Profilbild von Igela

Igela

Lesejury Star
offline

Igela ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Igela über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.07.2024

Für den Liegestuhl!

Wind aus West mit starken Böen
0

Obwohl Katharina Johannsen auf Sylt aufgewachsen ist und ihre Schwester Inken auf der Insel eine Segelschule betreibt, ist sie lange nicht mehr dort gewesen. Sie lebt und arbeitet nun in Bremen und begleitet ...

Obwohl Katharina Johannsen auf Sylt aufgewachsen ist und ihre Schwester Inken auf der Insel eine Segelschule betreibt, ist sie lange nicht mehr dort gewesen. Sie lebt und arbeitet nun in Bremen und begleitet Autoren in ihren Recherchen.

Ihr neuer Kunde, der Bestseller-Schriftsteller Bastian de Jongs, schickt sie ausgerechnet auf Sylt, um für seinen neuen Roman Informationen zu Sylter Schifffahrern zu sammeln. Jetzt hofft Katharina, dass sie auf der Insel nicht ihrer alten Jugendliebe Hannes über den Weg läuft. Diesen hat sie seit 20 Jahren nicht mehr gesehen und so soll es auch bleiben.


"Wind aus West mit starken Böen" ist ein richtiges Urlaubsbuch. Es liest sich locker und flüssig. Es kann bedenkenlos eine Weile zur Seite gelegt werden und man ist trotzdem sofort wieder mitten in der Handlung. Diese ist weder kompliziert noch verschachtelt aufgebaut. Ein Erzählstrang, ohne Zeit- und nur mit wenigen Perspektivwechseln, verzeihen auch mal unkonzentriertes Lesen. Dazu kommt, dass alles doch recht vorhersehbar ist. So wird zum Beispiel Katharinas Freund von Beginn weg so beschrieben, dass man ab Seite 10 weiss, wie die ganze Sache enden wird.

Ja, Katharina hat Chancen bei den Männern. Da ist erst mal ihr langjähriger und etwas langweiliger Freund Jens. Dann der smarte Autor Bastian de Jongs, auf den die Frauen unerklärlicherweise nur so fliegen. Und schlussendlich Hannes aus ihrer Vergangenheit, der nun wieder auftaucht und Katharina zurückmöchte. Sie hat die Wahl und für wen sie sich entscheidet, ist vorhersehbar. Katharina möchte ich nicht unbedingt in meinem Umfeld haben, denn meiner Meinung ist sie öfters mal an der Grenze zur Unverschämtheit. Sie ist strukturiert, hat rechthaberische Züge und sieht auch schon mal auf Menschen, die weder schlank noch attraktiv oder erfolgreich sind, herab. Da fand ich ihre etwas verpeilte Schwester Inken sehr viel sympathischer. Bei ihr habe ich nicht verstanden, weshalb sie sich von der älteren Generation in ihrem Umfeld nicht nur in ihre Beziehung, sondern sich auch noch gängeln lässt. Denn schliesslich ist sie Ende 30, lässt sich jedoch wie ein Kind herumkommandieren. Diese Charakterisierungen bieten viel Stoff, um sich zu ärgern, nerven oder aber milde zu belächeln.

Rund um die Schwestern Inken und Katharina hat Dora Heldt jede Menge Figuren eingebaut. Diese sind durchwegs gängig charakterisiert, sodass es nie Verwechslungen oder Ueberlegungen à la "wer war denn das schon wieder?" gibt.

Ein Buch, das man am besten im Liegestuhl liest, dabei kann man nebenher dem Meer lauschen oder einen Drink schlürfen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 09.07.2024

Eine verhängnisvolle Entscheidung!

Warte auf mich am Meer
0

Seit sechzig Jahren sind Evelyn und Joseph ein Paar. Sie haben ihren drei Kindern Jane, Thomas und Violet vorgelebt, dass es sie gibt: die grosse Liebe.

Diese Liebe, die so gross ist, dass Joseph beschliesst, ...

Seit sechzig Jahren sind Evelyn und Joseph ein Paar. Sie haben ihren drei Kindern Jane, Thomas und Violet vorgelebt, dass es sie gibt: die grosse Liebe.

Diese Liebe, die so gross ist, dass Joseph beschliesst, ohne Evelyn nicht weiterzuleben zu wollen. Denn die Tage von Evelyn sind nach einer niederschmetternden Diagnose gezählt.

