Profilbild von sommerlese

sommerlese

Lesejury Star
offline

sommerlese ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit sommerlese über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.06.2024

Solider Urlaubskrimi mit Provenceflair

Verräterisches Lavandou (Ein-Leon-Ritter-Krimi 10)
0

"Verräterisches Lavandou" ist der 10. Band der Leon-Ritter-Reihe aus dem Ullstein Verlag.

Im kleinen Ferienort Lavandou ist es im Spätsommer sehr idyllisch, doch der Fund einer grausam zugerichteten ...

"Verräterisches Lavandou" ist der 10. Band der Leon-Ritter-Reihe aus dem Ullstein Verlag.

Im kleinen Ferienort Lavandou ist es im Spätsommer sehr idyllisch, doch der Fund einer grausam zugerichteten Frauenleiche ohne Kopf sorgt für Aufregung. Rechtsmediziner Leon Ritter und seine Freundin, die stellvertretende Polizeichefin Isabelle Morell haben nun eine Aufgabe, die sie ganz fordert. Kurz darauf wird schon die nächste Leiche gefunden, die auf gleiche Weise zugerichtet wurde. Es scheint sich um einen Serienmörder zu handeln und den muss Leon finden, um der Sache ein Ende zu bereiten.

Der Krimi liest sich durch die schön geschilderte landschaftliche Szenerie der Provence locker weg. Viele kurze Kapitel sorgen für einen schnellen Lesefluss, das ist genau passend für einen Urlaubskrimi. Für Erschrecken sorgen die Zeichen der bestialisch zugerichteten Leichen, die auf einen psychisch gestörten Täter hinweisen. Doch die Spur ist nicht so leicht zu finden.

Die Ermittlungen nehmen wie das Privatleben der Ermittler einen großen Raum ein, das Personenaufkommen ist umfangreich und als Leserin konnte ich zwar einige Verdächtige ausmachen, aber die Hintergründe der Taten blieben im Dunkeln. Es fehlte mir dieses Mal an Spannungsmomenten und fesselnden Szenen, grausame Mordmethoden sind nur schlimme Details und nicht mehr. Und es war auch keine Überraschung, dass sowohl Ritter als auch Morell in gefährliche Situationen geraten und gerettet werden, das kennt man auch aus den Vorbänden.
Das Privatleben der beiden Ermittler spielt auch wieder eine Rolle, nun taucht ein angeblicher Sohn Leons auf, doch darüber möchte ich nicht zu viel verraten. Und Isabelles Tochter Lilou hat inzwischen eigene Vorstellungen für ihr Leben, doch Isabelle kann einfach nicht loslassen.

Die Landschaftsbeschreibungen habe ich gern gelesen, allerdings passen solche Naturaufnahmen nicht zum Spätsommer, wo die Landschaft doch mehr oder weniger verdorrt von der Sommerhitze ist.
Der Kriminalfall hat es in sich, denn man irrt als Leser zwischen Verdächtigen hin und her. Die Auflösung kommt dann relativ spontan in einem überraschenden Showdown daher. Das war mir leider zu unausgegoren und ich hatte mir einige Erklärungen erwartet. So wirkte das Ganze zu abgehackt und das hinterlässt bei einem Krimi einfach nur einen schalen Geschmack.

Diesen Band der Reihe sehe ich als Urlaubslektüre für laue Sommerabende an. Die Atmosphäre der Provence lässt Urlaubsgefühle aufkommen und der Krimifall sorgt für Abwechslung. Insgesamt konnte mich der Krimi aber nicht so überzeugen, wie es die Reihe bisher konnte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 20.06.2024

Es gibt bessere und spannendere Krimis von Indriðason!

Kälteschlaf
0

"Kälteschlaf" ist der Band der Erlendur-Reihe von Arnaldur Indriðason, die bei Bastei Lübbe erscheint.

An einem kalten Herbstabend wird an Islands geschichtsträchtigem See von Þingvellir die Leiche einer ...

"Kälteschlaf" ist der Band der Erlendur-Reihe von Arnaldur Indriðason, die bei Bastei Lübbe erscheint.

