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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.06.2020

Schillernd, toxisch, faszinierend

So schöne Lügen
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Louise wollte eigentlich Schriftstellerin werden, jetzt hält sie sich in New York mit schlecht bezahlten Jobs gerade so über Wasser. Bis sie Lavinia trifft, die alles hat - Geld, ein teures Apartement, ...

Louise wollte eigentlich Schriftstellerin werden, jetzt hält sie sich in New York mit schlecht bezahlten Jobs gerade so über Wasser. Bis sie Lavinia trifft, die alles hat - Geld, ein teures Apartement, Geld, luxuriöse Freunde ... achja, und Geld. Louise wird in das Luxusleben mit reingezogen - und wird süchtig danach. Aber wie weit würde sie gehen, um sich in dieser Welt zu halten?

Bei diesem Buch musste ich erstmal überlegen, da ich teilweise recht widersprüchlich zu ihm stand. Auch jetzt fällt mir die Rezension noch etwas schwer.
Erstmal gefällt es mir gut, wie die Autorin diese luxuriöse Welt dargestellt hat. Die für uns "Normalsterbliche" völlig fremde Gesellschaft der Reichen & Schönen. Von außen wirkt sie wundervoll und verführerisch und man (hier Louise) denkt, wenn man dazugehört, dann ist alles gut. Aber die Autorin zeigt auch auf, dass das alles nur Schein ist und in Wahrheit gar nicht so wünschenswert. Mit der Zeit hab ich das alles ziemlich verabscheut, was da abgeht. Dieser Kontrast ist sehr gelungen, auch wenn es dazu geführt hat, dass ich mit wenig warm werden konnte. Denn die Charaktere waren mir alle irgendwie nicht sonderlich sympathisch. Die oberflächlichen Reichen nicht - Lavinia hatte etwas sehr faszinierendes an sich, aber gemocht hab ich sie auch nicht - und auch nicht Louise. Die hat mich teilweise ziemlich genervt, weil sie so passiv, so planlos, so manipulierbar war. Gesunden Menschenverstand konnte ich bei ihr nicht finden. Eigentlich bei niemandem da. Und auch war irgendwie alles sehr überspitzt dargestellt, dass mir das schon etwas befremdlich vorkam.

Aber diese ganze Welt, wie Louise sich immer weiter darin verstrickt, wie alles langsam eine andere Wendung nimmt, wie man merkt, dass es langsam kippt und sich fragt, wie die Charaktere damit umgehen und wie es weitergeht - das alles fand ich doch sehr faszinierend, sehr interessant mitzuerleben und es hat mich in seinen Bann gezogen. Auch die wahnsinnig toxische Freundschaft zwischen Louise und Lavinia fand ich sehr toll dargestellt.

Der Schreibstil ist gewöhnungsbedürftig. Nicht gerade literarisch, sondern sehr abgehackt und minimalistisch. Mit vielen gleichen Satzkonstruktionen. Aber es hat mich hier irgendwie nicht so gestört, weil es meiner Meinung nach sehr gut zu dieser Welt passte. Für mich waren Sprache und Handlung/Plot sehr im Einklang.

Ich war mir nicht sicher, ob ich 3 oder 4 Sterne vergeben soll. Aber trotz der nervigen Charaktere und dem teilweise sehr überspitzten Plot war ich fasziniert von dem ganzen und nachdem ich das Buch zugeschlagen hatte, war ich doch froh, es gelesen zu haben. Ich nehm deshalb die Mitte.

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Veröffentlicht am 23.08.2024

Schön, aber nicht wie erwartet

Wir treffen uns im nächsten Kapitel
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Als Erin ihr Lieblingsbuch aus Versehen mit in den Bücherschrank stellt, und es daraus verschwindet, ist sie mehr als verzweifelt, ist es doch eine Erinnerung an ihre verstorbene beste Freundin. Aber dann ...

Als Erin ihr Lieblingsbuch aus Versehen mit in den Bücherschrank stellt, und es daraus verschwindet, ist sie mehr als verzweifelt, ist es doch eine Erinnerung an ihre verstorbene beste Freundin. Aber dann taucht es wieder auf – mit Notizen eines Fremden am Rand. Seine Gedanken faszinieren sie, und ehe sie sich versieht, beginnt ein reger Austausch mit ihm in den verschiedensten Klassikern der Literaturwelt. Doch sie ahnt nicht, dass ihr Gesprächspartner kein Fremder ist. Sie und James kennen sich, und die beiden verbindet eine schmerzhafte Vergangenheit ...

