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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.07.2024

Der Weg zum Ich und Uns

Wir sind wild und wunderbar
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70 / 100
Es muss einen guten Grund geben, weshalb nicht wenige Menschen irgendwo auf der Welt Tage, Wochen und Monate damit verbringen, eine Route abzuwandern. So geht es auch den beiden Protagonisten, ...

70 / 100
Es muss einen guten Grund geben, weshalb nicht wenige Menschen irgendwo auf der Welt Tage, Wochen und Monate damit verbringen, eine Route abzuwandern. So geht es auch den beiden Protagonisten, die beide mit unterschiedlichen Motiven und ebenso unterschiedlichen Wesenszügen unterwegs sind.

Sicherlich, auch wenn die beiden Persönlichkeiten ihr angebliches Alter in den Endzwanzigern nicht immer anzumerken ist und den Hochs und Tiefs das Schema F bei Liebesgeschichten seinen Schatten vorauswirft: Im Vergleich entwickelt sich die Story gemächlich, ist ordentlich bestückt, aber nicht überladen mit Details und nimmt sich Zeit, um die Charaktere und ihre Hintergründe zu illustrieren. Ich finde zwar, dass manche Aspekte, etwa die Begegnung mit Homofeindlichkeit, eher künstlich eingeschoben wirken und die Misskommunikation vor allem zum Ende hin beinahe repetitiv wirkt, aber so ist die menschliche Irrationalität bei letzterem nun mal.

Das Ende kommt leider relativ plötzlich (und durch den Epilog zwar wohlig, aber auch etwas plump) daher und spart ein paar aus meiner Sicht wesentliche Gesichtspunkte aus, aber hey: Vielleicht bekommen Lex und Ben noch eine weitere, eigenständige Geschichte (zu klärende Sachverhalte wären noch genug da). Die verfassende Person hat bereits den dritten Band des Universums veröffentlicht, in dem die beiden wohl auch kurz auftreten – aber ich hänge mich an die Hoffnung, irgendwann eine direkte Fortsetzung zu bekommen. Die Charaktere sind es wert.

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Veröffentlicht am 06.11.2024

Tief unten und der Blick nach vorn

Samuel Koch - Zwei Leben
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67 / 100
Sicher, in nüchterner Betrachtung könnte man über Samuel Koch und seine Risikobereitschaft herziehen. Nichtsdestotrotz teilt er sehr eindrücklich, inwieweit er bis zuletzt Skrupel vor seinem Auftritt ...

67 / 100
Sicher, in nüchterner Betrachtung könnte man über Samuel Koch und seine Risikobereitschaft herziehen. Nichtsdestotrotz teilt er sehr eindrücklich, inwieweit er bis zuletzt Skrupel vor seinem Auftritt bei „Wetten, dass..?“ hatte und wie es ihm vorher, währenddessen und nachher erging.

Dass am Ende eine unberechenbare, unglückliche Kette von Ereignissen einen Herzblutsportler in die äußerst eingeschränkte Manövrierfähigkeit bringt, hätte niemand ahnen können. Statt länger im Sumpf der negativen Gefühle zu verharren, macht Samuel anderen und sich selbst mit diesem Buch Mut und zeigt Perspektiven auf. Elementar ist das Darüberreden, um Berührungsängste aller Art loszuwerden.

Wie es beim adeo-Verlag üblich ist, spielt Glaube eine nicht ganz unwesentliche Rolle, doch von Anfang an ist deutlich zu merken, dass Samuel wie von seinen Eltern gelernt niemandem seine Sicht auf das Leben aufzwingen möchte. Auch dass das Buch voller Selbstbeweihräucherung sei, kann ich nur verneinen – die meisten positiven Stimmen zu seiner Person kommen von Menschen, die ihn auf seinem neuen Weg begleite(te)n.

Allein die wenigen Seiten, die ein gewisses Auslassen und Abflachen mancher Situation unabdingbar machen, lassen das Buch etwas gehetzt wirken. Allerdings hat Samuel bisher noch drei weitere (Sach-)Bücher geschrieben, die ich mir sicher bald vornehmen werde.

Ich finde, er zeigt auf, dass wir uns alle mit einem gesunden, beweglichen Körper immer wieder zur Dankbarkeit mahnen sollten, wenn das für uns selbstverständlich erscheint.

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Veröffentlicht am 27.06.2024

Die Geister, die ich nicht rief

Unheimlich nah
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71 / 100
Drei Jahre nach seinem ersten Buch zum Thema schiebt Johann Scheerer einen deutlich autobiografischen Roman hinterher.

Angenehmerweise schließt die Geschichte unmittelbar an den Post-Entführungsaufenthalt ...

