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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.10.2017

Kindermafia

Missbrauchte Seelen
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Der Berliner Hauptkommissar Ralf Ziether musste sich auf eigenen Wunsch nach einem besonders belastenden Fall eine Auszeit nehmen, um mit Hilfe eines Therapeuten das Geschehene zu verarbeiten. Nach einem ...

Der Berliner Hauptkommissar Ralf Ziether musste sich auf eigenen Wunsch nach einem besonders belastenden Fall eine Auszeit nehmen, um mit Hilfe eines Therapeuten das Geschehene zu verarbeiten. Nach einem Vierteljahr fühlt er sich wieder stark genug für einen Wiedereinstieg. Zusammen mit der sympathischen Kollegin Britt Bredehorst soll er dem systematischen Kinderhandel aus dem osteuropäischen Raum auf die Spur kommen. Brisanterweise wird ein Maulwurf in den eigenen Reihen vermutet, so dass äußerste Vorsicht geboten ist.

Die Erzählperspektive wechselt dann laufend zu der eines verschleppten Mädchens beziehungsweise zu einem afrikanischen Sportfunktionär, der sich wegen diffuser Rachegelüste in dem kriminellen Gestrüpp verfangen hat. Auf diese Weise ergeben sich einige Nebenerzählstränge, die spannend das Wüten der deutschen Kolonialmacht in Afrika ausleuchten, oder aber auch schonungslos das entwürdigende Schachern um Stimmen bei der Ausrichtung internationaler Sportwettkämpfe anprangern.

Dieser Krimi ist sehr vielseitig, wobei die Charaktere der beiden Ermittler erfrischend natürlich bleiben. Es werden keine Schrullen in den Vordergrund geschoben, um die Personen künstlich interessant zu machen und ihre Ermittlungsarbeit wird genauso dargestellt, wie sie wahrscheinlich in der Realität tagtäglich vonstatten geht, nämlich akribisch und in kleinsten Erfolgsschritten bis der grosse Durchbruch kommt.

"Missbrauchte Seelen" von Stephan Leenen ist ein Krimi, der einen nicht loslässt, vor allem, weil der skrupellose Umgang der Kindermafia schonungslos beschrieben wird und mit Sicherheit nicht weit von der Realität entfernt ist.

Veröffentlicht am 29.10.2017

Voller Überraschungen

Pepe S. Fuchs - Mumienjäger
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Unser Held, der Motorradfahrende Feldjäger Pepe S. Fuchs, taucht erst relativ spät in dem Krimi auf. Er muss sich noch von seinem letzten Abenteuer erholen und seine gebrochenen Knochen heilen lassen. ...

Unser Held, der Motorradfahrende Feldjäger Pepe S. Fuchs, taucht erst relativ spät in dem Krimi auf. Er muss sich noch von seinem letzten Abenteuer erholen und seine gebrochenen Knochen heilen lassen. Aber der Leser hatte schon mit einem atemberaubenden Flugzeugabschuss in der Nähe von Guernsey zu tun, und ein geheimnisvolles chinesisches Duo liegt in den Startlöchern zu bösen Taten bereit. Auch in Deutschland formiert sich eine schlagkräftige Rockergang und Pepes ewiger Erzfeind, Oberbootsmann Candy Schulze, um in weiteren Handlungssträngen für spannende Action zu sorgen. "Pepe S. Fuchs - Mumienjäger" ist zu einem regelrechten Pageturner geworden. Ich muss sagen, der Autor Steffen Schulze steigert sich von Folge zu Folge. Die Handlung wirkt ausgereifter und realer, wird kunstvoller verwoben. Und ausgerechnet die letzte Seite bietet einen neuen, explosiven Höhepunkt, der leider erst im nächsten Buch seine Fortsetzung finden wird. Hoffentlich wird die Wartezeit nicht zu lange!

Veröffentlicht am 03.10.2017

Eselsmärchen

Pawlowa
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Ein englischer Gelehrter, genannt Mr.B, rettet in Peschawar ein niedliches Eselfohlen, das er wegen seiner langen Beine in Anlehnung an die großartige Tänzerin Pawlowa nennt. Allerdings hat er nun ein ...

Ein englischer Gelehrter, genannt Mr.B, rettet in Peschawar ein niedliches Eselfohlen, das er wegen seiner langen Beine in Anlehnung an die großartige Tänzerin Pawlowa nennt. Allerdings hat er nun ein Transportproblem und so entschließt er sich, den weiten Weg in die Heimat zu Fuß anzutreten. Er trifft auf die unterschiedlichsten Menschen, die ihm helfen. So wird es eine märchenhafte Reise durch verschiedenste Länder mit glücklichem Ausgang.

"Pawlowa" ist ein kleines, handliches Büchlein, das es aber in sich hat. Der schrullige Mr.B und die sanfte Pawlowa erobern das Herz des Lesers im Sturm und lassen ihn in der Lesezeit in eine bunte, heile Welt abtauchen. Ganz besonderes Augenmerk sollte man auf die pointierten Zeichnungen der Illustratorin Sally Ann Lasson lenken. Mit minimalem Federstrich und großem Humor fängt sie Stimmung von Mensch und Esel ein, und wenn man genau hinschaut, vermeint man in Mr. B sogar eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Autor Brian Sewell zu entdecken.

