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Veröffentlicht am 27.06.2024

Aufbruch in einen neuen Lebensabschnitt

Auf allen vieren
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Sie ist Mutter, Ehefrau, Künstlerin und gerade 45 geworden.
Um aus ihrem Trott auszubrechen, schenkt sie sich selbst einen Trip nach New York. Zwei Wochen nur sie und das Auto, keine Verpflichtungen, Zeit ...

Sie ist Mutter, Ehefrau, Künstlerin und gerade 45 geworden.
Um aus ihrem Trott auszubrechen, schenkt sie sich selbst einen Trip nach New York. Zwei Wochen nur sie und das Auto, keine Verpflichtungen, Zeit um zu sich selbst zu kommen.
So war zumindest der Plan. Weit kommt sie nicht, verliebt sich Hals über Kopf in Davey, der ihr an der Tankstelle die Autoscheiben säubert und mietet sich kurzerhand in ein Motel ein, welches nur eine halbe Stunde von ihrem Zuhause entfernt ist. Sie gestaltet ihr Zimmer für 20.000 € um und hinterfragt in diesen zwei Wochen ihr ganzes Leben, vor allem aber ihre Sexualität.
Auch nach ihrer Rückkehr, kommt sie nicht so ganz wieder an, hat Schwierigkeiten sich im Familienleben einzufinden und versucht ganz neue Wege zu gehen.
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Was ich von dem Buch erwartet habe: eine witzige Roadtrip-Story…
Was ich bekommen habe: Etwas ganz anderes…
Etwas, was ich vor allem erstmal ein bisschen sacken lassen musste, bevor ich darüber schreiben konnte, da mein erster Impuls des Ausdrucks nicht unbedingt positiv ausgefallen wäre, aber ich im Nachgang doch recht überzeugende Ansätze gefunden habe.
Miranda July schreibt über den Lebensabschnitt von Frauen, in welchem viel (oder alles?) hinterfragt wird. Sie schreibt über Sexualität oder das Finden dieser, über weibliche Selbstbestimmung, über Trauma. Sie schreibt über patriarchale Strukturen, die Institution der traditionellen Ehe und dem Aufbrechen von genau diesen Strukturen, um ein Lebensmodell zu entwerfen, das frei ist von Konventionen und trotzdem eine gewisse Sicherheit bietet.
Dies alles tut sie mal überaus witzig, mal sehr tiefgründig und nimmt dabei kein Blatt vor den Mund.
Gerade die Abschnitte, in denen sie die Verarbeitung des Beinahe-Todes des Kindes ihrer Protagonistin und auch noch Jahre später andauernden Flashbacks, beschreibt, empfand ich als sehr intensiv und besonders. Auch die Symtome, die mit einem sinkenden Hormonspiegel und überhaupt mit der Phase vor und während der Menopause einhergehen, fand ich spannend, teils beängstigend, aber auch mutmachend. Es hilft auf alle Fälle einen Einblick zu bekommen, was eventuell auf mich zukommen könnte.
Was mir persönlich nicht gefallen hat, waren die expliziten Szenen, die mit dem sexuellen Erwachen der Protagonistin einhergingen. Ich les soetwas einfach nicht gern und hätte es in dem Ausmaß und Detailtiefe auch eher nicht erwartet bei diesem Roman.
Mal davon abgesehen, mochte ich den Roman sehr gern, vor allem die Diversität, die er widerspiegelt hat mir sehr gut gefallen und auch die tiefen Einblicke in die weibliche Psyche fand ich gut gemacht.

Veröffentlicht am 16.08.2021

Auf einen Neuanfang

Wir für uns
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Wir für uns ist ein bewegender Roman, welcher aufzeigt, dass das Schiksal unergründlich ist und genau weiß, was es tut. Es bringt Menschen zusammen, die auf den ersten Blick nichts miteinander gemein haben ...

Wir für uns ist ein bewegender Roman, welcher aufzeigt, dass das Schiksal unergründlich ist und genau weiß, was es tut. Es bringt Menschen zusammen, die auf den ersten Blick nichts miteinander gemein haben und erzählt auf wunderbare Weise von Freundschaft, Liebe und Neuanfang.

Josie ist Anfang 40 und lebt seit 9 Jahren mehr oder weniger mit Bengt zusammen. Sie führen eine sehr merkwürdige Beziehung und sehen sich nur Dienstags, wenn Bengt sich von seiner eigentlichen Familie loseisen kann. Josie nimmt dies jahrelang so hin, stellt ihre eigenen Bedürfnisse zurück und lebt nur für diesen einen Wochentag, aber die ungewollte Schwangerschaft ändert alles. Die Entscheidung für das Kind und damit gegen Bengt, stellt sie vor Herausforderungen bedeutet aber auch einen Neuanfang.
In der Entscheidungsphase trifft sie , durch einen Zufall, auf Kathi. Sie hat gerade erst ihren Mann verloren und schottet sich von allen ab, freundet sich aber schnell mit Josie an.
Gemeinsam meistern die beiden Frauen die schwierige Phase in ihrem Leben.

