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Veröffentlicht am 09.07.2024

Unerwartetes Ende ohne eigentliche Aufklärung des Falls Lena Palmer

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Das Cover zeigt vernebelte, schwache Lichtspielereien auf ansonsten schwarzem Grund – so schwach beleuchtet, wie das viel zu schnelle Ermittlungsende ohne volle Aufklärung im Vermisstenfall Lena Palmer. ...

Das Cover zeigt vernebelte, schwache Lichtspielereien auf ansonsten schwarzem Grund – so schwach beleuchtet, wie das viel zu schnelle Ermittlungsende ohne volle Aufklärung im Vermisstenfall Lena Palmer. Ebenso unklar bleibt, was zum Ende hin mit der BKA-Kommissarin Yasira Saad passiert, schade! Weitere Handlungsstränge wie z.B. um Lenas Freund Justus Schöffler oder die Liste der Erfinder neben Claus Messerschmidt sind nicht abgeschlossen. Erst nach 15 % des Buches, wo es anfangs um die Geschichte und die Räumlichkeiten des Bundeskriminalamtes im Treptower Park geht, erfolgt eine realistische Einführung in den Vermisstenfall. Die Szenerie spielt in Halberstadt, der sechstgrößten Stadt Sachsen-Anhalts. Dass der Rechtsstaat schnell und hart zuschlagen kann und kein Verbrechen ohne Strafe bleibt, scheint bei dem hier auftretenden Phänomen von Deepfakes in Videoqualität in Frage gestellt zu werden. Die Reaktionsvideos des Aktiven Heimatschutzes und ihres Anführers Bär auf das Vergewaltigungsvideo von Lena entfesseln ein glaubhaftes Szenarium mit Demonstrationen, Handgranate etc.. Die Gefahren für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, für unsere Demokratie sind erkannt und regen stark zum Nachdenken an. Wer möchte sich schon von künstlicher Intelligenz (mit anthropomorphem User-Interface eines auf Text-, Sprach- und Bilderkennung sowie Text-, Sprach- und Bildgenerierung spezialisierten neuronalen Netzwerks) in einem kompromittierenden Video auf wechselnden Internetplattformen realitätsnah dargestellt sehen? Woran soll man noch glauben, wenn man seinen eigenen Augen und Ohren nicht mehr trauen kann? Realität ist heute schon, dass solche Videos erstellt und auch im Darknet veröffentlicht werden, die ein Maximum an Aufmerksamkeit generieren, um über viele Views durch vorgeschaltete Werbung Einnahmen zu erzeugen.
Insgesamt ein spannender, gesellschaftskritischer Kriminalfall, nur leider mit offenem Ende.

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Veröffentlicht am 22.06.2024

Der Zweite Weltkrieg im Bündnis mit Japan – interessant.

Nach uns der Sturm
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Das Cover zeigt ein Kind in Seitenansicht mit sturmmäßig verwehten Haaren und teils unscharfen Umrissen gemalt. Geht dieser Blick vielleicht in eine ungewisse Zukunft nach dem beendeten Sturm des zweiten ...

Das Cover zeigt ein Kind in Seitenansicht mit sturmmäßig verwehten Haaren und teils unscharfen Umrissen gemalt. Geht dieser Blick vielleicht in eine ungewisse Zukunft nach dem beendeten Sturm des zweiten Weltkriegs? Was die Kolonisierung für die einheimische Bevölkerung bedeutet, wird gut beschrieben. Auch wenn Malayas Bevölkerung unter der britischen Kolonisierung menschlich und wirtschaftlich weniger gelitten hat als unter der japanischen, so bleiben sie mental immer die in Angst und Verzweiflung lebenden Unterdrückten. Über einen Zeitraum von 1935 bis 1945 erläutern mehrere Erzählstränge vom damaligen Leben in Bintang Estate, Malaya. Die eurasisch-stämmige Hauptperson Cecily Alcantara, japanische Spionin für den von ihr geliebten General Fuijwara, erkennt zu spät die verheerenden Folgen ihres geheimen Handels und verzweifelt zeitweise an ihrer großen Mitschuld. Welche verheerenden Auswirkungen ihr Tun auf ihre Familie und ihr Umfeld hat, verraten die Kapitel über ihre Kinder. Gefühle wie verschiedenste Ängste, Verbitterung, Demütigung, Schuld, Verletzungen an Körper und Seele lassen die Brutalität in dieser kolonisierten Welt lebendig werden. Das Ziel „Asien den Asiaten“ wurde unter dem Tiger von Malaya fast verwirklicht.
Ein interessanter Einblick in einen asiatisch geprägten Krieg.

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Veröffentlicht am 24.05.2024

Knifflige Mordaufklärungen

Wallanders erster Fall
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Dieses Buch enthält fünf Kurzgeschichten, 1999 in Schweden erschienen, 2002 in deutscher Ausgabe. Dass mittlerweile die Ermittlungsarbeit der Kriminalpolizei durch das Internet, Mobilfunk, DNA-Abgleiche ...

