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Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein Leben betrachten

Die Frau, die allen davonrannte
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Aggie, eigentlich Aganetha, wächst mit Halbgeschwistern und Schwestern auf einer einsam gelegenen Farm in Kanada auf. Schon früh hat sie den Rausch des Laufens kennen gelernt, am Anfang war es nur ein ...

Aggie, eigentlich Aganetha, wächst mit Halbgeschwistern und Schwestern auf einer einsam gelegenen Farm in Kanada auf. Schon früh hat sie den Rausch des Laufens kennen gelernt, am Anfang war es nur ein davonrennen, doch es sind viele Faktoren, die sie rennen lassen. Ein Spiel im Wettkampf mit anderen, eine Kräfte messen, die Freude an der Geschwindigkeit, aber auch immer wieder auch eine Flucht nach vorne oder eine Flucht vor Erlebnissen.

Es ist kein leichtes Leben, das Aggie führt. Viele ihrer Halbgeschwister sterben früh, Aggie, Jahrgang 1908, lernt schon früh Abschied zu nehmen. Mit 16 folgt sie einer Schwester nach Toronto und kommt in ein Trainingsteam, die für Olympia trainieren. Sie hat Ergeiz und Biss.

Die Geschichte ist ein Wechsel aus aktuellem Geschehen im Jahr 2012 und Erinnerungen. Aganetha ist inzwischen 104, als sie von einem Mächchen und ihrem Bruder aus dem Altersheim "entführt" wird. Die beiden planen einen Film über sie. Warum, was verbindet die beiden, was steckt dahinter ? Diese Fragen klären sich erst nach und nach. Aggie ist körperlich am Ende, dennoch, ihre Gedanken schweifen während des Ausflugs mit den beiden immer wieder ab in ihre Vergangenheit. Nicht immer linear, nicht immer wird alles erzählt. Dennoch, die wichtigsten Lebensabschnitte, an die kann sich Aggie erinnern und lässt uns teilhaben an ihrem Leben. Wir sind zwar als Leser eher der Betrachter von außen, die Gefühle blieben mir teilweise zu stark außer acht, aber nach und nach entfaltet sich das Leben von Aggie und was sie noch verbirgt vor uns und den anderen, die sie im Leben begleitet haben.

Es ist wie ein Wollkäuel, das sich erst langsam entwirrt. Manche Passagen hätte ich gerne ausführlicher gehabt, manche waren mir zu lang. Aber die Autorin hat es geschafft, ein fiktives Leben darzustellen, angefangen mit den frühesten Erinnerungen, als die Protagonistin 7 Jahre alt war, bis zur Gegenwart, im Jahre 2012. Es sind mehr Tiefs als Hochs, die verarbeitet werden müssen.

Ich bin noch ziemlich unschlüssig, wie gut mir alles gefallen hat. Wie gesagt, die Emotionen waren mir etwas zu schwach dargestellt, dennoch, habe ich das Buch ganz gerne gelesen, es ist vielschichtig, am Ende überraschend, das Spektrum der Erlebnisse ist weit angelegt, wir bekommen einen guten Einblick in das fiktive Leben einer Frau, die 1904 geboren wurde.
Dennoch, gerade die Passagen zu Olympia waren sehr knapp, der Focus liegt eindeutig auf anderen Abschnitten. Das Laufen zieht sich aber wie ein Band durch den ganzen Roman.

Von mir 3,5 Sterne für eine interessante Lektüre, die mich nicht ganz 100 %tig überzeugen konnte, hier aufgerundet auf 4 Sterne.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Facettenreiche Mehrgenerationengeschichte

Die Sommer der Porters
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Anfangs war es nur ein Haus am Meer. Ein Sommersitz der Familie Porter. Jedes Jahr im Sommer kehrte die Familie dahin zurück.
Zu Beginn der Geschichte schreibt man das Jahr 1942, die Familie besteht aus ...

