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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.10.2017

Mit Cy auf Mörderjagd? Immer wieder gern!

Cyrus Doyle und das letzte Vaterunser
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Es ist so herrlich, wenn man mal mit einem entspannten, gut gelaunten, höflichen und moralisch halbwegs gefestigten Kommissar auf Verbrecherjagd gehen kann! Kein Alkohol- oder Drogenproblem, keine undurchsichtige ...

Es ist so herrlich, wenn man mal mit einem entspannten, gut gelaunten, höflichen und moralisch halbwegs gefestigten Kommissar auf Verbrecherjagd gehen kann! Kein Alkohol- oder Drogenproblem, keine undurchsichtige Vergangenheit, keine verlotterte Wohnung. Es ist eine Wohltat Mir ist Cyrus Doyle auch im zweiten Roman der Guernsey-Krimireihe wieder rundum sympathisch und es macht einfach Spaß, ihn bei seinen Ermittlungen zu begleiten – zudem auf dieser wunderschönen Insel.

Ich gebe zu, auch das Fernweh wird gehörig entfacht, wenn man die gekonnt eingeflochtenen Beschreibungen der Sehenswürdigkeiten liest oder sich in Gedanken schon mal Geheimtipps für den Guernsey-Trip notiert (z. B. die Sache mit der Kanalinsel-Währung). Dass ich irgendwann diese Insel sehen muss, stand für mich schon nach Band 1 fest. Nun ist der Wunsch noch größer geworden, einmal in Cy’s Fußstapfen zu treten und über die Strände und durch die hübschen Küstenstädtchen zu wandern.

So langsam knistert es auch ein bisschen zwischen Cy und Pat, seiner Kollegin und Ex-Freundin, oder besser gesagt, Jugendliebe. Cy versucht wirklich sein Bestes, um ihr klare Signale zu senden, ohne sie zu überfallen. Pat dagegen scheint zwischen Herz und Kopf hin und her gerissen und blockt… das kann noch spannend werden

Ich gebe zu, ein reißerischer Krimi ist dieses Buch nicht. Es gibt ein bisschen Action, aber wohl dosiert, und auch das Blutvergießen hält sich in Grenzen. Aber das würde auch nicht zu diesem eher gediegenen Kriminalroman passen. Wobei ich gediegen im positiven Sinne meine. Aber ein kleines bisschen mehr „Druck“ in der Handlung hätte ich noch vertragen können.

Trotzdem freue ich mich schon jetzt auf einen neuen Fall von Cyrus Doyle, der hoffentlich nicht zu lange auf sich warten lässt!

Veröffentlicht am 18.06.2017

Mörderjagd mit Mops – wie immer beste Unterhaltung!

Blutrote Provence
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Der penetrante Unruheständler Albin Leclerc ist mir schon in seinem ersten Fall „Tod in der Provence“ ans Herz gewachsen. In „Blutrote Provence“ erlebt er nun sein zweites kriminelles Abenteuer und auch ...

Der penetrante Unruheständler Albin Leclerc ist mir schon in seinem ersten Fall „Tod in der Provence“ ans Herz gewachsen. In „Blutrote Provence“ erlebt er nun sein zweites kriminelles Abenteuer und auch das war wieder beste Krimi-Unterhaltung.

Albin müsste als Kommissar im Ruhestand ja eigentlich froh sein, nicht mehr in der Nacht wegen eines Falles aus dem Bett geklingelt zu werden, Blut riechen zu müssen oder hässlich verdrehte oder verunstaltete Leichen begutachten zu müssen. Aber – was macht man, wenn man seinen Beruf trotz aller Schwierigkeiten geliebt hat und als Rentner von 100 auf 0 runtergebremst wird? Mit der Oldie-Truppe des Örtchens Boule spielen? Nee, das reicht dem umtriebigen Albin nicht aus und so zapft er alle verfügbaren Quellen an und weiß in der Regel (fast) genauso schnell wie die Polizei, wenn ein Verbrechen begangen wurde. Und dann läuft er zur Hochform aus. Denn jahrzehntelanger Polizeidienst und kriminalistischer Spürsinn lässt sich nicht einfach so ausschalten…

