Ein ganz besonderer Roman.
„𝐃𝐢𝐞 𝐌𝐚𝐠𝐢𝐞 𝐠𝐨𝐥𝐝𝐠𝐞𝐰𝐞𝐛𝐭𝐞𝐫 𝐇𝐞𝐫𝐳𝐞𝐧“ ist ein Roman, für dessen Inhalt und Aussagekraft mir fast die Worte fehlen.
Denn Eleanor Bardilac greift in einem zarten magischen Rahmen, der durchaus originell, frisch ...
„𝐃𝐢𝐞 𝐌𝐚𝐠𝐢𝐞 𝐠𝐨𝐥𝐝𝐠𝐞𝐰𝐞𝐛𝐭𝐞𝐫 𝐇𝐞𝐫𝐳𝐞𝐧“ ist ein Roman, für dessen Inhalt und Aussagekraft mir fast die Worte fehlen.
Denn Eleanor Bardilac greift in einem zarten magischen Rahmen, der durchaus originell, frisch und komplex daherkommt, unglaublich viele wichtige Themen auf – und das auf eine Art, die die Handlung nicht überlädt, hat doch alles und jeder seine Berechtigung, seinen Platz.
Im Buch und in der Welt.
Fangen wir mit der bunten Figurenvielfalt an, die neben diversen Neigungen und queeren Orientierungen auch Merkmale aufweist, die an psychische Erkrankungen erinnern.
So zeigt Lucien bspw. autistische Züge und, wie Celeste, Anzeichen von Hypersensibilität. Zusätzlich schweben u. A. depressive Verstimmungen, dissoziative Persönlichkeitsstörungen und toxische Beziehungen umher. Trauer, Ableismus und Behinderung, Ausgrenzung und Vorurteile.
Menschen, denen ihr Leben lang eingeredet wurde, nicht stark genug, nicht „normal“ zu sein.
Die Autorin legte merklich Wert auf Besonderheiten und (Fein)Gefühl, sponn natürliche, rücksichtsvolle Dynamiken, bricht die gemütliche Atmosphäre durch Ernst, Tragik und skurril-morbide Szenen auf.
Luciens leidenschaftliche Arbeit, die durch Herstellung und Anpassung von Prothesen das Ziel der #inklusion verfolgt, gab der fantastischen Geschichte noch mehr Wichtigkeit und Input.
Genau wie die wirtschaftliche Situation des Landes, die die Frage aufflammen lässt, wer alles am Krieg beteiligt ist und von diesem profitiert?!
Wir treten in ein (Welt)Gefüge, welches sich zeitlich an einem historischen Frankreich anlehnt, in dem Webmagie und Familienbande, Konventionen und Traditionen scheinbar unerlässlich sind. Doch nicht für Lucien, der auf all das pfeifft, und Noel zeigt, dass Familie nicht immer Blut sein muss.
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Da die Geschehnisse aus wechselnder Perspektive dargelegt sind, ist es ein Leichtes, sich in die Protagonisten einzufinden, ihre (Glaubens)Ansätze, inneren Zweifel und deren Ursprung zu erkennen.
Löblich hervorzuheben sind der Umgang mit und das intensive Einbinden von Celeste – die siebenjährige Tochter von Noel. Ihre herrlich trockenen, kindlichen Aussagen brachten mich häufig zum Schmunzeln. Genau wie Luciens Umgang mit Worten und – der Interpretation von – Empfindungen oder Noels Schamgefühl.
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Ich würde den Stil als bildhaft, zart und poetisch beschreiben, für die anvisierte Zeit wurden Ton und Ausdruck authentisch gewählt.
Waren Gegebenheiten und Wirkung der Magie anfangs schwer zu greifen, bindet Bardilac im voranschreitenden Verlauf mehr Hintergrund ein, sodass dieser Aspekt ausreichend und schlüssig zur Geltung kam. Cinq Soleils versprüht Geborgenheit und hüllt die LeserInnen in einen utopischen, sicheren Kokon. Denn obgleich die hier erschaffene Gesellschaft vielen Dingen – wie T*d oder Fleisch – Respekt entgegenbringt, sind Ausgrenzung, Vorurteile, Gier und die deutlichen Machtgefälle unleugbar.
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Stehen zwar die trauernden, durch Zwang verbundenen Protagonisten im Fokus, wurde auch der lebendige Haushalt präsent eingebunden, mit individuellen Facetten und Problemen bestückt. Niemand blieb konturlos – selbst jene nicht, die Zwietracht sähten.
Die Beziehung zwischen Noel und Lucien entwickelt sich sehr langsam und flatterhaft, nicht ohne Konflikte oder Missverständnisse, aber auf eine erwachsene Weise, die emotionale Ausbrüche und Uneinigkeiten ebenso einbindet wie offene Gespräche und Verständnis.
Ich liebte es, ihre ziemliche, elegante Annäherung zu verfolgen, das Aufblühen beider und Noels an- und zur Ruhe kommen auf dem unkonventionellen Gut. Beide wachsen, verfolgen Pläne, doch kann dieses sanfte Band gegen Intrigen und Manipulation, verinnerlichte Glaubenssätze und jedwede (gesellschaftliche) Erwartung standhalten?
„Die Magie goldgewebter Herzen“ ist eine gefühlvolle Geschichte mit vielen wichtigen Aspekten und aktuellen Themen, erzählt vom Loslassen und Freisein, von Akzeptanz und der menschlichen Vielfalt.
Found-Family, Queerness und Liebe treffen auf Gemütlichkeit und bittere Realität.