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Veröffentlicht am 27.06.2024

Die Geister, die ich nicht rief

Unheimlich nah
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71 / 100
Drei Jahre nach seinem ersten Buch zum Thema schiebt Johann Scheerer einen deutlich autobiografischen Roman hinterher.

Angenehmerweise schließt die Geschichte unmittelbar an den Post-Entführungsaufenthalt ...

71 / 100
Drei Jahre nach seinem ersten Buch zum Thema schiebt Johann Scheerer einen deutlich autobiografischen Roman hinterher.

Angenehmerweise schließt die Geschichte unmittelbar an den Post-Entführungsaufenthalt in den USA an, dabei bleibt es allerdings auch, denn ansonsten gibt es oft zeitliche Sprünge, und sei es nur für die eine oder andere Anekdote. Der Schreibstil ist weiterhin ansprechend, das Folgen der Handlung nur gelegentlich bei den genannten Zeitsprüngen schwierig.

Es spricht für den Autor, sich nicht weiter den (Ver)urteil(ung)en der Leserschaft auszusetzen, indem er das vorliegende Buch als Roman klassifiziert und der Anteil an realen Begebenheiten im Dunklen bleibt. Es bleibt zu wünschen, dass sich vor allem die besonderen schrägen Stories (Stichwort Verstärker) bei all dem Unheil, dass die Rahmengeschichte mit sich brachte, so ähnlich tatsächlich abgespielt haben. Bei der Beschreibung der Jahre, die sich an die eigentliche Entführung anschlossen, bleibt einem doch immer wieder der Atem weg, wenn man sich hineinversetzt.

Der Witz und der Tiefgang der menschlichen Entwicklung sind gut abgewogen und so liest sich das Buch ideal. Nur das Ende, das kommt leider wieder überstürzt (mit einer großen zeitlichen Lücke) und abrupt, bisweilen unvollständig daher.

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Veröffentlicht am 26.06.2024

Draußen und doch im Keller

Wir sind dann wohl die Angehörigen
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73 / 100
Dieselbe Geschichte, zwei Perspektiven. 22 Jahre nach seinem Vater schreibt der Sohn von Jan Philipp Reemtsma seine Erlebnisse für die Öffentlichkeit nieder.

Es wird leider nicht klar, anhand ...

73 / 100
Dieselbe Geschichte, zwei Perspektiven. 22 Jahre nach seinem Vater schreibt der Sohn von Jan Philipp Reemtsma seine Erlebnisse für die Öffentlichkeit nieder.

Es wird leider nicht klar, anhand welcher Eindrücke das Buch entstanden ist (ausschließlich Erinnerungen oder doch tagebuchähnliche Notizen o. Ä.). Dennoch sind die geschilderten Ereignisse plastisch, nahbar und vor allem ohne besonders viel Füllstoff. Gerade durch die kindliche Sicht wird besonders deutlich, welche Fürchterlichkeit sich in den Menschen abgespielt haben muss, die in irgendeiner Weise näher mit dem Entführungsfall zu tun hatten.

Vor allem durch das Ineinandergreifen mit dem Buch seines Vaters, also aus der tatsächlichen Situation im Keller, eine gelungene, wenn auch allzu kurz geratene Nacherzählung.

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Veröffentlicht am 13.06.2024

Der steile Weg zurück

Tsunami im Kopf
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67 / 100
Max gibt uns Einblicke in die neue, unfreiwillig eingenommene Position, von der aus sich sein Leben ohne große Möglichkeit des Einschreitens nach seiner Hirnblutung abgespielt hat.

In mühevoller ...

67 / 100
Max gibt uns Einblicke in die neue, unfreiwillig eingenommene Position, von der aus sich sein Leben ohne große Möglichkeit des Einschreitens nach seiner Hirnblutung abgespielt hat.