Den Kindern, deren Partnern und den Enkeln bleibt ein Jahr, um von den beiden Abschied zu nehmen. Ein Abschied, der sehr schmerzhaft ist, die Familie jedoch näher zusammenrücken lässt.


In diesem Buch steckt die Geschichte über die Familie Meyers. In der Gegenwart müssen Jane, Thomas und Violet mit einem einschneidenden Entscheid ihrer betagten Eltern umgehen und versuchen, diesen zu akzeptieren. Einer Entscheidung, die nicht nur die ganze Familie betrifft, sondern auch generell Fragen über das Leben und die Liebe auslöst. Bei Evelyn und Joseph, ihren Kindern und auch ihren Enkeln. Diese Seite der Story, die Passagen in der Gegenwart haben mich gut unterhalten, aber auch Fragen aufgeworfen. Wie würden meine Kinder reagieren, wenn ich entscheiden würde, was Evelyn und Thomas entschieden haben?

Die Reaktionen ihrer Kinder fallen sehr unterschiedlich aus. Jane, die Rebellische, versucht ihre Eltern zur Einsicht zu bekehren. Thomas reagiert mit Liebesentzug und die Jüngste, Violet, mich Schmeicheleien. So verschieden wie jede Persönlichkeit, so verschieden die Reaktion auf die Eröffnung der Eltern. Sehr dicht und ausgesprochen authentisch sind diese von der Autorin in die Geschichte verwoben worden. Die durchgehende überzeugende Charakterisierung jeder der Figuren machen für mich die Stärke dieser Geschichte aus.

In diesem Buch steckt jedoch auch eine Liebesgeschichte, diese beginnt 1940. Joseph ist der beste Freund von Evelyns Bruder Tommy. Die beiden, Evelyn erst 16 Jahre alt, verlieben sich, heiraten und bekommen ihre drei Kinder. Nebenbei unterhalten sie eine Pension, das Leben ist anstrengend und hart. Die Evelyn der Vergangenheit fand ich sehr anstrengend und hat mich oft genervt. Nie ist sie zufrieden und immer geht ihr etwas gegen den Strich. Joseph springt, sobald die Gute mit den Findern schnippt. Er liebt sie bedingungslos, das weiss sie und nutzt das auch aus. Klar bringt Evelyn mit ihrer Art etwas Salz in die Handlung. Mir war sie jedoch oft zu anstrengend und zu launisch.

Obwohl die Zeitebenen, sowie die Perspektiven, regelmässig wechseln, hatte ich nie das Gefühl, dass der Aufbau dadurch wirr ist. Sehr gut gefallen hat mir, wie realitätsnah diese Familiengeschichte von Amy Neff geschrieben wurde. Ich kann mir nämlich sehr gut vorstellen, dass es Familien gibt, mit demselben oder ähnlichem Hintergrund. Die Themen, allem voran die Krankheit von Evelyn, aber auch Drogensucht, Eifersucht, Geschwisterrivalität und die Terroranschläge am 11. September 2011 machen diese Familiengeschichte abwechslungsreich. Mich hat " Warte auf mich am Meer" sehr gut unterhalten!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.07.2024

Tote auf der Insel

RAUCH
0

Fünf Freunde reisen an die Beerdigung einer alten Freundin auf die Westmännerinseln. Auf Heimaey, der Hauptinsel Islands, ist Gugga an einer Krebserkrankung mit nur 30 Jahren verstorben. Die Clique, die ...

Fünf Freunde reisen an die Beerdigung einer alten Freundin auf die Westmännerinseln. Auf Heimaey, der Hauptinsel Islands, ist Gugga an einer Krebserkrankung mit nur 30 Jahren verstorben. Die Clique, die sich aus Studienzeiten kennt, reist mit schlechtem Gewissen an. Denn, obwohl sie wussten, wie es um Gugga steht, haben sie ihre Freundin aus Studienzeiten nie im Krankenhaus besucht. Als sie in Guggas Haus einen verstörenden Fund machen, holt sie die Vergangenheit ein. Eine Vergangenheit, die sie jahrelang aus dem Gedächtnis verbannt hatten. Gerichtsmedizinerin Idunn arbeitet die Folgen dieser alten Geschichte auf, denn es gibt Tote. Viele Tote!