Auch diesmal wieder hat mich Autor Pierre Lagrange, hinter dem ein deutscher Krimi-Autor steckt, mitnehmen können in die flirrende Hitze der Provence. Angesiedelt irgendwo zwischen cosy crime und beinhartem Krimi, weiß der Fall bis zum Schluss mit einem guten Aufbau zu überzeugen. Neben Albin, der sich überall einmischt und von den ehemaligen Kollegen nicht gern gesehen ist, ist auch sein Mops Tyson wieder von der Partie. Mich freut, dass auch hier wieder Tyson das Bild vervollständigt, aber keine tragende Rolle einnimmt (die „tragende Rolle“ hat eher Albin, wenn er Tyson immer in den Kofferraum hieven muss hihi). Ein ermittelnder Mops wäre nicht glaubwürdig und deshalb wird Tyson – aus meiner Sicht zu Recht – im Hintergrund gehalten.

Eine große Rolle spielt diesmal Caterine Castel, eine junge Streifenpolizistin, die früher im Kriminaldienst gearbeitet hat und in die Provence strafversetzt wird. Natürlich findet Albin in seiner gewohnt penetranten Art heraus, was es damit auf sich hat. Und am Ende führt das sogar zu einem mörderisch guten Showdown.

Ein besonderes Highlight sind für mich auch immer Albins Wortwechsel mit Matteo, dem Betreiber seiner Lieblingsbar. Wie die beiden sich hänseln und aufziehen, ist absolut lesenswert und gibt dem Buch bei aller Action dann auch schnell wieder eine lockere Note.

Aus meiner Sicht auch diesmal wieder ein gelungener Mix aus Schmunzeln und Fingernägelkauen… sehr empfehlenswert!

Veröffentlicht am 09.07.2024

Neue unbekannte Welt - Das harte Siedlerleben im 18. Jahrhundert

Savannah – Aufbruch in eine neue Welt
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Auswanderersagas sind in der Unterhaltungsliteratur schon immer beliebt gewesen, auch wenn sie in letzter Zeit von den Romanen aus dem späten 19./ beginnenden 20. Jahrhundert ein wenig verdrängt wurden. ...

Auswanderersagas sind in der Unterhaltungsliteratur schon immer beliebt gewesen, auch wenn sie in letzter Zeit von den Romanen aus dem späten 19./ beginnenden 20. Jahrhundert ein wenig verdrängt wurden. Jetzt hat sich mal wieder eine Autorin an dieses Thema gewagt und die Geschichte ihrer Wahlheimat Georgia aufgearbeitet.

Im Mittelpunkt steht Eleonore, genannt Nellie, die gleich zu Beginn des Buches von ihrem Vater verstoßen wird. Ungewollt schwanger war das junge Mädchen für ihn nur ein Klotz am Bein - und so verlässt sie schweren Herzens ihre jüngeren Geschwister und zieht allein los. Außer einem Cousin hat sie keine Verwandtschaft und so versucht sie sich zu diesem durchzuschlagen - was auch gelingt. Dort wird sie zum Glück aufgenommen, lernt weitere Verwandte und Bekannte kennen und erfährt erstmals etwas wie Familienzusammenhalt - aber auch die Verheißung eines besseren Lebens in einer fernen Kolonie. In deutschen Gefilden hält die junge Schwangere nichts und so macht sie sich auf ins Abenteuer - mit dem Schiff nach Georgia...

Die Autorin schildert in bester Familiensaga-Tradition die Geschichte einer jungen Auswanderin, die viele Abenteuer zu bestehen hat, bis sie sich in einem fernen Land ein neues Leben aufbauen kann. Im Mittelpunkt stehen ihr Kampfgeist und die immer wieder neuen Herausforderungen dieser neuen und vollkommen fremden Welt - mit anderen Pflanzen und Tieren, einem komplett anderem Klima und Krankheiten, die bisher niemand kannte.

Auch das enge Zusammenleben der Siedler führt natürlich immer wieder zu Problemen und unvorhergesehenen Situationen, die - wie in Unterhaltungsromanen üblich - zu ein wenig Drama und Verwicklungen führen.

