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Veröffentlicht am 06.10.2021

Eine Liebesgeschichte auf Jersey

Die Übersetzerin
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Liebe begegnet uns überall - im realen Leben, aber auch in der Fiktion. Tragisch wird es immer dann, wenn diese Liebe eigentlich gar nicht sein soll. Ein Motiv, für das in vielen Büchern gern als Schauplatz ...

Liebe begegnet uns überall - im realen Leben, aber auch in der Fiktion. Tragisch wird es immer dann, wenn diese Liebe eigentlich gar nicht sein soll. Ein Motiv, für das in vielen Büchern gern als Schauplatz der zweite Weltkrieg gewählt wird. So auch hier: die jüdische Österreicherin Hedy verliebt sich auf der Kanalinsel Jersey in den deutschen Oberstleutnant Kurt. Hedy ist hin- und hergerissen zwischen ihren Gefühlen und der Vernunft, dass eine solche Verbindung nicht sein darf. Sie wird meiner Meinung nach authentisch: nicht immer nur nett, sondern auch etwas eigensinnig, mit Ecken und Kanten. Das macht sie als Charakter interessant. Ebenso verhält es sich mit Kurt. Er ist nicht überzeugt vom Krieg, wie sicher viele Männer zu der Zeit, die den Krieg erleben mussten.

Besonders für mich und somit auch ein Grund das Buch zu lesen war aber, dass die Geschichte auf Jersey spielt, der größten englischen Kanalinsel zwischen England und Frankreich. Einige schöne Orte der Insel werden schön beschrieben, dass man es sich gut vorstellen kann, wie es ist, auf der Insel zu leben. Jedoch hätte dies noch viel ausführlicher passieren können! Das hat mich ehrlich gesagt etwas enttäuscht.
Ebenso verhält es sich mit den Auswirkungen des Krieges auf die Insel. Man erfährt leider kaum etwas, zur politischen Auseinandersetzung zwischen London und der Besatzung. Der Handlungszusammenhang wird zeitlich eingeordnet, indem z.B. der Russlandfeldzug erwähnt wird. Und am Rande sind manche Themen wie der große Hunger der armen Bevölkerung angerissen, wie und was z.B. Hedy isst oder dass verschiedene Dinge wie bspw eine Zeitung plötzlich sehr kostbar sind, weil man so viel damit machen kann. Leider war mir dies alles etwas zu wenig ausgeprägt.

Und so kann ich sagen, dass das Buch eine schöne Liebesgeschichte erzählt. Allerdings könnte diese, obwohl sie auf wahren Begebenheiten beruht, fast überall zu Zeiten des zweiten Weltkriegs stattfinden. Die Chance, Jersey als besonderen Schauplatz zu nutzen, wurde leider nicht ausreichend genutzt.

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Veröffentlicht am 23.09.2021

Ursprüngliche Erziehungsmethoden neu gedacht

Kindern mehr zutrauen
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Die Chemikerin und Wissenschaftsjournalistin Michaeleen Doucleff wollte, wie sonst auch in ihrem Leben, wissenschaftlich ans Thema Kindererziehung herangehen. Als sie jedoch am Morgen nicht einmal mehr ...

Die Chemikerin und Wissenschaftsjournalistin Michaeleen Doucleff wollte, wie sonst auch in ihrem Leben, wissenschaftlich ans Thema Kindererziehung herangehen. Als sie jedoch am Morgen nicht einmal mehr aufstehen wollte - aus Angst vor dem Tag mit ihrer Tochter - wusste sie, dass sich etwas ändern müsste und die einschlägigen Erziehungstipps für sie einfach nicht wirkten. Doch erst als sie auf einer ihrer Forschungsreisen zufällig auf Yucatan beobachtet, dass es auch spielend leicht zu gehen scheint, ein Kind großzuziehen, begann sie zu recherchieren. Dabei entdeckte sie, dass vieles von dem, was wir in der westlichen Erziehungskultur als richtig und wichtig erachten, oft keine wissenschaftlich verlässliche Grundlage hat und auch oft eigentlich nicht funktioniert.
Was liegt also näher, als Menschen um Rat zu fragen, die nicht den Unmengen an Ratschlägen der westlichen “weird“ (dt. komischen) Kultur ausgesetzt sind? Doucleff reist daher mit ihrer Tochter u.a. zu den Maya, Inuit und den Hadza in Afrika, um altes Menschheitswissen neu zu beobachten und zu erlernen. Dabei behandelt sie u.a. Themen wie Hilfsbereitschaft, Spielzeug, Lob, Kontrolle, Machtkämpfe zwischen Eltern und Kindern, Schlafen, Schimpfen.