71 / 100
Drei Jahre nach seinem ersten Buch zum Thema schiebt Johann Scheerer einen deutlich autobiografischen Roman hinterher.

Angenehmerweise schließt die Geschichte unmittelbar an den Post-Entführungsaufenthalt in den USA an, dabei bleibt es allerdings auch, denn ansonsten gibt es oft zeitliche Sprünge, und sei es nur für die eine oder andere Anekdote. Der Schreibstil ist weiterhin ansprechend, das Folgen der Handlung nur gelegentlich bei den genannten Zeitsprüngen schwierig.

Es spricht für den Autor, sich nicht weiter den (Ver)urteil(ung)en der Leserschaft auszusetzen, indem er das vorliegende Buch als Roman klassifiziert und der Anteil an realen Begebenheiten im Dunklen bleibt. Es bleibt zu wünschen, dass sich vor allem die besonderen schrägen Stories (Stichwort Verstärker) bei all dem Unheil, dass die Rahmengeschichte mit sich brachte, so ähnlich tatsächlich abgespielt haben. Bei der Beschreibung der Jahre, die sich an die eigentliche Entführung anschlossen, bleibt einem doch immer wieder der Atem weg, wenn man sich hineinversetzt.

Der Witz und der Tiefgang der menschlichen Entwicklung sind gut abgewogen und so liest sich das Buch ideal. Nur das Ende, das kommt leider wieder überstürzt (mit einer großen zeitlichen Lücke) und abrupt, bisweilen unvollständig daher.

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Veröffentlicht am 26.06.2024

Draußen und doch im Keller

Wir sind dann wohl die Angehörigen
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73 / 100
Dieselbe Geschichte, zwei Perspektiven. 22 Jahre nach seinem Vater schreibt der Sohn von Jan Philipp Reemtsma seine Erlebnisse für die Öffentlichkeit nieder.

Es wird leider nicht klar, anhand ...

73 / 100
Dieselbe Geschichte, zwei Perspektiven. 22 Jahre nach seinem Vater schreibt der Sohn von Jan Philipp Reemtsma seine Erlebnisse für die Öffentlichkeit nieder.

Es wird leider nicht klar, anhand welcher Eindrücke das Buch entstanden ist (ausschließlich Erinnerungen oder doch tagebuchähnliche Notizen o. Ä.). Dennoch sind die geschilderten Ereignisse plastisch, nahbar und vor allem ohne besonders viel Füllstoff. Gerade durch die kindliche Sicht wird besonders deutlich, welche Fürchterlichkeit sich in den Menschen abgespielt haben muss, die in irgendeiner Weise näher mit dem Entführungsfall zu tun hatten.

Vor allem durch das Ineinandergreifen mit dem Buch seines Vaters, also aus der tatsächlichen Situation im Keller, eine gelungene, wenn auch allzu kurz geratene Nacherzählung.

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Veröffentlicht am 13.06.2024

Der steile Weg zurück

Tsunami im Kopf
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67 / 100
Max gibt uns Einblicke in die neue, unfreiwillig eingenommene Position, von der aus sich sein Leben ohne große Möglichkeit des Einschreitens nach seiner Hirnblutung abgespielt hat.

In mühevoller ...

67 / 100
Max gibt uns Einblicke in die neue, unfreiwillig eingenommene Position, von der aus sich sein Leben ohne große Möglichkeit des Einschreitens nach seiner Hirnblutung abgespielt hat.

In mühevoller Kleinarbeit lässt er ausgewählte Ereignisse seiner Rehabilitation (und dem Weg dorthin) Revue passieren und spart dabei urplötzlich wesentlich gewordene Details wie ein Speicheltropfen auf seinem unbeweglichen Körper nicht aus.

Das Buch zeigt, dass in seiner medizinischen Versorgung wahrlich nicht alles perfekt lief, aber es zeigt auch viel Aufopferung seiner Familie und seinen starken Willen, sich nicht für immer unverändert mit der Situation abzufinden. Dabei spielt er neben all der bitteren Ernsthaftigkeit auch mit Ironie und Sarkasmus, was die Thematik deutlich auflockert. Dass die Zerstückeltheit der Erzählung dem Folgen der Geschichte ein wenig im Weg steht, ist als notwendiger Wermutstropfen anzusehen.

Ich wünsche ihm nach wie vor die größtmöglichen Fortschritte für seine Genesung und bin gespannt, inwieweit er seine angestrebte Schriftstellerkarriere weiter verfolgt (im November 2023 erschien sein erstes fiktionales Werk, das ich mir bei Gelegenheit zu Gemüte führen möchte).

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