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Veröffentlicht am 11.10.2021

Ein echter Pageturner - Ist ein militärischer Staatsstreich wie anno 1944 geplant heute noch denkbar?

Coup
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Ich sag es gleich frei raus. Für mich ist dem Autor Johann Palinkas bei seinem Debütroman „Coup“ im wahrsten Sinne des Worte ein richtiger Coup gelungen.

Wenn wir uns bereits bei unseren aktuellen Politikern ...

Ich sag es gleich frei raus. Für mich ist dem Autor Johann Palinkas bei seinem Debütroman „Coup“ im wahrsten Sinne des Worte ein richtiger Coup gelungen.

Wenn wir uns bereits bei unseren aktuellen Politikern im Wahlkampf darüber aufregten, dass diese in Büchern nicht formrichtig zitieren, ihren CV pimpen oder an unpassenden Stellen lachen wirkt dies wie Pillepalle gegenüber dem, was sich die Politiker oder die anderen machtbesessenen Handelnden im vorliegenden Roman dann leisten. Menschliche Abgründe, so tief wie der Grand Canyon und eher nichts für schwache Nerven.

Man nehme eine Handvoll machtgeile/korrupte deutsche Politiker nebst einem eher farblosen nicht ganz glücklich agierenden Kanzler, Militärverantwortliche von hohem Rang, die es mit der Verfassungstreue nicht ganz so Ernst nehmen und im geheimen eine ganz perfide Aktion planen, ein abgeschossener russischer Kampfjet über der Ostsee, eine Journalistin auf einer ganz heißen Fährte und würze alles mit einer Prise des türkischen Militärputsches von 2014 und dem geplanten Staatsstreich gegen das NS-Regime 1944.

Einmal kurz alles im Shaker gut aufschütteln und servierfertig ist die unglaublich spannende Story von „Coup“. Diesem genialen Cocktail könnte wohl selbst Geheimagent James Bond dann nicht widerstehen.

Ein mitreißender Erzählstil mit unterschiedlichen Perspektiven, tolle unterschiedlich herausgearbeitete Charaktere und nicht ganz vorhersehbare Wendungen machen den Politthriller zum echten Pageturner.

Schließen möchte ich meine Rezension mit dem folgenden Buchzitat, welches der scheidende Kanzler Neubauer bei seinem Rücktritt vorträgt:

„Frieden ist ein teures Gut, vielleicht das teuerste von allen, doch man erkennt seinen Wert oft erst, wenn man es verloren hat.“

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Veröffentlicht am 11.10.2021

MEIN LIEBLINGSBUCH 2021 - Eine rasante Fahrt mit dem Cyclo-Pousse durch Madagaskar

Die Wiederentdeckung des Glücks
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Der madagassische Junge mit der roten Fahrradklingel

"Es ist ganz anders hier, als ich dachte."


So äußert sich Terjes Tochter Nora nachdem beide in Madagaskar angekommen sind. So ganz anders als in ...

Der madagassische Junge mit der roten Fahrradklingel

"Es ist ganz anders hier, als ich dachte."


So äußert sich Terjes Tochter Nora nachdem beide in Madagaskar angekommen sind. So ganz anders als in den Hochglanzprospekten der Touristikindustrie - die uns ein perfektes Weltbild vorgaukeln.


Auch wenn ich mir eingangs des Buches Madagaskar noch ganz anders vorgestellt habe (ein Paradies auf Erden mit weißen Sandstränden und Lemuren sowie anderen endemischen schützenswerten Arten - "Die Gewürzinsel") ist es Antonia Michaelis gelungen mir die Augen zu öffnen. Ihre Geschichte rund um Terje, Nora, Biscuit und Maribelle ist einfach zauberhaft erzählt auch wenn die Realität in Madagaskar nicht so zauberhaft aussieht, wie ich ich zunächst dachte. Man spürt die Zerrissenheit des Landes und auch die weitverbreitete Armut und sehr antiquierte Rollenbilder in der Gesellschaft.


Den Satz von Nora, Terjes Tochter, kann ich genau so unterschreiben und beziehe mich dabei allerdings dann auf das Buch und dessen Inhalt. So schnell hatte mich ehrlich gesagt noch nie ein Buch in Beschlag genommen. WOW!


Die Erzählweise von Antonia Michaelis ist wirklich wundervoll, detailliert und sehr bildhaft. Eine Handlung zum tief Eintauchen und Wegträumen. Durch die Kapitel bin ich nur so durchgeflogen - vergleichbar mit Biscuit auf seinem Cyclo-Pousse.