Barbara Kunraths Schreibstil ist sehr angenehm und leicht zu lesen. Mit viel Gefühl geht sie auf schwierige Themen ein und es macht Spaß die Entwicklung der Protagonisten zu verfolgen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.06.2021

Sehr wertvolle Aussagen fürs Leben

Den Mund voll ungesagter Dinge
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Ich bin das alles.
Und das ist erst der Anfang.

Sophie hatte es bisher in ihrem Leben nicht leicht. Ihre Mutter hat sie kurz nach der Geburt verlassen und sie lebt seitdem mit ihrem Vater allein. Sie ...

Ich bin das alles.
Und das ist erst der Anfang.


Sophie hatte es bisher in ihrem Leben nicht leicht. Ihre Mutter hat sie kurz nach der Geburt verlassen und sie lebt seitdem mit ihrem Vater allein. Sie fühlt sich einsam, ungeliebt und kompensiert das, indem sie wahllos mit Jungs schläft. Es hinterlässt jedesmal eine Leere in ihr, aber sie kann es auch nicht lassen. Es ist wohl eine Art Bestätigung für sie.
Als wäre es nicht schon schlimm genug, dass ihr bester Freund Lukas vor ein paar Monaten nach Paris zu seiner Freundin gezogen ist, steht nun ihr eigener Umzug von Hamburg nach München an. Ihr Vater hat eine Frau kennengelernt und möchte, kurz vor den Abi-Prüfungen, nun zu ihr und ihren beiden Söhnen ziehen.
Sophie möchte das alles nicht und versucht anfangs dagegen zu spielen. Dies ändert sich schlagartig, als sie Alex, das Nachbarsmädchen kennenlernt. Die beiden Freunden sich an, aber es fühlt sich nicht wie eine normale Freundschaft an...

Den Mund voll ungesagter Dinge beschreibt auf sehr schöne und einfühlsame Art den Weg einer jungen Frau. Sie ist auf der Suche nach sich selbst und muss auf dem Weg dahin einige Hürden überwinden.
Die Protagonistinnen Sophie und Alex sind sehr sympathisch. Sie sind ganz normale Teenager und man kann sich gut in sie hineinversetzen. Beide sind in einer Findungsphase, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Die Beschreibungen der Gedankengänge lassen sich gut nachvollziehen, vor allem, wenn man selbst mal ein 17-jähriges Mädchen war
Die Geschichte spiegelt sehr gut die Zerrissenheit, Unsicherheit, aber auch Freude, und Begeisterungsfähigkeit von Jugendlichen wieder. Sie ist ein Abbild der Zeit, mit allen Höhen und Tiefen, die eine Selbstfindungsphase mit sich bringt.

Das eigentliche Thema, die Liebe zwischen zwei Mädchen, wird zwar gut aufgefasst und beschrieben, aber meiner Meinung nach wird hier sehr schwarz/weiß gemalt. Dieses Thema ist so vielfältig und hätte gern etwas ausführlicher und von mehreren Blickwinkeln betrachtet werden können.

Der Schreibstil von Anne Freytag ist sehr gut. Ich habe das Buch in 4 Tagen durchgelesen Sie versteht es sich in die Phsyche von Jugendlichen hinein zu versetzen.

Ich lege dieses Buch allen ans Herz, die noch nicht so richtig heraus gefunden haben, wer sie sind. Und damit meine ich nicht nur Jugendliche. In jedem Alter sind die übermittelten Aussagen des Buches richtig und wichtig.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.06.2024

Familie und andere Probleme

Der Hund des Nordens
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Penny‘s Leben ist ein großes Chaos. Gerade hat sie ihren Mann verlassen und sitzt nun gewissermaßen auf der Straße. Da kommt ihr das Angebot in einem Van zu schlafen gerade richtig. Als wäre das nicht ...

Penny‘s Leben ist ein großes Chaos. Gerade hat sie ihren Mann verlassen und sitzt nun gewissermaßen auf der Straße. Da kommt ihr das Angebot in einem Van zu schlafen gerade richtig. Als wäre das nicht schlimm genug, muss sie sich auch noch mit ihrer dementen Großmutter auseinandersetzen, die keinerlei Einsicht zeigt, dass alleine leben keine Option ist. Auch bei ihrem Großvater und seiner wesentlich jüngeren, absolut unsympathischen Ehefrau gibt es Probleme und dann sind da ja auch noch die vor fünf Jahren in Australien verschwundenen Eltern und ein Erzeuger der der sich seit Jahren als Stalker entpuppt.