Anfangs war es nur ein Haus am Meer. Ein Sommersitz der Familie Porter. Jedes Jahr im Sommer kehrte die Familie dahin zurück.
Zu Beginn der Geschichte schreibt man das Jahr 1942, die Familie besteht aus Mrs und Mr Porter, ihren vier Kindern Charlie, Helen, Dossy (die schon fast erwachsen sind) und Nesthäkchen Janie, sowie den Kindermädchen Bea und Agnes. Es ist die Zeit des 2. Weltkrieges und auch die Porters merken dies an ihrem (amerikanischen) Sommerort, denn unweit des Hauses ist ein Militärstützpunkt errichtet worden.
Es geht um Bea, aber auch um Helen, der 16jährigen, die sich für einen der Soldaten interessiert. Wir tauchen ein in diese Sommer, die Autorin schafft es mit ihren Sätzen eine andere Welt, eine ganze Famiie und ihr Leben vor dem inneren Auge aufzuzeigen. Man taucht mit ein. Auch in das weitere Leben der Familie, die uns schließendlich - mit Sprüngen - bis ins Jahr 1999 führt. Und am Ende schließt sich der Kreis.

Interessant dabei, dass die Elizabeth Graver es immer wieder geschickt schaftt, auch vergangenes und zukünftiges geschickt mit einzubauen und den Focus immer wieder zu verrücken, ohne dass es den Lesefluss stört.

Im Laufe der Geschichte wechselt auch der Bezugpunkt, so werden wir Helen noch näher kennen lernen und auch ihren Sohn Charlie (der nach dem Onkel benannt worden ist). Es wird in dieser Familie nicht nur Höhen geben, sondern auch Tiefen. Vor allem psychische Probleme, Identitätsprobleme, es geht um Mutter-Sohn-Beziehungen, aber immer auch um den Familienzusammenhalt und insbesondere um die Kraft der Natur, um ein Stück Land, das Heimat ist, um einen Rückzugsort, bei dem man Kraft tanken kann.

Zwischenzeitlich, nach den Zeitsprüngen, muss man ein wenig Geduld haben, um die neuen Personen, die nun plötzlich "aufgetaucht" sind, einsortieren zu können, aber nach und nach gelingt auch das. Gefallen hat mir aber, dass dieser Roman einen Zeitraum von 57 Jahren gekonnt abdecken kann und dabei immer facettenreich und tiefgründig bleibt.

Fazit:

Elizabeth Graver hat mit "Die Sommer der Porters" keinen Spanunngsroman geschrieben, sondern es ist eine leise, stille Generationenerzählung, die aber so gut gelungen ist, dass man meint, diese Personen hätten wirklich gelebt. Man blickt in andere Seelen, taucht in längst vergangene Zeiten ein.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Eine fabelhafte Geschichte

Herr Sturm und die Farbe des Windes
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Richard Sturm ist desillusioniert. Er scheint ein gebrochener, verbitterter, einsamer Mann zu sein. Was ist in seiner Vergangenheit passiert, was hat ihm zu dem gemacht ? Anfangs sehen wir nur seine Bitterkeit, ...

Richard Sturm ist desillusioniert. Er scheint ein gebrochener, verbitterter, einsamer Mann zu sein. Was ist in seiner Vergangenheit passiert, was hat ihm zu dem gemacht ? Anfangs sehen wir nur seine Bitterkeit, seine Unlust am Leben. Erst nach und nach bekommen wir als Leser die Hintergründe dargestellt. Richard Sturm schreibt Drehbücher zu Daily Soaps - was ihm zum Hals heraushängt, aber er braucht Geld zum Leben und von seiner wahre Leidenschaft, Bücher zu schreiben, ist er meilenweit entfernt. Als er jedoch eines Tages auf eine Annonce in der Zeitung findet (die er sonst selten beachtet), in der ein Schriftsteller gesucht wird und ein exquisites Honorar geboten wird, wird er neugierig und bewirbt sich bei Herrn Bischof. Sein Auftrag ist mit 12 vorherbestimmten Menschen über ihren Glauben zu sprechen.