Das Thema Unterhaltung steht eindeutig im Mittelpunkt der Geschichte und auch wenn die Autorin die wirklich schwerwiegenden Themen der damaligen Zeit - beispielsweise die aufkommende Sklavenhaltung und das Zusammenleben der indigenen Völker mit den Siedlern - thematisiert, geschieht das nach meinem Dafürhalten doch sehr „weichgespült“. Hier hätte ich mir noch mehr Authentizität gewünscht (auch wenns wehtut und vielleicht dadurch für einige Handlungsstränge kein Happy End möglich ist…). Denn das wahre Leben war mit Sicherheit nicht so gnädig wie Nellie zu ihrem Sklavenpaar Grover und Destiny… Sie hatten mit der Protagonistin als ihrer „Herrin“ verdammt viel Glück - ich denke das spiegelt nicht die wahren Schicksale der allermeisten farbigen Personen dieser Zeit wieder (kleine Anmerkung: wer zu diesem Thema einen richtig tollen Roman lesen möchte - greift zu „Das Gemälde“ von Geraldine Brooks!). Und auch die Situation zwischen der indigenen Bevölkerung und den Siedlern wird doch sehr wohlwollend geschildert - ich bin mir nicht sicher ob das die damaligen Realitäten wiederspiegelt.

„Savannah“ ist ein wenig „In einem fernen Land“, ein wenig „Vom Winde verweht“ (Sophie!), ein wenig „Fackeln im Sturm“ und ein wenig „Der mit dem Wolf tanzt“… aber alles verpackt in einen Unterhaltungsroman der genau auf die Vorlieben deutscher Leser*innen und den deutschen Buchmarkt zugeschnitten ist. Eine schöne Lektüre für den Urlaub - um sich mit dem Thema aber kritisch auseinanderzusetzen, müsst ihr andere Bücher zu diesen Themen lesen.

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Veröffentlicht am 25.06.2024

Wohlfühlroman nach Goslings bewährtem Strickmuster

Forgotten Garden
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Sharon Goslings Wohlfühlromane haben mich schon zwei Mal begeistert und so wollte ich auch den neuesten Streich der Autorin unbedingt lesen. Doch statt mich zu überraschen, setzte sie in diesem Roman auf ...

Sharon Goslings Wohlfühlromane haben mich schon zwei Mal begeistert und so wollte ich auch den neuesten Streich der Autorin unbedingt lesen. Doch statt mich zu überraschen, setzte sie in diesem Roman auf Altbewährtes und konnte mich daher nicht mehr ganz so in Begeisterung versetzen wie mit ihren vorherigen Büchern – denn ich hatte das Gefühl, dass es kaum etwas Neues gab.

Da ist eine Protagonistin mit Selbstzweifeln (Luisa), eine neue Chance an einem unverhofften Ort (Collaton im Nordwesten Englands), ein potentieller Love Interest (Lehrer Cas), eine spröde Jugendliche mit Problemen, die im Laufe des Buches zu sich selbst findet (Harper) und eine Gemeinschaft von Menschen, die mit der Zeit zusammenwächst und von gegenseitiger Hilfe und Unterstützung geprägt ist. Mit fast genau den gleichen Zutaten war schon der letzte Roman der Autorin an den Start gegangen und hatte wunderbar funktioniert. Auch diesmal geht das Rezept auf und es entfaltet sich ein Wohlfühlroman, in den man sich fallen lassen kann.

Nur ist es eben nichts Neues mehr, nichts Überraschendes, und ich hatte einfach das Gefühl alles so ähnlich doch schon einmal gelesen zu haben – auch wenn das Thema natürlich ein ganz anderes ist als im letzten Buch und somit trotzdem ein gewisser Unterschied besteht. Aber – um mal metaphorisch zu sprechen: wenn ich Nudeln mit Tomatensoße geliebt habe und jetzt Reis mit Tomatensoße esse, schmeckt es immer noch – aber es bleibt eben auch Tomatensoße und bringt keinen neuen Geschmack…

Deshalb wurden meine Erwartungen doch ein klein wenig enttäuscht, denn ich hatte mir vom neuen Buch auch neue Ideen und eine neue Storyline versprochen – doch alles war recht vorhersehbar. Die Geschichten der Nebenfiguren kamen diesmal etwas kurz für mein Empfinden – es drehte sich doch alles sehr zentriert um Luisa, Cas und Harper.