Dieses Buch enthält fünf Kurzgeschichten, 1999 in Schweden erschienen, 2002 in deutscher Ausgabe. Dass mittlerweile die Ermittlungsarbeit der Kriminalpolizei durch das Internet, Mobilfunk, DNA-Abgleiche etc. bedeutend anders gestaltet ist, fällt sofort auf. Der erste Fall spielt in Malmö um 1969, die letzte Kurzgeschichte spielt in Ystad um 1989. Neben den familiären Umständen mit seinem malenden Vater, Ehefrau und Tochter geht es um sehr knifflige Mordaufklärungen, bei denen sich Wallander immer wieder leichtsinnig in Gefahr begibt. Die einzelnen Aufklärungsergebnisse sind gut nachvollziehbar, der Schreibstil ist dabei nüchtern, sachlich, ein wenig spannungsarm. Kurt Wallander kommt mit seinen Schwächen und Unsicherheiten in Bezug auf seine Mitmenschen sehr menschlich und sympathisch rüber. Dieser Rückblick in ein Schweden lang vergangener Zeit ist auch jetzt noch interessant.

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Veröffentlicht am 13.05.2024

Ein Psychopath ist unterwegs im idyllischen Wendland

Die Sehenden und die Toten
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Die traumatisch geschwächte Ermittlerin Carla Seidel ermittelt in der idyllischen Gegend in und um Lüneburg in einem ungewöhnlichen Mordfall. Auch ihre eher introvertierte, siebzehnjährige Tochter Lara, ...

Die traumatisch geschwächte Ermittlerin Carla Seidel ermittelt in der idyllischen Gegend in und um Lüneburg in einem ungewöhnlichen Mordfall. Auch ihre eher introvertierte, siebzehnjährige Tochter Lara, Reflektorin, engagiert sich hier. Mit dem Jugendzentrum Dschungel, frequentiert von etwas undurchsichtigen Typen, wird für einen interessanten Nebenschauplatz zur Ablenkung gesorgt. Der Selbstmord der fünfzehnjährigen Mia Garnschröder und der Verbindung zu Roman Bucur wird mit seiner Bemerkung zu Chris in Frage gestellt. Auf S. 353 wird auch dem Verdacht auf Verbreitung kinderpornographischer Inhalte nicht weiter nachgegangen – vielleicht im nächsten Krimi. Etwas unglaubwürdig ist, dass Carla derart viele Details der Mordermittlung relativ offen mit ihrer Tochter im Teenageralter diskutiert und dass sich die hochsensible Lana mit ihren Nachforschungen dabei selber in solche Gefahrensituationen bringt. Das ungewöhnliche Ambiente rund um das Mordopfer Justus und seinen Grenzerfahrungen, um die Internet-Plattform Blue Orchid und die Ausführungen um Charles Baudelaire, dessen Gedichten über homoerotische Liebe als Verhöhnung allgemeingültiger Normen und Ausdruck der Überschreitung körperlicher Grenzen auf S. 239 lassen Spannung aufkommen. Die plötzliche Assoziation der Kommissarin Carla um den Kundenberater Sebastian Jantz und dessen Agieren wirkt sehr konstruiert. Dass Sportwagen sich auf unebenen Wegen am bzw. im Wald fortbewegen, ist unglaubwürdig. Die Begründung des Mörders zur ungewöhnlichen Inszenierung seiner Leiche mit Spiegelscherben in seinen Augenhöhlen auf S. 400 lassen Zweifel aufkommen. Die Ausarbeitungen der Charaktere sind vielfältig, die Lösung des Falles wirkt etwas künstlich.

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Veröffentlicht am 03.05.2024

Suche nach den eigenen Wurzeln in Mexiko

Die Blumentöchter (Die Blumentöchter 1)
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Das florale Cover sieht sehr ansprechend aus, mit Dahlienblüten, die von Wasser umgebenden Ruinen von Tulum umrahmend. Die Farbgebung rundum ist sehr gelungen. Der Stammbaum vorne ist hilfreich bei den ...

Das florale Cover sieht sehr ansprechend aus, mit Dahlienblüten, die von Wasser umgebenden Ruinen von Tulum umrahmend. Die Farbgebung rundum ist sehr gelungen. Der Stammbaum vorne ist hilfreich bei den vielen anfangs involvierten Cousinen und Tanten. Mit einer dieser Cousinen, der Hauptfigur Dalia, einer jungen Grafikdesignerin, geht es um ein alles umspannendes Geheimnis der Großmutter, das sowohl in die Vergangenheit ihrer Mutter vor 29 Jahren reicht, als auch in ihr gegenwärtiges Reiseerlebnis. Die Szenarien spielen in einem stattlichen Herrenhaus in Cornwall, wechseln dann nach Mexiko-Stadt und die Halbinsel Yucatan. Das anfängliche gehobene britische Ambiente ergeht sich in das eher abenteuerliche Milieu von Mexiko. Mit zwei Liebesgeschichten in Vergangenheit und Gegenwart abwechselnd auf zwei Zeitebenen wird die innere Zerrissenheit von Dalia auf ihrer Suche nach ihren mexikanischen Wurzeln beschrieben. Einblicke in die Maya-Kultur und ihre Ausgrabungsstätten sind sehr informativ. Die extreme Anhäufung begünstigender Zufälle lassen das Abenteuer in Mexiko um die anfangs doch naive und blauäugig wirkende Dalia konstruiert wirken. Mancher romantische Moment wirkt zudem kitschig, zu sehr mit Klischees behaftet. Eine Person nur mit dem Wissen eines häufig in Mexiko benutzten Vornamens in der damaligen Berufssparte Archäologe zu finden, erscheint unrealistisch. Die vielen Einblicke in diese fremde Kultur mit ihrer lebhaft beschriebenen Gastfreundschaft lassen jedoch Urlaubsflair aufkommen.

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