„Der Hund des Nordens“ war schon der zweite Roman dieses Jahr, bei dem ich mich auf eine lustige Roadtrip-Story gefreut habe und irgendwie nicht das bekommen habe, was ich erwartet habe…
Lustig war es auf jeden Fall. Durch die ganzen Verstrickungen und familiären Probleme fühlt man sich jederzeit gut unterhalten. McKenzies Stil ist locker und leicht, bringt einen zum schmunzeln und liest sich weg wie nichts.
Die Protagonist*innen sind allesamt ein bisschen strange, was an der ein oder anderen Stelle aufgesetzt wirkt, sicherlich aber auch einfach dem Genre geschuldet ist. Der Roman will unterhalten und bedient sich dabei an Übertreibung und Stereotypen, erreicht dadurch aber definitiv sein Ziel.
Für eine Roadtrip-Story war es mir tatsächlich zu wenig Roadtrip, was ich ein bisschen schade fand.
Gut hingegen fand ich die Darstellung der beginnenden Demenz der Großmutter und was diese Erkrankung für Angehörige und Freunde mit sich bringt.
Im Fazit ein guter Unterhaltungsroman mit dem ihr nichts falsch macht, wenn ihr ein bisschen Zerstreuung sucht.

Veröffentlicht am 27.06.2024

Gute Unterhaltung

Das Gegenteil von Erfolg
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„Es ist echt hart, sich ständig bei allem immer so anzustrengen. Ich versuche, eine gute Mitarbeiterin zu sein und eine gute Bürgerin und eine gute Mutter und eine gute Partnerin und eine gute Tochter ...

„Es ist echt hart, sich ständig bei allem immer so anzustrengen. Ich versuche, eine gute Mitarbeiterin zu sein und eine gute Bürgerin und eine gute Mutter und eine gute Partnerin und eine gute Tochter und eine gute Freundin und ein guter Mensch - oder überhaupt ein Mensch!“ - S.114

Lorrie und Alex kennen sich seit Ewigkeiten. Während die ein hochbegabt, Mutter und fest in der Stadverwaltung verwurzelt ist, versucht sich die andere als Künstlerin über Wasser zu halten und schlittert von einer fragilen Beziehung in die nächste.
Für Lorrie sollte es ihr großer Tag werden. Mit ihrem Projekt „Green Cities“ wollte sie sich einen Traum erfüllen und dies auch als Aufstiegschance nutzen, aber nachdem die Stelle jemand anderes bekommt, läuft irgendwie der ganze Tag schief.
Alex beginnt derweil Hals über Kopf eine Affäre mit der Frau von Lorries Exfreund, der noch dazu der Anwalt des Geldgebers für „Green Cities“ ist.
Als dann auch noch Unweltaktivisten auf den Plan treten, ist die Katastrophe perfekt.
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Wie viel kann an einem einzelnen Tag schon schief laufen??? Eleanor Elliot Thomas nach eine ganze Menge…
Wir alle kennen diese Tage, wo man sich schon beim aufstehen sagt, dass es besser wäre liegen zu bleiben und am Ende des Tages sich genau darin bestätigt fühlt.
Auch wenn die Geschichte rund um Lorrie und Alex doch sehr überspitzt ist, geht es genau um solche Tage. Tage die von vornherein zum Scheitern verurteilt sind, Tage die man am liebsten aus dem Gedächtnis streichen will.
Mit Alex und Lorrie treffen wir auf zwei Protagonsitinnen, die sehr unterschiedliche Einstellungen zum Leben haben. Lorrie ist perfektionistisch, will es allen Recht machen, fühlt sich jedoch schnell überfordert in ihrer Rolle. Alex dagegen lebt in den Tag hinein, lässt sich treiben, vermeidet Verantwortung. Beide sind Stereotype, die nicht viel Platz für Spekulationen lassen, was ich für einen Unterhaltungsroman jedoch in Ordnung finde.
Mit viel Witz und Charme leitet mich die Autorin durch die Erzählung, immer mal wieder denke ich mir: könnte dir auch passieren.
Der Stil ist schön flüssig, ein paar Themen, wie bspw. Umweltschutz, toxische Partnerschaften, Depression, werden am Rande angekratzt, an Tiefe mangelt es aber.
Im Fazit ist es ein gutes Buch für zwischendurch, perfekt für alle die mal abschalten und bisschen Spaß haben wollen.