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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.06.2024

Passende Beschreibung einer Generation ohne Perspektive

Geile Zeit
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Das Sachbuch „Geile Zeit“ befasst sich ausführlich mit der Kindheit, dem Aufwachsen und dem Leben der Millennials. Als Millennial konnte ich mich selbst in vielen Aspekten wiederfinden, was sicherlich ...

Das Sachbuch „Geile Zeit“ befasst sich ausführlich mit der Kindheit, dem Aufwachsen und dem Leben der Millennials. Als Millennial konnte ich mich selbst in vielen Aspekten wiederfinden, was sicherlich eine Stärke des Buches ist. Der Autor schildert die Erfahrungen und Herausforderungen dieser Generation auf eine Weise, die nostalgische und zugleich realistische Erinnerungen wachruft.

Jedoch bleibt das Buch größtenteils auf einer beschreibenden Ebene stehen. Zwar bietet es eine detaillierte Darstellung der Erlebnisse und Gefühle der Millennials, doch fehlt es an einer tiefergehenden Analyse und kritischen Reflexion. Die beschriebenen Phänomene werden selten gebrochen, hinterfragt oder überprüft, wodurch das Buch zwar informativ, aber wenig weiterführend wirkt. In den Abschnitten, die sich mit der Gegenwart auseinandersetzen, zeigt das Buch dann zwar eine wütende und kritische Haltung – insbesondere in Bezug auf die Wohnungsnot, was ich sehr gut nachvollziehen konnte. Diese Passagen spiegeln die Frustrationen vieler Millennials passend wider. Dennoch bleibt auch hier der Blick in die Zukunft aus. Es fehlen konkrete Lösungen oder Ansätze, wie die beschriebenen Probleme bewältigt werden könnten, weshalb diese Passagen sich umso bedrückender lesen.

Am Ende des Buches gibt es eine kurze Schlussfolgerung, die mir jedoch nicht ausreicht, um die zuvor aufgeworfenen Fragen und Probleme zufriedenstellend zu beantworten. Insgesamt ist „Geile Zeit“ ein Buch, das sich gut lesen lässt, wenn man die beschriebenen Erfahrungen teilt und wiedererkennt. Für eine tiefergehende und zukunftsorientierte Auseinandersetzung mit den Themen der Millennials bietet es jedoch zu wenig Ansätze und blieb daher für mich letztlich unbefriedigend und etwas deprimierend. Vielleicht bin ich ja aber auch einfach die falsche Zielgruppe und die Generation X sollte das Buch mal lesen?

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Veröffentlicht am 23.06.2024

Informativ und sprachfördernd

Hier wird Politik gemacht! – Das Reichstagsgebäude
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Das Sachbilderbuch „Hier wird Politik gemacht! Das Reichstagsgebäude“ von Andrea Paluch und Stephanie Marian richtet sich an Kinder ab 10 Jahren und erklärt auf verständliche Weise am Beispiel des Bundestagsgebäudes, ...

Das Sachbilderbuch „Hier wird Politik gemacht! Das Reichstagsgebäude“ von Andrea Paluch und Stephanie Marian richtet sich an Kinder ab 10 Jahren und erklärt auf verständliche Weise am Beispiel des Bundestagsgebäudes, wie Demokratie und Politik in Deutschland funktionieren. Das Buch geht darauf ein, wie Demokratie in Deutschland organisiert ist, und liefert dazu eine gelungene Mischung aus Grundwissen, aber auch Detailwissen für besonders Interessierte. Dabei wird auf einer Doppelseite auch der Alltag der Abgeordneten beleuchtet, was den jungen Leser:innen einen konkreten Einblick in die politische Arbeit ermöglicht.

Die komplexen Themen werden anschaulich und kindgerecht aufbereitet, was sowohl für Kinder als auch für Erwachsene eine wertvolle Informationsquelle darstellt, fast ein bisschen wie ein Nachschlagewerk für Familien oder Schulklassen. Besonders positiv hervorzuheben ist, dass das Buch großen Wert auf Sprachförderung legt. Dies macht es für eine breite Leserschaft zugänglich und unterstützt das Verständnis auch bei weniger versierten Leser:innen. Dabei helfen auch die zahlreichen gelungenen Illustrationen, bei denen auf vielfältige Repräsentation zahlreicher Bevölkerungsgruppen geachtet wurde.