Das heißt nicht, dass ich das Buch schlecht fand. Es hielt, was es versprach: eine Feel-good-Story mit Gemeinschaftsgefühl und einem kleinen Kribbeln zwischen den Protagonisten. Nette Unterhaltung - nicht mehr und nicht weniger.


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Veröffentlicht am 21.06.2024

Die „Jungferndiebe“

Season Sisters – Sommerstürme
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Anna Helford nimmt uns auch im zweiten Teil ihrer Season Sisters-Reihe wieder mit nach England und Wales. In diesem zweiten Roman der Reihe wird Summers Geschichte erzählt. Außerdem gibt es auch hier wieder ...

Anna Helford nimmt uns auch im zweiten Teil ihrer Season Sisters-Reihe wieder mit nach England und Wales. In diesem zweiten Roman der Reihe wird Summers Geschichte erzählt. Außerdem gibt es auch hier wieder einen zweiten, historischen Erzählstrang - diesmal mit einem sehr interessanten Hintergrund.

Summer ist Grundschullehrerin und als ein neues Mädchen an ihre Schule kommt, wird sie hellhörig. Denn die kleine Phoebe scheint mit ihrem Vater, einem Musiker, ein sehr unstetes Leben zu führen. Nach Summers eigenen Kindheitserfahrungen ist dies eine Situation, die sie mit allen Mitteln zu verhindern versucht. Doch wie so oft kommt es anders und Bryan Chapman ist irgendwie doch nicht so ein verantwortungsloser Vater, wie es zunächst den Anschein hatte... Als Bryan sie um Hilfe bei der Aufklärung eines mysteriösen Erbes bittet, lernen Summer und er sich näher kennen - und ergründen gleichzeitig die interessante Geschichte der „Thieves of virgins“.

Mir hat dieser leichte Roman auf zwei Zeitebenen wieder viel Spaß gemacht. Während man bei Summers und Bryans Geschichte aber schnell weiß, wohin der Hase hoppelt und auch nicht wirklich überrascht wird, sieht es im historischen Strang schon anders aus.

Mir war zunächst nicht klar, was es mit der Serie an Kunstdiebstählen auf sich hat. Bei den Beutezügen der mysteriösen Bande verschwindet immer auch ein weibliches Mitglied des Haushalts, sei es die Hausherrin, Tochter oder eine Dienstmagd und wird nie wieder gesehen. Ich konnte mir keinen Reim darauf machen, doch die Idee hinter dieser Bande fand ich wirklich pfiffig und nachvollziehbar. Was ich nicht so nachvollziehbar fand, war die Art und Weise, wie die Bande sich gründete und wie deren erster Coup dargestellt war. Ich kann leider nicht mehr dazu sagen, ohne zu viel zu verraten - das muss man selbst lesen und sich ein Urteil bilden.

Auch die geheimnisvolle Bewohnerin des Mysterious House blieb für mich etwas auf der Strecke - insbesondere die Art, wie am Schluss für ihr weiteres Auskommen gesorgt werden sollte, kam mir etwas an den Haaren herbeigezogen vor - als bräuchte man nur mal schnell eine Idee und alles ist schick... Die genannte Idee ist aus meiner Sicht zum schnellen Geld verdienen aber sehr ungeeignet und zudem noch sehr langwierig bis überhaupt mal Geld fließt, befürchte ich... kurzum, es passte für mich als Lösung nicht wirklich nachvollziehbar in die Geschichte rein.

Die Liebesgeschichte im historischen Teil war mir etwas zu lang gezogen - da habe ich mich schon ab und zu dabei ertappt wie ich die Augen gerollt und mir gewünscht habe, dass endlich mal was voran geht... selbst unter Berücksichtigung der Standesunterschiede und der damaligen Konventionen erschien mir das doch etwas zu weit gestreckt.

Trotz dieser kleinen Ecken und Kanten, die ich beim Lesen dieses Romans gespürt habe, war es doch ein sehr unterhaltsamer Ausflug nach Großbritannien. Insbesondere die Idee hinter den „Thieves of virgins“ fand ich außerordentlich gelungen. Und im Vergleich mit Band 1 mochte ich diesen 2. Teil sogar noch ein bisschen lieber :)

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