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Veröffentlicht am 03.08.2024

Kraftvolles Debüt

Nordstadt
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In nur 128 Seiten erzählt Annika Büsing eine etwas andere Liebesgeschichte, rauh, emotional und ganz ohne Kitsch.

Die Geschichte handelt von Nene und Boris. Beide haben ihre Päckchen zu tragen und mussten ...

In nur 128 Seiten erzählt Annika Büsing eine etwas andere Liebesgeschichte, rauh, emotional und ganz ohne Kitsch.

Die Geschichte handelt von Nene und Boris. Beide haben ihre Päckchen zu tragen und mussten in jungen Jahren schon viel Leid erfahren.

Aufgewachsen im sozialen Brennpunkt der Nordstadt, litt Nene vom Kleinkindalter an unter ihrem prügelnden Alkoholiker-Vater. Ihre Mutter verlor sie schon mit 8 Jahren, und das Jugendamt konnte ihr immer nur temporär helfen. Trotzdem schafft sie den Schulabschluss und setzt ihren Traum um, Bademeisterin im örtlichen Schwimmbad zu werden. Dort trifft sie auf Boris, der hier regelmäßig trainiert, einen komischen Gang hat und wunderbare Pumaaugen. Er ist ein wütender junger Mann, der unter den Folgen von Kinderlähmung leidet und das nicht nur körperlich sondern vor allem seelisch, denn er wird übelst gemoppt und hat keinerlei Chancen je eine Ausbildungsstelle zu bekommen.

Die Geschichte wird aus Nene‘s Sicht erzählt. Sie ist eine Kämpferin, die möchte, dass diese Liebe mit Boris funktioniert. Auch wenn die ersten Dates nicht optimal gelaufen sind, man könnte auch sagen katastrophal, glaubt sie fest entschlossen auf ein Happy End für sie beide. Nene’s Sprache ist oft derb, direkt und schonungslos ehrlich, aber hinter ihrer rauhen Fassade verbirgt sich eine zarte Seele und das hat Boris auch ganz schnell erkannt.

Dieses eindrucksvolle Debüt von Annika Büsing, habe ich in kürzester Zeit gelesen und empfehle die Geschichte gerne weiter.

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Veröffentlicht am 09.07.2024

Ida‘s Geschichte

Windstärke 17
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Wer sich nach dem tollen Debüt von Caroline Wahl eine Fortsetzung gewünscht hat, der hat sie jetzt mit „Windstärke 17„ bekommen.

Ein paar Jahre sind ins Land gegangen und Tilda unsere Hauptprotagonistin ...

Wer sich nach dem tollen Debüt von Caroline Wahl eine Fortsetzung gewünscht hat, der hat sie jetzt mit „Windstärke 17„ bekommen.

Ein paar Jahre sind ins Land gegangen und Tilda unsere Hauptprotagonistin aus dem 1. Teil hat mit Viktor eine Familie gegründet und lebt in Hamburg. Der plötzliche Tod der Mutter hat Ida nachhaltig traumatisiert. Als ihre Schwester ihr eine Fahrkarte nach Hamburg schickt, kann Ida sich jedoch nicht überwinden Zuflucht bei Tilda , Viktor und den Kindern zu suchen. Sie muss ihren eigenen Weg finden mit der Trauer fertig zu werden.

So landet sie auf Rügen, lernt Marianne und Knut und Leif kennen, und diese zunächst fremden Menschen werden schnell zu Freunden und auch zu einer Art Familie für Ida.
Und neben dem ganzen Leid, darf Ida sich zum ersten Mal richtig verlieben.

Die Geschichte ist hoch emotional. Die Autorin schafft es wieder, dass man sich sehr gut in die Charaktere einfühlen kann. Ich mochte 22 Bahnen allerdings ein kleines bisschen lieber.

Ich hätte mir wirklich gewünscht, dass in diesem Buch auch die Hintergründe der anderen Figuren vertieft worden wären. So lag der Fokus doch sehr auf Ida und der Überwindung ihres Traumas.

Eventuell wären 100 Seiten mehr besser gewesen, aber vielleicht gibt es ja auch nochmal eine Fortsetzung…..

