Es fehlt ein wenig die Liebe zum Detail
Von Amy Harmon habe ich bereits Unser Himmel in tausend Farben rezensieren können und war von dem Buch hin und her gerissen. Nun war oben genanntes Werk auch nicht unbedingt mein Lieblingsgenre. Als ich ...
Von Amy Harmon habe ich bereits Unser Himmel in tausend Farben rezensieren können und war von dem Buch hin und her gerissen. Nun war oben genanntes Werk auch nicht unbedingt mein Lieblingsgenre. Als ich sah, dass sie sich an Fantasy wagte, wollte ich ihr jedoch eine neue Chance geben.
Danke an das Portal lesejury.de von BasteiLübbe, dass ich an der Leserunde teilnehmen durfte
Meine Meinung
In Bird & Sword wird aus einer sehr ungewöhnlichen Sicht geschrieben, denn Lark (Lerche) hat keine Stimme, wodurch der Leser im Grunde genommen von ihren Gefühlen und Gedanken zehren muss. Und damit fange ich auch gleich mit meiner Kritik an. So leicht und einfach sich das Buch lesen lässt, desto mehr fehlen einem im Laufe der Geschichte die einfachsten Details. Amy Harmon lässt einen leider viel zu wenig am Gefühlsleben ihrer Protagonisten, allen voran Lark, teilhaben. Viel zu oft geht sie über emotionale Ereignisse hinweg und holt den Leser nicht ab.
Zudem sind ihre Charaktere sehr sprunghaft. Anfangs gefiel mir die aufmüpfige Lark noch, doch dann mutierte sie in der Gegenwart zu Tiras zu einer eher unterwürfigen, ja teils sprunghaft naiven Person. Wogegen Tiras, der anfangs zwar undurchsichtig, aber nicht unbedingt unsymphatisch wirkte, durch das von der Autorin angedichtete unsensible Machogehabe zunehmend an Symphatiepunkten verlor.
Alles in allem lässt mich das Buch sehr zwigespalten zurück.
Positiv ist anzumerken, dass Amy Harmon einen sehr angenehm flüssigen Erzählstil hat, wodurch die Seiten nur so dahin flogen. Hier hätte man dadurch locker 200 Seiten mehr vertragen können, was sicherlich auch vielen Szenen und Charakteren zu mehr Tiefe verholfen hätte.
Negativ sind die fehlenden Einsichten in die Gefühlswelten der Protagonisten. Es ist, als würde man an der Oberfläche kratzen. An Büchern liebe ich diese Tiefe, dieses Mitfiebern, was Filme und Serien oft nicht vollbringen können. Hier fehlt es eindeutig.
Zudem werden einige Szenen und Charaktere einfach ein wenig stiefmütterlich behandelt. Ich habe ein wenig den Eindruck gewonnen, dass Kampfszenen der Autorin vermutlich nicht so liegen und daher eher schnell abgehandelt wurden.
Auch wurden einige Fakten in den Raum geworfen, aber nicht zur Zufriedenheit meinerseits erklärt. Ich kann nur spekulieren, aber ich denke, im Bereich Liebesromane/Dramen sind manche Details nicht so wichtig. Fantasyleser sind durch andere Autoren da vermutlich wesentlich anspruchsvoller, funktionieren doch fremde Welten und Kulturen oftmals nur durch das Bild, dass der Autor in den Köpfen der Leser schafft, weshalb viele Fantasybücher ja auch regelrechte Wälzer sind. Deshalb will ich hier mal nicht so sein und denke, das ist ein Anfängerfehler, da es ihr erstes Werk in diesem Genre ist.
Im Laufe des Lesens wurde ich dazu auch noch aufmerksam gemacht, dass es sich nicht um ein in sich abgeschlossenes Buch handelt, sondern eine Diologie sei. Zunächst war ich gar nicht davon angetan. Aber ich muss im Nachhinein anmerken, dass zumindest das Amy Harmon gelungen ist. Bird & Sword ist trotzdem in sich abgeschlossen, was die Geschichte von Lark und Tiras angeht. Band 2 wird sich um Kjell drehen und für mich ist es somit ideal, da ich Band 2 nicht lesen muss, um zu erfahren, wie es weitergeht. Für mich ist es vorbei, obwohl es genug offene Fragen gibt, die ich aber nicht beantwortet haben muss.
Fazit
Wer nicht verwöhnt ist von Fantasyautoren wie Bernhard Hennen oder Georg R.R. Martin, leicht zu lesende eher seichte Fantasy mag, der kann ruhig zu Bird & Sword für Zwischendurch greifen. Mir hat das Buch nur teilweise gefallen, weshalb es wegen der oben genannt Kritikpunkte von mir gut gemeinte 3,5 von 5 Sternen bekommt.