Die Handlung rund um Terje, Nora, Biscuit und Maribelle hat mich irgendwie so geflasht, dass ich meinte direkt mit an Bord des Cyclo-Pousse zu sein. Die Entwicklung vom Knirps Bisikileta (der madagassische Junge mit der roten Fahrradklingel) gegenüber vom Bahnhof mit den Seifenkisten zum Anschieben hin zum "Stehaufmännchen" Biskuit ist sehr spannend erzählt. Welche Verbindungen zwischen den unterschiedlichen Protagonisten bestehen klärt sich nach um nach im Buch auf zauberhafte Weise auf.


Die atmosphärischen Eindrücke von Madagaskar gefallen mir gut und die Handlung hat es wirklich in sich. Sie regt zur Selbstreflexion an und ich tauchte immer tiefer in meine eigenen Gedanken und auch in die Story ein. Das Buch ist wie ich finde sehr tiefgründig, vor allem wenn man auch mal zwischen den Zeilen liest.


Mir hat das Buch sehr viel Spaß und Tiefgang bereitet und ich bin nach wie vor hin und weg. Ich könnte ehrlich gesagt noch lange Zeit weiter lesen. Das Buch wirkt in mir auf alle Fälle noch längere Zeit nach.


Bereits jetzt ist es "MEIN LIEBLINGSBUCH 2021" (ok das Jahr dauert noch ein wenig an aber es wird schwer das zu toppen) und eine absolute Leseempfehlung wert..

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Veröffentlicht am 22.06.2024

Harlanders packender Öko-Thriller bietet mehr als nur reine Spannung

Partikel
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Wolf Harlander als Autor kannte ich bis dato vor seinem aktuellen Roman "Partikel - Überall. Unsichtbar. Tödlich." noch nicht.

Ich komme einfach schnell auf den Punkt. Nach diesem sehr genialen Öko-Thriller ...

Wolf Harlander als Autor kannte ich bis dato vor seinem aktuellen Roman "Partikel - Überall. Unsichtbar. Tödlich." noch nicht.

Ich komme einfach schnell auf den Punkt. Nach diesem sehr genialen Öko-Thriller bin ich Fan von diesem Autor.

Harlander erschafft hier ein Werk, das seinesgleichen sucht. Er liefert vom Prolog bis zum Finale hin einfach ununterbrochen gnadenlos ab.

Genau so muss für mich ein Thriller aussehen, damit man als Leser gepackt und in die Story schnell hinein gezogen wird.

Gleich beim kurzen Prolog holte mich der Autor komplett ab und hielt mir dabei auch schön den Spiegel vor.

Können wir uns eigentlich eine Welt überhaupt noch ohne die verschiedensten Kunststoffe um uns herum vorstellen?

Wenn man bewusst darüber nachdenkt und die Frage setzen lässt wird es wohl sehr schwierig für uns, dem Plastikwahn von heute auf morgen eine Absage zu erteilen.

Genau dieses Thema nutzt Harlander dann als Aufhänger für seinen hier vorliegenden Öko-Thriller. Das Thema Mikroplastik ist bekanntlich in aller Munde und wer hat nicht bereits davon gehört oder gesehen.

Harlander strickt sehr geschickt genau daraus eine Storyline die unheimlich schnell verfängt. Die Charaktere sind gut getroffen und vor allem gut nachvollziehbar ausgearbeitet. Von Beginn an baute sich eine sehr innige Beziehung für mich zu den unterschiedlich Handelnden auf. Man wird fast sprichwörtlich in die Szenerien hineingezogen und fiebert dann im gesamten Plot einfach mit.

Die einzelnen Kapitel aus unterschiedlichen Persepktiven bringen die nötige Kurzweil in das Werk. Immer wieder wird die Handlung ergänzt rund um Zahlen, Daten und vor allem wissenswerte Fakten zum Thema Mikroplastik. So ganz nebenher erfährt man hier allerlei Wissenswertes, das einem selbst auch noch lange zu denken geben wird.

Der Öko-Thriller macht einfach Spaß, lediglich hätte ich mir persönlich gewünscht, dass die Handlung als solches vielleicht noch die ein oder andere Unwägbarkeit gehabt hätte, denn in dieser aktuellen Form war der Plot für mich leider fast zu berechenbar.

