Als Alexandra Bröhm, Autorin, Journalistin und Historikerin vor einige Zeit erfahren hat, dass in einem seit längeren bekannten Kriegergrab kein Mann, sondern eine Frau bestattet worden ist, ist für sie klar, die Geschichte einer dieser Kämpferinnen erzählen zu wollen. Das Ergebnis ist die zweiteilige Geschichte rund um die fiktive Yrsa.
„Yrsa ist eine junge Wikingerin, die sich seit vier Jahren allein um ihrem Bruder Sjalfi kümmert. Schmerzvoll haben die beiden ihre Mutter verloren. Als Yrsa eines Tages von der Jagd nach Hause kommt, ist Sjalfi verschwunden. Verzweifelt macht sie sich auf die Suche und den gefährlichen Weg nach Haithabu: durch dunkle Wälder, auf ihren Fersen ein Mann, der sie aufhalten will. Doch Yrsas Traum war immer schon, eine Kämpferin zu werden. Und dies hier wird ihr erster Kampf sein: gegen die unwirtliche Natur, gegen Männer, deren Geheimnisse sie nicht aufdecken soll, für den Glauben an das Gute. Und für die Liebe zu dem jungen Krieger Avidh.“
Der Klappentext (siehe oben) hat mich neugierig auf diesen Zweiteiler gemacht, steht doch eine junge Frau im Mittelpunkt der Geschichte. Yrsa, die mit ihrem kleinen Bruder ohne Eltern am Rande der Gesellschaft lebt, will unbedingt eine Kriegerin werden. Die Idee dahinter hat mir sehr gut gefallen. Doch leider bin ich ein wenig enttäuscht worden.
Warum sie glaubt, eine Kämpferin sein zu müssen, kommt nicht eindeutig heraus. Sie übt zwar den Umgang mit Pfeil und Bogen, doch den richtigen Gebrauch der Streitaxt kennt sie nicht. Dass sie sich wehrt, als Nebenfrau eines zwielichtigen Mannes, ihr Leben zu fristen, kann ich gut verstehen.
„Ich möchte Kriegerin werden. Ich wollte das immer schon, rennen, schlagen, kämpfen und toben.“
Die Geschichte ist im Präsens verfasst, was vermutlich den Eindruck erwecken soll, das Geschehen quasi live zu erleben. Der Schreibstil hat mich jetzt nicht unbedingt beeindruckt. Manche Sätze wiederholen sich mehrfach. Ja, wir wissen es schon: Yrsa will ihren Bruder finden, will nicht heiraten, also zumindest weder Torbjörn, Njáll noch Ingvar. Bei Avidh hat sie dann Herzerl in den Augen und Schmetterlinge im Bauch, so dass sie alle vorherigen guten Vorsätze über Bord wirft.
Der stellenweise ausführliche Streifzug durch die nordische Mythologie ist interessant. Wer noch nie davon gehört hat, wird schnell überfordert sein. Da wäre ein Verzeichnis der wichtigsten Götter ebenso hilfreich gewesen wie ein Personenverzeichnis.
Die Charaktere finde ich wenig sympathisch. Vor allem Yrsa, die leider-Nein-Heldin wirkt stellenweise wie ein trotziges Kleinkind. Sie handelt unüberlegt und ohne viel Nachzudenken. Keine gute Ausgangsposition den verschwundenen Bruder zu finden.
Die Männer entsprechen den Stereotypen: saufen, sich prügeln, auf viking (also auf Raubzug fahren) und sich Frauen gegenüber mehr als übergriffig verhalten.
Im Nachwort erzählt Alexandra Bröhm, die Autorin, Journalistin und Historikern ist, dass es nur wenige schriftliche Informationen über die Wikinger gibt, und die vorhandenen Texte sind erst viel später und von Besiegten geschrieben. Das ist, wie man weiß, sehr ungewöhnlich, denn üblicherweise schreibt die Sieger Geschichte. Außerdem muss man die Geschichte der Wikinger teilweise neu schreiben, denn in letzter Zeit hat man anhand von DNA-Analysen von Skeletten entdeckt, dass in einem seit längeren bekannten Kriegergrab kein Mann, sondern eine Frau bestattet worden ist. Da war für die Autorin klar, die Geschichte einer dieser Kämpferinnen erzählen zu wollen.
Das Cover springt durch die Farbe pink gleich ins Auge. Warum allerdings der Untertitel der deutschen Ausgabe in englischer Sprache sein muss, entzieht sich meiner Kenntnis. Immerhin ist die Autorin Deutsche. Ich befürchte, den zweiten Teil (Cover diesmal in türkis) werde ich nicht lesen. Für Interessierte: „Yrsa. Journey of Trust“.
Fazit:
Leider entspricht dieser historische Roman nicht ganz meinen Erwartungen und Ansprüchen. Daher kann ich nur knappe 3 Sterne vergeben.