Das Grundgerüst dieser Geschichte hat mich sofort angesprochen, das finde ich richtig schön. Ein Austausch über einen Bücherschrank? Ein Gespräch mit einem geheimnisvollen Fremden auf den Rändern von ausgewählten Klassikern? Ein sich näher kommen durch Gespräche über Literatur und Buchcharaktere? Mega! Ich fand die Umsetzung richtig schön. Teilweise kann man an den Gedanken über verschiedene Szenen teilhaben, weil sie genauer erläutert sind, manchmal sind es nur Randnotizen, und teilweise führen die beiden im Laufe des Buches auch private Gespräche. Diese Entwicklung fand ich sehr gelungen.
Auch die Klassiker, die dafür ausgewählt wurden, fand ich spannend. Man hat gemerkt, dass sich da Gedanken gemacht wurden, welche Bücher in die Geschichte passen könnten. Zu welchen Büchern Erin und James etwas zu sagen haben. Und ich mochte, dass wir die Geschichte aus beiden Perspektiven erleben konnten. So hat man erfahren, was beide über diese Art "Briefwechsel" denken, aber auch, was beide in ihrem Leben so durchmachen und wie sie sich durchschlagen. Das war ein sehr schöner Aufbau und das Buch ließ sich von Anfang bis Ende flüssig lesen.

Abgesehen davon, dass ich nur leider die Chemie zwischen den beiden nicht so ganz gefühlt habe, hat mich eine Sache aber gestört. Ich habe gedacht, das wird eine süße (Sommer-)Lektüre mit etwas Tiefgang. Ich habe nicht erwartet, dass das Buch so stark durchzogen von ernsten, schweren Themen ist. Da wäre wirklich eine Triggerwarnung gut gewesen. An jede Ecke, sowohl in Erins als auch in James' Leben, gibt es nur schlimme Sachen. Tod, Krebs, Depressionen, Mobbing, Herzinfarkt, bipolare Störung und und und. Das Buch ist wirklich voll davon. Es wurde so viel, dass es mich irgendwann leider auch nicht mehr mitgenommen, sondern einfach genervt hat. Leider war mir dabei vor allem Erin auch nicht allzu sympathisch im Umgang mit allem. Das hat es mir schwer gemacht, das Buch so richtig zu genießen.

Ich glaube also, ich bin mit etwas falschen Erwartungen daran gegangen. Denn wenn man das weiß, dann kann man das Buch sicher noch viel besser wertschätzen. Ich fand es trotz der schweren Themen auch immer noch schön und bin allein wegen der süßen Geschichte des (Wieder-)Kennenlernens froh, es gelesen zu haben. 3 Sterne von mir.

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Veröffentlicht am 20.06.2024

Gemischte Gefühle

Asrai - Das Portal der Drachen
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Für Elaja, eigentlich Heilerin in Ausbildung, wird ein Traum wahr, als sie sich den Drachenreitern anschließen darf. Doch für diese Ausbildung braucht sie einen Drachen – praktisch unmöglich für die mittellose ...

Für Elaja, eigentlich Heilerin in Ausbildung, wird ein Traum wahr, als sie sich den Drachenreitern anschließen darf. Doch für diese Ausbildung braucht sie einen Drachen – praktisch unmöglich für die mittellose junge Frau. Die Rettung naht in Form von Ian, ein nach einem Flugunfall traumatisierter Drachenreiter mit zwei Drachen. Doch als er ihr einen seiner Drachen überlässt, tauchen weitere Probleme auf, und schon bald merkt Elaja, dass Ian etwas verheimlicht ...

