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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.02.2025

Trauer trifft Neuanfang - Mit Herz und Humor

Von hier aus weiter
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Der Roman erzählt mit beeindruckender Leichtigkeit von einem schweren Thema: Verlust, Trauer und dem schwierigen Weg zurück ins Leben. Die Hauptfigur, Marlene, steht nach dem Tod ihres Mannes vor einem ...

Der Roman erzählt mit beeindruckender Leichtigkeit von einem schweren Thema: Verlust, Trauer und dem schwierigen Weg zurück ins Leben. Die Hauptfigur, Marlene, steht nach dem Tod ihres Mannes vor einem Abgrund. Sie zieht sich zurück, meidet Kontakt zu anderen Menschen und scheint keinen wirklichen Lebenswillen mehr zu haben. Doch wider Erwarten sind es ausgerechnet ein Klempner und ihre hartnäckige Hausärztin, die sie langsam aus ihrer Isolation holen.
Besonders beeindruckend ist die Balance zwischen Melancholie und feinem Humor. Bereits die erste Szene zeigt, dass die Geschichte trotz der Schwere des Themas nicht erdrückend wirkt: Marlene bleibt auf der Trauerfeier ihres Mannes in einer Toilettenkabine stecken – eine absurde Situation, die dem Roman von Anfang an eine gewisse Leichtigkeit verleiht.
Die Figuren sind wunderbar gezeichnet – allen voran Marlene, deren innere Zerrissenheit authentisch und nachvollziehbar beschrieben wird. Aber auch Jack, der gutmütige Klempner mit eigener Lebensgeschichte, und die einfühlsame, aber bestimmte Ärztin Ida bringen eine besondere Wärme in die Erzählung. Ihr Zusammenspiel verleiht der Geschichte eine besondere Dynamik und macht sie noch lebendiger.
Mit viel Fingerspitzengefühl schildert die Autorin Marlenes langsamen Wandel: von der Verzweiflung über erste kleine Schritte hin zum Weiterleben. Besonders ab der zweiten Hälfte, als sich die drei Hauptfiguren gemeinsam auf eine Reise begeben, entfaltet sich die Geschichte noch einmal auf eine ganz neue, bewegende Weise.
Ein tiefgehender, berührender Roman, der auf wunderbare Weise Humor und Ernsthaftigkeit verbindet. Eine Geschichte, die nachhallt – einfühlsam, klug und mit viel Herz erzählt.

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Veröffentlicht am 02.01.2025

Wie Hexenverfolgung bis ins Heute wirkt

Marschlande
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Jarka Kubsovas Roman „Marschlande“ ist eine fesselnde Erzählung, die Vergangenheit und Gegenwart auf eindrucksvolle Weise miteinander verbindet. Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen: Im 16. Jahrhundert ...

Jarka Kubsovas Roman „Marschlande“ ist eine fesselnde Erzählung, die Vergangenheit und Gegenwart auf eindrucksvolle Weise miteinander verbindet. Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen: Im 16. Jahrhundert steht die Hufnerbäuerin Abelke Bleken im Mittelpunkt, die als unverheiratete Frau und erfolgreiche Landwirtin gegen die gesellschaftlichen Normen ihrer Zeit ankämpft. In der Gegenwart begegnen wir Britta Stoever, die mit ihrer Familie in die Marschlande zieht und durch ihre Recherchen Abelkes bewegendes Schicksal entdeckt.
Die historische Ebene ist geprägt von einer intensiven Darstellung der Hexenverfolgung und den Herausforderungen, denen Frauen in einer patriarchalen Gesellschaft ausgesetzt waren. Abelkes Geschichte ist inspirierend und zeigt, wie Mut und Klugheit auch in schwierigen Zeiten Wege finden können. Ihr Leben wird durch die lebendige Sprache der Autorin greifbar, und man fühlt mit ihr, während sie ihren Weg geht.
Britta Stoever, die Protagonistin der Gegenwart, entdeckt bei ihrer Ankunft in den Marschlanden Hinweise auf Abelke Bleken. Ihre Nachforschungen verbinden sich mit ihrem eigenen Leben, und sie erkennt Parallelen zwischen sich und der mutigen Bäuerin. Die Gegenwartsebene macht deutlich, wie sehr die Themen von damals auch heute noch relevant sind und wie die Vergangenheit uns immer wieder beeinflusst.
„Marschlande“ ist ein Roman, der tiefgründige Einblicke in die gesellschaftlichen Strukturen und das Leben von Frauen in verschiedenen Epochen gibt. Die Verknüpfung von Abelkes und Brittas Geschichten lässt die Leser:innen in eine Welt eintauchen, die ebenso faszinierend wie nachdenklich stimmend ist. Die sprachliche Gestaltung ist bildhaft und eindringlich, sodass man sich schnell in der Atmosphäre der Marschlande verliert.
Ein beeindruckender Roman, der die Kraft und Stärke von Frauen in den Mittelpunkt stellt und dabei Vergangenheit und Gegenwart meisterhaft vereint. Eine klare Empfehlung für alle, die sich für historische Erzählungen mit aktuellem Bezug interessieren.

