Cover-Bild Am Tag des Weltuntergangs verschlang der Wolf die Sonne
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14,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Ullstein Taschenbuch Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 368
  • Ersterscheinung: 17.10.2024
  • ISBN: 9783548069678
Sina Scherzant

Am Tag des Weltuntergangs verschlang der Wolf die Sonne

Roman | Wer kann ich sein, wenn ich es nicht mehr allen recht machen muss?

Katha ist eine Instanz in ihrem 1-Personen-Betrieb, der sich der Aufgabe verschrieben hat, es allen recht zu machen. Von klein auf hat Katha gelernt, sich anzupassen, sich zu kümmern und keinen Ärger zu machen. So macht sie es auch in Dortmund, wo sie seit der Scheidung der Eltern zusammen mit Mutter und Schwester lebt. Doch dann trifft sie auf Angelica. Angelica ist für die Mädchen rund um Katha etwas zwischen Freundin und Ersatzmutter. Eine Frau, die sieht und zuhört. Ein Jahr folgt, in dem nicht nur verstorbene Hamster wiederauftauchen und Kindmänner vertrieben werden, sondern in dem Katha ihre Rolle als Dienstleisterin für das Wohlergehen der anderen mehr und mehr hinterfragt. Als Angelica schwer krank wird, gerät ihre ganze Welt ins Wanken.

Dies ist die Geschichte einer jungen Frau, in der sich so viele wiedererkennen werden, die glauben, sich den Menschen um sich herum sowie dem Rest des Lebens anpassen zu müssen. „Am Tag des Weltuntergangs verschlang der Wolf die Sonne“ handelt von Freundschaft und Verbundenheit, von Schmerz und Verlust, davon, wie bedeutsam eine Begegnung, wie wichtig ein anderer Mensch für unser Leben, wie lebensverändernd er sein kann. Sina Scherzant erzählt davon zeitgemäß, reflektiert, intensiv und mit großer sprachlicher Kraft.

»Sina Scherzants Roman erzählt sanft und einfühlsam über Freundschaft, Eigenliebe und Selbstfindung. « WDR 

»Bittersüßer Coming-of-Age-Roman, der im Dortmund der frühen Nullerjahre die Kraft weiblicher Vorbilder zelebriert.« EMOTION 

»Eine hinreißende Geschichte über Verbundenheit und den Mut, für sich einzustehen. « FLOW   

»EINE MITREIßENDE GESCHICHTE ÜBER DIE MACHT DER VORBILDER, ZART UND UNBEQUEM.« KATJA LEWINA  

»Scherzant vereint Leichtigkeit und schwere Emotionen miteinander und zeichnet authentische Charaktere, die einen auch nach dem Lesen begleiten.« Badische Zeitung 

»Reflektiert, einfühlsam und vor allem wahnsinnig amüsant. « Kultur West 

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.11.2024

So nah am Leben

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Katha war vierzehn, als ihre Eltern sich trennten. Eigentlich sollte Kathas Schwester Nadine die Liebe retten, jetzt ist sie acht. Katha entging nicht wie sich etwas zwischen die Eltern schlich. Deshalb ...

Katha war vierzehn, als ihre Eltern sich trennten. Eigentlich sollte Kathas Schwester Nadine die Liebe retten, jetzt ist sie acht. Katha entging nicht wie sich etwas zwischen die Eltern schlich. Deshalb schrieb sie alberne kleine Zettel mit Aufforderungscharakter: „Wer das liest, küsst Mama“ und so. Zuerst konnte Katha ihre unbeholfenen Eltern einander näherbringen. Aber dann, als ihr Vater sich unbeobachtet fühlte sah Katha, wie er ihren Zettel zerknüllte und wegwarf, da hatte auch sie es verstanden.

Vier Jahre später zogen Katha und Nadine mit Mama zurück nach Dortmund. Nadine trat gegen die Umzugskartons und brüllte, dass sie keine neue Schule will. Die Mutter stürzte in einen Krater und ignorierte die Hände, die Katha ihr reichte und die Seile, die sie ihr zuwarf. Am Abend saß die Mutter resigniert vor dem Fernseher und trank Wein.

Kathas erster Schultag lief so lala. Sie wurde neben Kati gesetzt, ein braunes Lockenwunder griechischer Eltern. In der Pause stand sie mit der vierer Mädchenclique in einer Ecke und fing wieder mit dem Rauchen an. Die kleine Schwester hatte es härter getroffen. Sie hatte die Arme verschränkt und die Lippen aufeinandergepresst, keiner sprach mit ihr, alle gingen ihr aus dem Weg.

