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Veröffentlicht am 06.12.2024

Fesselnd erzählt

Die Tochter der Drachenkrone
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Die Autorin schrieb schon einige Romane, die im mittelalterlichen Wales an den Fürstenhöfen spielen und das Leben historischer Persönlichkeiten schildern. Hier steht eine starke Frau im Mittelpunkt: Gwenllian ...

Die Autorin schrieb schon einige Romane, die im mittelalterlichen Wales an den Fürstenhöfen spielen und das Leben historischer Persönlichkeiten schildern. Hier steht eine starke Frau im Mittelpunkt: Gwenllian ferch Rhys.
Die Lebensgeschichte der Gwenllian ist fesselnd und emotional erzählt. Als kleines Mädchen und Tochter eines großen Fürsten erlebt sie furchtbare Demütigungen und Kriege. Ihre Brüder bekämpfen einander, und sie selbst muss Position beziehen. Das Leben der Fürsten besteht aus Bündnissen und Kriegen, die immer wieder neu aufflammen. Gwenllian lehnt es ab, sich nur zu Bündniszwecken zu verheiraten. Sie hat das seltene Glück, eine große Liebe zu finden, die auch noch in die fürstliche Politik passt. Aber von schlimmen Erfahrungen bleibt sie nicht verschont.
Die Hauptperson entwickelt sich vom radikalen Kind zu einer reifen Frau. Durch eigene Kinder verschieben sich ihre Wertigkeiten und sie schafft es, Bündnisse und Freundschaften mit dem Feind einzugehen, um zu überleben und um den Frieden zu sichern. Ihre Entwicklung und ihr Charakter sind glaubhaft und sympathisch - sie könnte eine Frau von heute sein.
Detailreich wird auch die Lebensweise geschildert: Frauen und Männer leben getrennt von einander, selbst Eheleute treffen sich nur am Abend. Geiseln werden im Rahmen der Bündnispolitik freiwillig gegeben: Nur wenn sich der „Bündnispartner“ gut benimmt, erhält er sein Familienmitglied unverletzt zurück, auch wenn das Jahre dauert. Und selbst bei ihren eigenen Brüdern ist Gwenllian nicht vor Überraschungen sicher.
Eine ganz normale Frauengeschichte aus einer fremden Zeit, mitreißend erzählt. Weil ich wirklich abtauchen konnte, vergebe ich hier alle fünf Sterne.

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Veröffentlicht am 24.07.2024

Feines für Fans

Die Legenden der Albae - Dunkles Erbe
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Die Stadt der Albae ist zerstört. Heimlich lebt hier noch ein einzelner Alb mit seiner Familie, um die Seelen der Verstorbenen mit Kunstwerken zu ehren. Doch sie werden von Zwergen entdeckt. In der Stadt ...

Die Stadt der Albae ist zerstört. Heimlich lebt hier noch ein einzelner Alb mit seiner Familie, um die Seelen der Verstorbenen mit Kunstwerken zu ehren. Doch sie werden von Zwergen entdeckt. In der Stadt Brandenwell leben Albae versteck unter Menschen, doch auch hier werden sie aufgescheucht. Die Albae sind Meister der Intrige, sie sind grausam und sie lieben die Kunst. Diese stellen sie vorzugsweise aus Teilen lebender Wesen her: Skulpturen aus Knochen, Leinwand aus Haut und Malfarbe aus Blut.

Die Hauptpersonen der Geschichte - die einzelnen Albae - sind ganz und gar keine Sympathieträger. Es sind zwielichtige, komplexe Figuren, und bei aller Grausamkeit führen viele ein friedliches Familien- und Gemeinschaftsleben. Doch sie sind auch immer wieder für eine Überraschung gut; wer hier wen betrügt, das erschließt sich von Seite zu Seite neu. Aber der Autor schafft es, dass man mit ihnen mitfühlt, ohne dass man allzu traurig wäre, wenn der Schurke, denn das sind sie fast alle, endlich sein verdientes Ende findet.
Der Stil ist atmospärisch dicht und düster. Von der bildhaften, malerischen Sprache ist man von Anfang an gefesselt. Fantasy und speziell ihre dunkle Seite ist ein Spezialgebiet von Markus Heitz. Er hat uns schon viele Bände lang aus dem Geborgenen Land erzählt, vor allem von den Zwergen, aber auch von den Albae. Einige Figuren aus früheren Geschichten treten wieder auf, aber die meisten sind ganz neu. Das Buch ist für einen Einstieg durchaus geeignet. Hilfreich sind Personen- und Stichwortlisten zum Nachschauen sowie eine Karte des Geborgenen Landes. Aber man muss schon aufpassen, dass man sich die ungewöhnlichen Namen richtig merkt.
Ein Buch das genau das bietet, was es verspricht: spannende Dark Fantasy.

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Veröffentlicht am 30.06.2024

Meisterlich

I walk between the Raindrops. Stories
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Die Geschichten wurden fast alle schon in amerikanischen Zeitschriften veröffentlicht, hier nun in deutscher Übersetzung. Boyle ist ein begnadeter Autor. Er erfreut im Lesefluss immer wieder mit überraschenden ...