An einem kalten Herbstabend wird an Islands geschichtsträchtigem See von Þingvellir die Leiche einer jungen Frau gefunden. Auf den ersten Blick ein Selbstmord, doch Kommissar Erlendur wird misstrauisch, als ihm der Mitschnitt einer Séance zugespielt wird: Kurz vor ihrem Tod hatte sich die Frau an ein Medium gewandt. Trotz seiner tiefen Skepsis gegenüber spiritistischen Praktiken geht Erlendur den Hinweisen nach und rührt dabei an ein gut gehütetes Familiengeheimnis, das die Jugend dieser Frau überschattet hat Ausgezeichnet mit dem Blóðdropinn, dem Isländischen Krimipreis

Kommissar Erlendur ist ein Eigenbrödler und hängt sich in den Fall einer jungen Frau, die angeblich Selbstmord begangen hat. Die Kollegen sehen keinen Ermittlungsbedarf, aber Erlendur forscht weiter nach, erinnert sich an einen alten Fall, in dem ein junger Mann starb und stellt Verbindungen her. Dabei stösst er auf grausame Erlebnisse und daraus folgenden tiefen Konflikten in den jeweiligen Familien.
Vor Jahren verschwanden junge Menschen und die Spuren wurden nie entdeckt, gibt es hier einen Zusammenhang?

Erlendur geht den Spuren eines Beweisstückes nach, dabei handelt es sich um eine Aufzeichung einer Séance. Mit diesem Medium führt der Krimi in eine mysteriöse Welt, die zwar für Isländer mit ihrem Glauben an Fabeln und mythologische Wesen zu ihrer Denkweise gehören, für mich aber einfach nicht fassbar und glaubhaft sind. Deshalb habe ich die Handlung auch nur halbherzig und ohne Überzeugung gelesen. Auch die Thematik der Nahtoderfahrung hat mich nicht so sehr interessiert.

In den Erlendur-Krimis gefällt mir der nüchterne Erzählstil und man erfährt einiges über die Landschaft und die Bewohner Islands. Gleichzeitig wirft man einen Blick in die persönliche Welt des Ermittlers, was ich normalerweise interessant finde. In Kälteschlaf lassen zahlreiche Dialoge zwischen Erlendur und seiner Tochter familiäre Spannungen sichtbar werden. Zusätzlich ist Erlendurs eigene Vergangenheitsbewältigung ebenfalls ein wichtiges Thema, was in diesem Krimi aber leider für langatmige Szenen sorgt, in denen die Fallaufklärung in den Hintergrund rückt und die Spannung deutlich darunter leidet.

Schade, "Kälteschlaf" konnte mich nicht ganz überzeugen, es gab einfach zu viele langatmige Szenen, die vom eigentlichen Fall abgelenkt haben. In der Reihe gibt es bessere Krimis!

Veröffentlicht am 02.06.2024

Die Wunden der Vergangenheit einer zerrissenen Familie

In den Augen meiner Mutter
0

"In den Augen meiner Mutter" von Jo Leevers erscheint im Droemer Verlag.

Die 32-jährige Georgie und ihr Bruder Dan wurden von ihrer Mutter Nancy verlassen als beide noch Kinder waren. Nun ist Georgie ...

"In den Augen meiner Mutter" von Jo Leevers erscheint im Droemer Verlag.

Die 32-jährige Georgie und ihr Bruder Dan wurden von ihrer Mutter Nancy verlassen als beide noch Kinder waren. Nun ist Georgie hochschwanger und entdeckt in den Nachrichten das Bild ihrer Mutter, die sie auch noch nach zwanzig Jahren wieder erkennt. Die Wunden sind nie richtig ausgeheilt und um endlich Klarheit über das Fortgehen ihrer Mutter zu bekommen, begibt sich Georgie auf die Reise und landet zunächst bei Dan, der sie dann nach Schottland begleitet.

"Belastende Erinnerungen muss man hinter sich lassen" Zitat Seite 75

"Diese Reise hätte eigentlich dazu dienen sollen, mit der Vergangenheit abzuschließen, aber stattdessen erweckt sie sie wieder zum Leben und rührt verwirrende Erinnerungen auf." Zitat Seite 116/117


Die Geschichte startet noch recht spannend und wird aus der Sicht von Nancy und Georgie erzählt, die Kapitel springen zwischen verschiedenen Jahren hin und her.

Schnell wird deutlich, dass sich Georgie und Dan nach früheren Zerwürfnissen wieder annähern und ihnen beiden wichtig ist, ihre Mutter zu finden und endlich Antworten auf ihre Fragen zu bekommen. Auf ihrem Roadtrip stossen sie zufällig auf Nancy, doch zuvor gibt es jede Menge Rückblenden, die über die Vorfälle und Erlebnisse der zerrütteten Familie informieren.

Im Laufe der Erzählung verliert die Handlung an Spannung und es gibt einige Zufälle, die für mich sehr konstruiert wirken, weshalb mich die Story auch nicht ganz so intensiv fesseln konnte.