Ich hab mich echt schwer getan mit dem Buch. Es erinnert natürlich gerade sehr stark an Fourth Wing, nicht nur das Grundgerüst, sogar die Charakterkarten im Buch. Tatsächlich ist es aber doch gänzlich anders. Für mich lange Zeit nicht im Positiven. Der Einstieg war etwas schwerfällig, ich hab erstmal gar keinen Zugang zum Schreibstil bekommen, und z.B. wurden ab Seite 2 ewig lang erstmal ausführlich die äußeren Merkmale von Drachen geschildert, ohne dass ich irgendwie schon in der Handlung angekommen war. Gleichzeitig wurde später aber total viel nicht vernünftig erklärt. Ich weiß noch immer nicht, wie das Schulsystem und die Reiche da eigentlich funktionieren, wie deren Ausbildung genau aufgebaut ist, welche Strukturen es in der Welt gibt etc. Viel vom Alltag wird total vage gehalten, Charaktere bekommen oft keine Namen, heißen nur "Lehrer" oder "der Ausbilder" und manchmal springt es und in drei Sätzen vergehen plötzlich Monate, sodass ich Schwierigkeiten hatte, ein Zeitgefühl zu entwickeln.

Auch die Dialoge wirkten oft steif und die Charaktere in ihrer (teils sprunghaften) Art etwas seltsam. Es fühlte sich für mich nicht natürlich an. Elaja war mir dabei auch eher unsympathisch, und manchmal fand ich ihre Stimmungsumschwünge nicht nachvollziehbar. Ich kanns nur schwer benennen, aber insgesamt hakte da was für mich. Auch die Freundschaften, die sie im Laufe der Zeit aufgebaut hat, hab ich nicht richtig fühlen können.

Aber das Buch bringt auch viel Potenzial mit. Ich war mir eigentlich sehr sicher, dass ich Band 2 nicht mehr lesen werde. Aber als dann Elaja mehr über sich erfahren hat, Ian mehr mit seinen Geheimnissen herausgerückt ist und Elaja mehr selbst in die Hand nehmen wollte, kam Spannung auf. Ich wurde neugierig, was es mit den Pforten, den verschiedenen Welten auf sich hat. Welche Rolle Elaja bei all dem hat. Mehr kann ich ohne zu spoilern gerade nicht nennen, aber gerade die letzten ca. 80 Seiten fand ich dann echt interessant, und da gab es einige Entwicklungen, die dafür gesorgt haben, dass ich 1. nochmal einen halben Stern mehr draufschlage als ursprünglich geplant und 2. vermutlich doch noch Band 2 lesen werde.

Ich vergebe hier knappe 3 Sterne.

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Veröffentlicht am 12.06.2024

Spannendes Setting, schwächelnder Plot

How to Seduce a Sorcerer
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Liora und ihre Familie leben in größter Armut und können sich kaum von Tag zu Tag retten. Um ihren Geschwistern eine bessere Zukunft zu ermöglichen, bleibt Liora letztlich nur eine Wahl: Die Ehefrau des ...

Liora und ihre Familie leben in größter Armut und können sich kaum von Tag zu Tag retten. Um ihren Geschwistern eine bessere Zukunft zu ermöglichen, bleibt Liora letztlich nur eine Wahl: Die Ehefrau des gefürchteten Zauberers nahe des Dorfes zu werden. Auf seiner Burg angekommen, wird sie in einem düsteren Ritual vermählt. Jaro, ihr neuer Ehemann, hält sie jedoch auf Abstand und Liora stößt auf einige rätselhafte Dinge. Während doch noch Gefühle zwischen den beiden entstehen, kommen jedoch unliebsame Wahrheiten ans Licht ...

»How to seduce a sorcerer« besticht mit einer düster-magischen Atmosphäre, die mir sofort gefallen hat – Rätsel, Geheimnisse, Gerüchte über den Zauberer, eine düstere abgeschottete Burg. Das fand ich richtig gut. Umso trauriger war ich, dass die Vibes im Laufe des Buches irgendwie verloren gegangen sind. Als die Geschichte sich weiterentwickelt hat, wurde das nicht aufrecht erhalten. Das, was wir stattdessen bekommen haben (und ich ohne Spoiler nicht nennen kann), war auch richtig schön und ich mochte es sehr! Etwas schade fand ich den Umstand trotzdem.

