Niclas Seydacks Werk ist eine Zeitreise durch die Höhen und Tiefen der Millennial-Generation. Mit einem nostalgischen Blick auf die 90er Jahre – eine Zeit der Lego-Bauten, Nutellabrote und familiären Samstagabende vor dem Fernseher bei “Wetten, dass…?” – fängt Seydack die Unbeschwertheit einer Ära ein, die kurz vor der Jahrtausendwende stand. Doch die Idylle wird jäh unterbrochen durch globale Ereignisse wie den 11. September 2001, die die Generation in eine neue Realität katapultieren.
Seydack beschreibt eindrucksvoll, wie die Millennials von der letzten analogen Kindheit in eine digitale Welt übergehen, in der ICQ die ersten Liebesbotschaften übermittelt und Likes die handgeschriebenen Liebesbriefe ersetzen. Die gemeinsamen Erlebnisse verlagern sich vom Reiterhof zu Trichtersaufen und Schweigeminuten in der Schule. Es ist eine Generation, die geprägt ist von unbezahlten Praktika, verkürztem Studium und einem Berufsstart im Lockdown.
Trotz der Herausforderungen gibt es Lichtblicke: Lena’s Sieg beim Eurovision Song Contest und Mario Götze’s entscheidendes Tor, das Deutschland zum WM-Titel führt. Diese Momente sind jedoch nur kurze Unterbrechungen einer ansonsten von Krisen geprägten Zeit, die Seydack als “Dauerkrise” bezeichnet.
Die Pandemie markiert einen weiteren Wendepunkt, der die Millennials in die Isolation winziger Wohnungen zwingt, während die Mietpreise in schwindelerregende Höhen klettern. Seydack gelingt es, diese “kalte Zeit” mit einer neuen Sensibilität und einem Hauch von Wärme zu erzählen. Er zeigt auf, wie die Welt sich mehrmals wandelt, während die Millennials erwachsen werden.
Insgesamt ist Seydacks Autobiographie ein lebendiges Porträt einer Generation, die sich ständig anpassen muss und dabei ihre eigene Identität und ihren Platz in der Welt sucht. Es ist eine Geschichte von Resilienz, digitalen Durchbrüchen und der Suche nach Stabilität in einer sich schnell verändernden Welt. Und durch all das schimmert immer wieder ein Funken Hoffnung – so wie “Wetten, dass…?” seine Comebacks feiert, findet auch die Millennial-Generation immer wieder Wege, sich neu zu erfinden und voranzukommen. Eine GEILE ZEIT, in der Tat.