Nach "Nacht" und "Schnee" ist dieses Buch ein weiteres Abenteuer, das mit Gerichtsmedizinerin Idunn in Islands unberührter Natur handelt. Dieses Mal spielt sich die Handlung auf einer Insel ab. Sehr atmosphärisch hat die Autorin die Stimmung sehr gut übermittelt.

Das Besondere an diesem Buch ist, dass die Geschichte auf zwei Erzählebenen läuft. Einerseits wird erzählt, wie die fünf Freunde mit der Fähre auf die Insel reisen, dort in einem Haus, das ihnen grosszügigerweise zur Verfügung gestellt wurde, hausen und sich einrichten. Am nächsten Tag nehmen sie an der Beerdigung ihrer alten Freundin teil und was danach kommt, ist Thriller pur. Diese Kapitel laufen chronologisch ab Tag 1 bis Tag 5. Sehr schnell wird klar, dass die Gruppe ein dunkles Geheimnis aus der Studienzeit teilt. Diese Andeutungen haben mich sehr neugierig gemacht. Das Highlight dieser Kapitel ist der Moment, in dem die Freunde in Guggas Haus eine haarsträubende Entdeckung machen.

Der zweite Handlungsstrang handelt von Tag 5 bis Tag 9, setzt das Ermittlerteam in den Mittelpunkt und wird kunterbunt zwischen die chronologisch laufenden Kapitel des ersten Erzählstranges geschoben. Das hat mich öfters verwirrt und aus dem Lesefluss gerissen. Diese durcheinandergewirbelten Kapitel empfand ich als chaotisch und ich musste öfters neu überdenken, was denn genau zum Zeitpunkt des neuen Kapitels schon geschehen ist. Fesselnd ist hingegen, dass man einerseits erfährt, was mit den Freunden geschehen ist und andererseits im ersten Handlungsstrang, wie es dazu kommt. Das ist zwar handlungstechnisch fesselnd, lesetechnisch jedoch chaotisch.

Die Figuren hätten meiner Meinung nach differenzierter charakterisiert werden können. Jede Person der Freundesgruppe hat zwar seinen Stempel. Ari, der Arrogante. Sigga, das dreiste Blondchen. Leifur, der Nerd. Trausti, der Langweiler. Ragga, die nervige Nörglerin. Oft habe ich jedoch trotzdem die Namen durcheinandergebracht. Dazu kommt, dass sie sich oft unreif oder unlogisch verhalten.

Yrsa Sigurdardottir kann schreiben, ohne Zweifel. In "Rauch" haperte es für meinen Geschmack an Struktur im Aufbau der Geschichte. Zu kompliziert und unübersichtlich empfand ich die ineinandergreifenden unterschiedlichen Zeitebenen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.06.2024

2. Teil!

VANITAS - Grau wie Asche
0

In Wien auf dem Zentralfriedhof geschieht ein Verbrechen. Ein Sarg wird ausgegraben und der Tote, der darin begraben wurde, wird zur Schau gestellt. Caroline Weber, die im Blumenladen des Friedhofs als ...

In Wien auf dem Zentralfriedhof geschieht ein Verbrechen. Ein Sarg wird ausgegraben und der Tote, der darin begraben wurde, wird zur Schau gestellt. Caroline Weber, die im Blumenladen des Friedhofs als Blumenhändlerin arbeitet, ist überzeugt davon, dass diese Tat im Grunde genommen eines bedeutet: Die Leute, vor denen sie geflüchtet ist, haben sie aufgespürt.

Da Caroline inkognito in Wien lebt, kommt ihr die polizeiliche Präsenz so nahe an ihrer Arbeitsstelle alles andere als gelegen.




Nach "Vanitas. Schwarz wie Erde" ist "Grau wie Asche" der zweite Teil der Trilogie. Obwohl ich den ersten Teil nicht gelesen habe, hatte ich fast keine Verständigungsprobleme. Wichtiges wird in groben Zügen erklärt und der Fall der Grabschändung ist sowieso in sich abgeschlossen. Obwohl ich gestehe, dass das eine oder andere Detail noch wirkungsvoller gewesen wäre, wenn ich den ersten Teil gekannt hätte. Wie zum Beispiel die Tatsache, dass Caroline, die unter falscher Identität in Wien lebt, panische Angst davor hat, dass bestimmte Leute sie aufspüren.