Katha versucht Mutter und Schwester aufzuheitern, das Beste aus allem zu machen. Sie lässt Nadine toben und schreit mit ihr gemeinsam Nadins Wut raus, an der Mutter prallt sie ab. Der Vater holt sie beide alle Jubeljahre in seinem Polo ab und fährt mit ihnen in die Stadt. Beim letzten Mal war seine neue Freundin dabei, neunzehn Jahre jünger als Papa, quiekende Stimme, zittrig nervös, hatte sie jedem Mädchen eine Tüte Schokobons geschenkt. Vom Rücksitz aus bedankte sich Katha, Nadine kurbelte das Fenster runter und schmiss die Tüte auf die Straße.

Fazit: Sina Scherzant hat ein großartiges Debüt hingelegt. Es ist unmöglich sich nicht in die Protagonistin zu verlieben, deren einziger Wunsch es ist, den anderen Menschen, das Leben leicht zu machen. Sie übernimmt enorme Verantwortung, ist zurückhaltend und verbindend. Die Menschen an denen sie sich orientieren kann, hauptsächlich Frauen, agieren alle ähnlich, halten sich zurück, halten aus und äußern sich herablassend und ätzend, wenn andere Frauen aus der Reihe tanzen. Dann trifft Katha auf eine „aus der Norm gefallene“, die ihr zum Vorbild wird und findet in ihr eine Vertraute, eine die sie anschaut und wirklich zuhört. Die neue Sichtweise hilft ihr dabei, sich selbst wahrzunehmen und nicht nur die Bedürfnisse der anderen. Diese feinfühlige, humorvolle, traurige und lebensbejahende Erzählung hat mich tief berührt und mitgerissen. Sina Scherzant hat ganz nah am Leben entlanggeschrieben.

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Veröffentlicht am 28.08.2024

Am Ende entkommt niemand der eigenen Kindheit ganz unbeschadet...

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Das Buch "Am Tag des Weltuntergangs verschlang der Wolf die Sonne" von Sina Scherzant ist ihr Debütroman, den ich jedoch erst nach ihrem zweiten großartigen Roman "Taumeln" gelesen habe. Beide Bücher zeigen ...

Das Buch "Am Tag des Weltuntergangs verschlang der Wolf die Sonne" von Sina Scherzant ist ihr Debütroman, den ich jedoch erst nach ihrem zweiten großartigen Roman "Taumeln" gelesen habe. Beide Bücher zeigen ein großes Talent!

Die Geschichte von Katha, die es allen Recht machen möchte im Leben, die sich selbst dabei völlig vergisst, die ihre Gefühle und Wünsche nicht äußern kann, ist sehr intensiv. Alle Charaktere sind authentisch und gut beschrieben.
Sina Scherzant hat einen wunderbaren Schreibstil. Von der ersten bis zur letzten Seite habe ich diese Geschichte über Freundschaft und Verbundenheit, über Verlust und Trauer, über eine unglückliche Kindheit förmlich aufgesogen.
Eine ganz klare Leseempfehlung von mir!
Ich hoffe sehr auf weitere Bücher von Sina Scherzant!

"Sich zu kümmern, aufzuopfern, allzeit bereit zu sein im Kampf gegen das Unwohlsein der anderen, hieß nur blöderweise auch irgendwie unsichtbar zu werden. Anders als die Figuren in meinen Lieblingsserien wurde ich zur Nebenrolle in meinem eigenen Leben. Aber das war schon in Ordnung so. Das Wichtigste war schließlich, dass es allen gut ging. Allen anderen."

"Trauern ist ein eigenartiger Zustand. So individuell wie das Verhältnis zu verlorenen Person, so einzigartig ist auch die Trauer, das verstand ich aber erst viel später."

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Veröffentlicht am 23.06.2024

Am Tag des Weltuntergangs verschlang der Wolf die Sonne

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Anfang der 2000er bekommt Kathas Welt einen Riss, den sie nicht einfach kitten kann. Ihre Eltern lassen sich scheiden und die Mutter nimmt die Töchter mit nach Dortmund, um dort neu zu beginnen. Katha ...

Anfang der 2000er bekommt Kathas Welt einen Riss, den sie nicht einfach kitten kann. Ihre Eltern lassen sich scheiden und die Mutter nimmt die Töchter mit nach Dortmund, um dort neu zu beginnen. Katha hatte ihr komplettes Repertoire ausgereizt, um ihre Eltern wieder zusammenzubringen, aber es hatte nicht geholfen. dass die Eltern zusammenblieben. Sie ist der feste Anker für ihre jüngere Schwester Nadine, die sie als Versuch ihrer Eltern ihre Ehe zu retten bezeichnet.