Da ich selbst zwei kleine Kinder habe und unsre Dreijährige in manchem recht stark Michaeleen Doucleffs Tochter ähnelt, hat mich das Buch gleich angesprochen. Ich war äußerst gespannt!
Vieles, was Doucleff beschreibt, macht unsere Kleine momentan auch! Doucleff argumentiert, unsre neumodisch denkende Gesellschaft will so vieles von unseren Kindern. Es soll alles “funktionieren“ und das am besten nach einem Schema! Aber das entspricht nicht wirklich unsrer Biologie! Daher findet sie es viel sinnvoller, darauf zu schauen, wie es ursprünglich war bzw was sonst passend sein könnte, dass Kinder in ihrem Aufwachsen gut begleitet werden, ohne dass wir Eltern völlig am Ende mit unseren Nerven und unserer Energie sind.
Doucleff zieht als eine ihrer Hauptaussagen aus ihren Beobachtungen und Erfahrungen bei den indigenen Völkern, dass wir im Westen zu “kindzentriert“ seien und dass stattdessen ein “erwachsenenzentrierter“ bzw “familienzentrierter“ Umgang erstrebenswerter sei. Sie relativiert, dass dies natürlich nicht im selben Umfang möglich sei, wie bei den zuvor angesprochenen indigenen Völker. Jedoch sollten auch die Eltern zufrieden sein, ihre Aufgaben schaffen können und nicht ständig Dinge tun (müssen), um das Kind zu bespaßen, obwohl sie selbst keine Lust darauf haben. Wie so oft ist hier sicherlich der Mittelweg sinnvoller, denke ich. Unsere Kultur erlaubt es uns nicht allumfänglich, so zu leben wie bspw. die Maya. Aber unsre eigenen Bedürfnisse bzw. die der Familie sind auch wichtig und dürfen nicht immer und überall dem Kind untergeordnet werden - außer wir wollen uns kleine Narzissten großziehen. Doucleffs TEAM-Konzept (Teamwork, Ermutigung, Autonomie, Minimales Eingreifen) finde ich daher sehr spannend.
Das Kind als Teil des TEAMS zu erziehen finde ich sehr schlüssig und denke, dass sich das auch in vielen Bereichen, z.B. in der Küche, gut umsetzen lässt. So sollten laut Doucleff, wie bei den Urvölkern, die Kinder z.B. beim Essenzubereiten mit einbezogen werden. Ganz neu ist diese Idee nun nicht, denn es gibt hierzulande schon noch Familien, in denen dies so gehandhabt wird. Jedoch geht dieses Verhalten in den USA aber auch bei uns immer mehr verloren, wie ich in beiden Ländern schon beobachten konnte. Daher finde ich es sehr gut, den Fokus wieder etwas mehr ins Zentrum zu rücken: Nicht eltern-, nicht kind- sondern familienzentriert.

Andererseits darf ein Kind meiner Meinung nach jedoch auch Wünsche haben und wenn ich meinem Kind eine große Freude damit mache, mit ihm z.B zu basteln, dann teile ich die Freude hin und wieder auch gerne, obwohl ich im ersten Moment vielleicht keine Lust dazu habe. Von den Übungen haben wir jetzt auch schon einige ausprobiert und es klappt bisher in mehreren Bereichen viel besser als vorher.

Was mir an Doucleffs Buch leider nicht ganz so gut gefiel, ist der typisch amerikanisch-reißerisch sich-selbst-lobende Stil der Autorin in der Einleitung. Von allem ein klein wenig zu viel “awesome“, mit dem Buch den heiligen Grahl in Händen zu halten. Die Autorin relativiert dies zwar an der ein oder anderen Stelle etwas, aber es ist mir persönlich trotzdem etwas zu viel des Eigenlobs.
Im Laufe des Buchs ist dies jedoch zum Glück nicht mehr im selben Ausmaß zu spüren. Grundsätzlich ist es ja sehr zu befürworten, dass Doucleff viel zitiert und ihre Quellenangaben diverse Seiten füllen, jedoch verkauft sie manches zunächst so, als ob sie es selbst herausgefunden hätte, um dann doch auch Experten zu zitieren. Das stört mich persönlich etwas, schmälert jedoch glücklicherweise nicht sonderlich den Inhalt.
Manche Konzepte und Ideen waren mir “weird“ Westlerin neu, die ich auch sehr überzeugend fand und gerne ausprobieren will. Was mir allerdings gefehlt hat sind mehr Tipps zum Umgang mit mehreren Kindern. Das wird leider nur am Rande thematisiert, aber da Doucleff nur eine Tochter hat, wäre es aus ihrer Erfahrung heraus natürlich nicht möglich, darauf aus ihrer Sicht näher einzugehen.

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Veröffentlicht am 08.09.2021

Für eine gelungene Sommerparty

Willkommen beim Sommerfest!
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Die nächste Party kann kommen! Im Freien möchte man sich derzeit ja viel lieber treffen als drinnen. Und so bietet sich ein Sommerfest gerade buchstäblich an. Mit guten Ideen versorgt einen dabei “Willkommen ...

