Undurchschaubar bleibt undurchschaubar
Schwachstellen60 / 100
Als Leser die Balance zwischen „Ich kann mich identifizieren“, „Ich kann es nachvollziehen“ und „Ich kann es akzeptieren“ in einem fiktionalen Werk zu finden, ist schwierig.
Im vorliegenden Fall ...
60 / 100
Als Leser die Balance zwischen „Ich kann mich identifizieren“, „Ich kann es nachvollziehen“ und „Ich kann es akzeptieren“ in einem fiktionalen Werk zu finden, ist schwierig.
Im vorliegenden Fall sind die Handlungen des Protagonisten einerseits vollkommen erklärbar, andererseits überhaupt nicht zu verstehen. Das ist sicher mit der Entwicklung und der resultierenden Abnormität seiner Vergangenheit zu beantworten, jedoch führt das zu einer solchen Willkürlichkeit der Charakterzeichnung, die immer rechfertigt werden kann, dass es mir schwerfällt, eine Verbindung zu ihm aufzubauen.
Der Mittelteil, trotz seines Grauens, spielt am Ende eigentlich gar keine Rolle mehr, einige Nebenfiguren bleiben samt ihres Schicksals im Dunklen, das Ende kommt wie immer völlig abrupt mit einer neuerlichen, kaum stimmig begründbaren Charakterwendung daher und dann ist auch schon Schluss. Da helfen auch all die dystopisch anklingenden Details einer Zeit des Cyberpunks nicht, denn die wurden schon zuvor etliche Male beschrieben.
Was bleibt, sind viele Beschreibungen irgendwelcher irrelevanten Orte und vielzähliger Speisen. Vor allem in solchen Passagen habe ich mich gefragt, ob es bei Literatur aus anderen Kulturen sinnvoll ist, sich vorher mit einigen Bräuchen und sozialen Unabänderbarkeiten vertraut zu machen – es hätte das Leseerlebnis eventuell etwas verbessert, wobei insbesondere der ständige Wechsel zwischen direkter und indirekter Rede eher anstrengend war und ist.