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Veröffentlicht am 27.10.2024

Bizarr, skurril und auf komische Weise originell

Nach uns der Himmel
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Über dieses Buch musste ich erst nachdenken, als ich die letzte Seite verschlungen hatte. Davor fühlte ich mich beim Lesen wie bei Monty Python. Dieses Buch ist so geschrieben, wie sich der Sog in ein ...

Über dieses Buch musste ich erst nachdenken, als ich die letzte Seite verschlungen hatte. Davor fühlte ich mich beim Lesen wie bei Monty Python. Dieses Buch ist so geschrieben, wie sich der Sog in ein schwarzes Loch wohl anfühlen würde. Zeit und Raum krümmen sich, die Story gerät wie in einen skurrilen Strudel aus Absonderlichkeiten.

Acht Menschen landen nach einem turbulenten Flug auf einer Mittelmeerinsel. Ihre Hintergründe bieten Stoff für eine ganze Romanreihe. Da sind zwei befreundeten Paare und eine Familie mit ihrem todkranken Sohn und da ist Heidi. Irgendwie wirkt die Szenerie zunächst etwas hölzern und driftet dann ins Absurde. Die Paare orientieren sich um, massiver Partnertausch und freie Liebe sind angesagt. Es gibt kaum noch Wechselwirkungen zwischen den acht Menschen und der Umgebung, die Distanz zwischen Realität und Handlung nimmt zu, Erinnerungen schwinden. Wer hier beim Lesen mitgeht, fühlt sich zunehmend psychedelisch und lechzt nach einer Auflösung dieser bizarren Story. Die ist allerdings dann wirklich Monty Python und gibt dem zweiten Erzählstrang dieses Buches endlich einen Sinn, wenn der auch nicht greifbar ist.

Dieses Buch ist so abwegig ulkig und dabei fesselnd. Wer so ein Freizeitvergnügen liebt, greife gern zu diesem Lesestoff.

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Veröffentlicht am 23.06.2024

Sachte und atmosphärische Story

Cascadia
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Die Schwestern Sam und Elena leben mit ihrer kranken Mutter auf der Insel San Juan im US-Bundesstaat Washington. Gemeinsam existieren sie in einem heruntergekommenen Haus und teilen sich die Pflege der ...

Die Schwestern Sam und Elena leben mit ihrer kranken Mutter auf der Insel San Juan im US-Bundesstaat Washington. Gemeinsam existieren sie in einem heruntergekommenen Haus und teilen sich die Pflege der Mutter. Elena jobbt in einem Golfclub, Sam auf einem Fährschiff. Sie sind des monotonen Lebens überdrüssig und träumen davon, das Haus aufzugeben und wegzuziehen. Eines Tages taucht ein Bär in ihrer Umgebung auf. Der Grizzly bringt das Leben der Schwestern und auch der ganzen Insel durcheinander.

Der Roman beginnt sachte und nimmt mich als Leserin mit in die Atmosphäre der Insel, hält wunderschöne Beschreibungen der Welt dort und des Lebens der beiden Schwestern bereit. Im Laufe des Buches nimmt die Story Fahrt auf, auch die Beziehung der Schwestern steht auf dem Spiel. Ein fulminantes Ende macht dann betroffen. Die Geschichte lebt vom Schreibstil der Autorin. Man liest sie so nebenbei.

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Veröffentlicht am 20.05.2024

Aufblühen nach Reset: behaglicher Roman über Neuanfänge

Das Licht in den Birken
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Romy Fölck schreibt eine Story über das Neuanfangen, ganz unabhängig von Alter und Lebenslage. Da ist der Griesgram Benno, der aus Familienbesitz den Moorhof - einen Lebenshof für Tiere - innehat, kurz ...

Romy Fölck schreibt eine Story über das Neuanfangen, ganz unabhängig von Alter und Lebenslage. Da ist der Griesgram Benno, der aus Familienbesitz den Moorhof - einen Lebenshof für Tiere - innehat, kurz vor dem Bankrott stehend. Thea gibt ihre Exilheimat Portugal auf, lässt ihre Ziegenherde hinter sich und kehrt nach Deutschland zurück. Juli will nach Amsterdam laufen und verletzt sich den Fuß, weshalb sie auf Bennos Moorhof strandet. Wie sich diese drei Menschen zusammenfinden, sich zart annähern und füreinander aufschließen, wird behaglich und geschmeidig erzählt. Wie sich durch den Neuanfang, der sich für die drei Protagonisten ergibt, auch die Vergangenheit in die neue Zukunft einbinden lässt, sich alte Wunden wieder heilen können, wird durch die Story auch deutlich. So entstehen unabhängig vom Alter der Beteiligten neue Bande, neue Möglichkeiten, frisches Glück und eine Stimmung des neuen Friedens und einer ungeahnten Lebenszufriedenheit.

Dieses Buch liest sich flüssig und leicht weg. Romy Fölck schreibt einfühlsam und plastisch für ein Lesevergnügen ohne Turbulenzen. Ein Wohlfühlbuch für alle, die gegenüber den Wendungen im Leben aufgeschlossen sind und sich vertiefen möchten in eine Geschichte, die der Seele gut tut.

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