Der Untertitel des Buches "Eine fabelhafte Reise durch die Welt des Glaubens" - ist doppeldeutig und trifft die Geschichte genau.

Fabelhaft ist die Reise, die der Protagonist des Buches, Richard Sturm, unternimmt. Sein Aufttraggeber, Herr Bischof, der alles schon geplant hat, bevor es Richard Sturm überhaupt in Erwägung gezogen hat. Auch weitere Aspekte sind fabelhaft. Das ist der märchenhafte, der übersinnliche Teil - der vorherbestimmte Teil ?? Daher trifft der Untertitel den Kern genau.

Aber auch fabelhaft in Bezug auf "gut gelungen" - auch hier trifft der Untertitel, denn Jens Böttcher gelingt es eine weit gespannte Welt des Glaubens darzustellen, sie zu einem Ziel zu führen, sie zu bündeln oder einzuordnen.

Richard Sturm spricht mit 12 Menschen, die alle verschieden Glauben (oder auch nicht glauben), während er mit den Menschen spricht, wird auch in Richard Sturm eine Veränderung vorgehen, seine harte Schale fängt an erst löchrig zu werden und dann aufzubrechen. Das alles geschieht langsam und nachvollziehbar.

Die Gespräche, die er mit den Menschen von Bischofs Liste führt, sind teils sehr philosphisch, mal mehr - mal weniger und manchmal für mich zu abstrakt. Dennoch fand ich es erstaunlich, wie Jens Böttcher diese verschiedenen Ansichten zusammengeführt hat, die Verbindungen, die Quintessenz herausgefiltert hat.




Fazit:

Ein gebrochener Mann auf der Suche nach dem Glauben - eine fabelhafte, eigenwilige, psychologische, kreative, vielschichtige Erzählung.

Ein nicht ganz einfaches Buch, dennoch ein spannender Bericht, das einen durch die Welt des Glaubens führt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Generationenkonflikt

Die Eismacher
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" Mein Vater war Eismacher, sein Vater war es gewesen, und sein Großvater hat damit angefangen....Ich will mit der Familientradition brechen" (Zitat, S. 73/74)

Die Talaminis aus dem Norden von Italien ...

" Mein Vater war Eismacher, sein Vater war es gewesen, und sein Großvater hat damit angefangen....Ich will mit der Familientradition brechen" (Zitat, S. 73/74)

Die Talaminis aus dem Norden von Italien sind - wie viele in ihrem Dorf - Eismacher. Sie leben von März bis Oktober in Rotterdam und betreiben dort das Eiscafe Venezia. Im Winter kehren sie in ihr Dorf zurück. Die beiden Söhne Giovanni und Luca werden früh mit eingebunden in den Betrieb, doch Giovanni bricht aus. Er möchte keinen 17-Stunden-Tag im Sommer, er liebt Poesie und Lyrik und durch einen Kunden der Eisdiele lernt er eine andere Welt kennen.

Ernest van der Kwast (bekannt auch durch "Fünf Viertelstunden bis zum Meer") hat einen bemerkenswerten Generationenroman geschrieben, der einen tiefen Einblick in das Geschäft des Eismachens gibt. Es geht vor allem über Traditionen, die gebrochen werden, über Verpflichtungen, über Familie, aber auch über ein selbstbestimmtes Leben. Es geht um Verantwortung, Vater-Sohn-Beziehungen, aber auch die Beziehung zwischen den Brüdern und der Frau, die sie beide lieben.