Summa summarum mein allererster Roman von Wolf Harlander und ganz sicher nicht mein letzter.

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Veröffentlicht am 21.04.2024

Die Schattenwelt von Nimmerland erwacht erneut - Was führt der einstmals so quirlige Peter im Schilde?

Wendy, Darling – Dunkles Nimmerland (mit gestaltetem Farbschnitt)
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Wer kennt nicht die ursprüngliche Geschichte rund um den pfiffigen Jungen, der auf den Namen Peter Pan hört?

J. M. Barrie erweckte den Jungen, der nie erwachsen werden wollte, und hauchte ihm vor sehr ...

Wer kennt nicht die ursprüngliche Geschichte rund um den pfiffigen Jungen, der auf den Namen Peter Pan hört?

J. M. Barrie erweckte den Jungen, der nie erwachsen werden wollte, und hauchte ihm vor sehr langer Zeit Leben ein.

A. C. Wise greift in ihrem aktuellen Roman "Wendy, Darling - Dunkles Nimmerland" die ursprüngliche Geschichte auf und erzählt diese dann mit einem gewissen Zeitversatz weiter.

Wo früher Peter die Hauptrolle in der Erzählung übernahm, gibt es in der Erzählung von Wise eine andere Sichtweise bzw. Perspektive auf die Sicht der Dinge. Dreh- und Angelpunkt der Storyline ist hierbei nun Wendy, die nach ihrer Rückkehr aus ihrem ersten Nimmerland-Abenteuer, dann erwachsen geworden ist und mittlerweile eine eigene Familie hat.

Wer sich also bis dato immer gefragt hatte, was wird wohl aus Wendy und ihren Brüdern geworden sein bekommt hier aus allererster Hand eine wirklich beeindruckende wie auch gleichzeitig sehr düstere Geschichte vorgesetzt.

Peter, wenn auch nicht mehr in der Hauptrolle, ist hier allerdings dennoch wieder prominent am Werk. Schlussendlich ist er es, der Wendy abermals mit ihrer Vergangenheit in Nimmerland und danach konfrontiert, als er ihre Tochter eines Abends stiehlt.

Die große Kunst von A. C. Wise ist es, die unterschiedlichen Szenerien aus dem ursprünglichen Original mit der nun sich anschließenden Fortsetzung sehr eng und fein zu verweben. Die Stilistik ist sehr ausgeprägt von einer bildhaften Sprache, die einen selbst in dieses Setting hineinzieht und bis zum Schluss nicht mehr loslässt. Die Bilder, die dabei im Kopf entstehen sind einmalig und wirken doch sehr real.

Wendy wird in diesem speziellen Plot sehr extrem mit ihrer eigenen Vergangenheit konfrontiert. Diese besteht dann eben nicht nur aus dem abenteuerlichen Ausflug nach Nimmerland sondern besitzt so viele andere sehr dunkle und dystopisch anmutende Facetten, die man beim Lesen erstmal verdauen muss. Durch verschiedenen zeitlichen Perspektiven nähern wir uns als Leser immer mehr Wendy hinzu, die dabei selbst einem harten Konfrontationskurs unterzogen wird. Dabei wird der Charakter immer bildhafter und man spürt förmlich die eigene Zerissenheit und Verletzlichkeit von Wendy.

Die hellen wie auch dunklen Schatten ihrer eigenen Vergangenheit holen sie urplötzlich ein und nichts ist mehr so rosarot, wie es vielleicht vorher schien. Wendy muss sich ihrer eigenen Vergangenheit wie auch ihren ureigenen Ängsten stellen und dabei über sich selbst hinauswachsen, will sie ihre Tochter Jane aus den Fängen des listigen Peters befreien.

Dieser Roman ist in meinen Augen so viel mehr als nur eine bloße "Fortsetzung" des ursprünglichen Nimmerland-Abenteuers. Der Plot geht viel mehr in die Tiefe, als man vielleicht zunächst gedacht hätte. Der Charakter von Wendy ist unheimlich tiefgründig aufgebaut. Es lohnt sich, diesen wirklich zu ergründen. Auch der nicht alternde Peter erscheint hier in einem ganz neuen Licht. Summa summarum eine tolle und lesenswerte Fortsetzung, die uns nach Nimmerland zurückführt und uns ganz andere Perspektiven auf die Welt zeigt. Wer dann beginnt zwischen den Zeilen zu lesen, erlebt ein äußerst tiefgründiges Buch, das noch sehr lange im Gedächtnis bleiben wird.