Der Schreibstil an sich hat mir gut gefallen, ich bin super flüssig durchgekommen und die Seiten flogen ziemlich dahin. Was mich inhaltlich jedoch etwas gestört hat, war, dass so viele coole Themen und Fragen aufgemacht wurden (z.B. die Spannungen zwischen Zauberer und Menschen, die Fähigkeiten von Magiern und magische Gaben, die Wesen, Geistererscheinungen, kleinere vielversprechende Details wie ein Buch, das wieder auftaucht, obwohl es zerstört wurde, und. so. weiter.), die ganz oft entweder nicht zu meiner Zufriedenheit aufgelöst wurden, viel zu schnell oder unlogisch abgehakt oder ganz vergessen/ignoriert wurden. Dadurch sind einige Ungereimheiten entstanden, sodass sich die Geschichte manchmal etwas schief anfühlte. Dabei mochte ich diese Ansätze alle so wahnsinnig gerne! Man hat dann aber gemerkt, dass das Buch ein Einzelband ist, weil fast alles fallen gelassen und sich nur auf einen sehr schmalen Handlungsverlauf konzentriert wurde. Was ich grundsätzlich voll in Ordnung und nachvollziehbar finde, aber hier hat das Buch im ersten Drittel definitiv andere Erwartungen in mir geweckt.

Lioba als Charakter fand ich am Anfang ziemlich beeindruckend. Wie sie sich durchkämpft, für ihre Geschwister alles versucht, und obwohl sie fast am Ende ist, nicht aufgibt. Das hat sie mir sehr sympathisch gemacht. Jaro wirkte wie der typische grummelig-verschlossene Love Interest, den es umzustimmen gilt, auch das mochte ich sehr. Zudem gab es einige spannende Nebencharaktere, sowohl menschliche als auch tierische, die ich super fand. Allen voran zum Beispiel Aska und Radost, die ich sehr ins Herz geschlossen habe. Die Szenen mit ihnen mochte ich einfach richtig gerne. Aber auch Lioras Freundin, ihre Schwester oder auch Dorian waren interessante Ergänzungen.

Im Laufe des Buches wurde ich leider etwas unzufriedener mit Liora, die mir zu wenig hinterfragte, zu viel einfach hinnahm (und ihr vorheriges Leben und alles quasi direkt vergessen hat, auch so eine Ungereimtheit); und Jaro, der eine steile 180-Grad-Wendung hinlegte. Ihre Annäherung bzw. das Aufkommen ihrer Gefühle ging mir zu schnell und nicht realistisch genug. Ihren Umgang hinterher miteinander fand ich total schön, die beiden waren schon süß zusammen. Aber ich kam nicht ganz drüber hinweg, dass der Start des Ganzen für mich nicht nachvollziehbar war. Das Ende hat mich dann doch noch berührt und ich fand den Abschluss ziemlich passend für die Geschichte. Da hat mich die Liebesgeschichte doch noch ein bisschen gekriegt.

Insgesamt hatte ich jetzt einiges zu kritisieren, und leider hatte ich mir tatsächlich mehr von dem Buch erhofft. Aber ich möchte nochmal betonen, dass es auch ganz viele tolle Seiten hat: Es ließ sich so schön und kurzweilig lesen, die Vibes haben mir total gut gefallen, die Geschichte ist außerdem was richtig besonderes, was ich nicht schon hundertmal in Fantasy gelesen habe, und generell hab ich mich gut unterhalten gefühlt. Und wer weiß, vielleicht waren es bei mir nur die falschen Erwartungen zu Beginn, und ihr liebt dieses Buch. Von mir bekommt es 3 Sterne.

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Veröffentlicht am 05.04.2024

Zäh zu Beginn, immer besser zum Schluss

This Woven Kingdom
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Alizeh ist eigentlich eine Dschinn. Und nicht nur irgendeine, sondern die verschollene Königin des Dschinn-Volks. Doch weil der jahrtausendlange Krieg zwischen Menschen und Dschinn seine Spuren hinterlassen ...

Alizeh ist eigentlich eine Dschinn. Und nicht nur irgendeine, sondern die verschollene Königin des Dschinn-Volks. Doch weil der jahrtausendlange Krieg zwischen Menschen und Dschinn seine Spuren hinterlassen hat, und nun ein sehr wackeliger Frieden besteht, versteckt sie sich hinter der Fassade eines Dienstmädchens. Doch durch ein unglückliches Ereignis kreuzt sich ihr Weg ausgerechnet mit dem Kronprinzen des Reiches, Kamran. Der ist vom ersten Moment an fasziniert von Alizeh. Aber mit ihrem Aufeinandertreffen wird eine gewaltige Lawine losgetreten, durch die die Zukunft des gesamten Reiches auf dem Spiel steht.