Geschildert wird der Roman aus Sicht des "Ausbrechers" Giovanni, der die Bögen der Erzählung erst weit zurückschlägt, von dem ersten Eismacher der Familie, dem Urgroßvater. Über Legenden, die in der Familie kursieren über Wahrheiten. Schließlich auch die Bürde, die sein Vater trägt, der selber lieber einen anderen Beruf ergriffen hätte und eigentlich zeitlebens unwillig den Beruf des Eismachers ausübt. Aber es stand für ihn nie zur Debatte sich dem Erbe zu entziehen. Doch Giovanni lebt in einer anderen Generation, er will sich nicht in diese Schiene zwängen lassen und bricht aus. Dennoch, seine Wurzeln sind ihm stets bewusst. Und auch das, was er damit seinem Bruder Luca auferlegt hat.

Es ist ein Roman, der den Leser tief einführt in die Arbeit, die so ein Eiscafe macht. Wie viel auch (damals - heute?) die Familien bereit waren zu opfern. Freizeit, aber vor allem auch, die Kinder in der Heimat zurück zu lassen oder Arbeitsstunden, die man sich als 40-Wochen-Jobber kaum vorstellen vermag. Da gibt es aber auch die Liebe zum Eis, wie oft werden neue Geschmacksvariationen ersonnen, die beim Lesen Lust auf das eiskalte Vergnügen machen.

Berührt und nachdenklich gemacht haben mich vor allem die Generationenkonflikte, die in einem familienbetriebenen Betrieb von Generation zu Generation weiter gegeben werden. Dies ist dem Autor wunderbar gelungen, diese darzustellen.

Es fließt viel Poesie und Lyrik mit in diesen Roman, die berichteten Festivalreisen und dortigen Erlebnisse gehören zwar irgendwie auch zu dem Erzähler, als Gegenpol zum Eismachen, dennoch waren dies die Szenen, die mich etwas weniger interessierten, gleichwohl waren auch sie immer wieder mit teils skurrilen Erlebnissen gespickt und dadurch lebhaft dargestellt.

Fazit:
Ein Roman, der Lust auf Eis macht, aber auch die Licht- und vor allem Schattenseiten hinter der Verkaufstheke aufführt.
Ein Roman, der ein eindrucksvolles Generationenporträt mit Verpflichtungen und Bindungen, mit Selbstverwirklichung und Schuldgefühlen zeichnet.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Hörbuch für Kinder mit Spannung

Die Tintenkleckser – Teil 1: Mit Schlafsack in die Schule
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Jana-Ina ist verzweifelt. Ihr Stofftiger ist verschwunden. Wer hat ihn gestohlen ? Gibt es einen Dieb in der 3a ? Ausgerechnet an dem Tag, an dem es in der Schule eine Lese-Übernachtung geben soll ? Ben, ...

Jana-Ina ist verzweifelt. Ihr Stofftiger ist verschwunden. Wer hat ihn gestohlen ? Gibt es einen Dieb in der 3a ? Ausgerechnet an dem Tag, an dem es in der Schule eine Lese-Übernachtung geben soll ? Ben, aber auch Mia machen sich abends heimlich auf die Suche nach derm verschwundenen Tiger. Sie stehlen sich beim Vorlesen aus der Bilbiothek und begeben sich nachts auf die Suche und erleben ein paar gruselige Momente.
Annette Frier und Ralf Schmitz erzählen abwechselnd, sie können den Figuren durch Betonungen und vor allem gefühlvolle, emotionale Stimmen Leben einhauchen und erzeugen dabei Spannung, aber auch lustige Momente. Die kurzen Kapitel werden durch kurze Musikeinlagen unterbrochen.
Ein Hörbuch ist allerdings kein Hörspiel, das hat mein Sohn etwas bedauert, daher gibt es nicht für jede Figur eine eigene Stimme.
Ansonsten hat er die Geschichte mit Spannung gehört und sie bereits ein zweites Mal eingelegt. Die Spieldauer dauert mehr als eine Stunde, aber sie ist sehr abwechslungsreich erzählt und daher nie langweilig.

Von den Tintenklecksern gibt es neben den Hörbüchern auch die Buchreihe. Band 2: Schulhofalarm, Band 3: Mattis haut ab.
Die CDs sind im Audio Verlag erschienen, die Bücher im dtv-Verlag.