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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.06.2024

Anfangs verwirrend, aber irre spannend

Hast du Zeit?
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Menschen verschwinden und tauchen nie wieder auf. Als Conny Goldmann sich beobachtet und verfolgt fühlt, will die Polizei ihr nicht helfen, weil sie Connys Ängste für Paranoia halten.
Als Lars Erik Grotheer, ...

Menschen verschwinden und tauchen nie wieder auf. Als Conny Goldmann sich beobachtet und verfolgt fühlt, will die Polizei ihr nicht helfen, weil sie Connys Ängste für Paranoia halten.
Als Lars Erik Grotheer, ehemaliger Polizist, ihr helfen will, wird sie unvermittelt ermordet.
Felicitas Möller und auch Grotheers Tochter verschwinden, werden entführt. Grotheer und Felicitas Lebensgefährtin machen sich gemeinsam auf die Suche.


„Hast du Zeit?“ ist ein kraftvoller Thriller, der dem Leser jedoch einiges an Geduld abverlangt.
Mit jedem neuen Kapitel werden uns neue Protagonisten vorgestellt, die wir kurze Zeit begleiten und kennenlernen, bevor sie entführt werden. Für mich war kein Zusammenhang oder Motiv zu erkennen.
Unter den Überschriften „Hinter der Zeit“ offenbart der Täter seine Gedanken oder hält Zweigespräche mit einer fiktiven Figur. Der Spannungsbogen wird auf diese Weise immer höher getrieben. Man will verstehen, warum, kann das Buch nicht mehr aus der Hand legen.
Andreas Winkelmann führt uns in gewohnter Manier kreuz und quer durch etliche Irrwege, aber doch letztendlich zum Ziel.
Auch wenn es für mich am Anfang unübersichtlich und verwirrend war, hat mich dieser Thriller wieder überzeugt. Ich freue mich schon auf den nächsten Winkelmann Thriller.


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Veröffentlicht am 05.06.2024

Bewegende Schicksale, packend erzählt

Die Frauen der Familie Carbonaro
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Das Buch ist ein faszinierender Roman, der die Geschichte der Familie Carbonaro über mehrere Generationen hinweg erzählt. Der Autor schafft es, den Leser in die Welt dreier Generationen von außergewöhnlichen ...

Das Buch ist ein faszinierender Roman, der die Geschichte der Familie Carbonaro über mehrere Generationen hinweg erzählt. Der Autor schafft es, den Leser in die Welt dreier Generationen von außergewöhnlichen Frauen einzuführen und ihre Lebensgeschichten einfühlsam darzustellen.
Anfänglich hatte ich Probleme mit den wechselnden Perspektiven von Pina, Anna und Maria und den Wechseln des zeitlichen Hintergrunds, aber nach und nach konnte ich das Eintauchen in die Familie Carbonaro richtig genießen.
Es sind starke Frauen, die um ihre Familie kämpfen und um Selbstbestimmung. Ihre inspirierende und emotionale Geschichte, hat mich von Anfang bis Ende gefesselt.
Die Lebensgeschichte der drei Frauen bettet Giordano in den geschichtlichen Hintergrund ein. Der Roman nimmt den Leser mit auf eine Reise durch die Geschichte Italiens und Europa, von den turbulenten Zeiten des Aufstiegs des Faschismus über den Herausforderungen des Zweiten Weltkriegs bis hin zum Wirtschaftswunder. Giordano verwebt geschickt historische Ereignisse mit den persönlichen Geschichten der Protagonistinnen, was dem Buch eine besondere Tiefe und Authentizität verleiht.
Ich kann dieses Buch jedem empfehlen, der gerne historische Romane mit starken Frauen liest und in eine andere Zeit und Welt eintauchen möchte.

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Veröffentlicht am 10.05.2024

Leise und hintergründig

Das Leben meiner Schwester
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Für die sensible Lehrerin Mathilde bricht eine Welt zusammen. Etienne, von dem sie glaubte ihn in nächster Zukunft zu heiraten, verlässt sie, um zu seiner ersten großen Liebe zurückzukehren. Mathilde ist ...

Für die sensible Lehrerin Mathilde bricht eine Welt zusammen. Etienne, von dem sie glaubte ihn in nächster Zukunft zu heiraten, verlässt sie, um zu seiner ersten großen Liebe zurückzukehren. Mathilde ist also nicht nur verlassen worden, sie glaubt auch nur als Lückenbüßer missbraucht worden zu sein.
Sie verliert ihre Arbeit, verliert ihre Wohnung und driftet buchstäblich ab.
Nur ihre Schwester Agathe fängt sie auf, aber mit welchen Konsequenzen?

„David Foenkinos versteht es wie kein anderer, das Seelenporträt einer zurückgewiesenen Frau in einen psychologischen Thriller zu verwandeln. Atemberaubend.“ Version Femina
„Das Leben meiner Schwester“ würde ich nicht als atemberaubenden Psychothriller bezeichnen, dafür baut sich zu wenig Spannung zu langsam auf. Es ist eine sensible Charakterstudie von Mathilde, die von der Liebe ihres Lebens verlassen wurde.
Psychische Probleme hat sie allerdings schon vor der Trennung durch Etienne. Nach der Trennung verfängt sie sich zunehmend in Wahnvorstellungen und nimmt ihre Umgebung nur als Verliererin und Benachteiligte wahr. Der nicht aufzuhaltende Prozess bis zum vollkommenen Realitätsverlust beschreibt David Foenkinos auf beeindruckende Weise.
Hauptsächlich nehmen wir Leser an Mathildes Gedankenwelt teil. In unregelmäßigen Abständen, immer dann, wenn sich in ihrer Wahrnehmung etwas ändert, werden uns die Gedanken von Agathe und Federic zuteil, ihre Zweifel und Schuldeingeständnisse.
Abwechseln möchte man jeden einzelnen der Dreierwohngemeinschaft schütteln und zur Umkehr mahnen.
Der Roman ist einerseits bedrückend und andererseits führt er uns vor Augen, dass man kaum erahnen kann, was sich hinter der Stirn eines Gegenüber wirklich abspielt.