Es war erfrischend, mal eine Fantasy-Geschichte zu lesen, wo es nicht um die typischen Wesen (Fae, Vampire, Hexen etc.) geht, sondern Dschinn im Fokus stehen. Generell das ganze Setting, das auf persischer Mythologie basiert. Ich fand es schön, dass ich damit auch mal rauskommen konnte aus meiner üblichen Bubble. Nur war es tatsächlich im Verlaufe des Buches nicht ganz so präsent, wie ich mir erhofft habe. Wir haben erfahren, was die Dschinn ausmacht, aber relativ wenig von ihnen erlebt, da Alizeh größtenteils die einzige ihres Volkes war, die wir kennengelernt haben. Ich hoffe, dass da im zweiten Teil mehr kommt. Das Setting war schön, auch hier hätte es etwas mehr sein können, aber dadurch, dass man Alizeh auch dabei begleitet hat, wie sie in der Stadt, auf dem Markt etc. unterwegs war, und Gerüche und Farben gut beschrieben wurden, hat es schon seinen Charme gehabt.

Den Schreibstil fand ich am Anfang extrem gewöhnungsbedürftig, er ist sehr poetisch – so poetisch, dass die Sätze ziemlich lang und verschachtelt waren und sehr viel beschrieben wurde, was einen etwas aus der Handlung rausgebracht hat. Dadurch hat es gedauert, bis ich mich auf die eigentliche Geschichte einlassen und in sie eintauchen konnte. Im Laufe des Buches hatte ich mich wirklich dran gewöhnt und es war ziemlich schön zu lesen. Mit häufigeren Dialogen lockerte das ganze auch etwas auf. Trotzdem sorgte der Schreibstil dafür, dass alles ein wenig distanziert blieb. So auch die Charaktere.

Denn ich mochte Alizeh gerne, sie ist eine interessante, starke Frau, in einer schwierigen Situation, mit nachvollziehbaren Entscheidungen. Aber man merkt ihr auch an, dass sie etwas verloren ist und nicht so ganz weiß, wohin mit sich, und was für eine Zukunft sie anstreben soll. Sie weiß um ihr Erbe und wurde lange drauf vorbereitet. Trotzdem ist sie nicht mehr so sicher, ob das ein realistisches Vorhaben ist. Kamran wirkt ein bisschen wie ein typischer, verzogener Prinz, aber gleichzeitig hat er auch ganz andere Seiten an sich, vor allem wenn er mit dem König in Zwiegespräche darüber kommt, wie das Volk zu behandeln ist. Er scheint etwas fern von der Welt außerhalb seines Palastes, aber gleichzeitig wirkt er auch gütig und alles, was ich erfahren habe, macht ihn interessant. Auch spannende Nebencharaktere gab es, die verschiedene Blickwinkel eingebracht und die Handlung in bestimmte Richtungen gedrängt haben. Insgesamt blieben mir die Charaktere aber doch ein wenig zu fremd, ich konnte mich nicht richtig in sie reinfühlen, mit ihnen mitfiebern. Ich hab durch den Schreibstil das Gefühl gehabt, das eher so von außerhalb zu betrachten.

Im Laufe des Buches nimmt die ganze Geschichte an Fahrt auf. Nachdem eine Weile eingeleitet wurde, spitzt sich alles zu, Kamran entdeckt, wer Alizeh wirklich ist, Alizeh gerät zunehmend in Bedrängnis, und es kommen einige Wendungen, einige Überraschungen dazu, die Spannung erzeugen und mich neugierig gemacht haben, wie sich alles weiter entwickelt. Es endet super interessant mit einem Twist und ich glaube, dass da in Band 2 noch einiges an Potenzial ausgeschöpft wird.

Insgesamt war es zwar ein ganz solider Auftakt, der neugierig macht, aber leider längst nicht das epische Fantasy-Buch, das ich erhofft habe. Es war teilweise zu zäh und distanziert, und nicht fesselnd genug, was ich echt schade finde. Trotzdem glaube ich, dass es sich lohnen könnte, weiterzulesen. Von mir gibt es 3 Sterne.

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