Caroline wirkt dadurch oft fahrig und sie wiederholt ständig ihre Befürchtungen. Etwas, was zeitweise leicht langatmig war und ich dadurch gewünscht hätte, dass nicht das ganze Buch in Ich Perspektive aus der Sicht von ihr geschrieben wäre. Einerseits ist sie ängstlich und vorsichtig, andererseits macht sie Dinge, die ungeheuer viel Mut benötigen. Dadurch wirkte die Figur auf mich oft unausgeglichen und unausgegoren. Am besten an einem Beispiel zu erklären: Einmal entdeckt sie einen Toten auf dem Friedhof, flüchtet schnellstens, damit sie als erste Zeugin nicht von der Polizei befragt wird. Ein paar Kapitel danach lauert sie nachts einigen verdächtigen Gestalten auf dem Friedhof auf, um zu erfahren, wer hinter der Grabschändung steckt. Das wirkte auf mich nicht sehr glaubwürdig.

Sehr spannend ist das letzte Drittel der Geschichte. Ein Rückblick in die Vergangenheit zeigt nicht nur Grauenhaftes, sondern auch den Ursprung der Handlung in der Gegenwart. Hier hat es mich oft schaudern lassen, ob soviel Kriminalität.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.06.2024

Achtung: offenes Ende!

Schwesterherz
0

Anwalt Martin Brenner leitet in Stockholm eine Kanzlei. Es ist ein regnerischer Nachmittag, als ein Mann ohne Termin in seinem Büro auftaucht. Bobby T. ist der Bruder einer fünffachen Mörderin und bittet ...

Anwalt Martin Brenner leitet in Stockholm eine Kanzlei. Es ist ein regnerischer Nachmittag, als ein Mann ohne Termin in seinem Büro auftaucht. Bobby T. ist der Bruder einer fünffachen Mörderin und bittet Brenner den Fall neu aufzurollen. Dies, obwohl die Täterin, die als Sarah Texas bekannt wurde, tot ist. Nachdem sie verurteilt und inhaftiert wurde, gelang ihr die Flucht und sie hat Selbstmord begangen. Ihr kleiner Sohn ist seither verschwunden. Erst denkt Brenner nicht daran, einen Fall, der so aussichtslos ist, neu aufzurollen. Dann aber zeigt ihm Bobby T. etwas, das vermuten lässt, dass in dem Fall um Sarah Texas nicht alles so ist, wie es damals schien.


Kristina Ohlsson hat eine Geschichte geschaffen, die für einmal ganz anders aufgebaut ist, als klassische Storys in diesem Genre. So erfährt man nicht viel über die Taten, die begangen wurden und die Täterin ist längst gefasst und tot. Vielmehr wird lange Zeit nach diesen Taten recherchiert, ob damals richtig ermittelt wurde und es schlussendlich auch so war, wie damals recherchiert wurde.. Dieser Teil der Geschichte ist sehr gut ausgearbeitet. Wohl auch, da keine klassischen Ermittler im Umkreis der Polizei den Fall neu aufrollen, sondern ein Anwalt und seine Angestellte in Eigenregie den Dingen nachgehen. Ich fand das erfrischend anders.

Ganz und gar nicht warm wurde ich mit der Hauptfigur Martin Brenner. Er ist alleinerziehend und bringt seiner Nichte, die er nach dem Tod seiner Schwester aufzieht, soviel Zeit entgegen, wie wenn man ein Haustier hält. Er betont mir einmal zu oft, dass er die 4-jährige Belle liebt und nicht ohne sie leben kann. Er ist arrogant und ein Egoist durch und durch, was sich nicht nur in der Beziehung zu Belle, sondern auch in der zu seiner Angestellten Lucy zeigt. Brenner hüpft immer wieder mal mit ihr ins Bett, will aber unbedingt seine Freiheit haben. Wenn er mit den Fingern schnippt, soll Lucy springen und bestenfalls noch auf Belle aufpassen. Frauenfeindlich, mit seinen unteren Regionen denkend und unsympathisch.

Das offene Ende finde ich schade, denn meiner Meinung nach sollten Bücher, von denen man weitere Teile lesen muss, damit man ein abschliessendes Ende hat, deklariert werden. Und zwar gekennzeichnet auf dem Cover.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere