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Veröffentlicht am 28.06.2024

Unser Trinkwasser als teures Gut

Martensen und das wehrlose Wasser
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Ein toter Politiker verschafft Kommissar Erik Martensen von der Kripo Odense einen kniffligen Fall mit Hinweisen auf die Fynwater Invest. Diese plant skrupellos und profitorientiert eine Pipeline mit ...

Ein toter Politiker verschafft Kommissar Erik Martensen von der Kripo Odense einen kniffligen Fall mit Hinweisen auf die Fynwater Invest. Diese plant skrupellos und profitorientiert eine Pipeline mit kostbarem Trinkwasser von Dänemark nach Berlin und steht mit einer dubiosen Stiftung in Zusammenhang. Die Investoren scheinen unantastbar, doch Martensen durchschaut die Fassade – auch mit Hilfe des schrulligen Kantinenchefs samt Anhang.
Auf den ersten Blick scheint das Cover recht schlicht, mit dem Anblick von bewegtem Wasser. Wie wichtig es aber gerade wegen seiner Selbstverständlichkeit tatsächlich für die Menschen ist, ist, wird einem während der Lektüre schnell klar. Die Faktensammlung am Ende unterstreicht die Wichtigkeit des Themas zusätzlich. Das Buch ist in drei Abschnitte mit aussagekräftigen Überschriften unterteilt und verfügt über kurze, aber intensive Kapitel. Der Schreibstil ist angenehm, weist detaillierte Beschreibungen auf und wird an einigen Stellen durch die in der Muttersprache des Kochs eingestreuten Sätze aufgelockert.
Die Charaktere sind lebensnah gezeichnet und ihre Handlungen sind schlüssig und nachvollziehbar – selbst die der „Bösen“ im Spiel. Während sein Chef eine schnelle Auflösung des Falls fordert, die Investoren als Täter ausschließt, bleibt Martensen seiner Linie treu und folgt seinem Instinkt.
Dem Autor ist hier ein gut recherchierter Krimi mit einem realistischen Ende gelungen. Denn auch im wirklichen Leben werden leider nicht immer alle Beteiligten zur Verantwortung gezogen. Insgesamt also eine Leseempfehlung für ein fesselndes und kurzweiliges Buch, dass wegen seines Themas sehr aktuell ist.

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Veröffentlicht am 23.06.2024

Ein Garten, der das Leben verändert

Forgotten Garden
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Jahre nach dem Tod ihres Mannes, nimmt Luisa immer noch nicht richtig am Leben teil und verkümmert in ihrem Beruf. Überraschend erhält sie das Angebot in Collaton, einem Küstenort im Nordwesten Englands, ...

Jahre nach dem Tod ihres Mannes, nimmt Luisa immer noch nicht richtig am Leben teil und verkümmert in ihrem Beruf. Überraschend erhält sie das Angebot in Collaton, einem Küstenort im Nordwesten Englands, als Landschaftsarchitektin ein verwildertes Stück Land in einen Gemeinschaftsgarten zu verwandeln. Weder der karge Boden noch die Anwohner kommen ihr entgegen. Nur der Lehrer Cas und sein Schützling Harper beteiligen sich am Projekt. Luisa sieht ihren Neuanfang fast gescheitert ...
Das Cover wirkt idyllisch, mit der Häuserreihe an der Küste, den blühenden Blumen und der einladenden Bank unter einem Baum. Zum Thema passend erhält man beim Aufschlagen des Buchs Hinweise auf Pflanzen, die in keinem Garten fehlen sollten. Die Kapitel sind kurz gehalten und der Schreibstil ist flüssig. Gleich zu Beginn bekommt man das Gefühl, dass diese Geschichte für alle Beteiligten nur positiv enden kann – trotz Widrigkeiten und etlicher doch eher unglaubwürdiger Geschehnisse. Die tun dem Wohlfühlbuch aber keinen Abbruch. Man fühlt sich geborgen in diesem Garten, an dem so viele beteiligt sind, man fiebert mit den Schicksalen dieser Gemeinschaft ungleicher Menschen mit und man wird dennoch nie gelangweilt. Es handelt sich um einen recht vorhersehbaren Roman, um eine unaufgeregte Geschichte, die ganz gut genauso passieren könnte; mit sympathischen Charakteren und wie als schwarz-weiß Kontrast auch mit undurchsichtigen Missetätern. Darüber hinaus regt das Buch aber auch zum Nachdenken über unsere Ressourcen nach, über Nachhaltigkeit und unseren Wasserverbrauch; und ganz sicher auch über die Nützlichkeit eines Gartens.

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Veröffentlicht am 23.06.2024

Die sehr dunkle Seite des Dschungels

Darwyne
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Sozialarbeiterin Mathurine entdeckt Darwynes enge Verbindung zur Natur. Der zehnjährige, körperlich beeinträchtigte Junge lebt in einem Slum in Französisch-Guayana mit seiner Mutter Yolanda, die um um ...

Sozialarbeiterin Mathurine entdeckt Darwynes enge Verbindung zur Natur. Der zehnjährige, körperlich beeinträchtigte Junge lebt in einem Slum in Französisch-Guayana mit seiner Mutter Yolanda, die um um ein besseres Leben kämpft. Sie sieht in ihrem Sohn ein Monster, er in ihr die beste Mutter der Welt. Nun lebt auch Jhonson bei ihnen in der Hütte, nachdem bereits sieben Liebhaber spurlos in den Tiefen des Dschungels verschwunden sind. Genau dorthin fliehen Yolanda und Jhonson nach einem Erdrutsch …
Das Cover ist düster und mysteriös gehalten, mit verschlungenen Wurzeln, die sich am Umschlag ertasten lassen und Tieren, die sich im Dickicht des Dschungels tarnen. Die kurzen Kapitel sind im Präsens verfasst und machen die Geschehnisse dadurch sehr greifbar. Die spannende Geschichte ist aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt und löst auf diese Weise sprachlich gekonnt Stück für Stück das Geheimnis des Buchs. Außerdem erhält man einen Einblick in den Artenreichtum des Amazonas, sowie in die traurigen Perspektiven der meist illegalen Einwanderer in den Slums, deren Situation man durch Sozialevaluationen beikommen will, die aber keinerlei Lösung herbeiführen können.
Die gestörte Mutter-Sohn-Beziehung wird durch die bedrückende Undurchdringlichkeit des Dschungels und die düstere Grundstimmung des Buchs verstärkt. Darwyne geht aufgrund seiner unerschütterlichen Liebe zu Yolanda davon aus, dass sie alleine weiß, wie er behandelt werden muss um zu einem „Menschen“ zu werden. Ihre Methoden erschrecken, verstören und entsetzen die Leser, so unglaublich sind ihre Erziehungsmaßnahmen, die allerdings innerhalb der Mauern ihres ärmlichen Zuhauses bleiben. Die Sozialarbeiterin Mathurine scheint empathisch, sie kommt am Ende sogar hinter das Verschwinden der vermissten Stiefväter. Ein Eingreifen von ihrer Seite oder ein Verbessern von Darwynes Situation ist aber auch durch sie nicht zu erwarten, denn sie ist zu sehr mit ihren eigenen Problemen beschäftigt.

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Veröffentlicht am 23.06.2024

Echte Erinnerungen

Die Sache mit Rachel
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In Cork herrscht die Finanzkrise und Rachel jobt während ihres Studium in einer Buchhandlung. Dort lernt sie in James sofort einen Freund kennen; er wiederum bietet Rachel ein Zimmer in seiner Zweier-WG ...