Ein kleiner Wermutstropfen ist, dass das Buch manchmal recht abstrakt bleibt. Hier würde mich über einen ähnlich gestalteten Band 2 freuen, der verstärkt mit Fallbeispielen arbeitet und den Gesetzgebungsprozess noch greifbarer macht. Zudem würde ich mir in einer nächsten Auflage die Überarbeitung der Weltkarte im ersten Drittel des Buches wünschen, da diese nicht auf dem neusten Stand ist (Süd- und Nordsudan) und durch starke Vereinfachung zu falschen Schlüssen führen kann.

Insgesamt ist „Hier wird Politik gemacht! Das Reichstagsgebäude“ aber ein gelungenes Sachbuch, das Kinder und Erwachsene gleichermaßen anspricht und auf verständliche Weise die Funktionsweise der deutschen Demokratie erklärt. Bei mir wird es definitiv griffbereit ins Regal gestellt!

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Veröffentlicht am 19.06.2024

Inspirierend

Forgotten Garden
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Landschaftsarchitektin Luisa, geplagt von einer unerträglichen Chefin und der Trauer um ihren verstorbenen Mann, bekommt die Gelegenheit, im kleinen Ort Collaton einen gemeinnützigen Gemeinschaftsgarten ...

Landschaftsarchitektin Luisa, geplagt von einer unerträglichen Chefin und der Trauer um ihren verstorbenen Mann, bekommt die Gelegenheit, im kleinen Ort Collaton einen gemeinnützigen Gemeinschaftsgarten anzulegen. Sie sieht in diesem Angebot einen Ausweg aus ihrer Lethargie. Beim Anlegen des Gartens stößt sie jedoch insbesondere bei den Menschen vor Ort auf Widerstand. Nur Lehrer Cas unterstützt sie von Anfang an. Er glaubt an das Gute in den Menschen und hat ein Herz für benachteiligte Jugendliche, die sich bald ebenso als unverzichtbare Helfer:innen für Luisa erweisen.

Das klingt erst einmal nach einem guten Unterhaltungsroman. Mich hat zusätzlich aber besonders gefreut, dass der Roman zeigt, wie aus einer individuellen Vision ein gemeinschaftliches Projekt entstehen kann. Die Autorin beleuchtet dabei feinfühlig die sozialen Dynamiken und die unterschiedlichen Motivationen der Charaktere, die sich nach und nach für den Garten einsetzen. Ein weiteres Highlight des Romans ist die eindrucksvolle Schilderung, wie aus einem kargen Grundstück ein blühender Garten wird. Die Autorin verwebt dabei geschickt Themen wie soziale Gerechtigkeit und ökologische Nachhaltigkeit und zeigt auf, wie ein gemeinschaftliches Projekt Brücken zwischen den Menschen bauen und neue Perspektiven eröffnen kann. Indem die Geschichte in einer Gegend spielt, in der aktuell ein Kohlekraftwerk gebaut wird, setzt die Autorin mit dem Roman so ein klares Zeichen für eine alternative Zukunft.

Ein kleiner Wermutstropfen ist allerdings der etwas schwerfällige Einstieg in die Geschichte. Die erste Hälfte des Romans zieht sich stellenweise, bevor in der zweiten Hälfte die Handlung deutlich an Fahrt aufnimmt und die Charaktere sowie die Story an Tiefe und Dynamik gewinnen. Insgesamt ist „Forgotten Garden“ jedoch ein inspirierender Roman, der berührt, Mut macht und zeigt, dass Veränderungen möglich sind, wenn Menschen zusammenarbeiten und an eine gemeinsame Vision glauben. Die tiefe Menschlichkeit und die optimistische Perspektive auf soziale und ökologische Fragen unserer Zeit machen diesen Roman zu einer gleichermaßen unterhaltsamen und lohnenden Lektüre.

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Veröffentlicht am 13.06.2024

Aktuell

Das Befinden auf dem Lande. Verortung einer Lebensart
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„Das Befinden auf dem Lande“ von Björn Vedder ist ein aufschlussreiches Sachbuch, das sich mit Rechtsextremismus und Wertekonservatismus in der deutschen Provinz auseinandersetzt und die Provinzialisierung ...