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Veröffentlicht am 16.04.2024

Wenn eine Teenie-Schulfete urplötzlich so richtig eskaliert - "Tag der offenen Tür" in Dunkelnest für interessierte Monster und deren Jäger

Mein geheimes Leben als Monsterjäger – Warum du niemals an einem Riesenwurm hängen solltest
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Die Autorin Iris Genenz setzt ihren "Ghostbuster" Charly Hartnuss erneut in Szene und schickt diesen im zweiten Band "Mein geheimes Leben als Monsterjäger – Warum du niemals an einem Riesenwurm hängen ...

Die Autorin Iris Genenz setzt ihren "Ghostbuster" Charly Hartnuss erneut in Szene und schickt diesen im zweiten Band "Mein geheimes Leben als Monsterjäger – Warum du niemals an einem Riesenwurm hängen solltest" der "Monsterjäger"-Buchreihe erneut in Szene.

Für uns ist Charly mit allen seinen Ecken und Kanten kein wirklich Unbekannter. Wir durften bereits das erste monstermäßige Abenteuer mit ihm durchleben und hatten sehr viel Spaß daran. Der nun vorliegende zweite Band lässt sich sicherlich auch alleine lesen, macht aber mit dem Vorwissen aus dem ersten Band und vor allem der dortigen Charakterenwicklung dann einfach noch mehr Spaß. Deshalb geben wir ganz klar die Empfehlung ab, die Bände und der richtigen Reihenfolge zu lesen.

Was eingangs des Buches etwas nach "La Boum - Die Fete" anmutet eskaliert dann sehr schnell und Charly muss des erneut mit allerlei Monstern aufnehmen und die Welt bzw. seine Heimat Dunkelnest retten.

Die Story selbst ist geschickt gestrickt. Sie zog uns sehr schnell ins Geschehen hinein. Die Schulfete als Aufhänger fanden wir persönlich auch eine sehr schöne Idee, denn Charly hat dort dann ein ganz besonderes Auge auf seinen Schwarm Dalia gerichtet und möchte dieser näher kommen. Schnell wendet sich dabei das Blatt und Charly sichtet ein Monster in der Erdbeerbowle und das Schicksal nimmt seinen Lauf. Als dann auch noch urplötzlich seine Eltern wie vom Erdboden verschluckt sind, spitzt sich die außergewöhnliche Lage nochmals dramatisch zu.

Die Sogwirkung der Geschichte hat uns durchweg gut gefallen. Schnell verfing die Storyline bei uns mit ihrem charmant-chaotischen und vor allem witzigen Helden Charly und nimmt unheimlich Drive auf. Einmal angefangen, kann man das Buch quasi kaum mehr zur Seite legen, da man wissen möchte, welchen Schritt Charly dann wohl als nächstes unternimmt.

Auf Leseinteressierte warten unzählige skurrile, lustige und schaurig schöne Momente, die Charly mit seinem Freund Martin sowie den aus dem letzten Band bereits bekannten Monsterjägern Béron und Epona bewältigen muss. Garniert wird das Abenteuer mit allerlei neuen Monstern, die man gesehen haben muss/will. Chapeau vor so viel Phantasie.

Die im Buch enthaltenen Monster werden dann am Ende des Buches nochmals im sogenannten Beastbook näher charakterisiert.

Einziger Wermutstropfen für uns ist folgender Umstand, dass der Bogen der Story nicht zurück zur eingangs präsentierten Schulfete führt und Dalia im weiteren Verlauf der Geschichte kaum mehr ein Rolle für Charly spielte, obwohl er so für sie schwärmte. Hier hätten wir uns persönlich dann für das Finale dann zumindest einen Hinweis erwartet bzw. vielleicht sogar auch nochmals explizit eine Szene mit Dalia und Charly selbst.

Summa summarum eine starke Fortsetzung mit sehr viel Drive, neuen Monstern und einigen neuen Details zu den Mitwirkenden. Wer Band eins bereits durchgesuchtet hat kommt um den zweiten Band nicht herum. Wer einfach nur monstermäßigen Spaß haben möchte ist hier genauso willkommen und erlebt ein Abenteuer der ganz besonderen Art. Wird Charly Hartnuss abermals die Welt bzw. besser gesagt Dunkelnest vor den sehr listigen Monstern retten können?

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