Die nächste Party kann kommen! Im Freien möchte man sich derzeit ja viel lieber treffen als drinnen. Und so bietet sich ein Sommerfest gerade buchstäblich an. Mit guten Ideen versorgt einen dabei “Willkommen beim Sommerfest!“ von Reader's Digest. Denn darin finden sich allerlei Ideen für erfrischende Getränke, leckere Speisen und sommerliche Dekorationen.

Gut gefällt mit der Einband, ideal für ein Kochbuch. Und das Titelbild stimmt einen gleich freudig. Lediglich die Schriftart ist nicht so ganz mein Fall. Für mich sieht es dadurch leider eher altmodisch aus. Eine angenehme Dicke der Seiten wie hier, finde ich bei Kochbüchern immer sehr wichtig und angenehm.

Da bei uns noch verschiedene Feste anstehen, probierte ich aus den unterschiedlichen Kategorien Rezepte aus. Und was soll ich sagen? Alles schmeckt uns sehr gut! Und auch die Dekotipps machen gut was her!

Eine gelungene Mischung aus bewährt-bekannten Rezepten und Ideen sowie neuen Anregungen. Lohnt sich!

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Veröffentlicht am 21.06.2024

Was in Abwesenheit einer Mutter passiert

Mutterhunger
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Wie wichtig eine Mutter für ihr Kind ist, kann man an verschiedensten Beispielen beobachten. Dies soll die Rolle der Väter in keinerlei Art und Weise in Abrede stellen. In Kelly McDaniels Buch geht es ...

Wie wichtig eine Mutter für ihr Kind ist, kann man an verschiedensten Beispielen beobachten. Dies soll die Rolle der Väter in keinerlei Art und Weise in Abrede stellen. In Kelly McDaniels Buch geht es jedoch ausschließlich um die Rolle der Mutter, vor allem in Bezug auf die Bindung.

Der Titel "Mutterhunger" ist eine Wortschöpfung der Autorin, der sehr anschaulich beschreibt, wie alle Menschen - speziell zu Beginn ihres Lebens - "Hunger" auf grundlegende Dinge haben. Dies sind laut der Autorin vornehmlich Fürsorge, Schutz und Führung. Wird dieser Hunger gar nicht oder nur unzureichend gestillt, sei es weil die Mutter abwesend ist oder aufgrund von verschiedenen anderen Gründen, ergeben sich laut der Autorin verschiedenste Schwierigkeiten, die bis ins Erwachsenenalter Probleme bereiten.

Anhand von verschiedenen Beispielen beleuchtet die Autorin die Folgen des "Mutterhungers". Darüber hinaus werden viele wissenschaftliche Quellen erläutert und genannt, was ich aus Beleggründen sehr positiv finde. Leider leidet darunter jedoch die Lesbarkeit etwas. Außerdem scheint die Autorin die Leserschaft nur bedingt an ihrer spezifischen Expertise teilhaben zu lassen, da sie wenig Lösungsmöglichkeiten aufzeigt, wie der "Mutterhunger" im Erwachsenenleben gestillt werden könnte. Sie wiederholt sich vielmehr in ihren Ausführungen und scheint keine "unwissenschaftlichen" Thesen aufstellen zu wollen, die sie nicht per Studie nachgewiesen hat.

Ein spannender Ansatz, der leider etwas an der Oberfläche bleibt und wenig Problemlösemöglichkeiten aufzeigt. Wissenschaftlich gut belegt, aber leider etwas anstrengend zu lesen.

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Veröffentlicht am 19.06.2024

Kein gewöhnlicher Liebesroman

Weil ich an dich glaube – Great and Precious Things
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Liebesromane sind in der Regel nicht sonderlich überraschend. Zumeist weiß man schon zu Beginn, wer ein Paar wird und wie der Roman enden wird. Und so gibt es auch hier keine ganz großen Überraschungen, ...

Liebesromane sind in der Regel nicht sonderlich überraschend. Zumeist weiß man schon zu Beginn, wer ein Paar wird und wie der Roman enden wird. Und so gibt es auch hier keine ganz großen Überraschungen, was die Liebesgeschichte angeht. Denn Cam ist in seine Heimatstadt Alba, Colorado zurück gekehrt, obwohl er hier nicht gerne gesehen wird. Im Gegensatz zu seinen Brüdern, wurde er nämlich immer als Rebell und Störenfried angesehen. Daher sorgt auch seine Rückkehr zu seinem kranken Vater nicht gerade für große Begeisterung. Außer bei Willow, mit der er früher gut befreundet war.

In Rebecca Yarros Roman ist außer der Lebergeschichte nicht alles vorhersehbar -zum Glück. Denn zum Liebes-Plot gesellen sich so einige Überraschungen. Und darüber hinaus werden auch Themen wie Sterbehilfe, die Pflege der älter gewordenen Eltern und Trauer um Angehörige thematisiert.

"Fourth Wing" der Autorin hat mir sehr gut gefallen. Und ihren Ausflug ins Liebesgenre finde ich ebenfalls sehr gelungen.

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