In mühevoller Kleinarbeit lässt er ausgewählte Ereignisse seiner Rehabilitation (und dem Weg dorthin) Revue passieren und spart dabei urplötzlich wesentlich gewordene Details wie ein Speicheltropfen auf seinem unbeweglichen Körper nicht aus.

Das Buch zeigt, dass in seiner medizinischen Versorgung wahrlich nicht alles perfekt lief, aber es zeigt auch viel Aufopferung seiner Familie und seinen starken Willen, sich nicht für immer unverändert mit der Situation abzufinden. Dabei spielt er neben all der bitteren Ernsthaftigkeit auch mit Ironie und Sarkasmus, was die Thematik deutlich auflockert. Dass die Zerstückeltheit der Erzählung dem Folgen der Geschichte ein wenig im Weg steht, ist als notwendiger Wermutstropfen anzusehen.

Ich wünsche ihm nach wie vor die größtmöglichen Fortschritte für seine Genesung und bin gespannt, inwieweit er seine angestrebte Schriftstellerkarriere weiter verfolgt (im November 2023 erschien sein erstes fiktionales Werk, das ich mir bei Gelegenheit zu Gemüte führen möchte).

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Veröffentlicht am 27.05.2024

Die überkommende Schwärze

Im Keller
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73 / 100
Jan Philipp Reemtsma, über einen Monat in der Gewalt kaum berechenbarer Entführer, musste ähnlich wie Natascha Kampusch ein Jahrzehnt später eher unfreiwillig ein Buch über seine Erlebnisse im ...

73 / 100
Jan Philipp Reemtsma, über einen Monat in der Gewalt kaum berechenbarer Entführer, musste ähnlich wie Natascha Kampusch ein Jahrzehnt später eher unfreiwillig ein Buch über seine Erlebnisse im titelgebenden Keller schreiben, um die Gier der Journalisten und der niemals sensationssatten Leute zu befriedigen. Sein hoher Intellekt, der ihm half zu überleben, schlägt sich durchaus auch im Buch nieder, das konzentriert gelesen werden muss und dabei zwar nur wenige Details ausspart, sich aber doch ganz exakt an die Tage hält, die ihn unaufgefordert ins Rampenlicht gebracht haben. Wenn ich mich recht erinnere, sollte dieser Abschnitt seines Lebens danach kein Thema mehr für die Öffentlichkeit sein – ohnehin beantwortet er im Buch aber eigentlich alle Fragen, die einem schon aus kindlicher Neugier in den Kopf kommen, im Rahmen seiner beschädigten Privatsphäre zur Genüge.

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Veröffentlicht am 24.05.2024

Ausriss aus dem einen und dem anderen Leben

Abgeschminkt
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71 / 100
Es ist nicht einfach, mehrere Jahrzehnte so herunterzubrechen, dass Außenstehende trotzdem mitgenommen werden – Ilka Bessin ist das gut gelungen. Klar, es liegt in ihrer Macht, welchen Lebensabschnitten ...

71 / 100
Es ist nicht einfach, mehrere Jahrzehnte so herunterzubrechen, dass Außenstehende trotzdem mitgenommen werden – Ilka Bessin ist das gut gelungen. Klar, es liegt in ihrer Macht, welchen Lebensabschnitten sie wie viel Text einräumt, da bleiben ein paar Figuren (und ihr Schicksal) ungewiss – vielleicht auch, um die Menschen im echten Leben zu schützen.

Schonungslos, aber in sich geschlossen kann man Anteil am wilden Leben der Figur Cindy aus Marzahn nehmen... und an der Person dahinter. Ilka Bessin schönt und romantisiert nichts, auch wenn ich sicher bin, dass es ihrem Leben an mancher Station gut getan hätte.

Zugegeben, das Buch ist mittlerweile überholt, Cindy aus Marzahn ist wieder als Bühnenfigur zu sehen, aber der Weg dorthin ist wohlfühlig und spritzig in diesem Buch wiedergegeben.

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