Veröffentlicht am 03.10.2017

Blutig

Durst
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"Durst", der neueste Fall von Harry Hole, hat mich nicht losgelassen bis ich die letzte Seite intus hatte. Eigentlich möchte Hole das Leben an der Seite seiner grossen Liebe und Ehefrau Rakel geniessen, ...

"Durst", der neueste Fall von Harry Hole, hat mich nicht losgelassen bis ich die letzte Seite intus hatte. Eigentlich möchte Hole das Leben an der Seite seiner grossen Liebe und Ehefrau Rakel geniessen, aber von seinem alten Chef Bellmann, der seine ehrgeizigen beruflichen Ziele verwirklichen will, wird er förmlich in die aktuelle Mordermittlung gezwungen.


Es geht ein Serienmörder in Oslo um. Die Opfer sucht er sich gezielt in der Online-Dating-App Tinder. Weil der Täter die Frauen ausbluten lässt, rückt er aus Sicht der Psychologen schnell in den Bereich Vampirismus. Harry kann sich ein spezielles Sonderermittlerteam zusammenstellen, und so fällt seine Wahl auf einen Psychologen, der dieses Spezialthema ausgiebig erforscht hat. Die Mördersuche ist für Harry auch der wahr gewordene Alptraum eines nie gelösten Falles, der ihn jetzt erneut heimsucht. Als der Fall scheinbar gelöst ist,kommen Zweifel auf und die Untersuchungen gehen weiter und weiter. Immer tiefer wird der Leser in den fesselnden Sog der Ermittlung gezogen, und immer wenn man meint, die Lösung gefunden zu haben, geht es dennoch ein Stück weiter bis schließlich zum atemberaubenden Showdown, wo alles daraufhin deutet, dass Harry seinen Meister gefunden hat.....

Jo Nesbo hat eine unvergleichliche Art, die Neugier des Lesers nie erlahmen zu lassen. Seine handelnden Personen sind gut charakterisiert und weit davon entfernt, Stereotypen zu sein. Sowohl die knisternde Anziehung als auch unterschwellige Animositäten schimmern zwischen den Zeilen durch, ohne dass sie explizit breit gewalzt werden müssen. Mir gefällt der flüssige Schreibstil des Autors, seine Fähigkeit, den Leser bei der Stange zu halten ohne auf billige Cliffhanger zurückgreifen zu müssen und nicht zuletzt der Erfindungsreichtum, der dieser Story immer neue, überraschende Wendungen bereitet. Ich bin absolut begeistert von diesem Krimi!

Veröffentlicht am 12.09.2017

Witzig und berührend

Der Vater, der vom Himmel fiel
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Durch eine Leseprobe bin ich auf das Buch "Der Vater, der vom Himmel fiel" von J.Paul Henderson aufmerksam geworden. Ich war sofort von dem absolut trockenen Humor begeistert, mit dem eine schlichte Beerdigung ...

Durch eine Leseprobe bin ich auf das Buch "Der Vater, der vom Himmel fiel" von J.Paul Henderson aufmerksam geworden. Ich war sofort von dem absolut trockenen Humor begeistert, mit dem eine schlichte Beerdigung für den Leser zu einem Event skurriler Typen avenciert.

Der Verstorbene, Lyle Bowman, kann sich für eine begrenzte Zeitspanne seinem jüngsten Sohn Greg zeigen und gemeinsam werden noch offene Fragen abgearbeitet. Als Inhaltsangabe gibt das nicht viel her, aber die einzelne Personen sind sehr lebhafte Charaktere mit ganz ausgefallenen Eigenschaften. Erzählt wird aus der Perspektive Gregs. Schnell wird klar, dass er von klein auf keine Verbote akzeptieren konnte. In der Jugend war er eifriger Drogenkonsument und crashte im Rausch beinahe die Hochzeitszeremonie seines großen Bruders Billy, übrigens einer meiner liebsten Stellen in dem Buch.

Der amerikanische Autor ist gebürtiger Brite, und in meinen Augen atmet jede seiner Zeilen britischen Humor der trockensten Art. Ich habe das Buch von Anfang bis Ende genossen. Es war genauso so unterhaltsam, wie es mir die Leseprobe schon versprach. Allerdings habe ich nicht damit rechnen können, wie sehr der Roman auch mein Herz berührte. Im Verlauf der Handlung, unter der Führung seines Vaters, durchlebt Greg eine Wandlung zu einem einfühlsamen Mann, dem plötzlich mit erschreckender Klarheit die Fehler seiner Kindheit und Jugend vor Augen stehen. Nun setzt er alles daran, die Beziehung zu seiner Familie einzurenken. Auch Billy findet zu sich selbst und zu einem Leben, dass seinen Fähigkeiten entspricht. Besonders gut haben mir auch die Stellen gefallen, wo beide sich um den wirklich kauzigen, griesgrämigen Onkel Frank kümmern.

Man findet selten ein so unterhaltsames Buch, das zugleich so innig daherkommt. Deswegen vergebe ich begeisterte 5 Lesesterne.