In Cork herrscht die Finanzkrise und Rachel jobt während ihres Studium in einer Buchhandlung. Dort lernt sie in James sofort einen Freund kennen; er wiederum bietet Rachel ein Zimmer in seiner Zweier-WG an. Eine spontan einberufene Lesung im Buchgeschäft hilft den beiden, dem Literaturprofessor Dr. Fred Byrne näherzukommen; das Ziel ist es ihn zu verführen, doch Byrne hat eigene Pläne. Und so durchleben die Schicksale der drei so manches Missverständnis.
Das Cover zeigt eine junge Frau im lockeren weißen T-Shirt, die ihr Gesicht abwendet, und damit die verführerische Protagonistin aus dem Klappentext. Als Ich-Erzählerin gibt sie ihr Leben jeweils in der Gegenwart in Präsensform wieder, die intensiven Rückblicke auf ihre Studienzeit in der Vergangenheitsform. Beiden Zeitsträngen liegt ein flüssiger Schreibstil sowie eine gewisse Leichtigkeit zugrunde, obwohl auch ernste Themen angesprochen werden. Die Protagonistin geht sehr offen und ehrlich mit ihren Erinnerungen ans Publikum; sie erzählt sehr glaubwürdig und mitreißend von der Suche zweier junger Menschen nach ihrem Platz im Leben, von schönen Momenten, aber auch von Enttäuschungen. Rachel und James verbindet eine tiefe Freundschaft, die zeitweise durch Misstrauen erschüttert wird, aber dennoch nie zu enden scheint.
Es geht aber auch um die Situation der Iren - vor allem der Mittelschicht - in der Wirtschaftskrise und damit in Verbindung auch um die eher düsteren Berufsaussichten der Jugend, deren Universitätsabschlüsse schier nutzlos erscheinen. Nicht nur an diese Themen geht die Autorin recht charmant und mit einer Portion Witz heran, sie behandelt auch sehr überzeugend Herausforderungen wie Schwangerschaftsabbrüche und gleichgeschlechtliche Liebe im katholischen Irland.
Insgesamt ist daraus ein absolut empfehlenswertes Buch entstanden.

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Veröffentlicht am 26.05.2024

Abgründe im Paradies

Der letzte Ouzo
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Auf der Insel Paros ist das Leben Ende April ohne Touristen noch recht beschaulich und ruhig. Dort nimmt Christína Strátou nach mehrjähriger Pause ihren Dienst bei der griechischen Polizei wieder auf. ...

Auf der Insel Paros ist das Leben Ende April ohne Touristen noch recht beschaulich und ruhig. Dort nimmt Christína Strátou nach mehrjähriger Pause ihren Dienst bei der griechischen Polizei wieder auf. Bei einer Wanderung findet sie an einem abgelegenen Ort eine Leiche und glaubt als einzige der Polizeistation an die Unschuld des verschwundenen Ehemanns der jungen toten Frau. Als Fánis, der Ermittlungsleiter Christina nicht an seinem Team teilnehmen lässt, geht sie eigenen Spuren nach und fühlt sich dabei immer wieder beobachtet. Nach dem Auftauchen einer geheimnisvollen Frau gerät Christína durch ihre Alleingänge in große Gefahr …
Das Cover vermittelt den Eindruck einer typischen griechischen Kulisse, verweist durch die düsteren Farben aber auch sofort auf ein Verbrechen. Die kurzen Kapitel sind mit griechischen Überschriften betitelt, deren Bedeutung durch Verwendung von Lautschrift und Übersetzung gleich im ersten Satz aufgelöst wird. Die Sichtweisen gehen zum größten Teil von Christina aus, sind aber an etlichen Stellen auch aus dem Blickwinkel der geheimnisvollen Frau verfasst. Die Geschichte ist spannend und wartet mit unerwarteten Details auf.
Ein recht großer Fokus liegt in diesem Wohlfühlkrimi zum einen auf Christinas familiärem Hintergrund und zum Großteil auf dem in zahlreichen Situationen angesprochenen Lokalkolorit. Ob es die Gepflogenheiten der Inselbewohner sind, ob es um kulinarische Genüsse geht oder einfach um die Düfte, die Páros für den Leser bereithält – man fühlt sich von Beginn an auf die Kykladeninsel versetzt; man sitzt direkt an einem runden Metalltischchen, vor sich ein Frappé, hinter sich einen blühenden Bougainvilleastrauch und in der Nase den Duft von Thymian und Rosmarin; und ist mittendrin im Geschehen, wo man Christina bei ihren doch recht unkonventionellen Ermittlungen über die Schulter schauen darf.

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