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Veröffentlicht am 28.04.2024

Bedrohlicher Sarek

Der Ausflug - Nur einer kehrt zurück
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Anna, ihr Verlobter Henrik und ihre Freundin Milena machen gemeinsam jeden Sommer eine Trekkingtour durch den Fjäll, um in der Abgeschiedenheit Nordschwedens dem Alltagsstress zu entfliehen. Die Drei kennen ...

Anna, ihr Verlobter Henrik und ihre Freundin Milena machen gemeinsam jeden Sommer eine Trekkingtour durch den Fjäll, um in der Abgeschiedenheit Nordschwedens dem Alltagsstress zu entfliehen. Die Drei kennen und mögen sich seit Jahren.
In diesem Jahr stößt kurzfristig Jakob, Milenas neuer Freund, dazu. Ohne Jakob vorher kennengelernt zu haben, bricht die Gruppe zu ihrer einwöchigen Tour auf. Spannungen, Fehleinschätzungen und Missverständnisse sind vorprogrammiert, insbesondere als Jacob kurz nach Antritt der Bahnfahrt, die Gruppe zu einer Routenänderung animiert.


Das Cover und schon direkt die ersten Seiten dokumentieren eine Ausnahmesituation.
Wenn man das Buch mit dem Signalgrünen Cover in die Hand nimmt und direkt in den ersten Zeilen liest, dass eine Überlebende zurückkehrt, hat man die Gänsehaut schon im Nacken.
Die Erzählung, immer wieder unterbrochen von der Zeugenbefragung von Anna, treibt den Spannungsbogen gleich zu Anfang in ungeahnte Höhen. Bis zum Schluss ist kein Spannungsabfall zu erkennen. Obwohl das Ende … naja… Ich denke noch darüber nach.
Alle Protagonisten, außer Jakob, lernen wir sehr gut kennen. Aus zwei Perspektiven ergibt sich ein differenziertes Bild.
Der Überlebenskampf jedes Einzelnen im Sarek wird realistisch beleuchtet. Man kann sich ein Bild von der rauen Landschaft machen, ohne ausschweifende Landschaftsbeschreibungen.
Das Ende hätte ich mir ausführlicher gewünscht.
Trotzdem habe ich das Buch mit Begeisterung gelesen und kann eine uneingeschränkte Leseempfehlung geben.

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Veröffentlicht am 19.04.2024

Reflexionen über die Pandemie, das Leben und die Familie

Am Meer
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Lucy Barton, erfolgreiche Schriftstellerin und Mutter zweier erwachsener Töchter, hat sie, im Gegensatz zu ihrem Ex-Mann William, nicht kommen sehen, die Pandemie.
Die gesamte Welt wurde von ihr überrascht, ...

Lucy Barton, erfolgreiche Schriftstellerin und Mutter zweier erwachsener Töchter, hat sie, im Gegensatz zu ihrem Ex-Mann William, nicht kommen sehen, die Pandemie.
Die gesamte Welt wurde von ihr überrascht, aber William übernahm sofort die Initiative. Die gemeinsamen Töchter beschwor er, New York sofort zu verlassen und vorrübergehend auf dem Land zu leben, bis die Pandemie abgeklungen ist. Seine Ex-Frau Lucy nahm er kurzerhand mit nach Main, um sie beide in Sicherheit vor dem Virus zu bringen.
Die Zeit im einsamen Haus am Meer wird Lucy lang. Auf langen Spaziergängen beschäftigen sich ihre Gedanken mit ihrem bisherigen Leben, mit der Trauer um ihren zweiten Mann David, der vor einem Jahr verstorben ist, mit ihren erwachsenen Töchtern, die sie sehr vermisst, mit der Einsamkeit und auch mit neuen Bekanntschaften.


Elizabeth Strout und ich sind im gleichen Jahr geboren. Ihre Gedanken und Grübeleien während der Pandemie, konnte ich sehr gut nachvollziehen. Wie jede Mutter erwachsener Kinder, habe ich mir Sorgen und viele Gedanken über mein Leben, unsere Kinder und Enkelkinder gemacht.
Dieses Gefühl in einer Blase zu stecken und von der Umwelt ausgeschlossen zu sein, hatten während der Pandemie sicher viele Menschen. Ich glaube auch, dass sich zumindest ältere Menschen viele Gedanken über ihr Leben, ihre Familie und auch über ihre Zukunft gemacht haben.
Elizabeth Strout hat die Gabe, diesen Gedanken einen Raum zu geben und sie in ihren Büchern niederzuschreiben. Auch wenn mein Leben ganz anders verlaufen ist und das von Freunden, Nachbarn, Nachbarländern und so weiter noch anders, sind die Gedanken und Ängste von Lucy real und nachvollziehbar beschrieben worden. Man kann sie mitfühlen und verstehen, auch wenn Lucy, ähnlich wie ich, in ihren Gedanken „von Höcksken auf Stöcksken“ kommt.
Elizabeth Strouts erzählt so nachhaltig, dass mich das Buch noch einige Zeit beschäftigt.
Das ist gut und tut gut.

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