Kurze Geschichte mit Tiefgang
Die Schönheit der Rosalind BoneSchönheit. Für Manche ist es ein Segen, für andere ein Fluch. So auch für Rosalind Bone. Schon als Kind zieht sie die Blicke und den Neid von anderen Dorfbewohnern und auch ihrer Schwester auf sich. Ihre ...
Schönheit. Für Manche ist es ein Segen, für andere ein Fluch. So auch für Rosalind Bone. Schon als Kind zieht sie die Blicke und den Neid von anderen Dorfbewohnern und auch ihrer Schwester auf sich. Ihre Schönheit wird ihr zum Verhängnis, als ein Nachbar auf sie aufmerksam wird und sie jahrelang sexuell missbraucht. Im Alter von 18 Jahren verschwindet sie spurlos.
Auch Jahre später hat Mary, Rosalinds Schwester, einen regelrechten Hass auf sie und vermeidet jedes Gespräch über damals, ihre Tochter jedoch gräbt immer tiefer… will Antworten.
Als nach einem verheerenden Brand, eine völlig verwahrloste Frau auftaucht, stellt diese die Bewohner des kleinen Ortes vor Rätsel.
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Auf gerade mal 162 Seiten erschafft Alex McCarthy einen dichten Roman über Familie, Gemeinschaft und Unabhängigkeit. Sie schreibt darüber gesehen zu werden und darüber weg zu sehen. Und darüber von der Bildfläche zu verschwinden.
Die Gemeinschaft, die sie zeichnet, wirkt komplex und an der ein oder anderen Stelle überspitzt. Da wäre die 80-Jährige, die Drogen verkauft, die Brüder, die, aufgewachsen in toxischen Familienverhältnissen, Brände legen um mit ihrer Wut umzugehen, der Pädophile, den scheinbar die ganze Nachbarschaft kennt, aber bei dem niemand so genau hin schauen will und eben die Familie Bone, die seit jeher eine Kultur des Schweigens zu leben scheint.
Zeitliche Sprünge zwischen Vergangenheit und Gegenwart erschließen sich nach und nach zu einem umfassenden Bild der Geschehnisse rund um das Verschwinden von Rosalind Bone. Verschiedene Perspektiven tragen zu einem differenzierten Wahrnehmen des Hergangs bei.
Sprachlich finde ich es wunderschön geschrieben und es herrscht eine dezente Spannung, die mich dazu gebracht hat, den Roman an einem Stück zu lesen.
Beeindruckt und zutiefst traurig hat mich die Erzählung der jungen Rosalind gemacht. Wie sie niemanden von den Übergriffen erzählt, weil sie sich schämt und ihre Schwester schützen will, damitvihr nicht das gleiche passiert. Wie die Schwester wiederum eifersüchtig reagiert, weil sie von diesem Mann nicht für ihre Schönheit gelobt wird. Auch die Ablehnung, die in Mary herrscht und die Ereignisse die sie als Kind völlig fehlinterpretiert hat, sind schmerzlich.
Hier passiert so viel offensichtlich, aber auch zwischen den Zeilen, dass es zeitweise ganz schön erdrückend ist.
Von mir gibt’s eine Empfehlung für dieses gelungene Debüt.