Sie sieht den Umzug aber gar nicht als großen Riss, sondern als neue Aufgabe für sich als Lebenshandwerkerin, die dafür sorgt, dass es allen gut geht außer ihr selbst.

In der neuen Schule findet sie aufgrund ihrer Anpassungsfähigkeit recht schnell Anschluss im Gegensatz zu ihrer Schwester, die alles an der neuen Situation hasst. Kathas Leben schlägt eine neue Richtung ein, als sie das erste Mal Lica trifft, eine Frau so ganz anders als ihre Mutter, zu der sie keine wirklich tiefe, liebevolle Beziehung hat.

Kathas neue Clique hängt nachmittags oft bei Lica ab und für Katha wird sie zu einer Art Ersatzmutter, einer Mentorin. Das gibt ihr Kraft, um sich um das psychische Wohl ihrer Schwester zu kümmern und gleichzeitig beginnt sie sich mit sich selbst zu beschäftigen.

Doch es bleibt nicht so paradiesisch, das Leben schlägt brachial zu und stellt Kathas Leben und das der ganzen Clique auf den Kopf – Lica wird schwer krank.

Was für ein Debüt! Die Geschichte hatte mich angezogen, weil ich fast immer Coming-of-Age-Romane mit männlichen Protagonisten gelesen habe. „Am Tag des Weltuntergangs verschlang der Wolf die Sonne“ hörte sich so an, als ob ich es mögen würde. Ein Mädchen, dass sich selbst verbiegt, anpasst, um nicht aufzufallen, um nicht im Licht zu stehen, sondern dafür sorgt, dass es den anderen gut geht und plötzlich jemanden trifft, der sie sieht und sich ihr annimmt. Die Geschichte hatte Potential. Nur den Titel fand ich etwas anstrengend und fast hätte ich deshalb das Buch nicht gelesen.

Zum Glück habe ich einen zweiten Blick riskiert und ein ganz besonderes Buch entdeckt. Wer kennt sie nicht, die Menschen, die dafür sorgen, dass sich alles ganz wohlig für fast alle anfühlt? Die sogenannten People Pleaser, die in ihrer Harmoniesucht oder besser ihrer Suche nach Harmonie, sich selbst und ihre Bedürfnisse vergessen? Katha ist so ein Mädchen. Sie übernimmt Aufgaben, die ihre Eltern hätten übernehmen müssen, aber der Vater ist zu weit weg und die Mutter schafft es nicht aus ihrem eigenen Film herauszukommen und ihren Job zu machen.

Sina Scherzant lässt uns Leserinnen an den scharfen Analysen der Außenwelt und der Reflektion Kathas über ihr eigenes Verhalten teilhaben. Sie hat für Katha eine ganz besondere Sprache gewählt, es ist körperlich fühlbar, wie es dem Mädchen geht. Licas Frage nach ihrem Befinden zum Beispiel löst eine Kaskade unterdrückter Empfindungen aus.

Doch es ist nicht so, dass man beim Lesen permanent nur Katha bemitleidet, nein, durch Kathas klare Selbsteinschätzung und die Beschreibung der Clique bekommt man ein genaueres Bild. Besonders die Beziehung zu Sofie nimmt eine wichtige Rolle ein. Katha benennt ihren Neid auf Sofie, weil sie Licas Tochter ist, den Neid auf Kati, die in einer großen, griechischen Familie aufwächst und wird in Gänze gezeichnet. Auch machen die Mädchen Sachen, die in ihrem Alter so gemacht werden: erste Liebe bzw. Beziehungsversuche, im Freibad abhängen und dabei cool aussehen, Rauchen, Trinken, sich selbst entdecken und dem Gruppenzwang verpflichtet bleiben.

Beim Lesen wird sichtbar, was fehlt und was gegeben wird. Es ist eine Geschichte, die durchaus so passiert sein kann und vermutlich ähnlich immer wieder passiert. Es gibt sie zum Glück, die Menschen, die in Kinder oder Jugendlichen ein Licht setzen, dass sie durch den nicht ganz so einfachen Familienalltag trägt und ein Leben lang brennt. Lica hat Katha ein ganz neues Selbstverständnis geschenkt oder den Grundstein dazu gelegt, dass sie sich nicht immer unterordnet und nett bzw. unsichtbar ist.

Es zeigt auch den tiefen Schmerz und dass Heilung möglich ist. „Am Tag des Weltuntergangs verschlang der Wolf die Sonne“ hat mich komplett abgeholt. Jede
r von uns hat eine Lica im Leben verdient.

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