Dabei gefällt mir Jo Leevers interessanter und emotional tief gehender Erzählstil und die Ausarbeitung der Figuren ist einfühlsam und hat jede Menge Potential, das neugierig macht auf die Schilderung der Lebenswege und des Erlebten. Die Geschichte dieser Familie hat viele Momente, die sich durch Eheprobleme, Eifersucht, postnatale Depressionen, Konflikte, erlittenem Leid, Missverständnisse, Trennung und seelischer, sowie physischer Gewalt und Alkoholsucht ausdrückt. Das muss man aushalten können und ist sicherlich nichts für jede Leserin. Ich konnte viele Gefühle und Handlungen verstehen, manche Reaktionen aber eben auch nicht. Und auch die Kommunikation war nicht so, wie ich es normalerweise erwartet hätte. Die Geschichte ist traurig und tragisch und zeigt, welches Leid Kinder aus solchen Beziehungen davon tragen. Insgesamt war mir die Menge der negativen Themen zu ausufernd, hier kommt eigentlich alles zusammen, was man sich vorstellen kann.

Man kann es kaum glauben, aber das Ende kommt dann sogar versöhnlich daher, fast schon zu glatt, doch die tragischen Familiengeheimnisse möchte man auch im Guten enden sehen.

Der Roman zeigt die Gründung einer Familie, die Geburt von neuem Leben, bringt aber zuviele negative Aspekte mit hinein, um hoffnungsvoll und schön zu wirken. Für mich ist dieser Roman ganz knappe drei Sterne und ich bin froh, das "Cafè Leben" so viel schöner zu lesen war.

Es ist ein bewegender Familienroman, für den man einen langen Atem und gute Nerven haben muss.Denn die Zerrissenheit der Figuren ist allgegenwärtig spürbar und es war für mich keine Lektüre, die ich gerne gelesen habe.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.05.2024

Ist mir zu speziell!

The Book of Wonderful Words. Sprechen wie ein Native Speaker. Der lustige Vokabeltrainer
0

Im Anaconda Verlag erscheint der Vokabeltrainer "The Book of Wonderful Words" von Malcolm Shuttleworth.

Im Englischunterricht lernt ...

Im Anaconda Verlag erscheint der Vokabeltrainer "The Book of Wonderful Words" von Malcolm Shuttleworth.

Im Englischunterricht lernt man neben Sprachkenntnissen des Standardwortschatzes die Grammatik und auch einiges an alltäglichen Floskeln. In diesem Buch gibt es viele Begriffe, die sicherlich nicht auf dem Lehrplan stehen und zum Sprachschatz der "native speaker" gehören.

Das Buch zeigt eine Auswahl an Floskeln und Begriffen aus dem Alltagswortschatz, aber auch Schimpfwörter und sogar Worte, die im Deutschen verwendet werden, aber im Englischen eine ganz andere Bedeutung haben (Gymnasium oder dank).

Das Wörterbuch ist schön klein und handlich und zeigt eine bunte Auswahl an Worten, die nach Überbegriffen geordnet sind. Es startet mit "invaluable verbs", also unbezahlbaren Verben. Dazu gehören: ruinieren, über die Arbeit reden, ärgern, nach hinten losgehen oder zappeln.

Die optische Ansicht wird mit humorvollen Illustrationen aufgepeppt, dadurch bekommt das Buch einen Comic-Effekt, den ich aber nicht brauche.

Die Vokabeln sind alle sehr speziell, für alltäglich Gespräche mit Native Speakern aber sicher sinnvoll.

Interessant finde ich den jeweiligen Verweis auf die Wortherkunft, manche haben einen französischen oder skandinavischen Ursprung, andere wurden von alten Begriffen abgewandelt.

Mit diesem Wörterbuch lernt man Begriffe der Alltagssprache und kann mit Synonymen seine natürliche Sprache verbessern. Der inhaltliche Aufbau erfolgt thematisch geordnet nach einzelnen Abschnitten, wie Notorious nouns, Amazing adjectives, Neue Wörter, Food & Drink und verschiedene Listen für 10 levels of sadness, hot, drunk...

Wirklich lustig und sinnvoll finde ich die "Harmlosen Beleidigungen" und mit Food & Drink kann ich etwas anfangen, auch die Synonyme helfen weiter, um nicht immer dieselben Wörter zu benutzen.

