Ein Liebesroman über komplexe familiäre Beziehungen vor einer Traumkulisse
NordseesterneDas Cover von «Nordsee» ist ein wahrer Blickfang –vor dem Lesen bin ich immer mal wieder in das Bild versunken, weil es zum Träumen schön aussieht. Auch die Farbkombinationen sind sehr ansprechend.
Ausnahmsweise ...
Das Cover von «Nordsee» ist ein wahrer Blickfang –vor dem Lesen bin ich immer mal wieder in das Bild versunken, weil es zum Träumen schön aussieht. Auch die Farbkombinationen sind sehr ansprechend.
Ausnahmsweise werden wir von Marie Merburg einmal nicht an die Ostsee, sondern an die Nordsee entführt. Genauer gesagt an das hübsche Örtchen Greetsiel. Mit ihrem Schreibstil vermochte die Autorin einmal mehr mich zu packen, denn das Leseerlebnis war sehr flüssig und angenehm - ausserdem blieb ich stets neugierig darauf, wie es weiterging.
Der spannendste Aspekt an der Handlung war für mich die familiären Dynamiken, deren Entwicklungen man als Leserin intensiv miterlebt. Auf der einen Seite gibt es die komplizierte Mutter-Tochter-Beziehung zwischen der Hauptfigur Luisa und ihrer Mutter Marianne. Hinzu kommen weitere familiäre Verbindungen, welche (neu) aufblühen, aber auch noch sehr belastet sind. Die Fragilität der Beziehungen wird sehr gut vermittelt.
Die Gefühlslagen der Figuren schildert sie mit treffenden Worten, aber man spürt sie auch zwischen den Zeilen gut heraus.
Mit der Protagonistin Luisa konnte ich mich weniger identifizieren. Sie hat zwar durchaus sympathische Seiten. Sie lässt aber enorm viel Einfluss von ihrer Mutter über ihre eigenen Lebensentscheidungen zu und steht kaum für sich ein. Das Bagatellisieren ihrer grösseren Lüge und die mangelhafte Einsicht konnte ich nicht nachvollziehen.
Die Mutter Marianne wirkt als Figur sehr komplex und schwer zugänglich. Ihre Erinnerungseinträge, welche in einem grösseren Teil des Buches die Kapitelanfänge markieren, bieten wertvolle Einsichten in ihre Vergangenheit und machen ihr fragliches Verhalten ihrer Tochter gegenüber teilweise verständlicher.
Die anderen Charaktere werden sehr authentisch und sympathisch geschildert. In meinen Augen zeigten sie in der Geschichte Luisa immer wieder Dinge auf, die sie auf ihrem Weg weiterbrachten.
Die Geschichte greift auch Luisas kulinarische Leidenschaft auf und versorgt einen zumindest in der Vorstellung mit zahlreichen Köstlichkeiten. Jedoch lassen nicht nur die Kochtöpfe Luisas Herz schneller schlagen. Auch ein gewisser Herr lernen wir mit ihr besser kennen – nur ist er eben nicht der Einzige in ihrem Leben...
Die Annäherung der beiden findet so losgelöst davon statt, dass man diese Tatsache als Leserin beinahe vergisst.
Wie Luisas’ Liebeschaos am Ende aufgelöst wird, wurde in meinen Augen nicht ganz passend gelöst. Es fühlte sich verkehrt an. Dafür sorgten die emotionsreichen Wendungen in Luisas Familie in meinen Augen für einen besonderen Abschluss.