Mir lag der Roman als Hörbuch vor. Die Sprecherin Maximiliane Häcke war eine sehr gute Wahl für die Vertonung dieser Geschichte.

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Veröffentlicht am 01.07.2024

Warmherzige Mutter - Tochter Geschichte

Graceland – Die Geschichte eines Sommers
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In „Graceland“ geht es auf den 1. Blick um einen besonderen Roadtrip. Loralynn wünscht sich zu ihrem siebzigsten Geburtstag, dass ihre Tochter mit ihr zu dem berühmten Wohnort von Elvis, dem King of Rock’n’Roll ...

In „Graceland“ geht es auf den 1. Blick um einen besonderen Roadtrip. Loralynn wünscht sich zu ihrem siebzigsten Geburtstag, dass ihre Tochter mit ihr zu dem berühmten Wohnort von Elvis, dem King of Rock’n’Roll nach Memphis fährt. So lange Grace zurückdenken kann, ist ihre Mutter ein fast schon fanatischer Elvis Fan und Grace graut ein bisschen vor der langen Reise, immerhin 1000 Meilen, die sie mit Loralynn überstehen müsste, denn Mutter und Tochter haben sich im Laufe der Zeit immer weiter entfremdet. Schon das Outfit der Amerikanerin mit asiatischen Wurzeln ist mehr als schräg. Mehrere Schichten Make-up, künstliche Wimpern, Paillettenhosen und eine Priscilla Presley Perücke verwandeln Grace‘s Mutter in ein Fangirl, mit dem man als Tochter schnell zur Außenseiterin wird.

Natürlich gehört auch die Elvis Playlist auf der Fahrt zum Pflichtprogramm. Das alles will gut überlegt sein, doch schließlich willigt Grace ein.

Sie selbst hat gerade eine Trennung zu verdauen, und so spielt sie schicksalsergeben den Chauffeur für ihre Mutter in dem angemieteten lila Cabriolet.

Der Roadtrip läuft allerdings anders als erwartet. Die Mutter hat die Stationen bis Memphis genau geplant und da ist manche unerwartete Überraschung mit dabei. Es schwingt immer etwas Humor in der Geschichte mit, aber Mutter und Tochter haben auch ernste Themen und diese Reise verändert beide und ihre Beziehung zueinander nachhaltig.

Ich mochte beide Frauen und konnte mich trotz ihrer Besonderheiten gut in sie einfühlen. Vieles in der Vergangenheit ist ziemlich schief gelaufen und man erfährt auch die Anfänge der „Elvis- Passion“. Das Ende war mir zu schnell erzählt und leider auch ein wenig zu seicht. Bis zu diesen letzten Seiten hatte die Geschichte erstaunlich viel Tiefgang.

Insgesamt mochte ich den Roadtrip nach Graceland aber und hatte eine schöne Lesezeit.

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Veröffentlicht am 22.06.2024

Amrum- Ein Erinnerungsroman

Amrum
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Der bekannte deutsche Regisseur Hark Bohm hat zusammen mit Co Autor Philipp Winkler einen Roman geschrieben, in dem er viel Selbsterlebtes auf seinen jungen Helden Nanning übertragen hat. Genau wie Nanning ...

Der bekannte deutsche Regisseur Hark Bohm hat zusammen mit Co Autor Philipp Winkler einen Roman geschrieben, in dem er viel Selbsterlebtes auf seinen jungen Helden Nanning übertragen hat. Genau wie Nanning wurde auch Hark Bohm in Hamburg geboren und hat seine Kindheit während des 2. Weltkrieges auf Amrum verbracht. Nanning lebt mit seiner Mutter, einer überzeugten, fanatischen Nationalsozialistin und seiner regimekritischen Tante Ena, sowie seinen beiden Geschwistern unter einem Dach. Die Familie ist arm, die Mutter hochschwanger und zwischen seiner Tante und ihrer Schwester gibt es immer wieder heftigen Streit. Dann flüchtet sich Nanning zu seinem besten Freund Hermann und dessen Opa Arjan.

Nanning lernt durch die Not früh Verantwortung zu übernehmen. Als ältester Sohn fühlt er sich mit seinen gerade mal 12 Jahren als Versorger der Familie und organisiert mit Geschick und Beharrlichkeit oft bis zur eigenen Erschöpfung Nahrungsmittel für den heimischen Haushalt. Die Mutter, die durch die Schwangerschaft sehr erschöpft ist, schafft es trotzdem noch, die Bäuerin bei der ihr Sohn hilft, um sich Lebensmittel zu verdienen, anzuschwärzen, weil diese sich „wehrkraftzersetzend„geäußert hat, woraufhin Nanning bei nächster Gelegenheit vom Hof gejagt wird. Verzweifelt setzt Nanning alle Energie ein, der Familie doch noch etwas Essbares nach Hause zu bringen.

Hitler‘s Tod ist ein Schock für die Mutter und das Leben auf Amrum ändert sich natürlich drastisch durch den Einmarsch der Briten, die jetzt das Kommando haben. Unter den zurückkehrenden Soldaten ist dann auch Nanning‘s Vater.

Ich mochte diesen eindrücklichen und ruhigen Roman, der nochmal deutlich macht, was Kinder im Krieg leisten. Nanning ist noch zu jung, um die politische Haltung seiner Eltern zu hinterfragen. Er liebt seine Mutter bedingungslos und ist irritiert, warum man ihm als Kind seiner Familie oft mit Mißtrauen begegnet. Dieser Roman ist auch eine Hommage an die Insel Amrum. Die Autoren beschreiben sehr liebevoll die artenreiche Natur und die eigensinnigen, oft etwas wortkargen aber herzlichen Bewohner.

Torben Kessler hat diesen Erinnerungsroman hervorragend friesisch vertont, was der Geschichte noch zusätzlich Authentizität verschafft hat.

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Veröffentlicht am 20.06.2024

Von wegen Familienidylle im Sommerhäuschen

Sommerhaus am See
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Dieser Familienroman ist alles andere als leicht. Familie Starling trifft sich ein letztes Mal im Sommerhäuschen der Eltern Lisa und Richard, weil diese entschieden haben zur Pensionierung nach Florida ...

Dieser Familienroman ist alles andere als leicht. Familie Starling trifft sich ein letztes Mal im Sommerhäuschen der Eltern Lisa und Richard, weil diese entschieden haben zur Pensionierung nach Florida umzusiedeln und ihren Besitz am Christopher Lake in North Carolina aufzugeben.



Hier hat die Familie viele glückliche Sommer verbracht. Die erwachsenen Söhne Michael und Thad reisen mit ihren Partnern an. Michael ist mit seiner Frau Diane gekommen, die er sogar am See kennengelernt hat und Thad hat seinen Lebenspartner Jake mitgebracht. Es könnte ein harmonisches und friedvolles Wochenende werden. Doch dann passiert ein tragisches Unglück am See, bei dem ein kleiner Junge stirbt und alles Leid, dass die Familienmitglieder mit sich herumschleppen, wird an die Oberfläche gespült. Michael ist schwerer Alkoholiker, unglücklich im Job und hochverschuldet. Jetzt wird er auch noch Vater, obwohl er mit Diane die Vereinbarung hatte keine Kinder in die Welt zu setzten. Sein Bruder Thad hat sich nach Depressionen mehrfach versucht das Leben zu nehmen und ist ständig bekifft. Außerdem lebt sein Freund Jake seine Lust in einer offenen Beziehung aus, mit der Thad nicht umgehen kann. Und auch bei den Eltern ist nicht alles in Ordnung. Lisa hat entdeckt, dass Richard fremdgegangen ist und beide trauern noch um ihr erstes Kind, dass nur 1 Monat alt geworden ist.



Der Autor schafft tiefgründige Figuren und zeichnet ein gesellschaftskritisches Bild des heutigen Amerika. Dabei gelingt es ihm Klischees und Kitsch zu vermeiden. Trotzdem war mir der Schluss zu versöhnlich. Es passte nicht zu der Menge an Leid und Düsternis, die sich durch den Roman ziehen und wirkt am Ende leider nicht mehr ganz authentisch.

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