Folgende Beispiele möchte ich euch vorstellen: ›fag end‹ ist bspw. ein Zigarettenstummel oder das lahme Ende einer Party. Unter ›bottle‹ versteht man auch Mumm oder Mut und ›allof‹ bedeutet unfreundlich oder zurückhaltend, ›pernickety‹ ist der Begriff für pingelig, das lustig klingende ›lackadaisical‹ heißt im Deutschen einfach nur lasch.

Angesichts dieser Begriffe muss ich sagen, dass ich von dem etwas anderes erwartet hatte. Um im direkten Gespräch eine Konversation am Laufen zu halten, sind diese Worte sicherlich die Kirsche auf der Torte, aber für mich nicht notwendig.


In diesem Wörterbuch lernt man Begriffe kennen, die Native Speaker verwenden. Für eine normale Konversation ist das sicher nicht nötig, aber wer häufig mit Engländern zu tun hat, findet hier eine große Auswahl an sprachlicher Erweiterung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
Veröffentlicht am 18.05.2024

Leichter Urlaubskrimi mit gelungenem Lokalkolorit

Tödliche Tide in St. Peter-(M)Ording (St. Peter-Mording-Reihe 3)
0

Im Ullstein Verlag erscheint mit "Tödliche Tide in St. Peter-(M)Ording" der dritte Band der Nordsee-Krimireihe von Tanja Janz.

In St. Peter-Ording wird ein Film gedreht und die Premierenfeier zieht viele ...

Im Ullstein Verlag erscheint mit "Tödliche Tide in St. Peter-(M)Ording" der dritte Band der Nordsee-Krimireihe von Tanja Janz.

In St. Peter-Ording wird ein Film gedreht und die Premierenfeier zieht viele Fans und Schaulustige an. Doch der Hauptdarsteller Titus Frank erscheint nicht auf der Feier, es gibt einen Brand in seinem Ferienhaus und Titus wird tot in der Sauna gefunden. Die Tür war von außen verriegelt, also geht die Polizei von Mord aus. Nun ermitteln Ernie Feddersen und Fred Glabotki und auch Ernies Schwester Ilva geht den Spuren nach. Gerade macht Freds Vater Kommissar a.D. Ede Glabotki Urlaub an der Nordsee und er stösst auf eine heiße Spur, die er undercover weiter verfolgt.

Der dritte Band der Reihe ist wie gewohnt ein lockerer und amüsanter Küstenkrimi, in dem eine Filmcrew und ein Mordopfer für Aufregung in St. Peter-Ording sorgen. Natürlich muss sich Lehrerin Ilva wieder in die Ermittlungen einmischen, dabei hat sie mit den Proben für ein Theaterstück alle Hände voll zu tun.

Tanja Janz lässt viele Schauplätze, Fischbuden und Örtlichkeiten des Nordseebades mit in die Handlung einfließen, sodass sich die Szenen bildhaft vor meinem inneren Auge abgespielt haben.

Die Polizisten Fred und Ernie haben in diesem Fall viele Befragungen durchzuführen, denn es gibt viele Schaulustige und auch im Umfeld des Schauspielers sind einige Tatverdächtige zu finden. Ede Glabotki macht mit seiner Dackeldame Distel eine Entdeckung, die ihn nicht loslässt und er verdingt sich als Kaffeekocher bei der Filmcrew. Für mich war Ede in diesem Buch die interessanteste Figur und ich habe die Szenen mit ihm gerne verfolgt.

Tanja Janz schreibt auf eine unaufgeregte und sehr lockere Weise, sie bringt viel Alltägliches mit in die Handlung ein und zeigt uns den Küstenort auf vielfältige Weise. In einer Erzählperspektive berichtet der Täter über seine Gedanken und Erlebnisse, dadurch erhält man einige Infos, die sich allmählich als Bausteine zu einem Täterbild vervollständigen.

Die Handlung mit dem angenehmen Nordseeflair passt wunderbar als Urlaubslektüre, die Spannung ist recht niedrig angesiedelt und bei den Ermittlungsmethoden wird nicht gerade die übliche Polizeiarbeit angesetzt. Denn wenn Beamte Informationen über ihre Ermittlungen weiter tragen, wird Datenschutz und Privatsphäre verletzt. Mich hat es auch gestört, dass dieses Mal von von zu vielen Seiten ermittelt wurde, selbst Ilvas Kollegin wurde mit eingebunden.


Die Story lässt sich durch das bildhafte Urlaubssetting und den lockeren Erzählstil sehr unterhaltsam lesen. Wer einen leichten Krimi als Strandkorblektüre sucht, ist hier genau richtig.

  • Einzelne Kategorien
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere