Hat die Lieblingsbücherliste (wie Wellen) im Sturm erobert
Wie Wellen im SturmDas Buch „Wie Wellen im Sturm“ hat mich, dass muss ich einfach sagen, rundum begeistert. Für mich sind die wichtigsten Dinge in einem Buch der Schreibstil, ob ich mit den Figuren also wirklich mitfiebern ...
Das Buch „Wie Wellen im Sturm“ hat mich, dass muss ich einfach sagen, rundum begeistert. Für mich sind die wichtigsten Dinge in einem Buch der Schreibstil, ob ich mit den Figuren also wirklich mitfiebern kann und schön beschrieben wird, die Charaktere an sich, also die Vielseitigkeit, etc. und, ob sich Charaktere entwickeln und ihre Handlungen logisch sind. Und natürlich die Handlung an sich ;)
Fangen wir mit dem Schreibstil an: Kurz und knapp? Genial. Ich liebe die Art, wie Louises Gedanken beschrieben wurden und dann die häufig poetisch oder kreativ erklärenden oder beschreibenden Dinge – die haben mich gekriegt. Beispiel? „„Erst ist da nur ein weißes Blatt und dann… füllt man es mit Wörtern. Mit Leben.“ (S.91)
oder: „In der Schule fühle ich mich manchmal wie ein Molekül, das von allen anderen abgestoßen wird. Ein Fehler in der Matrix, nur so kann ich dieses Phänomen beschreiben. Während alle anderen ständig zusammenkleben wie gr0ße Molekülhaufen, passe ich einfach nicht dazu“ (S. 22). Aber auch, wie Kimari sich immer mehr in Louises Kopf einschaltet finde ich wunderbar. Unterhaltsam und auf den Punkt gebracht, witzig und frech.
Sicher hilft es auch, dass ich mich so gut mit Louise identifizieren kann. Ihr Charakter ist super aufgebaut, und dass auch mit Kleinigkeiten, die sie wunderbar charakterisieren – etwa, dass sie Noise Cancelling Kopfhörer trägt. Auch viele andere Charaktere sind logisch und vielseitig aufgebaut. Allerdings fehlt mir vor allem zum Ende hin die Schlüssigkeit bei Mikas Charakter. Der Plot kommt am Ende generell etwas plötzlich, und auch, dass Louise sofort wieder Mika verzeiht, hat mich etwas gestört… Denn wenn man Wochen nicht geredet hat, und verletzt war, ist man glaube ich etwas unsicher, ob man das jetzt noch will.
Dennoch habe ich das Buch am Ende nicht mehr aus der Hand legen können. Louises Geschichte hat mich sehr berührt, auch aufgrund meiner eigenen Vergangenheit. Ich habe mein jüngeres Ich in Louise wiedergefunden und fand in dem Kontext die Gefühle, die sie hat, sehr gut umschrieben, etwa das Gefühl nach einem Coming Out „Das hier sollte kein großes Ding sein, sondern völlig normal. Schließlich leben wir im 21.Jahrhundert. Aber das ist egal. Denn es ist eine große Sache für mich.“ (S.341) oder das Gefühl, dass „es […] schon seltsam [ist], wie gut man funktionieren kann, obwohl man innerlich ein Wrack ist.“. Und wieviel des Buchs sich um Fußball dreht – wunderschön. Da kriegt man gleich Lust, selber zu spielen ;) Auch diese Thematik – Frauen im Fußball - erhält somit Sicherbarkeit, was wichtig ist, vor allem für alle, die sich damit alleine fühlen oder sich nicht trauen, Fußball zu spielen. Inhaltlich und Stilistisch fand ich das Buch wirklich unglaublich gut. Die Geschichte hat mich mitgenommen, die Charaktere mich mitfühlen lassen, ich wurde zum Lachen und zum Weinen gebracht und war durch den Stil immer mittendrin – in Louises Kopf, ihrer Gefühlswelt, auf dem Fußballplatz oder auf Arokhs Rücken.
Kommen wir zum äußerlichen. Das Cover fand ich im ersten Moment nur so okax, zu intensive Farben im Hintergrund und auch das Farbschema hat mir anfangs nicht zugesagt. Dieses fand ich nach einiger zeit aber immer besser und habe sogar meine Zitate-Post-iis daran farblich angepasst. Die Zeichnung finde ich unglaublich schön, mit einem schönen zeichenstil. Louise habe ich mir etwas anders vorgestellt und vielleicht nicht ganz so… selbstbewusst? Der pinke Hintergrund ist mir immer noch etwas zu intensiv, heller hätte ich besser gefunden.
Alles in allem? Ich hatte hohe Erwartungen an dieses Buch, denn die vorherigen von Alicia Zett habe ich abgöttisch geliebt. Aber was soll ich sagen? Wenn man denkt, besser wirds nicht,. wird man immer wieder überrascht. Ein geniales Buch. Ich würde es jedem*jeder empfehlen, vor allem aber den queeren Kids. Viele finden sich darin sicher unglaublich wieder, dass kann sehr befreiend sein. Aber eigentlich ist es für alle was. Für alle, die Lust auf eine mitreißende Geschichte haben, in der Freundschaften gefestigt werden, ein Buch geschrieben wird, und eine unerwartete Liebesgeschichte beginnt…