Die Geschichten wurden fast alle schon in amerikanischen Zeitschriften veröffentlicht, hier nun in deutscher Übersetzung. Boyle ist ein begnadeter Autor. Er erfreut im Lesefluss immer wieder mit überraschenden Sichtweisen und Formulierungen, bei denen man noch einmal genau hinschaut.
Eigentlich schreibt Boyl historische Romane, gern über berühmte Persönlichkeiten. Aber das sind wir eigentlich alle – berühmte, und bald historische Persönlichkeiten. Denn Boyles Lieblingsthemen sind die Zerstörung unserer Umwelt, der Klimawandel und unsere Distanz zur Natur, die wir doch lieben. Wir, die wir Geschichten wie diese lesen, spüren nur entfernte Auswirkungen des Elends, das unsere Lebensweise verursacht. Wie Regentropfen, die im Titel vorbeifallen, treffen uns diese Katastrophen nicht.
In den Geschichten geschehen Dinge, für die niemand wirklich etwas kann, und die trotzdem schräg und verrückt sind – und oftmals sehr schmerzhaft. Aber manchmal können wir wenigstens einen Hund retten.

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Veröffentlicht am 20.06.2024

Der Sohn des Mörders

Das Dorf der acht Gräber
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Seishi Yokomizo (1902-1981) ist ein bekannter japanischer Autor zahlreicher Kriminalromane.
Die Vorgeschichte, die im Klappentext erwähnt ist, handelt von acht Samurai, die hier getötet wurden. Die zweite ...

Seishi Yokomizo (1902-1981) ist ein bekannter japanischer Autor zahlreicher Kriminalromane.
Die Vorgeschichte, die im Klappentext erwähnt ist, handelt von acht Samurai, die hier getötet wurden. Die zweite Vorgeschichte schildert unfassbares Leid und schwer erträglichen Frauenhass.
Tatsuya lebt und arbeitet in Kobe, einer japanischen Großstadt. Er ist ohne Vater aufgewachsen, und seine Mutter verstarb früh. Nun erhält er die Nachricht, er habe in einem abgelegenen Dorf ein größeres Erbe gemacht. Er reist nach Acht Gräber, lernt mehr über seine Familiengeschichte und plötzlich geschehen Morde in seiner Umgebung.
Tatsuya selbst ist der Erzähler dieses spannenden Gruselkrimis. Er ist ein unschuldiges Kind, das versehentlich in eine furchtbare Geschichte hineingestolpert ist – seine eigene Familiengeschichte. Aus der Großstadt kommend und nicht grade wohlhabend, ist er plötzlich ein Familienoberhaupt in einer sehr traditionellen, dörflichen Gemeinschaft. Und dann geschehen Morde. Hat der Mörder es auch auf ihn abgesehen?
Die Geschichte ist fesselnd geschrieben. Stück für Stück und Mord für Mord wird man tiefer hinein geführt und fragte sich, gemeinsam mit der Hauptperson, was denn nun dahinter steckt. Der Ermittler Kosuke Kundaichi, der in zahlreichen Kriminalgeschichten des Autors auftritt, ist hier nur eine Nebenfigur. Doch er ist derjenige, der zum Schluss alles aufklärt.
Hilfreich ist das Personenverzeichnis, besonders wegen der japanischen Namen. Ein Glossar gibt es auch.
Für Krimifans ein Muss! Für alle anderen eine spannende Geschichte aus einer fremden Kultur, deren Aufbau an die Kriminalromane von Agatha Christie und Arthur Conan Doyle erinnert.

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Veröffentlicht am 22.05.2024

Zwischen Prunk und praktisch

Bonjour Agneta
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Agneta sitzt im Keller ihres Hauses und futtert heimlich leckeres Toastbrot mit Butter und Marmelade. Sie ist Anfang fünfzig, ihr Ehemann ist ein Sport- und Gesundheitsjunkie und ihre Kinder sind längst ...

Agneta sitzt im Keller ihres Hauses und futtert heimlich leckeres Toastbrot mit Butter und Marmelade. Sie ist Anfang fünfzig, ihr Ehemann ist ein Sport- und Gesundheitsjunkie und ihre Kinder sind längst ausgezogen. Ihre Lieblingsbeschäftigung sind Kreuzworträtsel. Plötzlich trifft sie eine verrückte Entscheidung, und damit beginnt eine bezaubernde Entpuppungsgeschichte.
Die Protagonistin war mir von Anfang an sympathisch. Sie hat Humor, sie redet mit sich selber, ihre Probleme sind begreiflich, aber ihre Handlungen sind es nicht. Sie ist schräg, sie ist seltsam, und sie ist wie du und ich. Das ist die Persönlichkeit, die sich hier entfaltet.
Das Geschehen wird komplett aus Sicht der Protagonistin beschrieben. Es passieren vollkommen unvorhersehbare Dinge, was im Gegensatz zu Agnetas normalem Leben steht. Es wird genüsslich gegessen und getrunken, so dass beim Lesen Appetit aufkommt. Der Stil ist nicht nur flüssig und gut zu lesen, sondern auch sehr anschaulich, ohne langwierige Beschreibungen. Man kann sich gut vorstellen, wo die Heldin da hingeraten ist. Und man fühlt mit ihr – man schmunzelt, schüttelt den Kopf und freut sich dann mit ihr.
Ich habe dieses Buch verschlungen, obwohl ich anfangs nur kurz reingucken wollte. Doch Agneta hat mich neugierig gemacht und die ganze Geschichte hindurch gefesselt. Deshalb volle Punktzahl.

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