Amrum- Ein Erinnerungsroman
AmrumDer bekannte deutsche Regisseur Hark Bohm hat zusammen mit Co Autor Philipp Winkler einen Roman geschrieben, in dem er viel Selbsterlebtes auf seinen jungen Helden Nanning übertragen hat. Genau wie Nanning ...
Der bekannte deutsche Regisseur Hark Bohm hat zusammen mit Co Autor Philipp Winkler einen Roman geschrieben, in dem er viel Selbsterlebtes auf seinen jungen Helden Nanning übertragen hat. Genau wie Nanning wurde auch Hark Bohm in Hamburg geboren und hat seine Kindheit während des 2. Weltkrieges auf Amrum verbracht. Nanning lebt mit seiner Mutter, einer überzeugten, fanatischen Nationalsozialistin und seiner regimekritischen Tante Ena, sowie seinen beiden Geschwistern unter einem Dach. Die Familie ist arm, die Mutter hochschwanger und zwischen seiner Tante und ihrer Schwester gibt es immer wieder heftigen Streit. Dann flüchtet sich Nanning zu seinem besten Freund Hermann und dessen Opa Arjan.
Nanning lernt durch die Not früh Verantwortung zu übernehmen. Als ältester Sohn fühlt er sich mit seinen gerade mal 12 Jahren als Versorger der Familie und organisiert mit Geschick und Beharrlichkeit oft bis zur eigenen Erschöpfung Nahrungsmittel für den heimischen Haushalt. Die Mutter, die durch die Schwangerschaft sehr erschöpft ist, schafft es trotzdem noch, die Bäuerin bei der ihr Sohn hilft, um sich Lebensmittel zu verdienen, anzuschwärzen, weil diese sich „wehrkraftzersetzend„geäußert hat, woraufhin Nanning bei nächster Gelegenheit vom Hof gejagt wird. Verzweifelt setzt Nanning alle Energie ein, der Familie doch noch etwas Essbares nach Hause zu bringen.
Hitler‘s Tod ist ein Schock für die Mutter und das Leben auf Amrum ändert sich natürlich drastisch durch den Einmarsch der Briten, die jetzt das Kommando haben. Unter den zurückkehrenden Soldaten ist dann auch Nanning‘s Vater.
Ich mochte diesen eindrücklichen und ruhigen Roman, der nochmal deutlich macht, was Kinder im Krieg leisten. Nanning ist noch zu jung, um die politische Haltung seiner Eltern zu hinterfragen. Er liebt seine Mutter bedingungslos und ist irritiert, warum man ihm als Kind seiner Familie oft mit Mißtrauen begegnet. Dieser Roman ist auch eine Hommage an die Insel Amrum. Die Autoren beschreiben sehr liebevoll die artenreiche Natur und die eigensinnigen, oft etwas wortkargen aber herzlichen Bewohner.
Torben Kessler hat diesen Erinnerungsroman hervorragend friesisch vertont, was der Geschichte noch zusätzlich Authentizität verschafft hat.