„Das Befinden auf dem Lande“ von Björn Vedder ist ein aufschlussreiches Sachbuch, das sich mit Rechtsextremismus und Wertekonservatismus in der deutschen Provinz auseinandersetzt und die Provinzialisierung auch der deutschen Städte diagnostiziert. Besonders im Licht der jüngsten Wahlen gewinnt das Buch an Aktualität und bietet eine erfrischend kritische Perspektive auf das Landleben.

Vedder geht in seinem Buch der Frage nach, warum das Landleben für viele Menschen so anziehend erscheint, während er gleichzeitig die oft unsichtbaren Schattenseiten dieser Idylle aufdeckt. Hinter den idyllischen Fassaden ländlicher Gemeinden verbirgt sich seiner Meinung nach eine bedenkliche Mischung aus Vermögens- und Familienwerten, Statuskonsum, Anpassungsdruck und sozialer Kontrolle. Diese Mischung führt dazu, dass schon kleine Abweichungen von der Norm zu sozialer Ächtung und Scham führen können.

Das Buch ist durchzogen von Vedders persönlichen Erfahrungen, was es trotz der Schwere der Themen unterhaltsam macht. Besonders gelungen sind die zahlreichen soziologischen und literarischen Bezüge, die Vedder herstellt, um seine Thesen zu untermauern. Diese Referenzen reichen von klassischen Werken der Literatur bis hin zu aktuellen soziologischen Studien, was das Buch sowohl für akademisch Interessierte als auch für den allgemeinen Leser bereichernd macht. Einige Passagen, insbesondere im letzten Drittel des Buches, ziehen sich jedoch etwas. Dennoch bot das Sachbuch mir insgesamt viele Diskussionsanregungen, auch wenn ich insbesondere die Positionen zur Pandemie nicht immer teilen konnte. Wer sich für die Dynamiken zwischen Stadt und Land sowie die gesellschaftlichen Entwicklungen in Deutschland interessiert, wird in diesem Buch also eine anregende Lektüre finden.

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Veröffentlicht am 12.06.2024

Spannend

Promise Boys - Drei Schüler. Drei Motive. Ein Mord.
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„Promise Boys“ ist ein packender Jugendkriminalroman, der die Geschichte von drei Schülern erzählt. Sie gehen auf die Urban Promise Prep School, die sich nach außen hin als vorbildliche Institution, die ...

„Promise Boys“ ist ein packender Jugendkriminalroman, der die Geschichte von drei Schülern erzählt. Sie gehen auf die Urban Promise Prep School, die sich nach außen hin als vorbildliche Institution, die gefährdeten Jugendlichen eine Chance bietet, zu anständigen Erwachsenen heranzuwachsen, präsentiert. Doch hinter dieser Fassade liegt eine Welt voller drakonischer Regeln und Erwartungen. Die Protagonisten J.B., Ramón und Trey leben nach diesen Regeln, bis der Schuldirektor ermordet wird und sie plötzlich die Hauptverdächtigen sind. Jeder von ihnen hatte ein Motiv und möglicherweise auch Zugang zur Mordwaffe. Verzweifelt beginnen sie, selbst zu ermitteln.

Der Vergleich mit „One of Us is Lying“ und „The Hate U Give“ aus der Werbung für den Roman ist tatsächlich treffend und weckte sofort mein Interesse. „Promise Boys“ kombiniert für mich wirklich das Beste aus beiden Welten: Die Spannung eines klassischen Whodunit-Krimis und die Auseinandersetzung mit gesellschaftlich relevanten Themen wie Rassismus und Demokratieerziehung. Dabei ist der Roman flüssig und auch für jugendliche Leser:innen relativ einfach geschrieben.

Das Ende des Romans fühlte sich allerdings etwas abrupt an. Nach all der aufgebauten Spannung und den komplizierten Verstrickungen hätte ich mir eine ausführlichere und befriedigendere Entfaltung der Schlusssequenz gewünscht. Der Roman ist dennoch ein Muss für alle, die Jugendromane lieben und sich für soziale Gerechtigkeit und das Erwachsenwerden in schwierigen Verhältnissen interessieren.

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