locken ihn letztendlich doch nicht, er will weiter. Über den Euphrat den Persischen Golf entlang nach Indien, in das heutige Sri Lanka, und immer weiter... bis er nach Australien kommt. Dort wird er interniert. Denn inzwischen ist NaziDeutschland im Krieg mit der Welt.
Speck bleibt in Australien und macht sein Leben dort. Er schreibt ein Reisebuch. Doch berühmt wird er leider nie.

Die Schreibe des Autors ist gelungen und macht Lust auf weitere Bücher von ihm!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.06.2024

Ein Märchen, was kein Märchen ist...

Das kostbarste aller Güter
0

Zufällig stolperte ich beim Lesen auf die Erwähnung dieses Jugendbuches - allein schon der Titel 'Das Kostbarste aller Güter' hat meine Neugierde ausgelöst. Das Kostbarste aller Güter? Ich suchte und fand ...

Zufällig stolperte ich beim Lesen auf die Erwähnung dieses Jugendbuches - allein schon der Titel 'Das Kostbarste aller Güter' hat meine Neugierde ausgelöst. Das Kostbarste aller Güter? Ich suchte und fand viele Informationen über das Buch, bis ich es schließlich in meine Fingern hielt.

Natürlich interessiert mich die Shoa / Holocaust (als Betroffene, die aus einer Familie von sechs Nazi Opfern stammt, von denen es drei nicht überlebten - der jüdische Teil und der Großonkel, der mit seiner jüdischen Freundin einen Sohn zeugte), auch wenn das Thema mich immer sehr intensiv berührt und ich dann stundenlang wieder in dieser herzlosen Zeit lebe. Doch es ist ein wichtiges Thema, was sich leider leider immer noch wiederholt.

Das Buch beginnt wie ein Märchen, ist kind- und jugendgerecht geschrieben ( von der Wortwahl her) und erzählt von der Armut und dem dahin Vegetieren von ärmeren Menschen in jener Zeit, die Zweiter Weltkrieg genannt wird. Eine äußerst arme Frau mit ständigem Hunger sieht diesen Zug, für den eine Schneise durch ihren Wald, wo der arme Tagelöhner und seine Frau wohnt, geschlagen wurde.
Die Frau hat sich immer ein Kind gewünscht, doch sie wurden nie mit einem Kind gesegnet, was der Mann gut fand. Denn er hätte nicht gewusst wie das Kind ernähren.

Die Frau beobachtete nun diesen Zug, der pünktlich immer durch den Wald fuhr, ein Güterzug. Sie richtete ihren Tagesablauf nach dem Zug, denn sie erhoffte sich etwas von dem Güterzug. Ein Güterzug muss doch Gutes transportieren, Güter. Und was ist wichtiger als Lebensmittel zum Überleben, also muss doch dieser Zug Essen mitführen. Sie wartete immer auf die Durchfahrt. Und eines Tages findet die Frau auch etwas, was aus dem Zug geworfen wurde.
Der Zug fährt in ein Vernichtungslager und eine Mutter mit zwei Säuglingen wirft den einen, in ein Gebetstuch gewickelt, aus dem Zug. Sie glaubt nur genügend Milch für den einen Säugling zu haben. Das aus dem Zug geworfene Mädchen wird von der armen Frau gefunden. Es wird als 'das Kostbarste Gut' gefunden und nach Hause genommen. Der Mann ist dagegen, dass sie das Kind behält, denn er merkt sofort an dem jüdischen Gebetstuch, dass das Kind ein jüdisches Kind ist.
Doch die Frau setzt sich durch ...

Auf 128 Seiten erzählt der Autor Jean - Claude Grumberg (selbst jüdisch und Autor vieler interessanter Werke) das Märchen, was kein Märchen ist... Im Buch sind einige Schwarzweiß Zeichnungen von Ulrike Möltgen, eindringlich gemalt, die ein wenig an Käthe Kollwitz erinnern.

Das Buch ist ein Buch über die Liebe der Eltern zu ihrem Kind (nicht ihr leibliches, sondern das aufgefundene und deswegen umso kostbarer, die Liebe)

Das Büchlein erhielt den Deutschen Jugendliterarturpreis

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.05.2024

nie nie nie aufgeben!

Der Mann, der überlebte
0

"Er wurde als Neger in der Sklaverei geboren. Ehe er laufen lernte, wurde er zum Waisen. Vorurteile, Armut und Krankheit bedrückten ihn..." Aus dem Klappentext von 1966.
Der Mann, der überlebte. George ...

"Er wurde als Neger in der Sklaverei geboren. Ehe er laufen lernte, wurde er zum Waisen. Vorurteile, Armut und Krankheit bedrückten ihn..." Aus dem Klappentext von 1966.
Der Mann, der überlebte. George W. Carver und sein Werk, von Lawrence Elliott.

Ein Buch, was ich in einer Bücherzelle fand. Es riecht nach altem Buch. Doch vom ersten Wort an hat mich das Buch so eingefangen. Das Schicksal dieses jungen Menschen, der sich und sein Schicksal meisterte. Er trotzte allem Übel, er fing an zu beobachten, zu untersuchen. Hörte nie auf nach Bildung zu fragen und wurde ein sehr gebildeter Mensch.

Er fand auf seinem Weg Menschen die ihn unterstützten. Da spielte auch die Hautfarbe keine Probleme. Er begegnete viel Ablehnung, auch da spielte die Hautfarbe keine Rolle.
So berührend geschrieben, so voller Empathie. Der Autor verstand wirklich den Helden George seiner Leserschaft näher zu bringen. Manche sagen, George W. Carver sei der größte Amerikaner überhaupt. Auf jeden Fall war er ein wichtiger Mensch.

Ich bin so etwas von beeindruckt. Never be tired of learning (auch mein Lebensmotto).

George W. Carver hat seinen Weg in mein Herz gefunden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere